Afrika-Cup | Dominante Ägypter, Kameruner Ikonen und mehr: Ein historischer Rückblick

10. Januar 2024 | Spotlight | BY Antonio Riether

Der traditionsreiche Afrika-Cup wird in diesem Jahr zum 34. Mal ausgetragen. Vor dem Turnierstart am Samstag, den 13. Januar, beleuchten wir die historischen Höhepunkte der vergangenen Austragungen.

Afrika-Cup: Elfenbeinküste zum zweiten Mal Gastgeber

Zum 34. Mal wird der Afrika-Cup Anfang dieses Jahres ausgetragen, Ausrichter ist die Elfenbeinküste, die bislang trotz ihrer reichen Historie erst einmal im Jahr 1984 Schauplatz des größten Spektakels im afrikanischen Fußball war. Damals scheiterte der zweifache Afrika-Cup-Sieger in der Vorrunde, diesmal hofft das Team von Nationaltrainer Jean-Louis Gasset auf einen glücklicheren Ausgang. Bisher wurde der Wettbewerb, der erstmals im Jahr 1957 stattfand, in 18 Ländern ausgefochten. Am häufigsten war Ägypten bzw. die Vereinigte Arabische Republik (1958 bis 1961) Gastgeber, insgesamt fünfmal fanden die Kontinentalmeisterschaften im Land der Pharaonen statt. Viermal war Ghana das Austragungsland, jeweils dreimal richteten Äthiopien und Tunesien den Cup aus.

Nicht nur in Sachen Austragungen liegt Ägypten an der Spitze, die Nationalmannschaft des nordostafrikanischen Landes ist gleichzeitig auch Rekordsieger des Afrika-Cups. Insgesamt siebenmal sicherten sich die Kicker vom Nil den Titel, mit fünf Titeln steht Kamerun auf Platz zwei des Rankings der bisherigen Titelträger, nur einen Titel weniger holte die Nationalmannschaft aus Ghana. Nigeria (3x), Elfenbeinküste, Algerien und die Demokratische Republik Kongo (je 2x), oder ehemals Zaire, folgen auf den weiteren Plätzen. Acht weitere Nationalverbände reihen sich in die Liste der Afrikameister ein, so ging der Cup an insgesamt 15 Nationen.

Im Jahr 2010 feierte Ägypten den insgesamt siebten Titel beim Afrika-Cup Angola. (Photo by Lefty Shivambu/Gallo Images/Getty Images)

Im Jahr 2010 feierte Ägypten den insgesamt siebten Titel beim Afrika-Cup Angola. (Photo by Lefty Shivambu/Gallo Images/Getty Images)

Die Rekordsieger des Afrika-Cups:

  1. Ägypten (7 Titel: 1957, 1959, 1986, 1998, 2006, 2008, 2010)
  2. Kamerun (5 Titel: 1984, 1988, 2000, 2002, 2017 )
  3. Ghana (4 Titel: 1963, 1965, 1978, 1982)
  4. Nigeria (3 Titel: 1980, 1994, 2013)
  5. Elfenbeinküste (2 Titel: 1992, 2015)
  6. Algerien (2 Titel: 1990, 2019)
  7. DR Kongo (2 Titel: 1968, 1974)
  8. Sambia (1 Titel: 2012)
  9. Tunesien (1 Titel: 2004)
  10. Sudan (1 Titel: 1970)
  11. Senegal (1 Titel 2022)
  12. Äthiopien (1 Titel: 1962)
  13. Marokko (1 Titel: 1976)
  14. Südafrika (1 Titel: 1996)
  15. Kongo (1 Titel: 1972)

Bei der letzten Austragung im Jahr 2022 gab es nach 2012 wieder einen erstmaligen Sieger. Die Nationalelf des Senegal um den ehemaligen Liverpool-Star Sadio Mané gewann das Finale gegen Ägypten in einem dramatischen Elfmeterschießen mit 4:2, nachdem keines der Teams zum Ende der Verlängerung hatte treffen können. So gehen die „Löwen der Teranga“ in diesem Jahr als Titelverteidiger ins Rennen.

