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Neues Arsenal? Darum ist das Duell mit Liverpool eine Bewährungsprobe

20. November 2021 | Spotlight | BY Chris McCarthy

Nachspielzeit | Wenn der FC Arsenal am Samstag an die Anfield Road reist und es mit dem FC Liverpool aufnimmt, dann ist es mehr als das Duell Fünfter gegen Vierter. Für die Gunners ist es eine wahre Bewährungsprobe. Ein Kommentar.

Die Auswärtsfahrt zum FC Liverpool ist für den FC Arsenal eine ganz besondere (Samstag, 18.30 Uhr). Nicht wegen des Charmes der ausverkauften Anfield Road bei Flutlicht. Nicht, weil die Gunners als Tabellenfünfter zum -vierten reisen. Nein. Es ist die erste Bewährungsprobe für eine junge Mannschaft, das erste Duell gegen einen echten Hochkaräter.

 

Sicher, die Gunners haben in dieser Saison bereits gegen Manchester City und Chelsea gespielt und sind dabei mit insgesamt 0:7 gnadenlos untergegangen. Es war der Tiefpunkt des Fehlstarts. 0 Punkte und 0:9 Tore nach drei Spielen. Schlechte Leistungen, lethargische Auftritte. #ArtetaOut trendete wieder auf Twitter. Doch das war noch das alte Arsenal.

Für das neue Arsenal begann 2021/2022 erst am vierten Spieltag mit einem 1:0 gegen Norwich. Und nicht weil das der Auftakt einer ungeschlagenen Serie von zehn Spielen war. Erst seit diesem 11. September steht Mikel Arteta die Mannschaft zur Verfügung, an der er seit zwei Jahren mit Direktor Edu bastelte. Vor seiner ersten vollen Saison 2020/2021 griff er zur Abrissbirne. Das poröse Gebäude, das lediglich an der Außenfassade an den einstigen Dauergast der Champions League erinnerte, wurde dem Erdboden gleichgemacht. Der Umbruch kostete viel Zeit, Nerven, das erstmalige Verpassen des internationalen Geschäfts seit 25 Jahren und viel Geld – 2021 gab kein Klub Englands mehr für neue Spieler aus.

„Wir hatten 21 Abgänge und zehn Neuzugänge in einem Jahr. Das ist viel, das ist mehr als ein Kader in einem Jahr. Aber das war die Absicht, wenn wir über eine Basis und ein Fundament sprechen“, sagte er vor dem vierten Spieltag gegen Norwich. In seiner Stimme spürte man Aufbruchstimmung.

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Arsenal seit zehn Spielen ungeschlagen

Erstmals stand nicht Bernd Leno im Tor sondern Neuankömmling Aaron Ramsdale – dank seiner extrovertierten Art als Spieler sowie als Typ derzeit wohl der beste Keeper der Premier League. An diesem Tag bildeten erstmals Gabriel und Zugang Ben White die Innenverteidigung, in dieser spielerisch-physischen Form wohl das beste Duo der Emirates-Ära. Thomas Partey – 2020 als Hoffnungsträger gekommen – feierte an diesem Samstagnachmittag sein Saisondebüt. Es sind nicht nur vier Spieler, es sind die elementaren Positionen einer jeden Mannschaft. Die Achse. Das Rückgrat.

In den letzten Wochen ist dieses neue Fundament erhärtet. Darauf reift das Spielkonzept und eine junge Mannschaft gedeiht. Die neun jüngsten Startaufstellungen dieser Premier-League-Spielzeit gehen allesamt auf das Konto von Mikel Arteta. Charakterstarke Neuzugänge – ein Aspekt, der laut The Athletic im Sommer im Vordergrund stand –, Führungsspieler wie Pierre-Emerick Aubameyang oder Kieran Tierney sowie Senkrechtstarter und Identifikationsfiguren wie Bukayo Saka und Emile Smith Rowe: Sie alle wachsen zusammen, die Identität wird immer klarer.

Acht Spiele, sechs Siege und zwei Remis bei 13:4 Toren sind die Bilanz des neuen FC Arsenal, bei dem nur noch drei Starter von Mikel Artetas Trainerdebüt am 26.12.2019 zur ersten Elf gehören.

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Wie gut sind die Gunners wirklich?

Wie gut aber sind diese Gunners wirklich? So undankbar die ersten drei Spiele gegen einen euphorischen Aufsteiger, den Champions-League-Sieger und den Meister waren, so angenehm war der Spielplan seitdem. Die Leistungen waren allerdings nicht immer konstant.

Dafür demonstrierte die junge Mannschaft aber auch in schwierigen Momenten beachtliche Resilienz – etwa als gegen Watford vieles gegen sie lief oder als sich gegen Leicester die Passivität einschlich. Doch wie sieht es in der hitzigen Atmosphäre der Anfield Road aus, gegen eine Weltklassemannschaft des FC Liverpool? Die letzten fünf Ligaspiele wurden hier immerhin mit 4:18 Toren allesamt verloren. Die Reds (31) haben 2021/2022 mehr als doppelt so viele Tore erzielt als Arsenal (13)

Die Antworten auf diese und weitere Fragen werden nicht vom Ergebnis abhängen. Aber um so mehr werden sie uns über den Entwicklungsstand des FC Arsenal verraten. Und: wie neu er wirklich ist.

(Photo by Julian Finney/Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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