FA Cup: Das Finale – ManCity gegen ManUtd und Pep gegen…Sir Alex?

3. Juni 2023 | Vorschau | BY Chris McCarthy

Das 142. Finale des FA Cups ist ein besonderes. Für Manchester City und Manchester United geht es nicht nur um ein Derby und einen Pokal. Es geht um eine bislang einzigartige Leistung im englischen Fußball. 

Sir Alex Ferguson hat es dieser Tage nicht leicht. Es sei „schmerzhaft“, sagte die Trainerlegende von Manchester United kürzlich, als er Pep Guardiola die Trophäe zum „LMA Trainer des Jahres“ überreichte. „Schmerzhaft, aber verdient.“



Denn seit der Ankunft des Spaniers – und dem Geldregen aus Abu Dhabi – ist Manchester City lange nicht mehr der „noisy neighbour“ (lauter/nerviger Nachbar), sondern hat Sir Alex‘ United in den letzten Jahren sogar den Rang abgelaufen. Und nun haben es Pep und die Cityzens auch noch auf eine bislang einzigartige Leistung des Schotten und der Red Devils abgesehen: Das Triple aus Premier League, Champions League und FA Cup, das ManUtd als bislang einzige englische Mannschaft 1998/1999 gewann. Und diese kann am Samstag selbst dafür sorgen, dass es so bleibt.

Denn im Finale des ältesten Pokalwettbewerbs der Welt bekommt es Manchester City ausgerechnet mit Manchester United zu tun (Samstag, 16 Uhr/DAZN).

ManCity: Erst der FA Cup und dann das Triple?

Noch vor einem halben Jahr schien das Triple für Manchester City zwar nicht aus dem Visier, aber ein ganzes Stück in die Ferne gerückt zu sein. Die Cityzens suchten lange ihren Rhythmus, die Defensive wirkte nicht ganz sattelfest. Und mit dem FC Arsenal muckte plötzlich ein überraschender Meisterkonkurrent auf.

Mit der Jahreswende aber griff ein Zahnrad ins andere. Das schon zuvor treffsichere Sturmungeheuer Erling Haaland war vollumfänglich integriert, die spielerische Dominanz dank der Beförderung von Innenverteidiger John Stones auf eine Hybrid-Mittelfeldposition wiederhergestellt und City als Kollektiv noch weiter gereift. Der Fußball ist zwar immer noch toll anzusehen, Kevin De Bruyne’s maßgeschneiderte Halbfeldflanken eine Augenweide, doch mittlerweile zeichnet das Team von Pep Guardiola aus, dass sie Gegner mit einer zielorientierteren, abgezockteren Art regelrecht zermürben. Es zählt nicht mehr das Wie, sondern das Resultat. Eine Entwicklung, die sich vor allem in den Pokalwettbewerben – dort, wo an einem Abend viel falsch laufen kann – besonders auszahlte.

In der Premier League wurden – ehe der Titel mit zwei verbleibenden Partien feststand – 20 von 24 Spielen gewonnen und keines verloren. In der Champions League wurde mal dominant, mal verwaltend und im FA Cup sogar ohne ein einziges Gegentor jeweils das Finale erreicht. Letzteres ist übrigens ein weiterer Beleg dafür, dass die Defensive hinter Weltklasse-Sechser Rodri ebenso spektakulär ist wie die Offensive.

Man liest es schon heraus: Das ist eines, wenn nicht das beste Manchester City aller Zeiten und 2023 die beste Mannschaft der Welt. Und diese hatte in den letzten Wochen zudem den Vorteil, in den letzten unbedeutenden Ligaspielen einen Gang rausnehmen und sich schonen zu können. De Bruyne, Jack Grealish, Ruben Dias und Manuel Akanji sollten auskuriert sein und Nathan Aké ist ebenfalls wieder fit. Ein Fragezeichen gibt es im Tor: Dort kam in dieser Saison primär Stefan Ortega anstelle von Stammkeeper Ederson zum Einsatz.

Im Finale aber dürfte Guardiola seine stärkste Elf wählen, zu der wohl auch der formstarke Ilkay Gündogan gehört. Denn das Finale des FA Cups ist ein Derby, die Chance auf einen weiteren Titel und der zweite Meilenstein auf dem Weg zum historischen Triple.

