Südkorea, Japan und dann lange nichts – die Favoriten beim Asien Cup

9. Januar 2024 | Spotlight | BY Lukas Heigl

Am 12. Januar startet der AFC Asien Cup 2023. Anders als bei vielen anderen kontinentalen Turnieren gibt es hier zwei klare Favoriten, die deutlich über dem Rest stehen. Diese stellen wir euch im folgenden vor, dazu nennen wir Nationen, die den beiden Topteams mit etwas Glück ein Schnippchen schlagen können.

Asien Cup: Die Topfavoriten

Südkorea: Vorne und hinten Weltklasse

Der große Favorit ist in diesem Jahr Südkorea. Anders an in früheren Jahren, als Heung-min Son (31) von den Tottenham Hotspur individuell extrem herausgestochen war, verfügen die Südkoreaner inzwischen über eine Vielzahl an starken Einzelspielern. Defensiv hält Min-jae Kim (27) von Bayern den Laden zusammen, offensiv wird Son vor allem von Kang-in Lee (22) von PSG sowie vom ehemaligen Hamburger Hee-chan Hwang (27) unterstützt. Hwang ist inzwischen bei den Wolverhampton Wanderers unterwegs und erzielte in dieser Saison bereits starke zehn Treffer.



Und auch im Mittelfeld spielen viele Südkoreaner in Europa. So sind etwa Woo-yeong Jeong (24) von Stuttgart oder Jae-sung Lee (31) aus Mainz mit dabei. Im Angriff agiert mit Gue-sung Cho (25) ein wahrer Brecher, der Angreifer ist stolze 1,89 Meter groß. Cho spielt seit Sommer ebenfalls in Europa, er geht beim FC Midtjylland auf Torejagd. Bereits acht Treffer in 16 Spielen in der dänischen Liga stehen zu Buche.

In der Qualifikation für die Asienmeisterschaft setzte man sich souverän durch, in sechs Spielen gelangen fünf Siege und 22:1 Tore. Lediglich gegen den Libanon gab man Punkte ab. Und auch beim Asien Cup dürfte die Gruppenphase reine Formsache sein. Schließlich schaffte es keiner der Gruppengegner in der Qualifikation auf einen der ersten beiden Plätze in der jeweiligen Gruppe. Malaysia, Bahrain und Jordanien waren allesamt Dritter und mussten über sich über eine weitere Gruppenphase qualifizieren.

Einen weiteren Star haben die Südkoreaner dann auch noch auf der Bank sitzen. Jürgen Klinsmann (59) ist seit Ende Februar 2023 Nationaltrainer in dem asiatischen Land. Auch wenn seine letzte Station bei Hertha BSC nicht allzu erfolgreich lief, Klinsmann hatte durch seine kurzfristig motivierende Art als Nationaltrainer durchaus große Erfolge. Neben dem Sommermärchen 2006 mit Deutschland führte er die US-Amerikaner bei der WM 2014 immerhin ins Achtelfinale, wo man erst nach Verlängerung an Belgien scheiterte (1:2). Diese Qualitäten als Motivator bei Turnieren erhoffen sich die Südkoreaner nun ein weiteres Mal von Klinsmann auf dem Weg zum ersten Sieg eines Asien Cups seit 1960.

Japan: Trotz Ausfall der breiteste Kader

Trotz der Tatsache, dass der aktuell wohl beste Spieler, Kaoru Mitoma (26) von Brighton, zu Turnierbeginn verletzt ist und erst im späteren Verlauf eingreifen können wird, hat Japan den mindestens zweitbesten Kader des Asien Cups. Anders als bei Südkorea fehlen zwar die Spieler auf höchstem Niveau, dafür ist der Kader von Japan auf hohem Niveau sehr breit aufgestellt. Kaum ein Spieler ist außerhalb Europas unterwegs, vor allem Deutschland ist ein begehrtes Ziel für japanische Spieler, um ihren ersten Schritt in Europa zu machen.

So spielen aktuell ganze sechs Spieler des Kaders in der 1. oder 2. Bundesliga. Heraus stechen dabei vor allem Innenverteidiger Hiroki Ito (24) von Stuttgart sowie Takuma Asano (29) aus Bochum, der bei starken fünf Treffern in der Bundesliga steht. Kapitän ist Wataru Endo (30), der nach seinem Wechsel im Sommer inzwischen in Liverpool angekommen ist und – auch aufgrund von Verletzungen – regelmäßig spielt.

Japan ist neben Südkorea der zweite Favorit beim Asien Cup

Asien Cup: Holt sich Japan den Titel? (Photo by Koji Watanabe/Getty Images)

Doch auch in Frankreich, den Niederlanden und vor allem Belgien sind viele Spieler unterwegs. Ein Akteur, der bei dem Turnier seinen Durchbruch feiern könnte ist Koki Machida (26). Der Innenverteidiger steht aktuell bei Union Saint-Gilloise in Belgien unter Vertrag, zeigt dort nach einem Jahr Eingewöhnungszeit starke Leistungen und könnte sich beim Asien Cup für einen Wechsel zu einem Topteam im kommenden Sommer empfehlen.

