Flick-Nachfolger gesucht: 10 Kandidaten für den DFB!
11. September 2023 | Trending | BY Michael Bojkov
Neun Monate vor dem Start der Heim-EM befindet sich Deutschland auf der Suche nach einem neuen Nationaltrainer. Wer könnte Hansi Flick beerben?
Die offensichtliche Lösung: Julian Nagelsmann
Bereits in den vergangenen Tagen wurde über Julian Nagelsmann (36) spekuliert. Er sei der ausgemachte Kandidat für die Nachfolge von Hansi Flick (58), falls dieser scheitern sollte. Und so kam es. Um Nagelsmann als offensichtlichste aller Lösungen zu deklarieren, bedarf es auch keiner Fantasien. Schließlich ist der 36-Jährige Deutscher und gilt als einer der talentiertesten Trainer überhaupt. Dass er aktuell zudem vereinslos ist, spielt dem DFB auf den ersten Blick in die Karten.
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Das große Aber: Nagelsmann ist vertraglich noch immer an den FC Bayern gebunden. Da sein bis Juni 2026 gültiger Vertrag nicht aufgelöst und er offiziell „nur“ von seinen Aufgaben beim Rekordmeister entbunden wurde, müsste der DFB erst mit den Münchnern verhandeln. Ein denkbares Szenario ist eine Ablösesumme, die der Verband an den deutschen Meister zahlt. Das Problem: Der DFB befindet sich in einer prekären wirtschaftlichen Lage und hat somit praktisch keinen finanziellen Handlungsspielraum. Zudem ist nicht sicher, ob sich Nagelsmann überhaupt bereiterklären würde, den Posten zu übernehmen. Schließlich dürfte der Job des Bundestrainers dieser Tage kaum undankbarer sein. Ob sich Nagelsmann darauf einlassen würde?
Für Deutschland aus dem Ruhestand? Louis van Gaal
Trotz nicht-deutscher Staatsbürgerschaft wären Sprachbarrieren nicht das Problem für Louis van Gaal (72). Schließlich trainierte der Niederländer zwischen 2009 und 2011 den FC Bayern und ist daher mit Land und Sprache vertraut. Der mittlerweile 72-Jährige hat mit seinen taktischen Ideen als Trainer nicht nur den Fußball geprägt, sondern auch einige Titel vorzuweisen, darunter den Gewinn der Champions League. Bei der WM 2014 führte van Gaal zudem die Niederlande ins Halbfinale. Nach dem Turnier in Katar endete seine dritte Amtszeit als Bondscoach im vergangenen Winter und damit auch seine erfolgreiche Trainerkarriere – mit einer offenen Hintertür: Ausschließen wollte van Gaal ein Comeback nämlich nie. Und ein Engagement als Nationaltrainer offenbar auch nicht: „Normalerweise trainiere ich nicht mehr bei einem Verein, aber ein vielversprechendes Land hat immer noch eine Chance, mich zu überzeugen“, gab van Gaal jüngst im Gespräch mit der Bild offen zu. Dass der DFB ihn als ernsthaften Kandidaten sieht, ist jedoch unwahrscheinlich. Und selbst wenn, stellt sich die Frage, ob van Gaal überhaupt will.
Beerbt er Hansi Flick als Nationaltrainer? Louis van Gaal. (Photo by Laurence Griffiths/Getty Images)
Europameister mit Stallgeruch: Stefan Kuntz
Seit September 2021 ist Stefan Kuntz (60) Nationaltrainer der Türkei, steht dort wohl allerdings vor der Entlassung. Die Chance auf eine Rückkehr zum DFB? Als Nationaltrainer der U21 bewies er ein gutes Händchen und wurde zwischen 2016 und 2021 zweimal Europameister. Der 60-Jährige weiß also, wie beim DFB die Türen aufgehen. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Faktor: Kuntz genießt auch unter den deutschen Fußballfans ein hohes Ansehen. Das ist gerade angesichts der geringen Sympathiewerte gegenüber der Nationalmannschaft vor der Europameisterschaft im eigenen Land ein wichtiges Attribut.