2022 kürte sich der Senegal erstmals zum Afrika-Cup-Sieger.(Photo by AFP via Getty Images)

2022 kürte sich der Senegal erstmals zum Afrika-Cup-Sieger.(Photo by AFP via Getty Images)

Der Triumph der Senegalesen war angesichts der großen Konkurrenz eine mittelgroße Überraschung, schon in der Vergangenheit gab es Teams, die beim Afrika-Cup unerwartet weit kamen oder gar den Titel holen konnten. Bei der siebten Auflage des Wettbewerbs im Sudan im Jahr 1970 landete der Gastgeber den großen Coup und sicherte sich den Pokal. Im Halbfinale schaltete der aktuelle 128. der Weltrangliste Ägypten mit 2:1 in der Verlängerung aus, ehe Ghana mit 1:0 im Endspiel geschlagen wurde. Bis heute ist dieser Titelgewinn die größte Errungenschaft in der Geschichte des sudanesischen Fußballs. Zwischen 1968 und 1990 bestand das Teilnehmerfeld allerdings aus lediglich acht Mannschaften, weshalb nur vier Teams die K.-o.-Runde ausspielten. Erst 1992 wurde das Feld auf zwölf Mannschaften erweitert, ab 1996 waren schon 16 Nationalteams eingeplant, seit dem Turnier 2019 in Ägypten kämpfen 24 Anwärter um den begehrten Titel.



Afrika-Cup: Überraschungsteams und unerwartete Titelgewinner

Beim ersten Heimturnier der südafrikanischen Nationalelf konnte der Ausrichter ebenfalls überraschen und holte sich im Finale gegen Tunesien mit einem 2:0 den Titel. Zuvor schaltete die „Bafana Bafana“ die algerische sowie die ghanaische Mannschaft aus. Bis auf einen zweiten und einen dritten Platz in den beiden Folgeturnieren gelang Südafrika kein nennenswerter Erfolg mehr beim Afrika-Cup.

Aktuelle News und Storys zum internationalen Fußball

Zwei Jahre nach der ersten Weltmeisterschaft auf dem afrikanischen Kontinent, im Jahr 2012, holte sich mit Sambia erneut ein Underdog den Cup. Erst besiegte die Mannschaft von Coach Hervé Renard den Sudan im Viertelfinale mit 3:0, im Halbfinale schlug man Ghana mit 1:0. Viele Fans werden das emotionale Finale gegen die Elfenbeinküste noch vor Augen haben. Stürmerlegende Didier Drogba verschoss in der regulären Spielzeit einen Strafstoß, woraufhin sich Sambia ein 0:0 nach 120 Minuten erkämpfte. Erst im Elfmeterschießen (8:7) fand das Endspiel einen Sieger, auch weil die beiden Starspieler Kolo Touré und Gervinho die letzten beiden Strafstöße der Elfenbeinküste vergaben. Am Ende war Sambias Keeper Kennedy Mweene der gefeierte Held, er hielt einen Elfmeter und verwandelte selbst.

Kennedy Mweene (r.) war der gefeierte Held beim Finale 2012. (Photo credit FRANCK FIFE/AFP via Getty Images)

Kennedy Mweene (r.) war der gefeierte Held beim Finale 2012. (Photo credit FRANCK FIFE/AFP via Getty Images)

Einige kleine Nationalteams wussten in der Vergangenheit beim Afrika-Cup zu überzeugen, auch wenn es nicht immer für den Titel reichte. Beim Turnier in Ägypten 2019 überzeugte die Nationalelf Madagaskars, die sich zuvor nie hatte qualifizieren können. Völlig überraschend gewann der Inselstaat die Gruppenphase vor Nigeria, Guinea und Burundi, nach einem Sieg im Elfmeterschießen gegen die DR Kongo zog die Mannschaft des französischen Trainers Nicolas Dupuis sogar ins Viertelfinale ein, wo gegen die Tunesier jedoch nach einer 0:3-Niederlage Schluss war. Ein ähnliches kleines Märchen schrieb die Nationalelf der Komoren 2022 im Kamerun. Sensationell zog die Mannschaft des 820.000-Einwohner-Landes bei ihrer ersten Teilnahme am Afrika-Cup dank eines 3:2-Siegs gegen Ghana ins Achtelfinale. Aufgrund eines Coronavirus-Ausbruchs im Team und einer vorangegangenen Verletzung des Stammtorhüters mussten die Komoren ohne gelernten Torhüter im größten Spiel der Verbandsgeschichte antreten. Am Ende unterlag man knapp dem Gastgeber Kamerun mit 1:2.

