PSG mit neuem Chef Luis Enrique: Gelingt der Umbruch?

5. Juli 2023 | Trending | BY Jannek Ringen

Mit Luis Enrique hat Paris Saint-Germain einen Trainer vorgestellt, der bereits das Triple gewonnen hat. Die Aufgabe in der französischen Hauptstadt wird aber knifflig. Wo muss der neue Trainer von PSG ansetzen?

Luis Enrique heuert bei PSG an

Wie der französische Meister Paris Saint-Germain heute bekannt gab, wird Luis Enrique (53) neuer Trainer des amtierenden Meisters der Ligue 1. Damit tritt er die Nachfolge von Christophe Galtier (56) an, der nach einem enttäuschenden Jahr mit vielen Nebengeräuschen seinen Platz auf der Trainerbank räumen musste. Der Spanier ist erfahren, erlebte viele Facetten des Trainerdaseins, gewann mit dem FC Barcelona seinerzeit das Triple. Ist dies der Aufbruch in eine neue Zeit in der französischen Hauptstadt?

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Kaderumbruch bei PSG – Weg von den großen Namen

Im Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Bayern München wurde das nicht vorhandene Gleichgewicht im Kader PSGs deutlich. Während in der Offensive mit Lionel Messi (36), Neymar (31) und Kylian Mbappe (24) drei der begabtesten Angreifer der Gegenwart aufliefen, fiel die Mannschaft individuell auf manch anderer Position ab. Die Homogenität und mitunter auch die Tiefe fehlten. Das Aus in der Königsklasse lag unter anderem an der Kaderstruktur, an der zweifelsohne aber auch die letzten Trainer einen Anteil hatten.

Phasenweise sah es wie folgt aus: Auf dem Rasen tummelten sich die Topstars, auf der Bank durften einige Spieler nicht einmal alleine Auto fahren. Damit der französische Meister international wieder konkurrenzfähig wird, bedarf es einen deutlich breiteren Kader. Und eine klarere Strategie. Sportdirektor Luis Campos scheint dies ähnlich zu sehen, wenn man sich die Spieler anschaut, die mit PSG in Verbindung gebracht werden. Mit Lucas Hernandez (27) und Milan Skriniar (28) sollen zwei Innenverteidiger mit viel Erfahrung kommen und die Defensive verstärken. Zudem stehen mit Manuel Ugarte (22), Kang-in Lee (22) und Marco Asensio (27) drei Verstärkungen für das Mittelfeld respektive die Offensive auf dem Plan.

Gelingen diese Transfers, verfügen die Pariser in der kommenden Saison über einen deutlich breiteren Kader, als noch in diesem Jahr. Die Transferpolitik zeigt auch, dass der Verein weg von den großen Namen will. 2021 wurden Messi und Sergio Ramos (37) geholt, damit der Club endlich die Champions League gewinnt. Wie mittlerweile klar ist, wurde daraus nichts und die Spieler konnten nicht vollumfänglich das zeigen, was sie in Spanien abgerufen haben. Dieser Transfersommer könnte nun aber eine neue Ära in Paris einleiten.

PSG muss zum Kollektiv werden

Das Achtelfinale in der Champions League gegen den FC Bayern hat PSG deutlich die Grenzen aufgezeigt. Während die Münchner über ein gutes Kollektiv verfügten, gemeinschaftlich verteidigten und angriffen, war auf Seiten der Pariser nichts davon zu sehen. Messi, Neymar und Mbappe verteidigten quasi gar nicht gegen den Ball und verließen sich auf die Defensive. Andersherum waren die drei Ausnahmekönner nach Ballgewinn auf sich gestellt. Ganz nach dem Motto: Hinten dicht und vorne hilft…naja, eben das Dreigestirn. In den letzten Jahren zerbrach PSG in den entscheidenden Spielen nicht selten in alle Einzelteile, zeigte sich charakterschwach.

Die Ansammlung von Superstars agierte nicht als Kollektiv. Dass der Titel in der Königsklasse jedoch übers Kollektiv entschieden wird, stellten Manchester City und Real Madrid in den vergangenen beiden Saisons unter Beweis. Und wer könnte dies besser wissen als der neue Trainer? Mit Luis Enrique verpflichtete PSG einen Trainer, der diese Situation voller Stars kennt. Aus den Superstars Messi, Suárez, Neymar, Iniesta, Xavi und Co. formte er 2015 ein unschlagbares Kollektiv, welches das Triple gewann.

Luis Enrique hat bewiesen, dass er aus Superstars ein Kollektiv formen kann. Dass er eine übergeordnete Spielidee hat, zeigte sich sowohl bei der Europameisterschaft mit Spanien als auch beim Triple-Sieg mit dem FC Barcelona. Diese gilt es nun in Paris zu implementieren. Und einen Mittelweg zwischen Stars und Kollektiv zu finden.

Das Trio von PSG wurde getrennt.

(Photo by FRANCK FIFE/AFP via Getty Images)

Versöhnung zwischen Verein und Fans

Das Bild, welches Paris Saint-Germain zum Ende der Saison abgab, war kein gutes. Intern schien es vor Problemen nur zu brodeln, sei es Messi, Mbappe oder die Rassismus-Affäre um Galtier. Auch das Verhältnis zu den Fans ist angespannt. Immer wieder kommt es zu Protestaktionen der Fanszene. Anfang Mai protestierten die Fans vor der Geschäftsstelle PSGs sowie beispielsweise vor dem Anwesen von Offensivstar Neymar. Ihn forderten die Anhänger sogar auf, den Klub unverzüglich zu verlassen.

Sollte es Luis Enrique gelingen, das Kollektiv zu stärken und endlich eine unverwechselbare Identität zu kreieren, dann könnte der Spanier die Fans schnell wieder hinter die Mannschaft bringen. Junge, hungrige, möglicherweise französische Neuzugänge oder nur das Ausschöpfen der eigenen Ressourcen im Jugendbereich würden zudem helfen. Für den großen Erfolg ist ein starker Bund zwischen Fans und Mannschaft wichtig. Das hebt die Stimmung – in allen Bereichen. Das einzige Problem ist: Das sagt sich leicht, den Umbruch zu vollziehen und das in aller Konsequenz wird die eigentliche Aufgabe sein.

(Photo by Julian Finney/Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


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