Asienmeisterschaft | Rekorde, Überraschungsteams und mehr: Ein historischer Rückblick

9. Januar 2024 | Spotlight | BY Antonio Riether

Am Freitag, den 12. Januar startet die lang erwartete Asienmeisterschaft in Katar. Vor Turnierbeginn blicken wir auf die historischen Highlights der Kontinentalmeisterschaft zurück, die in diesem Jahr zum 18. Mal ausgetragen wird.

Asienmeisterschaft 2024: China musste das Turnier an Katar abgeben

Mit über einem halben Jahr Verspätung wird am kommenden Freitag das Eröffnungsspiel der Asienmeisterschaft zwischen dem Titelverteidiger Katar und dem Libanon angepfiffen. Ursprünglich hätte die 18. Ausrichtung des Kontinentalwettbewerbs vom 16. Juni bis zum 16. Juli 2023 in China stattfinden sollen, allerdings sah sich das Land gezwungen, die Austragung im Mai 2022 angesichts der Corona-Pandemie zu streichen. Somit wurde das gesamte Turnier zeitlich und geographisch verschoben, der letzte WM-Ausrichter Katar sprang ein und richtet somit den AFC Asian Cup in seinen modernen Arenen aus.

Bisher gab es 16 verschiedene Gastgeberländer, nur im Jahr 2007 konnte sich eine Bewerbung von mehreren Staaten (Indonesien, Malaysia, Thailand, Vietnam) durchsetzen. Nach 1988 und 2011 ist es also das dritte Mal, dass das Emirat Katar die Asienmeisterschaft ausrichtet. Verdient hat es sich Katar sportlich allemal, beim letzten Turnier im Jahr 2019 überraschte das Nationalteam die ganze Welt mit dem Titelgewinn in den Vereinigten Arabischen Emiraten, gegen die namhafte Truppe Japans setzten sich die unerfahrene Katarer mit 3:1 durch und feierten ihre bis heute größten Triumph. Zuvor hatte Katar nur zweimal das Viertelfinale des Wettbewerbs erreicht. Dass man ausgerechnet gegen Japan, den Rekordsieger der Asienmeisterschaft, gewinnen konnte, sorgte zusätzlich für Freude.

Im Jahr 2019 gewann Katar überraschend die Asienmeisterschaft. Im Finale besiegte der WM-Gastgeber von 2022 Japan. (Photo credit ROSLAN RAHMAN/AFP via Getty Images)

Im Jahr 2019 gewann Katar überraschend die Asienmeisterschaft. Im Finale besiegte der WM-Gastgeber von 2022 Japan. (Photo credit ROSLAN RAHMAN/AFP via Getty Images)

Die Rekordsieger der Asienmeisterschaft:

  1. Japan (4 Titel: 1992, 2000, 2004, 2011)
  2. Saudi-Arabien (3 Titel: 1984, 1988, 1996)
  3. Iran (3 Titel: 1968, 1972, 1976)
  4. Südkorea (2 Titel: 1956, 1960)
  5. Israel (1 Titel: 1964)
  6. Kuwait (1 Titel: 1980)
  7. Australien (1 Titel: 2015)
  8. Irak (1 Titel: 2007)
  9. Katar (1 Titel: 2019)

Beim Blick auf die Rekordsieger des prestigeträchtigen Turniers sollte vor allem dem jüngeren Fußballpublikum ein Land ins Auge fallen. Bis zum UEFA-Beitritt im Jahr 1991 war Israel Teil des asiatischen Kontinentalverbandes AFC. So war Israel Ausrichter der dritten Auflage der Asienmeisterschaft im Jahr 1964, holte prompt den Titel und beendete die südkoreanische Dominanz. Allerdings nahmen an den ersten drei Meisterschaften lediglich vier Nationalmannschaften teil. Erst seit 1980 ist eine zweistellige Anzahl an Teams beteiligt, mit einer Unterbrechung: beim Turnier 1992 in Japan wurde unter lediglich acht Nationalmannschaften ausgespielt. Die Anzahl der Teams wurde in den Folgejahren immer wieder angehoben, seit 2019 gehören 24 Mannschaften zum Teilnehmerfeld.



