Guardiolas neuer Angstgegner, Cavani mehr als ein Edeljoker und Allardyce steigt ab

11. Mai 2021 | Premier League | BY Chris McCarthy

7 Awards – Premier League | Mit Thomas Tuchel scheint Pep Guardiola ausgerechnet wenige Wochen vor dem Finale der Champions League einen neuen Angstgegner zu haben. Diese und weitere Erkenntnisse des 35. Spieltags haben wir aufgearbeitet. 

„Neuer Angstgegner“-Award: Thomas Tuchel für Pep Guardiola

Eigentlich wollte Manchester City durch einen Sieg über den FC Chelsea am Samstag den Gewinn der englischen Meisterschaft feiern. Eine Halbzeit sah es auch gut aus, die Cityzens waren das bessere Team, führten verdient mit 1:0. Kurz vor dem Pausenpfiff hatte Sergio Agüero per Elfmeter sogar die Chance zum 2:0, doch ein arroganter Panenka in die Mitte ging komplett daneben. Edouard Mendy blieb stehen und fing den Lupfer.

 

Nach der Pause setzten die Blues den eindrucksvollen Lauf unter Thomas Tuchel mit Verspätung fort. Sein Team wirkte hervorragend organisiert und wurde im Angriffsspiel immer direkter und schneller. Hakim Ziyech erzielte den Ausgleich ehe Marcos Alonso in der Nachspielzeit das Spiel sogar drehte (90+2). Die Meisterfeier der Cityzens wurde vertagt, Chelsea hat bei sechs Punkten Vorsprung ein Platz in der Königsklasse gesichert.

Doch damit nicht genug. Wenige Wochen, bevor die beiden Teams im Finale der Champions League aufeinander treffen, hat Pep Guardiola offenbar einen neuen Angstgegner. Nachdem Tuchel die ersten drei Pflichtspiele gegen den Spanier allesamt verlor, ist er in den letzten vier Duellen (zwei Siege, zwei Remis) plötzlich ungeschlagen. Ein schlechtes Zeichen für Manchester City, das gegen Gegner mit einer kompakten Defensive und starkem Konterspiel des Öfteren verzweifelt.

„Unabsteigbar no more“: Sam Allardyce

Eine lange Zeit war Sam Allardyce der Feuerwehrmann der Premier League. Bolton Wanderers, Blackburn Rovers, Sunderland oder Crystal Palace, sie alle bewahrte der 66-Jährige vor dem Abstieg. Die Aufgabe bei West Bromwich Albion war allerdings selbst für den einst unabsteigbaren Engländer eine Nummer zu groß. Durch das 1:3 beim FC Arsenal am Sonntag ist der Weg in die Championship besiegelt.

Dabei wurden einmal mehr die Gründe für den direkten Wiederabstieg sichtbar. Wie bereits vor der Saison befürchtet, mangelt es den Baggies schlichtweg an der individuellen Qualität, besonders im Angriff. Sowohl unter Aufstiegstrainer Slaven Bilic als auch unter Allardyce konnte es WBA den Gegnern im Kollektiv schwer machen. Auch deshalb war der Trainer enttäuscht darüber, dass der Abstiegskampf drei Spieltage vor Schluss bereits beendet ist. „Ich sage nicht, dass wir drin geblieben wären, aber wir sollten näher dran sein“, sagte er bei BT Sport und betonte: „Die Chancen waren da, aber nicht das Vollstrecken.“

Möchte Allardyce West Brom nach dem ersten Abstieg seiner Karriere nun zurück in die Premier League führen? „Es ist für mich zu früh, um darüber zu reden. Es geht darum, die Enttäuschung zu verarbeiten. Wenn die Zeit reif ist, kann man darüber reden, was nächste Saison passiert“, sagte der Engländer.

