Einzelkritik DFB-Elf: Can und Nmecha nutzen Einwechslungen, Wirtz‘ frühe Auswechslung ein Segen
29. März 2023 | Trending | BY Jannis Sünnemann
Am Dienstagabend empfing die DFB-Elf die roten Teufel aus Belgien zum zweiten Test der Länderspielphase in Köln. Besonders in der schwachen Anfangsphase kamen die altbekannten Fehler der DFB-Elf wieder zum Vorschein, wobei einige Akteure äußerst negativ auf sich aufmerksam machten.
Auf Katastrophenstart folgt ein vorsichtiges Aufbäumen der DFB-Elf
Die Belgier knüpften in Köln da an, wo sie beim 3:0-Quali-Sieg gegen Schweden aufhörten und spielten die DFB-Elf zum Beginn schwindelig. Nach 19. Minuten hätte Dodi Lukebakio freistehend vor Marc-André ter Stegen eigentlich schon das 0:3 aus deutscher Sicht markieren müssen, aber er schob den Ball am Tor vorbei. Zuvor hatten Yannick Carrasco und Romelu Lukaku dem Team von Domenico Tedesco in Windeseile die doppelte Führung besorgt. Die deutsche Mannschaft brauchte lange, um sich von dem Doppelschlag zu erholen, kam kurz vor der Pause dank Füllkrug-Elfmeter aber immerhin zum Ausgleich. Dabei hatte sie besonders vom Doppelwechsel in der 32. Minute profitiert, bei dem Emre Can und Felix Nmecha in die Partie kamen, die dem Spiel Stabilität gaben.
Die Elf von Hansi Flick nahm den Schwung mit in die zweite Hälfte und war fortan die dominante Mannschaft. Bis auf den Treffer von Timo Werner, bei dem er deutlich im Abseits stand, sprangen aber nur Halbchancen heraus. Belgien zeigte sich eiskalt und nutze die erste Unachtsamkeit in der DFB-Defensive per Konter aus. Kevin de Bruyne stellte den Spielverlauf der zweiten Hälfte damit komplett auf den Kopf. In der Folge lief die DFB-Elf noch einmal an und kam zum erneuten Anschluss durch Serge Gnabry, der aber nichts mehr an der Niederlage änderte.
Mehr News und Storys rund um den internationalen FußballBewertet wurde nach dem Schulnotensystem von 1-6. Auch „x,5“-Noten waren vorstellbar. Spieler, die zu einem späteren Zeitpunkt der Partie eingewechselt wurden, aber keine bedeutende Leistung mehr gezeigt haben, erhielten keine Bewertung mehr.
Wirtz als Sinnbild für verschlafene Anfangsphase: Die DFB-Elf in der Einzelkritik
Marc-André ter Stegen: Hielt, was es zu halten gab. Nicht mehr, nicht weniger! Beim 0:1 völlig chancenlos, beim 0:2 schlug der Ball von Lukaku recht mittig ein, da wa er jedoch schon auf dem Weg nach unten. Als Lukebakio frei vor ihm auftauchte (19.), verkürzte er den Winkel geschickt. Nach der belgischen Anfangsoffensive kaum noch gefordert. Note: 3,0
Marius Wolf: Gegen Lukebakio völlig überfordert. Offensiv zwar bemüht, aber in der Defensive völlig von der Rolle. Beim 0:1 ermöglichte er Lukebakio durch desolates Zweikampfverhalten den freien Weg zum Tor. Sein fehleranfälliges Stellungsspiel brachte ihn aber überhaupt erst in die schlechte Position bei jenem Zweikampf. In der zweiten Halbzeit stellte er endlich seine Offensivfähigkeiten unter Beweis und setzte Gnabry schön in Szene (53.). Note: 4,5
Matthias Ginter: Unauffällige Partie im Abwehrzentrum, da er Zweikämpfe größtenteils mied. Leistete sich jedoch auch keine größeren Fehler, womit er im Gegensatz zu seinen Kollegen positiv auffiel. Beim 1:3 war er dann aber zu weit von seinem Gegenspieler entfernt. Note: 4,0
Thilo Kehrer: Physisch gegen Lukaku ohne Chance. Fand sich nach Zweikämpfen mit dem belgischen Mittelstürmer regelmäßig auf dem Boden wieder. Verlor Lukaku vor dem 0:2 aus den Augen. Wurde in der zweiten Hälfte aber deutlich präsenter und sicherster Spieler in der 4er Kette. Note: 4,0