Asienmeisterschaft: Überraschungsteams der vergangenen Turniere

Mit steigender Anzahl der Teilnehmer kam es in der Geschichte des Wettbewerbs zu einigen Überraschungen. So kam es 1980 zu einer echten Sensation, als Kuwait das erste und eigene Turnier im eigenen Land entgegen aller Erwartungen gewann. Im Halbfinale schaltete der Gastgeber den Iran, der zuvor dreimal hintereinander den Titel geholt hatte, mit 2:1 aus und besiegte Südkorea im Finale eindrucksvoll mit 3:0. Die 14. Auflage des Wettbewerbs im Jahr 2007 endete ebenfalls mit einer Überraschung der emotionalen Sorte. Der vom Bürgerkrieg gebeutelte Irak gewann zum ersten und einzigen Mal in seiner Geschichte die Asienmeisterschaft, im indonesischen Jakarta setzte sich das vom Brasilianer Jorvan Vieira trainierte irakische Nationalteam mit 1:0 gegen den dreimaligen Titelträger Saudi-Arabien durch.

Überraschungssieger: Der Irak holte 2007 unerwartet den Titel. (Photo by Koji Watanabe/Getty Images)

Überraschungssieger: Der Irak holte 2007 unerwartet den Titel. (Photo by Koji Watanabe/Getty Images)

Manche Nationalteams sorgten auch ohne Titel für große Überraschungen. Die bevölkerungstechnisch enorm große aber fußballerisch eher kleine Nation Indien etwa erreichte bei der dritten Auflage des Turniers Platz zwei, Burma, das heutige Myanmar, wurde 1968 beim ersten Turnier im Iran ebenfalls Vizetitelträger. Ähnlich wie Indien konnte auch China noch keine großen Erfolge im Fußball nachweisen. Nach 1984 holte das Reich der Mitte im Jahr 2004, in dem es zum bisher einzigen Mal auch Ausrichter war, Platz zwei. Erst im Finale war nach einem 1:3 gegen die favorisierten Japaner Schluss, zuvor bezwang man den Iran im Halbfinale. Dieser wiederum bezwang im Spiel um Platz drei eine weitere Überraschungsmannschaft: den Bahrain, der mit dem vierten Platz einen der größten Erfolge seiner Fußballgeschichte feierte.

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In diesem Jahr könnte es den nächsten unerwarteten Titelträger geben, das Teilnehmerfeld ist im Vergleich zu den meisten vergangenen Turnieren recht ausgeglichen. Insgesamt 36 Teams nahmen in der Geschichte des Wettbewerbs an den Asienmeisterschaften teil. Auch in Katar gibt es dieses Mal einen erstmaligen Teilnehmer: Tadschikistan ist zum allerersten Mal dabei und wird somit das 37. Teilnehmerland. Der in Deutschland aufgewachsene Kroate Petar Segrt, der unter anderem bei Waldhof Mannheim, dem VfL Bochum und dem MSV Duisburg als Jugend- und Co-Trainer aktiv war, qualifizierte sich sensationell für Katar. Womöglich bereitet er sein Team auf den nächsten Coup vor, 2018 holte er mit den Malediven schon die Südasienmeisterschaft.

Asienmeisterschaft: Rekordspieler, Rekordtorjäger und Co.

In 17 Asienmeisterschaften kam es bereits zu vielen historischen Momenten, doch nicht nur Mannschaften, sondern auch einzelne Spieler machten sich durch ihre Leistungen unsterblich. Ali Daei ist im Iran ein Superstar, auch in Deutschland ist er aufgrund seiner Zeit in der Bundesliga zwischen 1997 und 2002 bekannt. Der ehemalige Stürmer von Arminia Bielefeld, Bayern München und Hertha BSC konnte zwar nie eine Asienmeisterschaft gewinnen, ist aber bis heute mit 14 Treffern erfolgreichster Torschütze des Wettbewerbs. Beim Turnier 1996 erzielte er alleine acht Tore, drei Jahre später wurde er als Asiens Fußballer des Jahres ausgezeichnet. Den Rekord für die meisten Tore innerhalb eines Turniers, hält Daei aber nicht. Diesen sicherte sich der katarische Stürmer Almoez Ali bei der letzten Ausrichtung 2019.