ManUtd: Spielverderber und Selbstbestätigung

Von den luftigen Ambitionen des Stadtnachbarn ist Manchester United derzeit noch ein ganzes Stück entfernt. Aber näher dran als noch vor einem Jahr – und das liegt vor allem an Trainer Erik ten Hag.

Es ist beinahe zweitrangig, dass der Niederländer die sechsjährige Titeldürre des Rekordmeisters beendet hat. Nicht nur, weil der Carabao Cup im Trophäenschrank bei Klubs dieses Kalibers wohl einen Platz weiter hinten erhält. Viel wichtiger war es, dass es ten Hag geschafft hat, trotz eines horrenden Auftakts und zahlreicher Nebengeräusche (Cristiano Ronaldo, Verkaufsgerüchte), einen nach Jahren suspekter Transferstrategie noch immer nicht ausbalancierten Kader zu stabilisieren.

Nein, der Ball fließt unter Ten Hag noch nicht so flüssig durch die Reihen wie es bei Ajax Amsterdam der Fall war. Dazu ist es noch zu früh und das Personal nicht überall vorhanden. Dafür haben endlich wieder Ordnung, Struktur, Aggressivität und damit auch die Champions League wieder ihren Weg zurück ins Old Trafford gefunden. Lisandro Martinez’ Liebe für das Verteidigen hat die gesamte Defensive angesteckt und Casemiro ist das seit Jahren fehlende Navigationssystem im Mittelfeld. Ganz nebenbei und wohl nicht ganz zufällig hat Bruno Fernandes seine kreative Muse und Marcus Rashford (17 Tore, fünf Vorlagen) seine Bestform wieder entdeckt.

Die Top-Four waren in der Premier League das Ziel, der Ligapokal ein „nice to have“. Und der FA Cup? Der bietet nun die Chance, ein klares Zeichen an die englische Fußballlandschaft zu senden, dem Stadtnachbarn in die Suppe zu spucken und ein positives Übergangsjahr weiter zu versilbern.

Dafür werden sich die Red Devils im Wembley Stadium aber gewaltig strecken müssen. Denn die Kombination „auswärts“ und „Top-Gegner“ war für das Team von ten Hag bislang keine erfolgsversprechende. Gegen die Top-Six der Premier League lautete die Bilanz in der Fremde: Fünf Niederlagen und 3:19 Tore. Die Implosion gegen den FC Sevilla im Halbfinal-Rückspiel der Europa League bestätigt den Eindruck, dass Manchester United unter ten Hag Fortschritte gemacht, aber immer noch eine ganze Menge Arbeit vor sich hat.

Erschwert wird die Aufgabe gegen Manchester City durch das Fehlen von Martinez, ohne den die Defensive Vorjahresniveau hat. Anthony Martial, Marcel Sabitzer, Donny van de Beek und Ersatzkeeper Tom Heaton fallen ebenfalls aus. Dafür dürften Luke Shaw, in dieser Saison einer der besten Linksverteidiger der Premier League, und Antony, im Angriff noch immer zu unentschlossen, wieder zur Verfügung stehen.

Marcus Rashford, hier beim Schuss, ist für Manchester United ein Hoffnungsträger im Finale des FA Cup

(Photo by Matt McNulty/Getty Images)

FA Cup: Die möglichen Aufstellungen im Finale

Manchester City: Ederson – Walker, Dias, Stones, Aké – Rodri, Gündogan, De Bruyne – Bernardo Silva, Grealish – Haaland 

Manchester United: De Gea – Wan-Bissaka, Varane, Lindelof, Shaw – Casemiro, Eriksen – Sancho, Bruno Fernandes, Garnacho – Rashford

Prognose

In der Premier League gelang es Manchester United, dem Stadtrivalen mit 2:1 ein Bein zu stellen. Allerdings war der Siegtreffer nicht nur äußerst glücklich, sondern irregulär. Trotzdem legten die Red Devils damals die Blaupause vor, wie sie das Team von Pep Guardiola ärgern könnten. Tief stehen, mit Hilfe von Eriksen präzise und dank Rashford und Jadon Sancho blitzschnell umschalten. Der größte Unterschied zu dem Aufeinandertreffen vor fünf Monaten ist aber, dass es zu Hause war und Manchester City damals noch nicht die bereits erwähnte Bestform erreicht hatte. Angekommen im Juni, wirkt City zu dominant und abgebrüht, um hier zu stolpern. Tipp: 3:1 und Titel zwei von drei für Manchester City. 

(Photo by Jan Kruger/Getty Images)

 

 

 

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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