2 Topspiele, 6 Punkte: Wie Arsenal die eigene Saison erneut wiederbelebt
25. April 2022 | Trending | BY Manuel Behlert
Der FC Arsenal spielt eine Saison mit vielen positiven, aber auch einigen negativen Momenten. Schon der Start war alles andere als einfach, in einer Saison, in der eine Entwicklung unabdingbar war, auch aufgrund der Transferbewegungen. Fünf Spiele vor dem Ende ist die Lage eine sehr gute, auch wegen der letzten beiden Partien.
Ein Blick zurück auf den 3. Spieltag der Saison wird jedem Fan des FC Arsenal wehtun. Mit 0:5 unterlag das Team von Trainer Mikel Arteta bei Manchester City. Die Abwehrreihe, bestehend aus Cedric Soares, Calum Chambers, Rob Holding, Sead Kolasinac und Kieran Tierney las sich nominell schon alles andere als gut. Schlüsselspieler fehlten, Neuzugänge waren noch nicht restlos integriert. 0 Punkte und 0:9 Tore lautete die Bilanz nach dem dritten Spieltag. Fans und Experten stellten sich die Frage: Können sich die Gunners davon erholen? Ja, sie können.
Arsenal: Schnelle Rehabilitation dank Ruhe und der Neuzugänge
Im Anschluss an einen Katastrophenstart, wie ihn Arsenal hinlegte, hätten Andere sicher die Nerven verloren. Nicht so Mikel Arteta, der im Sommer die Rückendeckung des Vereins spürte und dessen Wünsche nach Neuzugängen weitgehend erfüllt wurden. Für Ben White, Martin Ödegaard, Aaron Ramsdale, Takehiro Tomiyasu, Albert Sambi Lokonga und Nuno Tavares gab der Klub mehr als 160 Millionen Euro aus. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass vier dieser sechs neuen Spieler unangefochtene Stammspieler sind, wenn sie fit sind. Ramsdale verdrängte Bernd Leno aus dem Tor, White ist Stabilisator und Aufbauspieler zugleich in der Viererkette, Ödegaard liefert wichtige Offensivimpulse und Tomiyasu, der rechts defensiv agiert, hat sich mit seinem Willen und seiner Leidenschaft schnell in die Herzen der Fans gespielt.
Automatismen zu generieren, den Spielstil zu verfeinern und die Unsicherheit aus dem Spiel zu bekommen bedurfte Zeit. Zeit, die sich Arsenal auch deswegen erlauben konnte, weil das Team nicht im internationalen Wettbewerb aktiv war und die drei Spiele nach dem Auftakt gewann. 1:0 gegen Norwich und Burnley, 3:1 im Derby gegen Tottenham. Die Stimmung drehte sich. Aus den Spielen 7-11 gab es noch einmal elf von 15 möglichen Punkten. Arsenal setzte sich im Bereich der besten vier Mannschaften fest, gewann seine Spiele mitunter deutlich, auch wenn es kleinere Rückschläge gab.
Drei Spiele lassen die Stimmung kippen
Die Last-Minute-Niederlage am Neujahrstag gegen Manchester City (1:2), die nicht einmal verdient war, zeigte ganz deutlich den Kontrast zum Beginn der Saison. Anschließend gab es nur eine Niederlage in sieben Spielen, selbst die Unruhe um Pierre-Emerick Aubameyang und dessen Suspendierung mit späterem Abgang nach Barcelona schien niemanden zu kümmern. Doch dann kamen drei Spiele, die alles zu verändern schienen. Gegen Crystal Palace (0:3), Brighton (1:2) und Southampton (0:1) setzte es drei Niederlagen.
0 Punkte aus drei Spielen, in denen zumindest sechs bis sieben Zähler eingeplant waren, während Konkurrent Tottenham die vermeintlich beste Phase der Saison erlebte und auch Manchester United zumindest rechnerisch noch gute Chancen auf einen Platz vor Arsenal hatte, waren eine Katastrophe. Die Mannschaft wirkte müde, fahrig und musste die Ausfälle von Tomiyasu, Tierney und Thomas Partey, allesamt Stammspieler, verkraften. Dem jungen und dünn besetzten Kader fiel das nicht leicht. Und dieser Kader hatte nun den FC Chelsea und Manchester United vor der Brust.
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„Chaos“ statt Kontrolle als Initialzündung für Arsenal
Mittwochabend, Stamford Bridge, Arsenal zu Gast bei Chelsea. Die Ausgangslage war klar, die Blues waren Favorit. Doch es war ein Abend, der sinnbildlich für diese Saison stehen könnte, in der nicht alles nach dem immergleichen Muster verlief. Arteta passte seine Mannschaft an den Gegner an, verließ das Feld des Dominanzfußballs, überließ Chelsea häufiger den Ball, als es in Bestbesetzung der Fall gewesen wäre. Aber Arsenal presste situativ hoch und konsequent, traf zudem auf einen FC Chelsea, der etwas anbot. Die Folge: Das Spiel war hektisch, was den Gunners an diesem Nachmittag entgegen kam. Die Gäste bestraften die Fehler der Blues und gewannen mit 4:2. Die Stimmung schien wieder einmal zu kippen, doch ein wichtiges Topspiel stand noch an, das gegen Manchester United im heimischen Emirates Stadium.
Es war ein bisschen Dominanz, vor allem zu Beginn, und ein bisschen Hektik, von der das Spiel geprägt war. Die Führung nach zwei Minuten spielte Arsenal in die Karten, der beste Angriff der Partie führte zum Elfmeter, der das 2:0 mit sich brachte. Manchester United war aber nicht ungefährlich, schlug zurück, traf zweimal das Aluminium, scheiterte in persona Bruno Fernandes bei einem Elfmeter, ehe Granit Xhaka mit einem Distanzschuss das 3:1 erzielte und das Emirates zum Beben brachte. Manchester United ist raus aus dem Kampf um die Champions League, die Saison von Arsenal drehte sich erneut komplett und die Mannschaft, die platt und fahrig wirkte, steht nun mit zwei Punkten Vorsprung auf Tottenham erneut auf Platz vier.
Vier Tage und zwei Topspiele reichten, um vieles auf den Kopf zu stellen. Dass ein Spieler wie Mohamed Elneny gerade in diesen Partien unaufgeregt und hochseriös spielte, spricht für die Mannschaft und auch für Arteta, der sie gut eingestellt hat. Das kurzfristige Lösen vom eigenen Weg hin zu einem Spiel, das riskant ist, aber eben eher den Erfolg in diesen Partien versprach, war das richtige Mittel.
West Ham inmitten zweier Spiele gegen Frankfurt, Leeds United, Newcastle, Everton und Tottenham im direkten Duell: Das Restprogramm ist nicht einfach, aber die Spurs spielen auch noch gegen Liverpool. Die junge Mannschaft der Gunners hat alles in der eigenen Hand und muss jetzt die Nerven bewahren, vielleicht punktuell weiterhin das Chaos auf dem Feld erzeugen, das in den letzten beiden Spielen für die positiven Momente gesorgt hat. Die Saison lebt in jedem Fall wieder. Und das war vor den beiden Topspielen das große Ziel.
(Photo by Catherine Ivill/Getty Images)
Manuel Behlert
Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.