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Borussia Dortmund: Felix Passlack – Auf der Suche nach Kontinuität

24. September 2020 | Spotlight | BY Simon Lüttel

Spotlight | Felix Passlack gelang der Sprung aus der BVB-Jugend zu den Profis und zählte einst zu den vielversprechendsten Talenten Deutschlands. Nun gab er nach etlichen Leihgeschäften sein Comeback für Borussia Dortmund.

  • Felix Passlack galt als eines der größten Talente
  • Wenig Erfolg bei Leihstationen
  • Gelingt ihm nun der Durchbruch bei Borussia Dortmund?

Passlack: Kind des Ruhrgebiets

Nach Debüts in der Bundesliga und der Champions League folgten, stagnierte die Entwicklung des BVB-Profis und Passlack (22) wurde mehrmals verliehen, um anderweitig Spielpraxis und Erfahrung zu sammeln. Am vergangenen Samstag gab der Außenverteidiger in der Bundesliga-Partie gegen Borussia Mönchengladbach überraschenderweise sein überzeugendes Comeback in Schwarz-Gelb. Damit rechneten nicht viele.

Felix Passlack wurde am 29. Mai 1998 in Bottrop geboren und begann dort auch seine Fußballkarriere im Alter von vier Jahren bei Fortuna Bottrop. Im Jahr 2010 wurde Rot-Weiß Oberhausen auf das Talent aufmerksam und verpflichtete den Jugendlichen aus der Bottroper D-Jugend. Nach zwei Jahren in Oberhausen folgten Angebote von größeren Vereinen. Dem 14-Jährigen lagen Angebote von Borussia Dortmund, dem VfL Bochum und seinem Lieblingsverein, dem FC Schalke 04, vor. Nach einem Probetraining in Schwarz-Gelb, fiel die Wahl des talentierten Jugendspielers auf den BVB.

Beförderung unter Klopp, Debüt unter Tuchel

In der Jugend des BVB machte der gebürtige Bottroper weitere Entwicklungsschritte und wurde zweimal deutscher B-Jugend-Meister, sowie zweimal deutscher A-Jugend-Meister. Mehr Erfolg ist in diesen Altersklassen auf Vereinsebene kaum möglich. Zudem wurde Passlack im Jahr 2015 mit der goldenen Fritz-Walter-Medaille des U-17-Jahrgangs ausgezeichnet und folgte auf prominente Namen, wie Emre Can, Timo Werner und Mario Götze.

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Damals wurde dem Rechtsfuß eine große Zukunft prophezeit, für viele Fans galt er als kommender Nationalspieler. Im Jugendbereich konnte Felix Passlack trotz einer unterdurchschnittlichen Körpergröße von 1,70m eine starke Physis vorweisen, von der er im direkten Vergleich mit seinen Altersgenossen profitierte. Passlack kam im Regelfall auf dem rechten Flügel zum Einsatz und nahm dort enormen Einfluss auf das Offensivspiel der BVB-Junioren. In 76 Spielen für die U-17 und U-19 des BVB verzeichnete der Rechtsfuß beeindruckende 42 Tore und 40 Torvorlagen.

Die logische Konsequenz der guten Leistungen im Jugendbereich folgte im Januar 2015, als Jürgen Klopp den damals 16-Jährigen mit den Profis ins Trainingslager nach La Manga mitnahm. Eine feste Beförderung zu den Profis gab es vorerst nicht, man wollte den gebürtigen Bottroper langsam an das schnellere und robustere Spiel im Herrenbereich heranführen.

Im März 2016 feierte Passlack beim 2:0-Sieg gegen den SV Darmstadt 98 sein Bundesliga-Debüt. Die Saison 2015/16 spielte das Talent als Spielführer der U-19-Mannschaft des BVB zu Ende, anschließend folgte die endgültige Beförderung zu den Profis im Sommer 2016. In der Spielzeit 2016/17 kam der Jungprofi unter Thomas Tuchel auf zehn Einsätze, welche sich größtenteils aus Einwechslungen zusammensetzten. Der Fritz-Walter-Medaillen-Gewinner von 2015 wurde im Herrenbereich defensiver eingesetzt, als es noch in der Jugend der Fall war. Die Umstellung lässt sich unter anderem auf die technischen Defizite von Passlack zurückführen, die im Jugendbereich weniger deutlich zu erkennen waren.