Afrika-Cup: Rekordspieler Song sitzt heute auf der Trainerbank

Mit Rigobert Song hält eine echte Ikone des afrikanischen Fußballs den Rekord für die meisten Einsätze beim Afrika-Cup, der ehemalige Profi des 1. FC Köln brachte es während seiner Karriere auf 36 Partien bei insgesamt acht Endrundenteilnahmen (1996, 1998, 2000, 2002, 2004, 2006, 2008 und 2010). Auch letzterer Wert ist Rekord. Der Rekordnationalspieler seines Landes (137 Einsätze) sitzt heute auf der Trainerbank seines Heimatlandes. Ebenfalls aus Kamerun kommt der Rekordtorschütze des Turniers: Samuel Eto’o. Der ehemalige Weltklassestürmer und heutige Verbandspräsident schoss bei sechs Teilnahmen 18 Tore.

Legendäre Trikots, legendäre Spieler: Rigobert Song (Nr. 4) und Samuel Eto'o (Nr. 9) holten 2000 und 2002 gemeinsam den Afrika-Cup. Das Foto entstand unmittelbar vor dem erfolgreichen Finale gegen den Senegal im Jahr 2002. (Photo credit SSOUF SANOGO/AFP via Getty Images)

Legendäre Trikots, legendäre Spieler: Rigobert Song (Nr. 4) und Samuel Eto’o (Nr. 9) holten 2000 und 2002 gemeinsam den Afrika-Cup. Die Aufnahme stammt vom Finale gegen den Senegal im Jahr 2002. (Photo credit SSOUF SANOGO/AFP via Getty Images)

Auch einige Trainer reihten sich in der Historie des Afrika-Cups reihten sich in die Riege der Legenden ein. So gibt es nur zwei Coaches, die den Cup dreimal gewinnen konnten. Als ghanaischer Nationaltrainer gewann Charles Gyamfi 1963, 1965 und 1982 das Turnier, der Ägypter Hassan Shehata holte mit seinem Team 2006, 2008 und 2010 den Titel. Gyamfi war nebenbei der erste afrikanische Spieler im deutschen Profifußball, 1960 wechselte er zu Fortuna Düsseldorf. Erster Trainer, der mit zwei Mannschaften den Afrika-Cup gewann, war allerdings ein Franzose. Hervé Renard war 2012 mit Sambia erfolgreich, 2015 folgte sein zweiter Titel mit der Elfenbeinküste – beide Endspiele gewann sein Team jeweils im Elfmeterschießen. Außerdem gibt es nur zwei Akteure, die sowohl als Spieler als auch als Trainer Afrikameister wurden. Der Ägypter Mahmoud El-Gohary schaffte dies in den Jahren 1959, 1998, der Nigerianer Stephen Keshi bei den Turnieren 1994, 2013.

Betrachtet man andere Rekorde, fällt auf, dass Ägypten das Maß aller Dinge ist. Die „Pharaos“ haben nicht nur die meisten Turniergewinne auf ihrem Konto, sondern auch die meisten Endrundenteilnahmen. 23 Mal waren sie mit von der Partie. Folglich bestritt das ägyptische Nationalteam mit 96 Partien die meisten Spiele und holte die meisten Siege, 54-mal ging die Mannschaft als Sieger vom Platz, viermal gewann sie im Elfmeterschießen. Zudem sind die Ägypter für die meisten Tore in der Geschichte des Wettbewerbs verantwortlich, 159 Treffer bejubelte man über die Jahre. Sollte die Truppe um den Liverpool-Star Mohamed Salah auch in diesem Jahr gut aufgelegt sein, könnten diese Bestwerte weiter ausgebaut werden. Sollte es vorne nicht laufen, könnte sich Ägypten immerhin auf einen anderen Rekord berufen: In insgesamt 40 Afrika-Cup-Begegnungen fing man sich keinen Gegentreffer.

(Photo by ISSOUF SANOGO/AFP via Getty Images)


Ähnliche Artikel