Ali Daei, hier in einem WM-Qualifikationsspiel im Jahr 2001 gegen Saudi-Arabien zu sehen, erzielte 14 Treffer bei den Asienmeisterschaften. (Photo credit should read BEHROUZ MEHRI/AFP via Getty Images)

Ali Daei, hier in einem WM-Qualifikationsspiel im Jahr 2001 gegen Saudi-Arabien zu sehen, erzielte 14 Treffer bei den Asienmeisterschaften. (Photo credit BEHROUZ MEHRI/AFP via Getty Images)

Neben dem Rekordtorjäger Daei gibt es eine weitere lebende Legende, die in der Geschichte des AFC Asian Cups mehr als nur Spuren hinterlassen konnte. Yasuhito Endo ist mit 43 Jahren noch immer Erstligaprofi in Japan, der 152-fache Nationalspieler hält neben der Bestmarkt als Rekordnationalspieler Japan auch den Rekord für die meisten Einsätze bei den Asienmeisterschaften. So kam er zwischen 2004 und 2015 in 21 Partien zum Einsatz. Mit fünf Teilnahmen an den Asienmeisterschaften hält der langjährige usbekische Nationalkeeper Ignatiy Nesterov alleine den entsprechenden Rekord,(2004, 2007, 2011, 2015 und 2019 war er Teil des Turnierkaders. Erst zum Jahreswechsel beendete der 40-Jährige seine Karriere.

hält ein einziger Spieler. Der inzwischen 78-jährige Iraner Parviz Ghelichkhani kam nicht nur bei den drei Asienmeisterschaften 1968, 1972, 1976 zum Einsatz, sondern holte bei allen Teilnahmen den Titel. Beim seiner ersten Kontinentalmeisterschaft 1968 erzielte er im letzten Spiel gegen Israel in der 87. Minute den 2:1-Siegtreffer, 1976 führte er den Iran als Kapitän zum Sieg. Nebenbei hat der Iran als Nationalteam drei aufeinanderfolgende Endspiele des Asien-Pokals gewonnen und hält mit 68 Spielen den Bestwert für die meisten ausgetragenen Spiele.

Yasuhito Endo ist nicht nur Rekordspieler der Asienmeisterschaften, er holte 2011 den Titel. Hier reckt er die Trophäe in die Höhe. (Photo credit should read MANAN VATSYAYANA/AFP via Getty Images)

Yasuhito Endo ist nicht nur Rekordspieler der Asienmeisterschaften, er holte 2011 den Titel. Hier reckt er die Trophäe in die Höhe. (Photo credit MANAN VATSYAYANA/AFP via Getty Images)

Bei der Betrachtung der Siegerteams fällt ein weiteres kurioses Detail auf. Gleich viermal konnte ein brasilianischer Coach die Asienmeisterschaft gewinnen: Neben Jorvan Vieira, der den Irak 2007 zum Titel führte, gewann auch die brasilianische Fußballlegende Zico 2004 mit Japan den Cup. Gleich zweimal erfolgreich war Brasiliens Weltmeistertrainer von 1994 Carlos Alberto Parreira, der als Trainer sowohl mit Kuwait 1980 als auch mit Saudi-Arabien 1988 die Asienmeisterschaft holen konnte. Kein anderer Coach kann auf zwei Asienmeisterschaften zurückblicken. Neben den vier Brasilianern holten mit Mahmoud Bayati, Mohammad Ranjbar und Heshmat Mohajerani auch drei Iraner und mit Kim Sung-gan und Kim Yong-sik zwei Südkoreaner den Titel – alle trainierten dabei die Nationalteams ihrer Heimatländer.

(Photo credit KARIM SAHIB/AFP via Getty Images)


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