(Photo by Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)

Den persönlichen Höhepunkt seiner Zeit in Dortmund erlebte Felix Passlack beim spektakulären 8:4-Sieg des BVB in der Champions League-Gruppenphase gegen Legia Warschau. Der damals 18-Jährige stand in der Startaufstellung, erzielte den Treffer zum zwischenzeitlichen 7:3 und löste Julian Draxler als jüngsten deutschen Champions-League-Torschützen ab. Sein erster Treffer in der Königsklasse sollte bis zum heutigen Tag der Einzige bleiben.

Der Außenverteidiger äußerte den Wunsch nach mehr Spielzeit, der neue BVB-Trainer Peter Bosz konnte ihm diese nicht garantieren und folglich kam man in Dortmund zu dem Entschluss, dass eine Leihe der sportlichen Entwicklung des Außenverteidigers gut tun könnte.

Nagelsmann setzte nicht auf Passlack

Am Deadline-Day des Sommertransferfensters 2017 verpflichtete der BVB Jeremy Toljan für eine Ablösesumme von fünf Millionen Euro. Mit dem Hintergedanken, dass Toljan die Entwicklung von Passlack blockieren könnte, einigte man sich darauf, dass Passlack für zwei Jahre leihweise zur TSG Hoffenheim wechseln sollte. Auf den ersten Blick schien das Tausch-/Leihgeschäft ein guter Deal für beide Seiten zu sein, doch weder konnte Jeremy Toljan sich in Dortmund durchsetzen, noch konnte Felix Passlack bei der TSG Hoffenheim überzeugen. Ein ähnliches Leihgeschäft vereinbarten der FC Bayern und die TSG Hoffenheim für die Rückrunde der Bundesliga-Saison 2010/11 mit David Alaba. Der Plan mit Alaba ging damals auf, was sich von der Passlack-Leihe rückblickend nicht behaupten lässt.

In der 3er/5er-Kette, die Julian Nagelsmann spielen ließ, war Pavel Kaderabek eine Konstante auf der rechten Seite, an der es kein Vorbeikommen gab. Bei den Profis der TSG Hoffenheim kam Felix Passlack in der Bundesliga-Saison 2017/18 auf vier Einsätze, drei davon als Einwechselspieler. Der ehemalige BVB-U-19-Kapitän lief häufiger für die zweite Mannschaft der TSG Hoffenheim auf, welche in der Regionalliga Süd-West spielte. Nach der Saison einigte man sich auf eine vorzeitige Beendigung des Leihgeschäfts.

Passlack: Leihstationen in Norwich und Sittard

Nach der Hoffenheim-Leihe kehrte Felix Passlack vorerst nach Dortmund zurück, ehe sich im Juli 2018 ein Interessent aus England meldete. Der englische Zweitligist Norwich City vereinbarte mit dem BVB eine einjährige Leihe. Bei Norwich traf Passlack auf den in Deutschland geborenen Trainer Daniel Farke, der von 2015 bis 2017 die zweite Mannschaft des BVB trainierte. Zudem standen im Norwich-Kader zahlreiche deutschsprachige Profis, unter anderem Ex-BVB-Profi Moritz Leitner. Die Canaries spielten eine erfolgreiche Saison und stiegen als Erstplatzierter in die Premier League auf. Felix Passlack musste hingegen weitere Rückschläge hinnehmen und kehrte nach nur sechs Einsatzminuten in der gesamten Championship-Saison zurück nach Dortmund. In Norwich setzte Farke auf den talentierten Max Aarons, der infolge seiner starken Leistungen bereits mit Manchester United, dem FC Bayern München und dem FC Arsenal in Verbindung gebracht worden ist.

(Photo by Clive Rose/Getty Images)

Mittlerweile rechneten nur die wenigsten Fans noch damit, dass das ehemalige Juwel den hohen Erwartungen aus der Vergangenheit noch gerecht werden würde. Medienberichten zufolge waren die Verantwortlichen des BVB daran interessiert, den Spieler permanent abzugeben. Ein passender Abnehmer fand sich im Sommer 2019 jedoch nicht. Es folgte das dritte Leihgeschäft in Folge, diesmal ging es zu Fortuna Sittard, einem Erstligisten aus den Niederlanden.

