Gegen Messi und Co.: Brasilien droht im Superclasico der Systemabsturz

21. November 2023 | News | BY sid

Mit einer Niederlage würde Brasilien momentan gar das WM-Ticket aufs Spiel setzen. Die argentinischen Weltmeister um Lionel Messi haben jedoch ans Maracana auch böse Erinnerungen.

Stürzt Brasilien weiter in die Krise?

Befremdende Niederlagen, instabile Defensive, aufstrebender Kurzzeit-Trainer, ausbleibendes Wunder: Hört sich an wie die deutsche Fußball-Nationalmannschaft, ist aber die Realität 2023 für einen noch ruhmreicheren WM-Rekord-Champion. Ausgerechnet beim “Superclasico de las Americas” kämpft Brasilien in der Nacht zum Mittwoch gegen Weltmeister Argentinien gegen den Systemabsturz.

Ohne die verletzten Superstars Neymar und Vinicius Junior, aber mit dem viertjüngsten Selecao-Debütanten (Endrick) als Hoffnungsträger in spe stemmt sich das Team bestückt mit selbst am Zuckerhut nicht ganz geläufigen Namen gegen eine erneute Eliminatorias-Niederlage. Das 1:2 in der vergangenen Woche in Kolumbien war historisch. Noch nie hatte der fünfmalige Weltmeister zwei Qualifikationsspiele in Folge verloren.

Und noch nie standen die Nachfahren Peles nach fünf Spieltagen hinter Venezuela, einziger Südamerikaner ohne WM-Teilnahme. Eine Pleite gegen den Erzrivalen im Fußballtempel Rio de Janeiros wäre ein neues „Maracanazo“ – wie das finale 1:2 bei der Heim-WM 1950 gegen Uruguay. Es droht der Absturz auf Platz sieben in der Zehner-Gruppe, nur für die ersten Sechs gibt es ein Direktticket zur nächsten WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko.

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„Wir stehen in der Pflicht, wieder aufzustehen“ – eine Aussage, die eigentlich auf die Selecao passt, aber von Lionel Messi kam. Denn auch der WM-Titelverteidiger erhielt mit dem 0:2 daheim gegen Uruguay einen Nackenschlag. Und steht dennoch vor einer großen Chance: Dem Rivalen die historisch erste Heim-Niederlage in einem WM-Qualifikationsspiel zuzufügen.

„Gegen Brasilien ist immer etwas Besonderes“, orakelte der 36-Jährige. Schließlich beendete der Kapitän vor zwei Jahren höchstpersönlich im Maracana mit dem 1:0 im Copa-America-Finale gegen die Hausherren eine 28-jährige Titel-Durststrecke der Gauchos. Und verarbeitete so sein Trauma vom WM-Finale 2014, als er im WM-Endspiel an gleicher Stätte an Deutschland (0:1 n.V.) scheiterte.

“Messi ist ein phänomenaler Kerl. Dieses Jahr einmal mehr der Beste der Welt”, lobte Endrick den nun achtmaligen Ballon d’Or-Sieger, der sich im vergangenen Dezember bei der WM in Katar seinen Lebenstraum erfüllte. Bis dahin ist es für den Stürmer von SE Palmeiras, der gegen Kolumbien mit 17 Jahren und 118 Tagen sein erstes Länderspiel bestritt, aber noch ein weiter Weg.

Real Madrid verpflichtete das Talent Ende 2022, aber erst nach seinem 18. Geburtstag am 21. Juli 2024 darf er zu den Königlichen wechseln. Nun wolle er den einstigen Barcelona-Star Messi, den er nur aus Videospielen kenne, aus der Nähe betrachten. Zur Beruhigung der Real-Fans fügte er schnell hinterher: „Aber ich bin Fan von Cristiano Ronaldo.“

Endrick ist einer von 19 Debütanten in diesem Jahr, so viele wie in einem Nach-WM-Jahr seit 1998 nicht mehr. Ein Erklärungsversuch für die fehlende Abstimmung gerade in der Defensive, die in fünf Eliminatorias-Spielen schon sechs Gegentore kassierte. Eins mehr als auf dem gesamten Weg zur WM in Katar.

Gut vorstellbar, dass auf dem Monitor von Verbandspräsident Ednaldo Rodrigues nun konstant System-Fehlermeldungen aufploppen.

Interimscoach Fernando Diniz verdribbelt sich in seinem arbeitsintensiven Konzept. Am Kommen von Real Madrids Titelhamster Carlo Ancelotti als Wunschkandidat im Sommer tauchen konstant Zweifel auf.

Fakt ist: Seit dem letzten WM-Triumph 2002 zerstören die Europäer in schöner Regelmäßigkeit Brasiliens Traum vom Hexa, dem sechsten Weltmeister-Titel. Mit drei Siegen aus den letzten vier Duellen haben auch die Afrikaner Blut geleckt. Und nun erstarren selbst die südamerikanischen Rivalen nicht mehr in Ehrfurcht.

Verliert Brasilien am Dienstag den „Superclasico“, wäre eine Jahresbilanz der Selecao erstmals seit 1963 wieder negativ. An sich undenkbar.

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(Photo by Gabriel Aponte/Getty Images)


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