DFB: Zwischen Aufbruchstimmung und Mammutaufgabe

13. September 2023 | Spotlight | BY Damian Ozako

Erleichterung. Das ist wohl das Schlagwort zum Sieg der deutschen Nationalmannschaft über Frankreich. Doch jetzt fängt die Arbeit für den DFB erst so richtig an. Die Aufgabe, die es zu bewältigen gilt, ist riesig.

DFB: Endlich wieder gute Stimmung

Nach nur vier Minuten war der Zynismus schon weg. Thomas Müller brachte die Nationalmannschaft in Führung und die Stimmung war so gut, wie es mittlerweile schon seit Jahren nicht mehr der Fall gewesen ist. Gefühlt ist die Situation seit 2018 wie folgt: Viele haben gar keine Lust mehr auf die Nationalmannschaft und schalten höchstens zu den Turnieren ein, um dann enttäuscht zu werden. In der Zwischenzeit wird sich dann daran ergötzt, wie schlecht das DFB-Team ist. Es dürfte nicht wenigen Personen Freude bereitet haben, wie Deutschland gegen Japan unterging.



Dass dann wenige Monate vor der Heim-EM plötzlich Rudi Völler wieder auf der Bank sitzt, ist das Ergebnis eines Verbandes, der seit Jahren höchst dilettantisch auftritt. Jede Entscheidung des DFB war ein Griff ins Klo. Gegen Frankreich war eigentlich alles angerichtet, um die nächste Welle an Häme loszutreten. Doch dann ließ die Mannschaft all diejenigen im Stich, die sich eben auf die nächste Blamage gefreut haben.

Große Herausforderung für den DFB

2:1 gegen Frankreich. Ein gutes Ergebnis gegen einen ordentlichen Gegner. Die Deschamps-Elf spielte zwar auf Sparflamme und die Mannschaft rund um Kapitän Gündogan hatte das ein oder andere Mal Glück, aber das braucht es auch mal, um einen Abwärtstrend zu beenden. Und noch wichtiger: So einen Auftritt braucht es auch, um die Fans zurückzugewinnen. Weg vom Zynismus und wieder hin zum ehrlichen Mitfiebern.


Diese Stimmung jetzt einzufangen und über die nächsten Monate noch auszubauen, wird eine Mammutaufgabe für die Verantwortlichen. Schon in einem Monat steht die USA-Reise für den DFB-Tross an. Wer auch immer zu dem Zeitpunkt an der Seitenlinie stehen wird, wird an dem Auftritt gegen Frankreich gemessen. Mit nur geringer Vorbereitungszeit besteht die Gefahr, dass die Partien gegen die USA und Mexiko alte Schwächen erneut aufzeigen.

In Dortmund ging es um eine Reaktion der Spieler, die plötzlich in der Verantwortung standen. Zuvor stand hauptsächlich Hansi Flick unter Druck. Egal, wer der neue Bundestrainer sein wird, er muss es sofort schaffen, die Spieler mitzureißen. Dass dies schwierig sein kann, zeigten die letzten Jahre. Die Aufgabe, diesen Kader mit all seinen Problemen und Befindlichkeiten innerhalb kürzester Zeit zum Erfolg zu führen, dabei auch noch die Fans mitzunehmen und Euphorie auszulösen, könnte nicht komplizierter sein. So einen Trainer auch noch zu finden, ist nicht weniger herausfordernd.

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Bundestrainer: Gefährliches Amt

Das Amt des Bundestrainers kann in der jetzigen Situation eine Karriere langfristig schädigen, je nachdem, wie die nächsten Monate verlaufen werden. Den Luxus, wie Völler ganz entspannt an die Sache ranzugehen, im Wissen, dass die eigene Trainerkarriere schon lange vorbei ist, hat nicht jeder. Insbesondere nicht solche Kandidaten, wie der umworbene Julian Nagelsmann.

Die Verantwortlichen müssen sich bewusst sein, dass die jetzige Aufbruchstimmung mehr als fragil ist. Und noch schlimmer: Sie haben aufgrund ihrer eigenen Fehleinschätzungen nur noch einen letzten Versuch, um ein Debakel bei der EM zu verhindern.

(Photo by ODD ANDERSEN/AFP via Getty Images)

Damian Ozako

Als Kind von Tomas Rosicky verzaubert und von Nelson Haedo Valdez auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht worden. Geblieben ist die Leidenschaft für den (offensiven) Fußball. Seit 2018 bei 90PLUS.


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