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Abstiegscheck der Premier League, Teil 6: Entscheidung erst nach Saisonende?

13. März 2024 | Trending | BY Lukas Heigl

Auch in dieser Saison wollen wir euch regelmäßig über die Geschehnisse im Abstiegskampf der Premier League auf dem Laufenden halten. Seit unserem letzten Update Anfang Februar hat sich wenig getan. Immer noch scheinen zwei Mannschaften bereits abgeschlagen zu sein, während der dritte Abstiegsplatz noch umkämpft ist.

Premier League: Sheffield United und FC Burnley – Kaum Punkte

Bei einer Mannschaft könnte man sich, wäre der Abstand nicht so groß, durchaus noch einreden, dass noch etwas gehen könnte. Denn Sheffield United schlug Anfang Februar Luton auswärts mit 3:1, am vergangenen Wochenende sah man in Bournemouth bereits wie der sichere Sieger aus, nur um dann ein 2:0 noch herzuschenken. Aber auch ein Sieg hätte den Blades wohl am Ende nichts gebracht, der Rückstand aufs rettende Ufer beträgt zehn Punkte.



Neben den wenigen Punkten macht auch die Deutlichkeit, mit der Sheffield regelmäßig unter die Räder kommt, Sorgen. In den letzten drei Heimspielen kassierte man immer mindestens fünf Gegentore, die Tordifferenz in diesem Zeitraum steht bei 0:16. Eine solche Negativserie gab es im englische Oberhaus noch nie. Entsprechend gibt es bereits Gerüchte, nach denen Chris Wilder (56), der erst im Dezember den Job als Cheftrainer übernommen hat, bereits wieder entlassen werden könnte.

Noch etwas schlimmer steht es um den FC Burnley. Die Clarets konnten – auch einem schweren Programm mit unter anderem Arsenal und Liverpool geschuldet – nur einen Punkt aus den letzten fünf Spielen holen. Auch wenn man den Betrachtungszeitraum erweitert, wird es nicht wirklich besser. Seit dem 23. Dezember letzten Jahres konnte das Team von Vincent Kompany (39) nicht mehr gewinnen, holte in der Zeit drei Punkte aus neun Spielen. Kompany selbst scheint noch fest im Sattel zu sitzen, der Vorstand will notfalls mit ihm auch wieder in die Championship gehen, um von dort einen neuen Angriff zu starten – angesichts der starken letzten Saison und der ohnehin bereits hoffnungslosen Ausgangssituation durchaus nachvollziehbar.

Luton Town – Sportlich immer dabei

Den einzigen scheinbar noch offenen Platz unter dem Strich hat immer noch Luton Town inne. Den Hatters tat die Niederlage gegen Sheffield jedoch extrem weh. Die Mannschaft mit dem kleinsten Etat der Liga hätte mit einem Sieg punktgleich mit Nottingham sein können, nun hat man drei Punkte Rückstand. Hoffnung macht, dass Luton fast immer gut mithalten kann und inzwischen auch auswärts ein unangenehm zu bespielender Gegner ist. Gegen Manchester United (1:2) und Aston Villa (2:3) verlor man jeweils nur mit einem Tor, am Wochenende gab es einen späten Punktgewinn bei Crystal Palace (1:1).

Luton Town kämpft trotz begrenzter Mittel um den Klassenerhalt in der Premier League

(Photo by Paul Harding/Getty Images)

Und so hat man sich selbst in die Situation gebracht, dass man nächstes Wochenende zu Hause gegen Nottingham tatsächlich die Möglichkeit hat, auf einen Nichtabstiegsplatz zu springen – das erste Mal seit Spieltag 13. Ein einfacher Erfolg reicht hierfür, das Torverhältnis der Hatters ist im Gegensatz zu Burnley und Sheffield durch die geringe Zahl an klaren Niederlagen immer noch sehr gut.

Nottingham Forest und FC Everton – Punktabzug nach der Saison?

Zwei Teams, die neben sportlichen Gründen auch aufgrund außersportlicher Punkte noch unten rein rutschen könnten, sind Nottingham Forest und der FC Everton. Beide Vereine sollen gegen die Finanzregularien der Premier League verstoßen haben – so lautet jedenfalls die Anklage. Bei Nottingham ist es das erste Verfahren in dieser Saison, für Everton könnte es bereits zum zweiten Punktabzug kommen.