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„Mehr als nur ein Edeljoker“-Award: Edinson Cavani

Durch einen 3:1-Auswärtssieg über Aston Villa sicherte Manchester United am Samstag einen Platz in der Champions League. Ganz nebenbei wurde auch die Meisterfeier des Stadtrivalen vertagt. Bereits zum 14. Mal in dieser Saison ging die Mannschaft von Ole Gunnar Solskjaer dabei 0:1 in Rückstand, zum zehnten Mal ging sie dennoch als Sieger aus dem Spiel hervor – Rekord in der Premier League. Die Entscheidung besorgte Edeljoker Edinson Cavani. Der Altstar traf in dieser Spielzeit bereits zum fünften Mal von der Bank und zog in dieser vereinsinternen Kategorie mit seinem Trainer (1999) und Javier Hernandez (2011) gleich.

„Seine Bewegung, sein Torhunger…“, fasste Solskjaer bei Sky Sports kurz die Hauptqualitäten des Angreifers zusammen, ehe er einen interessanten Satz sagte: „Auch wir lernen Edinson kennen und hoffentlich können wir ihn nächste Saison mehr benutzen.“ Cavanis auslaufender Vertrag wurde wenige Stunden später verlängert. Doch das war nicht die interessante Erkenntnis.

Wie Solskjaer andeutete, weiß die Mannschaft die Qualitäten es 34-Jährigen immer besser einzusetzen. Cavanis Bewegungen, Instinkt und Erfahrung verleihen dem Angriffsspiel der Red Devils mehr Struktur und vor allem: einen richtigen Fixpunkt. Elf seiner 15 Pflichtspieltore erzielte Cavani im Kalenderjahr 2021. In den beiden Halbfinalspielen der Europa League gegen AS Rom stand er jeweils in der Startelf und lieferte absurde vier Tore und drei Vorlagen ab. Cavani ist mehr als nur ein Edeljoker, trotz seiner 34 Jahre.

 

„Champions-League-Hoffnung lebt“-Award: FC Liverpool

Wie so oft in dieser Saison machte es sich der FC Liverpool nicht leicht, am Ende aber konnte gegen den FC Southampton ein Pflichtsieg eingefahren werden. Sadio Mané erzielte das 1:0. Das nächste Tor ließ trotz Chancen auf sich warten, kurz vor Schluss hätte Alisson durch einen haarsträubenden Fehlpass in die Füße von Che Adams fast den Dreier verschenkt. Der Brasilianer konnte den Schuss des Angreifers jedoch parieren. Thiago machte mit seinem ersten Tor für die Reds letztendlich alles klar.

Durch den 2:0-Sieg leben die Hoffnungen auf eine erneute Qualifikation für die Champions League. Und das trotz zahlreicher Verletzungen, einer ungewohnten Heimschwäche und fehlender Konstanz. Nach der 2:4-Pleite von Leicester City gegen Newcastle United beträgt der Rückstand auf die Top-Four sechs Zähler. Doch auch die Europa League, ein Punkt Rückstand auf West Ham, ist nicht gesichert. Immerhin hat Liverpool im Vergleich zur Konkurrenz ein Nachholspiel in der Hinterhand.

„Es ist nicht unmöglich, aber es ist schwierig“, sagte Jürgen Klopp bei der BBC und ergänzte: „Wir werden es versuchen und sehen, wo wir landen.“ Sein Team bekommt es noch mit Manchester United, West Brom, Burnley und Crystal Palace zu tun.

 

„Fahrstuhlmannschaft“-Award: FC Fulham

Und auch der dritte und letzte Absteiger der Premier League steht nach dem 35. Spieltag fest. Neben Sheffield United und Mitaufsteiger West Brom muss auch der FC Fulham den bitteren Gang in die zweite Liga antreten. Ein 0:2 gegen den FC Burnley, bei der die Mannschaft von Scott Parker mal wieder offensiv kein Durchkommen fand, besiegelte nun auch rechnerisch den Abstieg.