Im beschaulichen Sittard, welches mit etwa 37.000 Einwohnern nur halb so viele Einwohner vorweist, wie das Westfalenstadion Plätze für Zuschauer bietet, musste Felix Passlack sich im Abstiegskampf der niederländischen Eredivisie zurechtfinden. Der 22-Jährige wurde als Rechtsverteidiger zur Stammkraft und absolvierte 25 von 26 möglichen Spielen, ehe die Saison im März aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochen wurde. Vom europäischen Topniveau konnte in Sittard keine Rede sein, dennoch tat die Spielzeit in den Niederlanden dem gebürtigen Bottroper gut, wie er in einem Interview mit der SPORT BILD resümierte.

Bietet sich beim BVB nun eine Chance für Passlack?

Diesen Sommer folgte die dritte Rückkehr nach Dortmund. Unter Lucien Favre absolvierte Felix Passlack mit dem BVB die gesamte Vorbereitung auf die laufende Saison und hinterließ in den Testspielen gegen den FK Austria Wien und Sparta Rotterdam einen positiven Eindruck.

Grundsätzlich ist der BVB-Kader in der Breite nicht schlecht besetzt, doch auf der linken Seite ist durch die Verletzungen von Raphael Guerreiro, Thorgan Hazard und Nico Schulz ein Engpass entstanden. Als Hazard sich gegen Borussia Mönchengladbach in der 16. Minute einen Muskelfaserriss zuzog und ausgewechselt werden musste, entschied Lucien Favre sich für die Einwechslung von Felix Passlack, der nach einer zweiminütigen Aufwärmphase die Position des linken Schienenspielers einnehmen sollte. Der Leihrückkehrer, der in der Vergangenheit im Regelfall auf der rechten Seite eingesetzt wurde, spielte eine starke Partie und überzeugte sowohl Fans, als auch die Verantwortlichen Dortmunds. Felix Passlack betrieb am vergangenen Samstag Werbung in eigener Sache und zeigte, dass auch ein Kaltstart ihn nicht davon abhält, eine gute Leistung abzuliefern.

Eine Bestätigung der guten Leistung gab es nach dem Abpfiff auch von Trainer Lucien Favre, der sagte, dass „Felix seine Sache ganz hervorragend gemacht habe“. Dass es für ihn eine Zukunft beim BVB gibt, ist jedoch keine Selbstverständlichkeit, da es auf der Außenbahn namhafte Konkurrenz gibt. Neben dem Auftritt gegen Gladbach bietet der Außenverteidiger allerdings noch weitere Argumente für einen Verbleib.

(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Passlack hat gute Argumente für einen BVB-Verbleib

Der 22-Jährige bezieht ein weit niedrigeres Gehalt als Nico Schulz und Marius Wolf, welche als Rotationsspieler dienen würden. Sollte Passlack die Back-Up-Rolle akzeptieren, könnten beide Parteien wechselseitig voneinander profitieren. Zudem durchlief er mehrere Jugendmannschaften des BVB und zählt somit als „Homegrown Player“, was dem Trainerteam bei der Zusammenstellung des Champions-League-Kaders entgegenkommen würde.

Während am vergangenen Wochenende noch Unklarheit über die Zukunft des Außenverteidigers herrschte, zeigten die Worte, die Michael Zorc am Montag gegenüber der WAZ äußerte, eine klare Tendenz auf: „Felix ist ein sehr positiver Junge, der jeden Tag im Training Gas gibt – und gegen Gladbach wurde er dafür belohnt. Der kann gerne bleiben.“ Ein Verbleib wäre nach diesen Aussagen des BVB-Sportdirektors keine Überraschung mehr. Gegenüber den Ruhr Nachrichten bestätigte Sebastian Kehl, Leiter der Lizenzspielerabteilung, dass „die Wahrscheinlichkeit eines Verbleibs sehr hoch sei“. Eine Zukunft von Passlack als Kader- oder Rotationsspieler beim BVB scheint demnach momentan das wahrscheinlichste Szenario zu sein.

Obwohl der 22-jährige in den vergangenen drei Jahren nur zu einem Einsatz für Borussia Dortmund kam, genießt er bei großen Teilen der BVB-Fans eine hohe Wertschätzung, welche aus Trainingsfleiß, hoher Einsatzbereitschaft und einer grundsätzlichen Bodenständigkeit resultiert. Die These aufzustellen, dass Felix Passlack in dieser Spielzeit den großen Durchbruch beim BVB schaffen würde, wäre gewagt – gönnen würden es ihm viele Fans dennoch.

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(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)


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