U21-EM | So sind Deutschlands Aussichten für das Turnier
17. Juni 2023 | U21 EM 2023 | BY David Schöngarth
Auf dem Papier geht die deutsche U21-Nationalmannschaft nicht unbedingt als einer der ganz großen Favoriten in die bevorstehende U21-EM in Rumänien Georgien. Zuletzt in der Vorbereitung stolperte man und die Konkurrenz ist groß. Wie sind die Chancen des DFB-Teams?
U21-EM: Deutschland geht als Titelverteidiger und Qualifikationssieger ins Rennen
Schaut man sich nur die nackten Zahlen an, führt an der deutschen U21-Nationalmannschaft als einer der Favoriten bei der kommenden U21-EM kein Weg vorbei. Die Mannschaft von Antonio di Salvo ist nicht nur Titelverteidiger und erreichte bei den letzten drei Ausgaben des Turniers jeweils das Finale, sondern löste das Ticket zur EM in der Qualifikation mit links und verlor nur einmal gegen Polen. Die logische Konsequenz war eine Platzierung der Deutschen in Lostopf 1 mit einem UEFA-Koeffizienten von 39.600 hinter Spanien und Portugal. Mit den englischen Three Lions hat die DFB-Auswahl daher auch gleich einen schwereren Brocken in der Gruppenphase erwischt, die weiteren Gegner heißen Israel und Tschechien.
Während man die Qualifikation mit Bravour im Sommer 2022 beendete, schwankten die Leistungen des deutschen Nachwuchses zuletzt. Aus den vergangenen fünf Spielen konnte nur eins gewonnen werden, in der Länderspielpause im März kam die DFB-Auswahl nicht über Unentschieden gegen Japan und Gastgeber Rumänien hinaus. Auch Verletzungspech könnte Coach Antonio di Salvo Kopfschmerzen bereiten: Der Top-Torschütze der Qualifikation, Jonathan Burkardt (22), fehlt ohnehin langfristig mit einer Verletzung am Knie. Und auch sonst hat es im Kader einige Umbrüche gegeben. Einstige erfahrene Säulen der Mannschaft, vor allem in der Innenverteidigung, stehen nicht im Kader des Turniers, wie etwa Malick Thiaw (21). Kurzfristig mussten zuletzt auch noch Jordan Bayer (23) und Jan Thielmann (21) abreisen. Ohnehin: Mit der Mannschaft, die 2021 den Titel in die Höhe reckte, hat der aktuelle Kader der U21 wenig zu tun. Lediglich Josha Vagnoman wird die persönliche Mission Titelverteidigung angehen. Trainer Di Salvo sagte deswegen kürzlich: „Wir sind nicht der Titelverteidiger.“
England die erste Herausforderung für DFB-Auswahl bei U21-EM
Der amtierende Europameister geht also nicht zwingend mit breiter Brust ins erste Gruppenspiel gegen Israel am Donnerstagabend (18:00 Uhr). Dass Deutschland die K.O.-Phase erreicht ist dennoch erwartbar und sollte das Mindestziel der Nationalmannschaft sein. Schwerste Hürde auf dem Weg dorthin wird England. Die von Ex-Profi Lee Carsley trainierten Three Lions haben namhafte Premier-League-Spieler in den eigenen Rängen, zum Beispiel Curtis Jones, Anthony Gordon, Oliver Skipp (alle 22) oder Noni Madueke (21), der vergangenen Winter für 35 Millionen Euro zu Chelsea wechselte. Auch die Vorbereitung der Engländer verlief holprig, doch die Ansprüche sind hoch: „Warum sollten wir nicht gewinnen können?“, wird Trainer Lee Carsley von der englischen FA zitiert.
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Gelingt Deutschland der Sprung in die K.O.-Phase als Gruppenerster, wartet im Viertelfinale der Zweitplatzierte aus Gruppe A. Das könnten zum Beispiel die Niederländer sein, die gemeinsam mit Belgien, Portugal und Georgien in einer Gruppe spielen. Bei der vergangenen EM 2021 drang die Elftal bis ins Halbfinale vor und schied gegen Deutschland aus. Wird Deutschland in der Gruppe Zweiter, geht es wiederum gegen den Sieger der Gruppe A – möglicherweise Portugal. Die Portugiesen sind, zumindest was den Koeffizienten angeht, die am zweitstärksten eingeschätzte Mannschaft des Turniers, haben 13 der letzten 15 Spiele gewonnen und verfügen über Spieler wie Fábio Vieira von Arsenal oder Pedro Neto (beide 23) von den Wolves. So oder so, der Weg zum Titel wird für die DFB-Auswahl kein leichter.
U21-EM: Wer zählt sonst zu den Favoriten?
Fragt man die Buchmacher, ist Deutschland Topfavorit auf den Titelgewinn bei der anstehenden U21-EM. Aber auch einigen anderen Mannschaften werden gute Chancen zugerechnet. Allen voran: Spanien. In den letzten sieben Ausgaben der EM gewannen Deutschland und Spanien je drei Mal. Nur Schweden konnte 2015 die deutsch-spanische Dominanz durchbrechen. Auch in diesem Jahr ist wieder mit den Spaniern zu rechnen, die unter anderem Talente wie Álex Baena (21) in den eigenen Reihen haben. Die Gruppe der Spanier ist mit Kroatien, Gastgeber Rumänien und der Ukraine auch vergleichsweise machbar.
Ein weiterer Favorit ist Frankreich. Die von Sylvain Ripoll trainierten Bleus sind exzellent besetzt, unter anderem mit Mohamed Simikan (23) oder Manu Koné (22) aus der Bundesliga. In der Gruppenphase trifft Frankreich auf Italien, wo ebenfalls einige namhafte Spieler zum Kader zählen. Mit Sandro Tonali (23) von der AC Milan führt einer der erfahrensten und wertvollsten Spieler des Turniers die Italiener aufs Feld.
Blick in die Glaskugel bei U21-EM schwierig
Im Vorfeld der U21-EM ist das Favoritenfeld also relativ ausgeglichen. Deutschland zählt ohne Frage als Anwärter auf den Titel – muss dieser Rolle nach zuletzt schwankenden Leistungen jedoch erst einmal gerecht werden. Zum Schlüsselduell könnte das Spiel gegen England am letzten Gruppenspieltag avancieren – idealerweise wäre die DFB-Elf zu diesem Zeitpunkt schon für die K.O.-Phase qualifiziert. Ein Blick auf den Turnierbaum genügt jedoch um festzustellen, dass selbst ein Gruppensieg kein dankbares Los im Viertelfinale verspricht.
Mit Blick auf die hochkarätig bestückten Kader der Top-Nationen ist der Blick in die Glaskugel bei der diesjährigen U21-EM also schwierig. Eines steht allerdings schon fest: Unabhängig vom Ausgang des Turniers wird Antonio di Salvo Trainer der U21 bleiben. Darauf einigte sich man beim DFB kürzlich.
(Photo by Naomi Baker/Getty Images)
David Schöngarth
Aufgewachsen mit Grafite, Luca Toni und Co. entfachten Gareth Bale und Mauricio Pochettinos Spurs in David eine Leidenschaft für die Premier League. Interessiert sich für alles, was auf der Insel vor sich geht. Seit 2022 bei 90Plus.