DFB-Team vor der EM 2024: Ukraine-Spiel zeigt, dass der zweite Anzug sitzt

4. Juni 2024 | News | BY Till Gabriel

Ohne Tore endete der vorletzte Test der Nationalmannschaft vor der EM 2024. Aus dem 0:0 gegen die Ukraine kann Trainer Julian Nagelsmann dennoch einige Erkenntnisse ziehen. Eine davon: Die Joker funktionieren.

Wichtige Erkenntnis vor der EM 2024: Die Joker sind belebende Elemente

Wenige Zentimeter verhinderten einen absoluten Traumeinstand für Maximilian Beier. Der Stürmer der TSG Hoffenheim zog in der 61. Minute selbstbewusst ab, sein wuchtiger Schuss klatschte an die Latte. Es war der erste Ballkontakt im DFB-Trikot überhaupt für den jungen Stürmer, der auch im Anschluss immer wieder für Gefahr sorgte und das Spiel des DFB-Teams mit seinem Tempo und seiner Spielfreude merklich ankurbelte.



Alle News und Storys rund um die Nationalelf findet ihr hier

Beier überzeugte bei seinem Debüt auf ganzer Linie und dürfte Julian Nagelsmann einige Kopfschmerzen bereiten. “Er hat sie auf jeden Fall wahrscheinlicher gemacht”, antwortete der Bundestrainer auf die Frage, ob der Debütant die EM-Teilnahme nach dem erfrischenden Auftritt sicher hat: “Die Jungs haben noch eine Woche Zeit, sich das Ticket zu verdienen. Bisher ist keiner dabei, der es verdient hat, nach Hause zu fahren. Wir warten die Woche ab. Maxi hat ein sehr gutes Spiel gemacht.”

Der 21-Jährige galt für viele als Streichkandidat Nummer eins, gegen die Ukraine verkörperte er jedoch ein Profil, das sonst niemand im Kader aufweist. Als schneller Stürmer, der sowohl in vorderster Front als auch in der Dreierreihe hinter der Spitze agieren kann, ist Beier ein Unikum im DFB-Aufgebot.

Damit erfüllt er genau die Anforderungen, die von Ersatzspielern gerade während eines Turniers gefordert wird: Dem Spiel je nach Bedarf neue Elemente hinzuzufügen, die zuvor nicht auf dem Platz standen. Neben Beier wussten auch Chris Führich und Deniz Undav zu gefallen, Robin Koch erledigte seine Aufgabe solide.

Von Beginn an standen Waldemar Anton und Pascal Groß auf dem Rasen. Um ihren Platz im endgültigen Kader für die EM 2024 müssen sich die beiden Spätberufenen keine Sorgen machen, Nagelsmann schätzt beide sehr. Dennoch werden sie mit der Ankunft der Champions-League-Sieger Toni Kroos und Antonio Rüdiger wieder ins zweite Glied rücken.

Kein Spam, nur Breaking News und Analysen: Abonniert unseren WhatsApp-Channel!

Gegen die Ukrainer, die ihrerseits sehr zufrieden mit ihrer Vorstellung waren, zeigten sowohl der Brighton-Stratege als auch der Kapitän des VfB Stuttgart, dass sie verlässliche Alternativen sind, auf die der Bundestrainer bedenkenlos zurückgreifen kann. Anton dürfte sich endgültig als erster Back-Up für die Stamm-Innenverteidiger Rüdiger und Jonathan Tah etabliert haben.

Die erste Abwehr-Alternative für die EM 2024: Waldemar Anton. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Problemzone Chancenverwertung

Während der zweite Anzug sitzt, egal ob von der Bank oder von Beginn an, wurde gegen die Ukraine ein Problem deutlich. Die Chancenverwertung ließ sehr zu wünschen übrig. Im ersten Durchgang ließ Ilkay Gündogan einen Kopfball aus kürzester Distanz geradezu fahrlässig liegen. Nach dem Seitenwechsel scheiterte Undav zweimal aus guter Position, auch Beier und Havertz wollte kein Treffer gelingen.

Schon bei der WM in Katar wurde dem DFB-Team die fehlende Effektivität zum Verhängnis. Gegen Japan hatte man lange alles im Griff, doch während Deutschland vorne Chance um Chance liegen ließ, zogen die eiskalten Samurai Blue dem Team von Hansi Flick mit ihren Kontern den Zahn.

“Man kann die Chancenverwertung schon trainieren”, benannte Nagelsmann die Baustelle nach Abpfiff deutlich: “Wir brauchen eine bessere Strafraumbesetzung. Wir müssen die Flanken noch aggressiver in den Sechzehner kriegen.” Dabei soll auch Leroy Sané helfen, der nach seiner Sperre am Freitag gegen Griechenland wieder zum Einsatz kommen soll.

Nagelsmann ließ schon im Vorfeld der Partie durchblicken, dass sein personelles Grundgerüst für die EM 2024 schon steht. An einigen Stellschrauben muss bis zum Eröffnungsspiel gegen Schottland noch gedreht werden. Neben der Chancenverwertung macht Kapitän Gündogan leichte Sorgen, er fand auch in Nürnberg nicht so richtig in die Partie. Dass die Back-Ups und die Joker ihre Rollen allesamt gut ausfüllten, ist dagegen eine ganz wichtige Erkenntnis vor der Europameisterschaft im eigenen Land.

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)


Ähnliche Artikel