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Duo überragt, einer fällt ab: Die Einzelkritik zum 2:0-Sieg der DFB-Elf in Frankreich

24. März 2024 | Spotlight | BY Michael Bojkov

Mit einem überzeugenden 2:0-Sieg gegen Frankreich legt die DFB-Elf einen optimalen Start ins EM-Jahr 2024 hin. Der starke Auftritt in Lyon spiegelt sich auch in den Spielernoten wider. Während zwei Akteure alle anderen überragen, fällt lediglich einer ab. Die Einzelkritik.

Blitz-Tor leitet Sieg für Deutschland ein

Deutschland erwischte einen Start nach Maß: Beim Anstoß bediente Rückkehrer Toni Kroos mit seinem allerbesten Ballkontakt Florian Wirtz, der nach gerade einmal acht gespielten Sekunden zum 1:0 traf und damit den frühesten Treffer in der Geschichte der deutschen Nationalmannschaft erzielte. Die DFB-Elf war wach, griffig und bereitete den Franzosen vor allem mit ihrem starken Gegenpressing immer wieder Probleme.



Im Verlauf der ersten Halbzeit wurde die Équipe Tricolore zwar zunehmend stärker und erspielte sich auch die ein oder andere Chance, dafür nahmen die Gäste unmittelbar nach dem Seitenwechsel das Zepter wieder in die Hand und schlugen erneut zu: Nach einem herausragenden Pass von Wirtz umkurvte Jamal Musiala Torhüter Brice Samba und bediente Kai Havertz, der das 2:0 erzielte (49.). In der Folge trat die DFB-Elf dominant auf und hatte nicht nur deutlich mehr Spielanteile, sondern auch eine Vielzahl an weiteren Torchancen. Die vielleicht größte jedoch produzierte DFB-Debütant Maximilian Mittelstädt, der beinahe ins eigene Tor traf, aber in Antonio Rüdiger seinen Retter fand (88.). Mit der Rettungstat des Real-Verteidigers war der 2:0-Sieg endgütig unter Dach und Fach.

Bewertet wurde nach dem Schulnotensystem von 1-6. Auch „x,5“-Noten waren vorstellbar. Spieler, die zu einem späteren Zeitpunkt der Partie eingewechselt wurden, aber keine bedeutende Leistung mehr gezeigt haben, erhielten keine Bewertung mehr.

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Die DFB-Elf in der Einzelkritik: Einzig der Captain schwächelt

Marc-André ter Stegen: Hielt einmal überragend gegen Mbappé und zeigte auch sonst, warum er für eine Nummer zwei eigentlich zu gut ist. Auch im Spielaufbau stark, löste vieles flach, ließ aber auch bei langen Bällen nicht die nötige Präzision vermissen. Note: 2,5

Joshua Kimmich: War sich seiner Rolle als Mbappé-Bewacher bewusst und löste sie mit Bravour: Der französische Superstar hatte alles andere als einen leichten Stand und kam nur sporadisch in die Show. Mit Ball war Kimmich von der rechten Seite als Initiator gefragt und trug mit einigen starken Pässen hinter die Kette auch hier maßgeblich zum Sieg bei. Note: 2,5

Antonio Rüdiger: Suchte im Spielaufbau stets die progressive Lösung und war auch gegen den Ball zur Stelle, wann immer es zu brennen drohte. Bewarb sich mit seiner Rettungstat beim Fast-Eigentor von Mittelstädt zudem für die Jahresrückblicke. Note: 2,0

Jonathan Tah: Nicht so auffällig wie sein Nebenmann, was aber keinesfalls Kritik an ihm ist. Auch Tah machte ein fehlerloses Spiel, war unter anderem mit einem wichtigen Körpereinsatz gegen Thuram zur Stelle. Note: 3,0

Maximilian Mittelstädt: Im ersten Durchgang machte Dembélé ihm ordentlich Probleme. Umso bemerkenswerter, dass sich der Debütant davon nicht beirren ließ, sondern – im Gegenteil – zunehmend abgeklärter wurde. Fing nach Wiederanpfiff vieles ab und machte sich vor allem auch im eigenen Ballbesitz wichtig, wo er als Antreiber über links immer wieder Angriffe initiierte und auch selbst beinahe ein Tor erzielte. Selbiges jedoch um ein Haar auch auf der falschen Seite. Dennoch: Insgesamt ein gelungener Einstand für den Stuttgarter. Note: 3,0