Ein Österreicher für Deutschland? Oliver Glasner
Dass Oliver Glasner (49) ein guter Trainer ist, wurde spätestens während seines Engagement bei Eintracht Frankfurt klar. Innerhalb von zwei Jahren formte er aus der SGE nicht nur eine für jeden Gegner schwer zu bespielende Mannschaft, sondern gewann auch Silberware auf internationalem Parkett: Mit dem Europa-League-Triumph 2022 stellte Glasner seine Qualitäten als Turniertrainer unter Beweis. Er weiß, wie man aus Spielern eine Einheit formt, die in den entscheidenden Momenten zur Stelle ist und über sich hinauswachsen kann. Seine auf Gegenpressing fußende Spielidee ähnelt zudem der von Flick. Die Umstellung für die Spieler auf dem Platz dürfte sich demnach in Grenzen halten
Das provisorische Trio: Völler/Wolf/Wagner
Wie der DFB in seiner Pressemitteilung zur Flick-Entlassung vermeldete, werden Rudi Völler (63, Sportdirektor), Hannes Wolf (42, Sportdirektor Nachwuchs) und Sandro Wagner (35, Trainer U20) Flicks Posten als Trio provisorisch übernehmen und die Mannschaft bis zum Testspiel gegen Frankreich (Dienstag, 21 Uhr) betreuen. Klar ist: Eine langfristige Lösung ist das nicht. Ein „2000 reloaded“, als Völler nach dem EM-Gruppenaus den Trainerposten übernahm und die Nationalmannschaft als Teamchef zwei Jahre später bis ins WM-Halbfinale führte, wird es nicht geben. Ein Szenario, in dem Wolf oder Wagner den Posten des Nationaltrainers übernehmen, scheint da schon wahrscheinlicher. Zwar haben sich beide noch nicht auf höherem internationalen Level bewiesen, dennoch weiß man um ihre Fähigkeiten und hat sie nicht aus irgendeinem Grund ins eigene Haus geholt. Dass man ihnen eine Heim-EM mit derartigen Widrigkeiten zutraut, ist aber unwahrscheinlich. Sollte sich auf die Schnelle kein anderer Nachfolger für Flick finden, ist einer von beiden oder sie zusammen als Duo dennoch nicht abwegig – zumindest nicht als Notlösung.
Übernimmt provisorisch für Hansi Flick: Rudi Völler (rechts). (Photo by Andreas Schlichter/Getty Images)
Müsste die Nationalmannschaft wechseln: Ralf Rangnick
Ende der 1990er-Jahre revolutionierte Ralf Rangnick (64) den Fußball mit seiner Idee der Viererkette. Über 20 Jahre und etliche Trainerstationen später leistet der mittlerweile 64-Jährige erfolgreiche Arbeit als Nationaltrainer Österreichs – und darin liegt auch das Problem: Einerseits wird der ÖFB seinen Trainer nicht hergeben wollen, andererseits ist – wie bei anderen Kandidaten auch – fraglich, ob sich Rangnick die deutsche Nationalmannschaft in diesem Zustand antun wollte. In Deutschland genießt Rangnick als Fußballfachmann einen hohen Status. Dass er derjenige sein wird, der die DFB-Elf wieder repariert und zu einer erfolgreichen Heim-EM verhilft, scheint jedoch nahezu ausgeschlossen.
Matthias Sammer – Trainer-Comeback nach fast 20 Jahren?
Ebenfalls umwahrscheinlich ist ein Engagement von Matthias Sammer (56). Der ehemalige Nationalspieler und Europameister von 1996 genießt einen außerordentlich guten Ruf in Deutschland und hat auch eine Vergangenheit als DFB-Sportmanager (2006-2012). Allerdings liegt seine letzte Trainerstation fast 20 Jahre zurück und er hegte auch nie Ambitionen, an die Seitenlinie zurückkehren zu wollen.
Die unerfüllte Liebe: Jürgen Klopp
Das niemals endende Thema: Jürgen Klopp (56) und die Nationalmannschaft. Der Liverpool-Trainer wurde schon zu Löw-Zeiten immer wieder als Nationaltrainer ins Spiel gebracht und ist seit jeher auch die Wunschlösung eines jeden deutschen Fußballfans. Eine Zusammenarbeit wurde aber nie konkret und das wird sie auch in Zukunft nicht werden. Vor dem Hintergrund, dass Klopp seinen bis 2026 gültigen Vertrag in Liverpool erfüllen möchte und erst im März betont hat, dass er selbst nach einer unfreiwilligen Trennung „ganz bestimmt ein Jahr Pause machen“ würde, ist ein Bemühen des DFB nahezu aussichtslos. Klopp ist und bleibt die unerfüllte Liebe der Nationalelf und ihrer Fans.
(Photo by ANNEGRET HILSE/POOL/AFP via Getty Images)
Michael Bojkov
Lahm & Schweinsteiger haben ihn einst zum Fußball überredet – mit schwerwiegenden Folgen: Von Newcastle über Frankfurt bis Cádiz saugt Micha mittlerweile alles auf, was der europäische Vereinsfußball hergibt. Seit 2021 bei 90PLUS und vorwiegend in Spanien unterwegs.
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