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Die Ligue 1 startet in die Restsaison: Was bisher geschah

27. Dezember 2022 | Trending | BY Manuel Behlert

Die Ligue 1 startet nicht einmal zwei Wochen nach dem Ende der WM 2022 in ihre restliche Saison. Wieder einmal ist Branchenprimus Paris Saint-Germain das Team, das von allen anderen gejagt wird. Zu den „Jägern“ gehören einige Überraschungsmannschaften, die bisher auf sich aufmerksam machten. Gleichzeitig gehörten auch Enttäuschungen dazu. 

Doch wer sind diese Überraschungen, was zeichnet diese Klubs aus? Welche Highlights gab es bisher in der Saison in der Ligue 1? Und steht PSG zurecht an der Spitze, was hat sich dort unter Christophe Galtier (56) verändert? Wir blicken zurück auf die bisherigen Ereignisse in dieser Saison.



Ligue 1: So lief die Saison bisher

Schon zum Auftakt in die Saison zeigte sich, dass die Ligue 1 wieder einmal Spektakel bereithalten kann. Gleich in fünf Spielen fielen fünf Tore am ersten Spieltag, der erste Tabellenführer hieß PSG, das gleich mit 5:0 bei Clermont Foot gewann. Auch am zweiten Spieltag legte PSG offensiv einen beeindruckenden Auftritt hin, traf wieder fünfmal. Am dritten Spieltag gar siebenmal. Der absolute Favorit auf den Meistertitel unterstrich seine Ambitionen von Beginn an. Und im Verlaufe der Saison zeigte sich, dass das oft als fragil geltende Starensemble um Neymar (30) unter dem neuen Trainer offenbar einen Weg gefunden hat, um konstanter Fußball zu spielen. In den letzten Spielzeiten wurde das Team nicht selten von vermeintlichen Außenseiter überrascht, diesmal war das aber nicht der Fall.

Neymar PSG Ligue 1

(Photo by FRANCK FIFE/AFP via Getty Images)

Früh kristallisierte sich auch heraus, dass es nicht unbedingt nur die üblichen Verdächtigen wie Olympique Lyon oder Olympique Marseille sind, die eine gute Rolle in der Ligue 1 spielen können. RC Lens, Stade Rennais, FC Lorient: Diese Teams standen besonders im Fokus. Alle spielten auf einem guten Niveau, alle verfügen über einige gute Spieler und vielversprechende Talente im Kader. Während sie überraschten, trennte sich Olympique Lyon von Trainer Peter Bosz (59), dem es nicht gelingen wollte, die Probleme im Defensivbereich abzustellen. Lyon spielte offensiv mitunter gefällig, riss sich das aber selbst wieder ein, indem zu naiv gespielt wurde.

Auf eine schwache Phase wurde nicht nur in Lyon reagiert. Michel der Zakarian (59) musste Brest im Oktober verlassen, am gleichen Tag entließ Auxerre Jean-Marc Furlan (65). Auch bei Stade Reims gab es einen Trainerwechsel, Oscar Garcia (49) musste seinen Hut nehmen. Angers und Troyes komplettierten mit ihren Entlassungen die bisherigen Trainerwechsel in der Ligue 1. Wiederum andere Klubs, die sich im unteren Bereich der Tabelle tummeln, hielten an ihrem Trainer fest. Die WM-Pause wäre eine gute Gelegenheit für eine Veränderung gewesen. 

Alles rund um die Ligue 1 findet ihr hier 

Branchenprimus PSG und die Jäger

Im Sommer begann bei PSG eine neue Zeitrechnung mit einem neuen Trainer. Natürlich steht der Sieg in der UEFA Champions League ganz oben auf der Liste der Ziele, die Ligue 1 als Tagesgeschäft ist aber auch bedeutend. Ungeschlagen steht die Galtier-Elf derzeit auf der Spitzenposition in der französischen Topliga. Neben Neymar gehören Kylian Mbappe (24) und Lionel Messi (35) zu den Protagonisten beim Topklub, darüber hinaus wurde das Mittelfeld im Sommer klug verstärkt. Die Mischung aus Einzelkönnern, die exzellent performen, einem ballsicheren Mittelfeld, cleveren Defensivspielern und schnellen Außenverteidigern, die wichtig für die Balance sind, machen die Mannschaft in dieser Saison noch einmal stärker als in den letzten Jahren. Deswegen ist die Tabellenführung absolut verdient, wenngleich PSG trotz einer starken Saison „nur“ fünf Punkte Vorsprung hat.

Und das liegt an den guten Jägern. Allen voran dem RC Lens. Elf Siege, nur eine Niederlage, nur zehn Gegentore: Dieser Klub holt bislang das Optimum aus sich heraus und hat die letzten fünf Spiele vor der WM-Pause allesamt gewinnen können. Franck Haise (51) ist der Architekt des Erfolgs, lässt seine Mannschaft mit einem flexiblen System (Dreierkette, zwei Wingbacks, zwei hängende Spitzen) auflaufen und hat gemeinsam mit den Verantwortlichen ein sehr ausgeglichenes Team geformt. Lens wirkt extrem stabil und gefestigt, konnte bisher sogar die Ausfälle, die sich zwangsläufig ergeben haben, kompensieren. 

