Arsenal vs. Manchester City: 5 Fragen zum Topspiel
8. Oktober 2023 | Spotlight | BY Chris McCarthy
Am Sonntag treffen Arsenal und Manchester City im Topspiel der Premier League aufeinander. Wir beantworten die Fragen zum Showdown.
Letzte Saison lieferten uns Arsenal und Manchester City lange einen Zweikampf um die Meisterschaft in der Premier League. Der Ausgang ist bekannt.
Liverpool und Tottenham befinden sich nach sieben Spieltagen zwar noch im gleichen Dunstkreis. Und dennoch weisen Kaderqualität und Spielanlage daraufhin, dass die Cityzens und die Gunners die Top-Favoriten auf den Titel sind – in der Reihenfolge.
Der Showdown im Emirates Stadium (17:30 Uhr) dürfte folglich einen großen Einfluss auf das Meisterrennen haben. Wir beantworten die wichtigsten Fragen dazu.
5 Fragen zum Topspiel zwischen Arsenal und Manchester City
Was haben uns die letzten Duelle gelehrt?
In der Premier League hat der FC Arsenal die letzten zwölf Spiele gegen Manchester City allesamt verloren – der schlimmste Lauf gegen einen Gegner in der Vereinsgeschichte. Relevant für die aktuelle Auflage sind allerdings nur die beiden letzten Duelle.
Denn seit letzter Saison sind die Gunners nicht mehr Fallobst, sondern wieder ein Meisteranwärter. Doch obwohl sie den späteren Triple-Sieger letzte Saison bis April hinter sich ließen, zeigten die direkten Duelle, was ihnen zu einem tatsächlichen Meister fehlte.
Im Hinspiel 2022/2023 nutzte ManCity die Unerfahrenheit und fehlende Abgeklärtheit eines sehr starken Arsenals eiskalt aus. Im Rückspiel dagegen entblößten die Citzyens schonungslos, dass die jungen Gunners nicht die Substanz hatten, um eine volle Saison mit ihnen zu konkurrieren: Das 4:1 ebnete den Weg zur Titelverteidigung.
Im Sommer unternahm Arsenal nun alles, um die Lücke zu schließen. Vor der Saison 2023/2024 dann der Mutmacher: Die Londoner setzten sich im Community Shield (Super Cup) gegen ManCity durch. Ein glorifiziertes Testspiel, sicher. Dennoch ein Moment, der der jungen Mannschaft von Mikel Arteta die Bestätigung gab, dass dieser Gegner doch zu bezwingen ist.
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Wie ist die Ausgangslage?
Der FC Arsenal ist in der Premier League noch ungeschlagen, hat 17 von 21 möglichen Punkten geholt. Vergangene Woche gab es ein bequemes 4:0 über Bournemouth. Das 1:2 gegen Lens am Mittwoch in der Champions League dürfte eher in die Kategorie Ausrutscher passen, so ungewohnt behäbig war der Auftritt.
Mit der Ausbeute in der Premier League dürfte Arteta jedenfalls zufrieden sein. Leistungstechnisch ist Luft nach oben. Die taktischen Weiterentwicklungen sitzen noch nicht ganz. Darüber hinaus zeigten die Punktverluste gegen Tottenham und Fulham (jeweils 2:2), dass die Fehler der Vorsaison noch nicht abgestellt wurden und es in der Offensive noch an Präzision mangelt.
ManCity steht bei 18 Zählern und ähnlich wie sein Gegenüber dürfte Pep Guardiola damit zufrieden sein. Auch er hat nämlich mit Anpassungsproblemen zu kämpfen. Das Aus im Ligapokal ist zu verschmerzen (0:1 gegen Newcastle). Vergangenen Spieltag gab es allerdings die erste Niederlage in der Liga: ein 1:2 gegen die Wolverhampton Wanderers.
Was ist anders? Ilkay Gündogan und Riyad Mahrez sind weg. Und damit auch ein großer Teil des metronomartigen Passspiels. Denn Josko Gvardiol, Matheus Nunes, Mateo Kovacic und Jeremy Doku haben ihre Stärken vor allem darin, den Ball selbst voranzutreiben.
Paart man das mit den Ausfällen von Kevin De Bruyne und Rodri, zwei der besten Passspieler der Welt, so wird deutlich, dass sich die Cityzens noch finden müssen.
Wie ist die Personalsituation?
Arsenal droht der Ausfall der kongenialen Flügelzange. Sowohl Gabriel Martinelli (seit 17. September außer Gefecht) als auch Bukayo Saka (humpelte gegen Lens vom Platz) laborieren an Oberschenkelverletzungen. Einsatz fraglich. Bei Saka sieht es aber besser aus als bei Martinelli.
Während Saka mit seiner engen Ballkontrolle und Gabe, immer die richtige Entscheidung zu treffen, der Unterschiedsspieler im letzten Drittel ist (vier Tore, zwei Vorlagen), sorgt der schnelle Martinelli für Chaos und Geradlinigkeit.
Potentielle Alternativen sind Reiss Nelson, die indirekteren Fabio Vieira und Leandro Trossard sowie Stürmer Gabriel Jesus, der auf den Flügel ausweichen könnte. Sowohl Eddie Nketiah, ein Arbeiter aber kombinationsschwach, als auch Kai Havertz wären dann Sturmkandidaten.