Die Qualifikation überstanden die Samurai Blue ohne Probleme. Alle acht Partien wurden gewonnen, dabei erzielte Japan 46 Tore und kassierte lediglich zwei. Und auch danach lief es hervorragend weiter. Japan ist inzwischen seit acht Partien ungeschlagen. Die letzte Niederlage gab es im März 2023 gegen Kolumbien, seither wurden neben Deutschland (4:1) unter anderem die Türkei (4:2), Kanada (4:1) und Tunesien (2:0) geschlagen. Entsprechend dürfte das Selbstvertrauen im Hinblick auf einen möglichen Turniersieg beim Team von Hajime Moriyasu (55), der seit 2018 auf der Trainerbank sitzt, enorm groß sein.

Asien Cup 2023: Die Außenseiter

Saudi-Arabien: Der Star ist der Trainer

Neben Südkorea gibt es noch eine zweite Nation, die sich vor dem Turnier einen großen Namen für die Trainerbank geholt hat: Saudi-Arabien. Seit Ende August ist Roberto Mancini (59) im Wüstenstaat verantwortlich angestellt. Der Italiener war zuvor fünf Jahre lang Nationaltrainer seines Heimatlandes und führte die Squadra Azzurra als Außenseiter zum Titel bei der Europameisterschaft 2021. Ähnliches soll ihm nun auch mit Saudi-Arabien gelingen, wo Mancini einen Vertrag bis Sommer 2027 unterschrieben hat.

Das Team besitzt zwar keinerlei Legionäre in Europa, das Niveau im Kader kann sich dennoch durchaus sehen lassen. Durch die Transferoffensiven im abgelaufenen Jahr steigerte sich die Qualität der heimischen Liga, was den Spielern natürlich gut tut. Dazu kommt, dass sich die Mannschaft in großen Teilen seit Jahren kennt, viele haben im Verein bereits zusammengespielt. Das sah man unlängst auch bei der Weltmeisterschaft in Katar, als man nach einem Auftaktsieg gegen den späteren Weltmeister Argentinien sowohl gegen Polen als auch gegen Mexiko unglücklich unterlag und so das Weiterkommen nur knapp verpasste. Mit etwas Glück und dem Einfluss von Mancini kann dieses Jahr die Überraschung beim Asien Cup gelingen.

Australien: Individuelle Qualität niedriger als früher

Ein weiteres Team, das bei der vergangenen WM trotz limitierter individueller Qualität von sich Reden machen konnte, war Australien. Die Socceroos konnten sich in ihrer Gruppe gegen Tunesien und Dänemark durchsetzen und zogen mit sechs Punkten hinter Frankreich ins Achtelfinale ein. Dort hielt man gegen Argentinien gut mit und verlor am Ende knapp mit 1:2.

Australien hat nicht mehr das individuelle Niveau der Vergangenheit

Kann Australien beim Asien Cup überraschen? (Photo by HENRY NICHOLLS/AFP via Getty Images)

Die individuell besten Spieler von Australien sind inzwischen in der Defensive zu finden. Neben Jackson Irvine (30), der beim FC St. Pauli und in der Nationalmannschaft das Mittelfeldzentrum zusammenhält, sind vor allem Harry Souttar (25) und Mathew Ryan (31) zu nennen. Abwehrchef Souttar bekommt jedoch in dieser Saison bei Leicester sehr wenig Spielzeit, Keeper Ryan war zuletzt mit Alkmaar nicht in der besten Form. Nur wenn beide auf hohem Niveau performen, kann für Australien etwas beim Asien Cup gehen.

Katar: Der Titelverteidiger und Gastgeber des Asien Cups

Ein Team, das beim letzten Mal alle überrascht hat, ist Katar. Der Wüstenstaat konnte sich bei der letzten Austragung 2019 zunächst in der Gruppe gegen Saudi-Arabien durchsetzen, nur um dann nacheinander den Irak (1:0), Südkorea (1:0), die Vereinigten Arabischen Emirate (4:0) und Japan (3:1) zu schlagen und sich tatsächlich den Titel zu holen. In diesem Jahr haben sie nun auch noch den Vorteil, dass das Turnier im eigenen Land stattfindet.

Der größte Star der Kataris ist Akram Afif (27). Der Flügelspieler ist auch einer der ganz wenigen Akteure, die bereits in Europa gespielt haben. 2016 bis 2018 versuchte sich Afif in Spanien und Belgien, ehe er in die Heimat zurückkehrte. In dieser Saison steht Afif in der heimischen Stars League, in der auch die übrigen Nationalspieler zu Hause sind, bei starken 13 Toren und acht Vorlagen in zwölf Spielen. Ob es jedoch erneut für den Coup beim Asien Cup reichen kann, ist mehr als unwahrscheinlich. Nochmal werden die Topteams Katar nicht auf die leichte Schulter nehmen.

(Photo by Chung Sung-Jun/Getty Images)

Lukas Heigl

Liebhaber des britischen Fußballs: Von Brighton über Reading und Wimbledon bis nach Inverness. Ist mehr für Spiele der dritten englischen Liga als für den Classico zu begeistern. Durch das Kommentatoren-Duo Galler/Menuge auch am französischen Fußball interessiert


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