DFB-Team | Sechsmal die 2 vorm Komma! – Einzelkritik zum Sieg gegen Frankreich

13. September 2023 | Nationalelf | BY Michael Bojkov

Nach dem Japan-Debakel und der Entlassung von Hansi Flick hat das DFB-Team mit einem 2:1-Sieg gegen Frankreich etwas Selbstvertrauen tanken können. Die Einzelkritik zum Spiel.

DFB-Team trifft früh und spät

Im fast ausverkauften Signal-Iduna-Park begann Deutschland stark und belohnte sich nach traumhafter Kombination mit dem frühen Führungstreffer durch Thomas Müller (4.). Wenngleich offensive Feuerwerke in der Folge ausblieben und man nebenbei erwähnen muss, dass Frankreich mit einer halben B-Elf spielte, legte das DFB-Team einen grundsoliden Auftritt hin, leistete sich hinten kaum Fehler und hielt den Gegner über weite Strecken in Schach.



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Kurz vor Ende konnten die Hausherren nachlegen und durch Leroy Sane das 2:0 erzielen (87.). Ein ungestümes Einsteigen des späten Torschützen begünstigte den Gästen kurz darauf einen Elfmeter, den Antoine Griezmann zum Anschluss verwandelte (89.). Das war am Ende jedoch lediglich Ergebnismakulatur und dürfte nichts an der Tatsache ändern, dass Deutschland nach Tagen des blanken Chaos wieder etwas zuversichtlicher Richtung Heim-EM blickt. Zum ausführlichen Spielbericht.

Bewertet wurde nach dem Schulnotensystem von 1-6. Auch „x,5“-Noten waren vorstellbar. Spieler, die zu einem späteren Zeitpunkt der Partie eingewechselt wurden, aber keine bedeutende Leistung mehr gezeigt haben, wurden nicht bewertet.

DFB-Team: Bayerns Offensivreihe und Außenverteidiger überzeugen

Marc-Andre ter Stegen: Wurde insgesamt herzlich wenig gefordert, war im zweiten Durchgang aber zweimal wichtig zur Stelle. Gegen Griezmanns platzierten Elfmeter konnte der Barca-Schlussmann nichts ausrichten. Im Spielaufbau solide. Note: 3,0

Jonathan Tah: Defensiv gerade im ersten Durchgang nicht oft gefordert, und wenn doch, zur Stelle. Agierte nach dem Seitenwechsel sehr abgebrüht, leitete mit einem stark antizipieren Ball auch das 2:0 ein. Note: 2,5

Niklas Süle: In eins, zwei Situationen nicht nah genug am Mann, auch im Spielaufbau hier und da holprig. Größere Fehler ließ sich der Dortmunder Innenverteidiger bei seinem Heimspiel aber keine zu Schulden kommen. Insgesamt eher unauffällig, was für einen Innenverteidiger kein schlechtes Zeugnis ist. Note: 3,5

Antonio Rüdiger: Hatte im ersten Durchgang Glück, als er Kolo Muani im Strafraum ziemlich plump zu Boden stieß und Schiedsrichter Anthony Taylor nicht auf den Punkt zeigte. Noch dazu hatte der Madrilene zuvor das Abseits aufgehoben und damit die Situation erst begünstigt. Wirkte nicht immer souverän, hatte auch im Spielaufbau schon bessere Auftritte. Dafür mit dem ein oder anderen guten Zweikampf und einem wichtigen Block. Note: 3,5

Benjamin Henrichs (bis 78.): Starke Vorlage zum frühen 1:0, indem er bis zur Grundlinie hinterlief und mit viel Auge Müller im Zentrum bediente. Auch danach mit großem offensiven Radius, ob als Kombinationsspieler oder in Form von Läufen – was aber nicht keinesfalls heißt, dass der Leipziger seine defensiven Pflichten vernachlässigte, ganz im Gegenteil: Auch hinten war Henrichs präsent und gewann jede Menge Zweikämpfe. Mit der beste Spieler auf dem Platz! Note: 2,0

DFB-Team

Wusste gegen Frankreich zu überzeugen: Benjamin Henrichs (links), hier gegen Kingsley Coman. (Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Emre Can: Brachte direkt zum Start mit einem sehenswerten und sehr Can-untypischen Hackentrick das Stadion zum Staunen. Machte sich ansonsten vor allem mit seiner Kernspezialität wichtig: Giftige Zweikämpfe und Balleroberungen. Note: 2,5

Ilkay Gündogan (bis 25.): Stellte mit Balleroberungen und starken Zuspielen seine herausragenden Qualitäten als Verbindungsspieler zur Show. Bitter: Gündogan musste nach nur 25 Minuten verletzt vom Feld, daher: keine Bewertung 

Leroy Sane: Sehr trickreich und umtriebig, damit nur schwer zu greifen für den Gegner. Klasse Tiefenlauf und cool zum 2:0 eingeschoben. Leistete sich kurz darauf ein unnötiges Foulspiel im eigenen Strafraum und verschuldete damit den Gegentreffer – das zieht dem eigentlich starken Auftritt eine Teilnote ab. Note: 2,5

Florian Wirtz (bis 78.): Bewegte sich klug zwischen den Linien, war an der ein oder anderen gelungenen Kombination beteiligt, insgesamt hielt sich sein offensiver Output jedoch in Grenzen. Verpasste im zweiten Durchgang eine gute Chance zum 2:0. Lief gegen den Ball teilweise noch vor Müller als vorderster Spieler an. Note: 3,5

Serge Gnabry (bis 64.): Entscheidend in der Entstehung zum 1:0 beteiligt, riss das Spiel auch in der Folge immer wieder an sich und sorgte für Unruhe bei den Franzosen. War sich auch für die Drecksarbeit nicht zu schade. Tauchte im zweiten Durchgang etwas ab. Note: 2,5

Thomas Müller (bis 64.): Erkannte beim 1:0 den freien Raum, kontrollierte den Ball technisch sauber und wuchtete ihn zum 1:0 in die Maschen. Auch in der Folge immer mit dem Gespür für die richtigen Räume, ließ sich auch mal zwischen die Linien fallen und bot sich als Anspielstation an. Gegen den Ball Taktgeber im Pressing. Note: 2,0

Einwechslungen beim DFB-Team

Pascal Groß (25. für Gündogan): Zeigte nach seiner frühen Einwechslung Präsenz und nahm sich der Zweikämpfe an. Mit Ball am Fuß immer mit Blick für den freien Raum und guten Ideen, die aber zu häufig an Timing oder Präzision scheiterten. Ließ im zweiten Durchgang Tchouameni gefährlich zum Schuss kommen. Note: 3,5

Kai Havertz (64. für Müller): War insgesamt wenig eingebunden, bis er kurz vor Ende Sane das 2:0 in den Lauf legte. Note: keine Bewertung

Julian Brandt (64. für Gnabry): Ähnlich wie Havertz konnte auch er sich nicht so richtig zeigen. Legte bei einem Angriff stark für Wirtz auf, machte seine Sache ansonsten vor allem gegen den Ball gut. Note: keine Bewertung

Robin Gosens (78. für Henrichs): keine Bewertung

Jonas Hofmann (78. für Wirtz): keine Bewertung

Noten zum DFB-Team von Michael Bojkov

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Michael Bojkov

Lahm & Schweinsteiger haben ihn einst zum Fußball überredet – mit schwerwiegenden Folgen: Von Newcastle über Frankfurt bis Cádiz saugt Micha mittlerweile alles auf, was der europäische Vereinsfußball hergibt. Seit 2021 bei 90PLUS und vorwiegend in Spanien unterwegs.


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