Und das, wo man doch gerade einen Sieg gegen die Behörden feiern konnte: Nachdem die Toffees im November 2023 zunächst im ersten Verfahren einen Zehn-Punkte-Abzug kassiert hatten, konnte die Strafe in zweiter Instanz auf sechs Punkte reduziert werden. Da es sich durch das inzwischen neue Kalenderjahr allerdings um einen neuen Bewertungszeitraum handelt, kann tatsächlich eine zweite Strafe folgen.

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Die Anhörung der beiden Vereine hierzu fand bereits in der letzten Woche statt, das Urteil muss bis spätestens 8. April verkündet werden. Da die Saison allerdings bereits am 19. Mai endet, kann es durchaus passieren, dass noch überhaupt kein endgültiges Strafmaß steht und sich entsprechend nach Saisonende die Absteiger nochmals ändern – ein eigentlich unhaltbarer Umstand.

Und auch sportlich läuft es für die beiden Vereine alles andere als gut. Während Nottingham immerhin einen Sieg und damit drei Punkte aus fünf Spielen holen und die geringe Ausbeute mit dem schweren Programm erklären konnte (alle fünf Gegner spielen international), kam Everton nur auf zwei Punkte und keinen Sieg. Besonders das 1:1 zu Hause gegen Crystal Palace schmerzte dabei. In den nächsten Wochen wird für beide Vereine das Programm deutlich leichter, jetzt müssen die Punkte her, um einem möglichen Urteil nach Saisonende gelassen entgegensehen zu können.

FC Brentford – Zwei große Probleme

Das einzige Team, das neben Nottingham und Everton noch unten rein rutschen könnte, ist der FC Brentford. Die Bees stehen aktuell fünf Punkte über dem Strich, was allerdings nicht an der eigenen Leistung liegt. Diese ist seit Monaten überschaubar. Sieht man sich die Tabelle seit dem 15. Spieltag an, steht Brentford in dieser Zeit mit nur sieben Punkten aus 14 Spielen auf dem vorletzten Tabellenplatz.

Die Gründe sind bekannt und auch schon oft dargelegt: Die Mannschaft hat extrem viele Ausfälle zu verkraften. Vor allem in der Defensive musste man in den letzten Wochen notdürftig improvisieren, um überhaupt eine halbwegs spielbare Mannschaft aufs Feld zu schicken. Daneben gibt es noch zwei weitere große Baustellen, die das Team nach unten ziehen.

Zum einen ist die Standardstärke der letzten Jahre komplett abhandengekommen. Während man 2021/22 15-mal nach ruhenden Bällen (Elfmeter ausgenommen) und 2022/23 sogar 16-mal traf und damit Platz 4 respektive Platz 3 in dieser Statistik ligaweit innehatte, steht Brentford in dieser Saison lediglich bei sieben Toren nach Standardsituationen und ist damit im unteren Mittelfeld der Premier League unterwegs.

Mark Flekken kostet Brentford einige Punkte

(Photo by Richard Heathcote/Getty Images)

Dazu kommt, dass der Abgang von Keeper David Raya (28) deutlich stärker ins Gewicht fällt als erwartet. Dass ihm sein Nachfolger Mark Flekken (30), der aus Freiburg nach London kam, fußballerisch nicht das Wasser würde reichen können, war klar, doch auch im klassischen Torwartspiel ist der Niederländer ein massives Downgrade im Vergleich zu Raya.

Laut der Statistik „PSxG“, die jedem Torschuss eine Torwahrscheinlichkeit anhand seiner Qualität zuweist und somit eine Aussage darüber zulässt, wie viele Gegentore ein durchschnittlicher Torhüter aus den Torschüssen kassiert hätte, ist Flekken mit einem Wert von -7,3 der schlechteste Keeper der Premier League. Zum Vergleich: Raya hatte in dieser Statistik letzte Saison einen Wert von +5,0. Brentford hat also durch den Wechsel von Raya hin zu Flekken zwölf Gegentore mehr kassiert. Ein verheerender Wert.

Dennoch sollten die Bees auch durch die Spieler, die in den nächsten Wochen zurückkehren werden, genug Qualität haben, um in den kommenden direkten Duellen gegen Burnley (29. Spieltag), Sheffield (33.), Luton (34.) und Everton (35.) genug Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln.

(Photo by Gareth Copley/Getty Images)

Lukas Heigl

Liebhaber des britischen Fußballs: Von Brighton über Reading und Wimbledon bis nach Inverness. Ist mehr für Spiele der dritten englischen Liga als für den Classico zu begeistern. Durch das Kommentatoren-Duo Galler/Menuge auch am französischen Fußball interessiert


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