David Raum: Fehlerbehaftet in allen seinen Situationen. Kam oft erst zu spät in Zweikämpfe, spielte zu kurze Pässe und verunglückte Flanken. Im Offensivspiel kein Mehrwert für die DFB-Elf, weshalb über die linke Seite nicht viel ging. In der zweiten Hälfte kamen seine Flanken endlich an, so wie bei seinem punktgenauen Freistoß auf den Kopf von Füllkrug (57.). Zu mehr Torgefahr führten seine Szenen allerdings auch nicht. Note: 5,0
Joshua Kimmich: Bekam in der ersten Hälfte keine Ruhe ins Zentrum. Spielte sehr hektisch und lief in der Rückwärtsbewegung nur hinterher. Sorgte in der zweiten Halbzeit für frühe Ballgewinne, aber sein Passspiel blieb ungewohnt unsauber. Sorgte mit starkem Abschluss aus der Ferne (69.) für Gefahr. Note: 3,5
Leon Goretzka: Gewann zwar einige Zweikämpfe im Offensivbereich, verlor aber auch einige in der Defensive. Zum Beispiel das Kopfballduell vor Lukakus Lattenkracher (21.). Zeigte sich zwar robust, aber schaffte trotzdem keine Präsenz im Mitttelfeld. Musste nach einer halben Stunde verletzt ausgewechselt werden. Note: 4,5
Serge Gnabry: Teilweise lustloser Auftritt vom Bayern-Profi. Statt das Spiel an sich zu reißen, hält er meist Abstand vom Ball. Sammelte zwar einige Abschlüsse, aber verbuchte keine 100%-ige Chance. Schoss fast das Tor des Spiels (84.), als er vier Verteidiger sehenswert stehen ließ, dann aber aus kurzem Winkel am Pfosten scheiterte. Belohnte sich aber wenige Minuten später mit dem Anschlusstreffer, bei dem er nach schönem Laufweg nur noch einschieben musste. Note: 3,0
Florian Wirtz: Wirkte wie ein Fremdkörper im DFB-Spiel. Wenn er am Ball war, kam es zu Missverständnissen in der DFB-Offensive. Mit seiner frühen Auswechslung (32.) tat Flick ihm einen Gefallen. Note: 6
Niclas Fülkrug: War zur Stelle, wenn er gebraucht wurde. Holt Elfmeter selbst raus, indem er Lukaku an die Hand köpft und verwertete dann selbst cool im linken Toreck. Bleibt besonders per Kopf gefährlich und beschäftigte die belgische Defensive ununterbrochen. Oft setzten ihn seine Kollegen aber nicht in Szene. Note: 3,5
Timo Werner: In der ersten Halbzeit war er entweder nicht in die Angriffe involviert oder dribbelte sich fest. Suchte in der zweiten Halbzeit immer mal wieder den Abschluss, ohne Casteels vor Probleme zu stellen. Bei seinem Abseitstreffer (59.) muss er später starten. Insgesamt aber mal wieder viel zu wenig vom Leipziger. Note: 5,0
Emre Can (ab 32. für Wirtz): Mit seiner frühen Einwechslung kriegte die DFB-Elf das Offensivspektakel der Belgier langsam unter Kontrolle und stellte es letztlich komplett ab. In der Defensive oft die entscheidende Absicherung, die viele Umschaltmomente der Belgier unterband. Auch im Spielaufbau sehr stark und mit guter Übersicht. Note: 2,0
Felix Nmecha (ab 32. für Goretzka): Sehr ordentliches Debüt vom Wolfsburger. Agierte deutlich defensiver als Wirtz und tat dem Spiel der Deutschen so sehr gut. Glänzte mit Torvorlage, als er den Anschlusstreffer von Gnabry mit einem schönen Dribbling bis auf die Grundlinie vorbereitete. Note: 2,0
Christian Günter (ab 68. für Raum): Keine Bewertung mehr.
Kevin Schade (ab 81. für Füllkrug): Keine Bewertung mehr.
Mergim Berisha (ab 81. für Werner): Keine Bewertung mehr.
(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)