Chelsea & Tottenham „schiedlich friedlich“, Cavani auf Solskjaers Spuren, Arsenal verfällt in alte Muster

1. Dezember 2020 | Premier League Awards | BY Chris McCarthy

7 Awards – Premier League | Der zehnte Spieltag ist absolviert. Chelsea und Tottenham trennen sich „schiedlich friedlich“, ManUtd-Stürmer Edinson Cavani macht es seinem Trainer nach und Arsenal verfällt in alte Muster. Unsere Awards…

„Schiedlich friedlich“ – Award: Chelsea & Tottenham

Zum Topspiel des zehnten Spieltags der Premier League ging es am Sonntag zwischen Chelsea und Tottenham um die Tabellenführung. Dabei trafen die beiden Mannschaften mit den ligaweit längsten Serien ohne Niederlage aufeinander: Die Spurs sind seit neun Spielen ungeschlagen, die Blues seit acht.

Es schien, als wollten beide Mannschaften diese Serien und womöglich damit ihr Momentum nicht gefährden. Es bot sich zwar ein intensives, dafür aber relativ chancenarmes Spiel. Die Mannschaft von José Mourinho verzichtete wie so oft auf Spielanteile, verteidigte dafür tief und lauerte auf Konter. Das führte zu genau einem Schuss aufs Tor. Chelsea war bemühter, biss sich aber am weißen Block die Zähne aus. Nichtsdestotrotz war auch das Team von Frank Lampard offenbar nicht bereit, das letzte Risiko einzugehen, um gleich alle drei Punkte mitzunehmen. Schiedlich friedlich trennten sich die beiden Londoner Rivalen folglich mit 0:0 und bauten ihre ungeschlagenen Serien aus.

Tottenham klettert somit auf den ersten Platz, Chelsea bleibt bei zwei Punkten Rückstand in Schlagdistanz.

„Auf Solskjaers Spuren“-Award: Edinson Cavani

Im Sommer verpflichtete Manchester United den ablösefreien Edinson Cavani. Manch einer hinterfragte diese Entscheidung, immerhin ist der Mann aus Uruguay bereits 33 Jahre alt und erhielt, obwohl man bei PSG keine Verwendung für ihn fand, einen ordentlich dotierten Vertrag.

Cavani hat allerdings noch einiges im Tank, wie er am Sonntag in Southampton unter Beweis stellte. Beim Stand von 0:2 wurde der Angreifer in der Pause eingewechselt und drehte nahezu im Alleingang das Spiel. Die Saints bekamen den Altstar nicht unter Kontrolle. Erst legte er den Anschlusstreffer durch Bruno Fernandes vor, ehe er dank seines junggebliebenen Torinstinkts erst den Ausgleich markierte und in der Nachspielzeit per Flugkopfball sogar den Sieg eintütete. Drei Torbeteiligungen nach einer Einwechslung? Das gelang in der Premier-League-Geschichte von ManUtd zuvor genau einem Spieler: Trainer Ole Gunnar Solskjaer, der 1999 als Joker sogar vier Treffer erzielte.

(Photo by MIKE HEWITT/POOL/AFP via Getty Images)

„Alte Muster“ – Award: FC Arsenal

Genau ein Jahr ist es her, als sich der FC Arsenal von Trainer Unai Emery trennte. Der Fußball war unter dem Nachfolger des legendären Arsene Wenger einfallslos und trist geworden, Strukturen und ein Mannschaftsgefühl waren nicht zu erkennen.

Im Dezember 2019 übernahm Mikel Arteta das Traineramt und entfachte im Norden Londons neue Euphorie. Der Fußball hatte plötzlich wieder eine Identität und Leben. Muster und Abläufe waren zu erkennen, die Mannschaft war an Board und feierte mit dem FA Cup den ersten Erfolg. 2020/2021 sollte an die ersten, dafür aber deutlichen Ansätze angeknüpft und die Entwicklung vorangetrieben werden.

Nach zehn Spieltagen kann man getrost behaupten, dass das gescheitert ist. Die Gunners sind am Jahrestag der Entlassung Emerys in die alten Muster verfallen, die dem Spanier letztendlich den Job kosteten. Beim 1:2 gegen Wolverhampton, das durch die schwere Verletzung von Raul Jimenez überschattet wurde, agierte Arsenal abermals inspirationslos in der Offensive und anfällig in der Defensive. Die einst so gelobte Struktur unter Arteta ist ebenso wie das Mittelfeldspiel derzeit ziellos.

Der Glaube an Arteta und seine Philosophie besteht im Norden Londons weiterhin. Die Euphorie ist aber verpufft, der Druck gewachsen. 13 Punkte nach zehn Spieltagen, gleichbedeutend mit Rang 14, entsprechen dem schlechtesten Saisonstart seit 1981.