Nach Jubel im Vorjahr, herrscht im Südwesten Londons einmal mehr bittere Enttäuschung. Doch das sollte man mittlerweile gewohnt sein. Die Cottagers haben sich zu einer Fahrstuhlmannschaft entwickelt: Aufstieg 2018, Abstieg 2019, Aufstieg 2020, Abstieg 2021. „Der Klub muss große Entscheidungen treffen“, sagte Parker bei der BBC und ergänzte: „Diese Achterbahn an Hochs und Tiefs ist nicht etwas, das man will. Als Fußballklub müssen wir gute Entscheidungen treffen und herausfinden, wo wir hinwollen.“

Alles muss unter die Lupe genommen werden: Vor allem die Kaderplanung, die zu häufig auf Leihen basiert und somit die kontinuierliche Entwicklung einer Mannschaft erschwert.

 

„Ein Mann für Southgate“-Award: Patrick Bamford

Mit einem verdienten 3:1-Erfolg über Tottenham blieb Leeds United am Wochenende seinem Ruf als einem der aufregendsten Aufsteiger der Premier-League-Geschichte auch am Wochenende gerecht. Wie so oft in dieser Saison war das unter anderem dem emsigen Patrick Bamford zu verdanken. Der 27-Jährige, in der zweiten Liga oft als Chancentod verschrieen, brachte die Whites mit seinem 2:1 auf die Siegerstraße.

Damit steht er bei 15 Saisontoren und darf sich sogar berechtigte Hoffnungen auf die Euro 2020. Denn Harry Kane ist der einzige Engländer, der in dieser Saison an mehr Toren direkt beteiligt war (34) als Bamford (22; 15 Tore, acht Vorlagen). Nationaltrainer Gareth Southgate war am Samstag wohl nicht ganz zufällig an der Elland Road und erlebte die nächste starke Leistung hautnah mit. Bei den letzten Länderspielen erhielt noch Ollie Watkins von Aston Villa den Vorzug, damals sei Bamford laut Southgate aber „nah dran“ gewesen. Und aufgrund der Tatsache, dass die EM-Kader auf 26 Spieler erhöht wurden, könnte Bamford – bis dato ohne A-Länderspiel – womöglich auf den Zug aufspringen. 

 

„Des einen Freud ist des anderen Leid“-Award: Newcastle und Leicester

Für Steve Bruce ist es alles andere als eine einfache Saison mit Newcastle United. Sicher, seine Mannschaft enttäuschte, aber der Engländer hatte bei den Magpies einige erschwerende Bedingungen. Viele Leistungsträger, wie Kapitän Jamaal Lascelles, Offensivhoffnung Allain Saint-Maximin und Toptorjäger Callum Wilson, wurde immer wieder über weite Strecken durch Verletzungen oder das Coronavirus aus dem Verkehr gezogen. Auch deswegen blieb Bruce selbst nach sieben Spielen ohne Sieg stets optimistisch.

Jetzt, mit den meisten Spielern wieder an Bord, scheint er recht zu behalten. Durch einen überraschenden 4:2-Erfolg bei Leicester City ist der Klassenerhalt zum Greifen nah, nur ein Zähler aus den verbleibenden drei Spielen fehlt dem Klub dafür. Ausschlaggebend dafür ist eine klare Leistungssteigerung. Die Magpies haben in den letzten fünf Spielen genauso viele Punkte geholt (10) wie in den 15 Partien zuvor.

Zum Leidwesen von Leicester City. Viel wurde in den vergangenen Wochen geredet, ob Leicester City nach einer beeindruckenden Saison erneut haarscharf die Qualifikation zur Champions League verpassen würde. Nach nur zwei Siegen aus den letzten sieben Spielen droht den Foxes tatsächlich wieder die Puste auszugehen. „Wir haben uns das Leben sehr schwer gemacht, aber es ist noch in unseren Händen. Wir müssen kämpfen und wir sind eine Gruppe, die zusammenhält“, sagte Trainer Brendan Rodgers. Der Vorsprung auf den fünften Platz ist auf fünf Zähler geschmolzen, gewinnt Liverpool sein Nachholspiel sind es sogar nur drei Zähler. Darüber hinaus erwartet seine Mannschaft Finale des FA Cup gegen Chelsea am Samstag weitere Strapazen.

Photo: xJavierxGarcia BPI Shutterstockx/Imago

 

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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