England | Pfiffe für Henderson – Southgate äußert Unverständnis

14. Oktober 2023 | News | BY Yannick Lassmann

England gewann am gestrigen Freitagabend ein Testspiel knapp gegen Australien. Anschließend wurde jedoch weniger über das Resultat als über den Auftritt von Jordan Henderson gesprochen, der von den Fans alles andere als willkommen geheißen wurde.

England: Southgate stellt sich hinter Henderson

Vor über 81.000 Zuschauenden in Wembley setzte sich England am gestrigen Freitagabend mit 1:0 gegen Australien durch. Das Siegtor erzielte der formstarke, als Vertreter von Harry Kane (30) fungierende Ollie Watkins (27). Die Kapitänsbinde wanderte vom geschonten Kane zu Jordan Henderson (33), der keinen angenehmen Abend erlebte. Als er nach 62 Minuten ausgewechselt wurde, gab es lautstarke Pfiffe von den Rängen.

 

Im Anschluss musste sich Trainer Gareth Southgate (53) mit der Thematik auseinandersetzen und äußerte sich kritisch zum Verhalten der Anhänger (via Guardian): „Ich verstehe das wirklich nicht. Er ist ein Spieler, der 79 Länderspiele für England absolviert hat, und sein Engagement und das, was er für England geleistet hat, sind außergewöhnlich. Seine Rolle in der Gruppe auf und neben dem Platz ist enorm wichtig – er ist derjenige, der Spieler wie Jude Bellingham unter seine Fittiche genommen hat, seit er im Kader ist. Mit seiner Professionalität und seiner Einstellung ist er ein hervorragendes Vorbild für die ganze Gruppe. Ich verstehe wirklich nicht, warum einige Leute ihn ausbuhen wollen.“

Intern genießt Henderson weiterhin hohes Ansehen, doch bei den Fans hat sich das Bild gewandelt, seitdem er im Sommer vom FC Liverpool zu Al-Ettifaq nach Saudi-Arabien wechselte. Erst jüngst hielt es der zentrale Mittelfeldakteur für nötig, in den sozialen Medien seine Unterstützung für die Bewerbung Saudi-Arabiens um die Weltmeisterschaft 2034 zum Ausdruck zu bringen.

Aus Sicht von Southgate spielt dies bei der Bewertung des Spielers allerdings keine Rolle: „Was hat das mit der Unterstützung eines Mannes zu tun, der ein England-Trikot trägt? Ich weiß wirklich nicht, wohin das alles führen soll. Ich bin sehr beeindruckt von den tadellosen Werten und Entscheidungen, die jeder in unserem Land jetzt trifft. Ich weiß, wie es dazu kam und was passiert ist, aber es entzieht sich meiner Logik, dass man einen Spieler, der mit Leib und Seele für England spielt, ausbuht.“

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Sportlich hat der Nationaltrainer ohnehin keine Zweifel am nicht mehr auf höchstem Niveau agierenden Henderson. Dieser habe die Mannschaft „ziemlich gut“ zusammengehalten und sei während seines Einsatzes „sehr einflussreich“ gewesen. Daher dürfte er auch am Dienstag im EM-Qualifikationsspiel gegen Italien in der Startelf zu finden sein.

Ob der Routinier mit mehr Unterstützung durch das Publikum in Wembley rechnen darf, ist allerdings fraglich. Southgate vergisst bei seiner Argumentation pro Henderson nämlich, dass er sich vor seinem Transfer zu Al-Ettifaq regelmäßig öffentlich für die LGBTQ+-Gemeinde eingesetzt hatte. In Saudi-Arabien werden deren Rechte mit Füßen getreten, Homosexualität beispielsweise mit Gefängnis bestraft. Umso unpassender erscheint der Wechsel, der jedoch das ohnehin schon außergewöhnliche Einkommen Hendersons nochmals erhöhte, dafür seine Popularität enorm schrumpfen ließ.

(Photo by Tom Dulat/Getty Images)

Yannick Lassmann

Rafael van der Vaart begeisterte ihn für den HSV. Durchlebte wenig Höhen sowie zahlreiche Tiefen mit seinem Verein und lernte den internationalen Fußball lieben. Dem VAR steht er mit tiefer Abneigung gegenüber. Seit 2021 bei 90Plus.


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