„Aus der Puste“-Award: FC Liverpool

Virgil Van Dijk, Joe Gomez, Trent Alexander-Arnold, Thiago, Naby Keita und Alex Oxlade-Chamberlain: Die Verletzungsprobleme des FC Liverpool sind gut dokumentiert. Und trotzdem mussten die Reds, sehr zur Unzufriedenheit von Jürgen Klopp, nur drei Tage nach dem 0:2 gegen Atalanta in der Champions League bereits am Samstag um 12.30 Uhr bei Brighton & Hove Albion ran.

Konnten die Reds in der Vorwoche auf dem Zahnfleisch noch eine Meisterleistung herausquetschen, ging es am Samstag etwas behäbiger zu. In einem engen Spiel mit einigen haarscharfen Entscheidungen brachte Diogo Jota Liverpool nach 60 Minuten in Führung. Viel mehr Torchancen waren allerdings nicht drin, zu schwer waren beim Meister, der während der Partie auch noch James Milner verlor, die Beine. Und so erzwang Brighton in der Nachspielzeit noch einen viel diskutierten, aber wohl berechtigten Foulelfmeter – den zweiten der Partie. Nachdem Neal Maupay in der ersten Halbzeit noch vergab, verwandelte Pascal Groß dieses Mal souverän zum 1:1.

Es war in der Entstehung etwas unglücklich, allerdings wohl nicht unverdient. Was bleibt ist aber die Erkenntnis, dass dem Kader des FC Liverpool nach einer quasi nicht vorhandenen Sommerpause 2020/2021 die Puste ausgeht. Das belegt auch die Statistik: Nach zehn Spieltagen wurden nach Führung bereits sechs Punkte verspielt, in der gesamte Vorsaison war es lediglich fünf.

„Packung vorprogrammiert“-Award: ManCity gegen FC Burnley

Bereits zur Halbzeit stand es am Samstagnachmittag zwischen Manchester City und dem FC Burnley 3:0. In Durchgang zwei komplettierte Riyad Mahrez seinen Hattrick und ManCity machte den 5:0-Sieg perfekt. Die Packung war bereits vorprogrammiert.

Laut Opta ist ManCity seit Notts County 1907 erst die zweite Mannschaft in der Geschichte des englischen Fußballs, die in vier aufeinanderfolgenden Heimspielen gegen ein und den selben Gegner mindestens fünf Tore erzielte.

„Zielwasser“ – Award: Leeds & Everton

Mit dem FC Everton und Leeds United trafen am Samstagabend zwei der attraktiveren Mannschaften der Premier League aufeinander. Und siehe da, beide Teams wurden ihrem Ruf gerecht und lieferten sich ein tempo- und vor allem chancenreiches Spiel. Die Tore dagegen wollten nicht wirklich fallen, sowohl die Toffees als auch die Whites ließen zahlreiche gute Gelegenheiten aus.

Everton feuerte bei 15 Schüssen acht Mal aufs gegnerische Tor, Leeds bei 23 sieben Mal. Laut Opta führten diese Schüsse insgesamt zu einem „expected Goals“-Wert von stolzen 4,4. Am Ende fiel jedoch nur ein Treffer und zwar für Leeds, was laut dem Statistikdienst 2020/2021 die größte Diskrepanz zwischen „xG“ und tatsächlich erzielten Toren ist.

„Lebenszeichen zum richtigen Moment“ – Award: FC Fulham

Es drohte eine kurze Rückkehr für den FC Fulham in die Premier League zu werden. Nur vier Punkte nach neun Spielen, den einzigen Sieg gab es gegen Mitaufsteiger West Bromwich.

Am Montagabend aber lieferte die Mannschaft von Scott Parker ein eindrucksvolles Lebenszeichen ab. Mit beachtlicher Intensität und dank einer disziplinierten gesamtmannschaftlichen Leistung bezwang der FC Fulham auswärts den Tabellenvierten Leicester City mit 2:1! Leipzig-Leihgabe Ademola Lookman hatte die Gäste nach Vorarbeit des starken Andre-Frank Zambo Anguissa in Führung gebracht. Ivan Cavaleiro erhöhte acht Minuten später auf 2:0.

Für den Aufsteiger war es der erste Sieg gegen eine Mannschaft in den Top-Four seit 2013. In Anbetracht der kommenden Aufgaben gegen Manchester City und den FC Liverpool also nicht nur ein Lebenszeichen, sondern eines im richtigen Moment. Der Erfolg sollte Mut geben.

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Photo: Imago

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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