Toni Kroos (bis 90.): Legte mit seinem allerersten Ballkontakt das frühe 1:0 für Wirtz auf. War in der Folge Taktgeber und Initiator, verlieh dem Spiel die nötige Struktur und fütterte die Vorderleute mit perfekt temperierten Bällen. Dazu war sich Kroos für keinen Zweikampf zu schade (75 % erfolgreich) und entkräftete damit nicht nur einmal mehr zuhauf kursierende Mythen über seine vermeintlichen Defizite, sondern gab der DFB-Elf sämtliche Eigenschaften zurück, die ihr in den vergangenen Jahren schmerzlich fehlten. Ein Comeback nach Maß! Note: 1,5

Robert Andrich: War vor allem gegen den Ball präsent, zeigte aber auch durchaus, was er mit der Kugel am Fuß kann. Strahlte im Passspiel Ruhe aus und versuchte sich auch mal gefährlich aus der Distanz. Note: 2,5

Die DFB-Elf jubelt beim 2:0-Sieg in Frankreich

(Photo by OLIVIER CHASSIGNOLE/AFP via Getty Images)

Jamal Musiala (bis 80.): Beteiligte sich immer wieder stark an Kombinationen und sorgte mit seiner Unberechenbarkeit für Unruhe beim Gegner. Umkurvte Samba und behielt das Auge für Havertz, der zum 2:0 einschob. Zudem auch gegen den Ball sehr präsent und sich nicht zu schade für die Drecksarbeit, bei der er unter anderem einmal stark gegen Mbappé bereinigte. Note: 2,0

Ilkay Gündogan (bis 72.):Heute mit mehr Schatten als Licht. Zwar hatte auch er vor allem gegen den Ball gute Momente, unsaubere Pässe und viele Ballverluste, die auch zu Gegenangriffen führten, überwogen das Positive jedoch. Kein guter Auftritt des Kapitäns und damit der Einzige in der DFB-Elf, der an diesem Abend abfiel. Note: 4,0

Florian Wirtz (bis 72.): Sprintete unmittelbar nach Anstoß nach vorne, wo er von Kroos bedient wurde, viel Raum hatte und Samba aus der Distanz zum frühen 1:0 überwand. War auch nach seinem Debüt- und zugleich Rekord-Tor ein ständiger Unruheherd beim Gegner, leitete kurz nach der Pause dann mit einem überragenden Schnittstellenpass auf Musiala das 2:0 ein. Was neben seinen Fähigkeiten am Ball nicht untergehen darf, ist die starke Defensivleistung des Leverkuseners: Wirtz leistete extrem viel Laufarbeit und zeigte vollen Einsatz in den Zweikämpfen, was ihn auch im Gegenpressing extrem wertvoll machte. Note: 1,5

Kai Havertz (bis 80.): Ließ sich häufig fallen, um Räume zu öffnen und sich an Kombinationen zu beteiligen, machte auch Bälle fest und zeigte Präsenz im Strafraum – so etwa bei seinem Tor zum 2:0. Zudem wie seine Teamkollegen auch im Gegenpressing präsent. Zeigte nach starken Leistungen bei Arsenal, dass er es auch im DFB-Dress kann. Die Entscheidung von Nagelsmann, ihn Füllkrug und Undav vorzuziehen, hat sich ausgezahlt und viele Millionen Bundestrainer eines Besseren belehrt. Note: 2,0

Einwechslungen der DFB-Elf

Chris Führich (72. für Wirtz): keine Bewertung

Thomas Müller (72. für Gündogan): keine Bewertung

Niclas Füllkrug (80. für Musiala): keine Bewertung

Deniz Undav (80. für Havertz): keine Bewertung

Waldemar Anton (90. für Kroos): keine Bewertung

Noten von Michael Bojkov

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Michael Bojkov

Lahm & Schweinsteiger haben ihn einst zum Fußball überredet – mit schwerwiegenden Folgen: Von Newcastle über Frankfurt bis Cádiz saugt Micha mittlerweile alles auf, was der europäische Vereinsfußball hergibt. Seit 2021 bei 90PLUS und vorwiegend in Spanien unterwegs.


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