Ligue 1

(Photo by DENIS CHARLET/AFP via Getty Images)

Nicht nur Lens überzeugt bisher in der Ligue 1. Auch Stade Rennais macht einen guten Eindruck. Dieses Team steht aktuell auf Platz drei, hat ebenfalls länger nicht mehr verloren und ist offensiv noch ein wenig stärker einzuschätzen als Lens. Martin Terrier (25), Kamaldeen Sulemana (20), Jeremy Doku (20), Arnaud Kalimuendo (20) und Amine Gouiri (20): Die Offensive ist jung, quirlig und noch lange nicht am Ende ihrer Entwicklung. Am Ende der Entwicklung ist der FC Lorient auch nicht, musste vor der WM-Pause aber Marseille (aktuell 4.) den Vorzug lassen. Mit Regis Le Bris (47) als neuem Trainer und Terem Moffi (23, zehn Tore) als Torjäger Nummer eins hat das Team aber trotz zuletzt durchwachsener Ergebnisse einen großen Sprung gemacht. 

Enttäuschungen und der Abstiegskampf 

Teams wie die AS Monaco oder Olympique Lyon waren angetreten, um in dieser Saison eine gute Rolle in Frankreich zu spielen. Sie wollten eigentlich die Mannschaften sein, die sich direkt hinter PSG um die Plätze streiten. Doch davon sind beide ein Stück entfernt. Der AS Monaco, aktuell auf Platz sechs stehend, fehlt es an der nötigen Konstanz. Es gibt gute Spiele, einige Highlights, aber auch zu viele Pleiten und Remis, die nun schon für neun Punkte Rückstand auf Platz zwei sorgen. Allerdings ist zumindest der dritte Platz noch in Reichweite und im weiteren Verlauf der Saison kann noch einiges passieren.

In Lyon war die Hoffnung groß, nach der Rückkehr von Corentin Tolisso (28) und Alexandre Lacazette (31) wieder etwas Euphorie entfachen zu können. Doch das war nicht der Fall. Die Bosz-Entlassung wurde schon thematisiert, Nachfolger wurde Laurent Blanc (57). In den fünf Ligaspielen unter ihm gab es sieben Punkte, Lyon ist in der Tabelle noch hinter Monaco zu finden. Die WM-Pause bot nun die Möglichkeit, an wichtigen Stellschrauben zu drehen und einige elementare Dinge einzustudieren. Ebenfalls nicht nach Plan läuft es für den OGC Nizza mit Trainer Lucien Favre (65), auch wenn dieser dank einer leicht positiven Tendenz nicht mehr ganz so kritisch gesehen wird wie nach den ersten Wochen der Saison.

Spannung verspricht in der Ligue 1 natürlich auch der Abstiegskampf. Ab Stade Reims auf dem elften Platz (17 Punkte) sind aktuell eigentlich alle Teams mehr oder weniger gefährdet. Auf dem ersten Abstiegsplatz befindet sich Auxerre (13 Punkte), es folgen Ajaccio (12), Strasbourg (11) und Angers (8). Klubs wie Montpellier, Toulouse und auch Pokalsieger Nantes stecken ebenfalls im unteren Bereich der Tabelle fest. Kaum ein Team aus dem unteren Bereich legte eine gute Bilanz vor der WM-Pause hin, Angers verlor beispielsweise fünfmal in Folge, lediglich Brest hat mit sieben Punkten aus den letzten fünf Spielen einen guten Eindruck hinterlassen. 

Ligue 1: Stars und Talente im Fokus

Einige Spieler haben in dieser Saison in der Ligue 1 besonders auf sich aufmerksam gemacht. Das PSG-Offensivtrio bestach durch Scorerpunkte ohne Ende, aber auch die Lacazette-Rückkehr zu Lyon erwies sich als Volltreffer. Er erzielte neun Tore und bereitete drei weitere Treffer vor. Die gleiche Verteilung der Scorerpunkte gibt es bei Jonathan David (22, Lille) zu sehen, der endlich wieder zu seiner Topform zurückfand. Martin Terrier (25, Stade Rennais) hat sich ebenfalls und en Fokus gespielt, ihm gelangen in einer sehr flexiblen Offensive immerhin acht Tore und drei Vorlagen. 

Zu den spannendsten Talenten gehören Spieler wie Castello Lukeba (20). Der Innenverteidiger von Lyon hat individuell eine hervorragende Entwicklung durchlaufen, gleiches gilt für Teamkollege Malo Gusto (19, Rechtsverteidiger). Sie könnten die nächsten Spieler sein, die OL teuer verkauft. Die Talentedichte in Frankreich ist ohnehin immer sehr hoch, das zeigt sich auch in dieser Saison. Desire Doué von Stade Rennais ist beispielsweise einer der hochveranlagten Spieler. Der 17-Jährige steht bei drei Toren in dieser Saison, sammelte knapp 600 Einsatzminuten. 

Einen ganz besonders spannenden Weg, auch außerhalb der Ligue 1, könnte Elye Wahi (19) einschlagen. Mit seinen 19 Jahren ist der Angreifer schon der wichtigste Spieler bei Montpellier, hat sechsmal treffen können. Ihn sollten die Topklubs aus dem Ausland im Blick haben. Das gilt ebenso für Mama Baldé (27, Troyes), der aufgrund seines Alters kein Talent, aber doch ein Geheimtipp ist. Sieben Tore und vier Vorlagen, ein frecher Auftritt gegen PSG: Das ist seine Empfehlung. Nicht vergessen werden wsollte außerdem Linksverteidiger Quentin Merlin (20, Nantes), der ebenfalls sehr gute Ansätze zeigte. 

(Photo by PASCAL POCHARD-CASABIANCA/AFP via Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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