FC Liverpool: Das könnte der Knackpunkt im Titelrennen sein

8. April 2024 | Spotlight | BY Chris McCarthy

Die Titelkandidatur des FC Liverpool ist wackliger als die des FC Arsenal und Manchester City, findet Chris McCarthy in „Final Whistle“ – die Kolumne zur Premier League.

Liverpool nur 2:2 – unglücklich aber auch selbst verschuldet

Könnte das der Knackpunkt im Titelrennen der Premier League sein? Am Sonntag verspielte der FC Liverpool leichtfertig einen Sieg bei Manchester United (2:2). Es war nur ein Punktverlust, ein überaus unglücklicher obendrein. Und dennoch verriet er uns etwas über die Titelkandidatur der Reds. Denn diese steht auf wackligeren Beinen als die des FC Arsenal oder Manchester City.



Zugegeben, hätte der FC Liverpool seine haushohe Überlegenheit gegen die mittlerweile maximal nur als Attrappe durchgehende Version von „glory, glory ManUnited“ entsprechend in Tore umgemünzt, würde ich diese Kolumne gar nicht schreiben.

Stattdessen aber verpassten Mohamed Salah und Co. trotz 15:0 Schüssen in der ersten Hälfte das 2:0, ehe Bruno Fernandes nach einem haarsträubenden Fehlpass von Jarell Quansah aus 40 Metern zum Ausgleich traf. Das veränderte nicht nur den Spielstand sondern auch das Momentum.

United wurde zwar nicht besser, aber selbstbewusster – Kobbie Mainoo traf per Sonntagsschuss zum 2:1. Und die Reds? Ihren Angriffen fehlte die Geduld und Präzision, am Ende benötigten sie einen fragwürdigen Elfmeter, um zumindest das 2:2 zu retten.

Bei sage und schreibe 3,59 zu 0,71 xG war das Remis aus Sicht des FC Liverpool zwar maximal unglücklich. Aber dennoch selbst verschuldet und irgendwie auch überfällig. Denn anders als die beiden anderen Titelkontrahenten verlassen sich die Reds zu sehr auf Chaos und zu wenig auf Kontrolle.

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FC Liverpool: Zu viel Chaos, zu wenig Kontrolle?

Chaos kann positiv sein, wenn durch Intensität der Gegner überrumpelt wird. Es kann aber auch negativ sein, wenn durch zu große Emotionalität Angriffe voreilig initiiert werden anstatt den Ball zu halten, das Vorpreschen zu Lücken in der Restverteidigung führt oder Chancen überhastet ausgespielt werden. So wird ein totgeglaubter Gegner zum Leben erweckt.

Selbst Reds-Legende Jamie Carragher musste am Sonntag zugeben, dass sein Klub im Vergleich zu den Titelkontrahenten „chaotisch und etwas verrückt“ spielt. Arsenal und Manchester City dagegen setzen auf Kontrolle. Sie lassen Ball und Gegner laufen, ehe mit chirurgischer Präzision irgendwann der Gnadenstoß verpasst wird.

Beide schießen deutlich seltener aufs Tor (City 559, Arsenal 517) als Liverpool (629), erspielen aber genau so viele expected Goals pro Schuss (Arsenal 0,13, City 0,12, Liverpool 0,12). Vor allem aber lassen sie deutlich weniger zu: Liverpool 37,13 expected Goals against, ManCity 31,15 xGA und Arsenal sogar nur 24,8 xGA. Es liegt vor allem an einer defensiven Überperformance (7 Tore weniger kassiert als erwartet) sowie den meisten späten Toren und Comebacksiegen der Premier League, dass sich Liverpool nicht näher an den 63 expected Points als an den tatsächlichen 71 befindet.

Bislang konnte das den Reds egal sein. Die 71 sind letztendlich das, worum es am Ende geht. Gleiches gilt allerdings für das 2:2 vom Wochenende. Und das bedeutete zwei unnötig verschenkte Punkte in dem engsten Dreikampf, den die Premier League sieben Spieltage vor Schluss je gesehen hat: Arsenal (71, +51 Tore), Liverpool (71, +42) und Manchester City (70, +40) trennen nur ein Punkt.

Nuancen werden am Ende den Unterschied machen. Und aktuell scheint es so, als hätten die Klubs aus London und Manchester diese besser im Griff.

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

 

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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