Bei Manchester City herrscht bereits Gewissheit, dass Rodri (Rot-Sperre) und Kevin De Bruyne (Oberschenkel) ausfallen werden. Auch sie sind absolute Leistungsträger und eigentlich nicht zu ersetzen. Letzteres gilt insbesondere für Rodri.
Der Spanier ist einer, wenn nicht der beste spielgestaltende Sechser der Welt. Er schützt die Abwehr, er öffnet das Spiel für die Offensive. Es ist kein Zufall, er bei der ersten Saisonniederlage nicht auf dem Platz stand: Ohne Rodri hat ManCity 33 Prozent der Spiele verloren – mit ihm sind es nur 13,2 Prozent.
John Stones, als Innenverteidiger-Sechser-Hybrid letzte Saison eine Entdeckung, wäre ein geeigneter Ersatz gewesen, fällt allerdings ebenfalls aus. Sollte Guardiola auf Ballbesitz aus sein (dazu gleich mehr), wäre der erst 18-jährige Rico Lewis dank seiner Passstärke die Alternative.
De Bruynes Ausfall, so seltsam sich das für den wohl besten Spielmacher der Welt auch anhört, war bislang leichter zu kompensieren: Julian Alvarez blüht in seiner Abwesenheit auf tieferer Position auf und ist der Kreativposten im Angriffsspiel (sechs Tore, fünf Voralgen).
Wo wird das Spiel entschieden?
Betrachtet man sich die Personalsituation, so stößt zunächst das Mittelfeld ins Auge. Denn hier hat der FC Arsenal durch den Ausfall von Rodri eindeutig den Vorteil.
Declan Rice ist in der Schaltzentrale alles, was sich die Gunners bei der Rekordablöse (116 Millionen Euro) erhofft hatten – Antreiber, Balleroberer und Spielgestalter in einem. Stößt der wiedergenesene Thomas Partey in die erste Elf, dürfte kein Zweifel daran bestehen, dass das Team von Mikel Arteta das Mittelfeld kontrollieren wird.
Doch ist das überhaupt wichtig? Guardiola bevorzugt zwar Ballbesitz, könnte angesichts der Personallage allerdings darauf verzichten. So wie im Hinspiel 2022/2023, als City den geringsten Ballbesitzwert der Guardiola-Ära vorzuweisen (36 Prozent) hatte, aber in beiden Strafräumen routinierter war. Und dort werden nunmal Spiele entschieden.
Das wird auch dieses Mal der Fall sein.
Die Defensiven sind zwar auf einem ähnlichen Level. Vorne aber hat Manchester City mit Optionen wie Jack Grealish, Phil Foden, womöglich sogar dem pfeilschnellen Doku und Erling Haaland (acht Tore trotz ungewohnter Abschlussschwäche) eindeutig das Übergewicht.
Artetas Angriff wird entweder unvollständig oder nicht 100 Prozent fit sein. Er muss kreativ werden.
Havertz könnte beispielsweise auf der falschen Neun eine Option sein. Hier machte er im Community Shield trotz Abschlussproblemen das beste Spiel seiner bisher unglücklichen Arsenal-Karriere.
Der deutsche Nationalspieler macht die Bälle geschickt fest, reist Lücken und hat ein sehr hohes Level an Raumverständnis. Und mit Jesus, Trossard (je 3), Ödegaard (4), Nketiah (2) und auch Nelson gibt es einige Spieler, die gerne den Abschluss suchen. Der muss sitzen, damit Arsenal eine Chance hat.
Wie wichtig ist das Spiel für den Titelkampf?
Schaut man auf die fünf Punkte Vorsprung, die Manchester City 2022/2023 am Ende hatte, ist die Signifikanz der beiden Sechs-Punkte-Spiele gegen Arsenal natürlich nicht zu leugnen.
Wie The Athletic allerdings heraus fand, ist das Duell zwischen Meister und Vizemeister historisch betrachtet nicht ganz so wichtig wie man vielleicht vermutet. In den zehn Spielzeiten zuvor – also 2012/2013 bis 2021/2022 – holte der Meister nur einmal mehr Punkte in den direkten Duellen als der Vizemeister (2018/2019). Der Titel wurde also außerhalb dieser Spiele entschieden.
Das sind aber nur Zahlen. Denn das Level an Konstanz, das Manchester City in den letzten Jahren zeigt, ist außergewöhnlich und lässt kaum Spielraum für Punktverluste. Keine gute Nachricht für das jüngere und damit fehleranfälligere wie ineffizientere Team, das Arsenal nunmal ist.
Dazu kommt die mentale Komponente. Gewinnt Arsenal, würde man City nicht nur in der Tabelle überholen, sondern im gesamten Verein den Glauben entfachen, dass der lange so übermächtige Gegner dieses Jahr tatsächlich zu knacken und der erste Meistertitel seit 2004 keine Utopie ist.
Es wäre ein Rückschlag für City. Allerdings einer, mit dem das titelkampferprobte Team aus Manchester deutlich besser umgehen könnte als die Gunners. Denn sollten sie verlieren, und das auf eigenem Terrain, werden Zweifel und die Erinnerungen aus dem Vorjahr einkehren und der Druck steigen. All das, während die Cityzens mit frischem Selbstbewusstsein und gemütlichem Vier-Punkte-Puffer an der Dominanz des Vorjahres schrauben könnten.
Für ein „Must Win Game“ ist die Saison noch zu jung. „Can’t lose“ trifft es aus Sicht des FC Arsenal allerdings schon eher.
(Photo by GLYN KIRK/AFP via Getty Images)
Chris McCarthy
Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.