Kai Havertz: Wie ihm Geduld und Arteta zum Aufschwung bei Arsenal verhalfen

19. Dezember 2023 | News | BY Manuel Behlert

Im Sommer 2023 wechselte Kai Havertz vom FC Chelsea zum FC Arsenal. Die Premier League kannte er, die Erwartungshaltung bei den Gunners war alles andere als gering. Die Anfangsphase beim neuen Klub verlief nicht wie geplant. 

Havertz: Nach Problemen endlich angekommen

Rund 70 Millionen Euro Ablöse und viele Vorschusslorbeeren für einen Spieler, der bei Chelsea den Weg zum Titel in der Champions League beendete, sonst aber nur in wenigen Phasen konstant auf höchstem Niveau spielte: Das waren die Vorzeichen beim Wechsel von Kai Havertz innerhalb Londons zu Arsenal. Die Meinungen gingen auseinander: Wird es ihm in einem gefestigten System gelingen, zu alter Stärke zu finden? Oder schaufelt sich Arsenal ein Millionengrab?



Zugegeben, nach einer knappen Halbserie lässt sich das nicht seriös beurteilen. Die ersten Wochen waren schwer, Havertz spielte unglücklich, suchte seine Position im System Arteta. Und seine Aufgaben. Es brauchte eine Zeit der Akklimatisierung, nicht an die Liga, sondern an die neuen Umstände. Arsenal spielte strukturierter, hatte einen jüngeren Kern in der Mannschaft als Chelsea vor dem zweiten Teil des Umbruchs. Und die Gunners waren schon gefestigt, wollten nur Details weiterentwickeln. Eines davon war die Einbindung von Havertz. 

Havertz

(Photo by Richard Heathcote/Getty Images)

Diese ging eher schleppend voran. Abschlüsse, bei denen die Überzeugung fehlte, falsche Entscheidungen im letzten Drittel: Schlagzeilen schrieb der Nationalspieler zunächst eher in diesem Bereich. Doch es wurde besser. Schritt für Schritt. Aktuell ist der 24-Jährige aus der ersten Elf der Gunners nicht wegzudenken, überzeugt Woche für Woche, trifft immer besser und wurde Spieler des Monats November bei den Gunners. Fünf Tore und eine Vorlage stehen aktuell auf seinem Konto, allesamt kamen ab dem 30. November zusammen.

Havertz erklärt seinen Aufschwung

Im Gespräch mit Sky hat der Nationalspieler die ersten Wochen und die erste kritische Phase bei Arsenal noch einmal Revue passieren lassen: „Natürlich war das nicht meine beste Zeit, da bin ich ehrlich und ich kann auch viel mehr aus mir rausholen. Natürlich, das Selbstbewusstsein hat darunter das ein oder andere Mal so ein bisschen gelitten. Trotzdem glaube ich, dass ich mittlerweile so stark bin, dass ich mich auch aus solchen Tiefen dann wieder herausarbeiten kann.“ Genau das gelang ihm auch. Weil er und das Team sich besser kennen lernten und jeder mittlerweile weiß, wie er mit dem anderen auf dem Feld umzugehen hat.

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Ein wesentlicher Faktor war die Geduld, auch von Trainer Mikel Arteta: „Mir wurde von Anfang an klar gemacht, dass jeder mir die Zeit gibt, um mich gut einzufügen. Und das hat mir einfach ein gutes Gefühl gegeben. Und auch nach zwei, drei schlechten Spielen kam der Trainer zu mir und sagte: ‚Hey, alles ist gut, bald wird es klick machen und dann wird es kommen.‘ Und der Moment kam dann auch.“

Und zwar nicht nur einmal. Mit dem Elfmeter gegen Bournemouth, der ihm überlassen wurde, um Selbstvertrauen zu tanken, fing alles an. Das Siegtor gegen Manchester City legte der Ex-Leverkusener vor. Gegen Brentford erzielte er als Joker den wichtigen 1:0-Siegtreffer kurz vor dem Ende, gegen Luton hielt er seine Gunners zwischenzeitlich im Spiel und die Partie gegen Brighton war die bisher wohl beste, die er spielte. Hier entschied er die Begegnung kurz vor dem Ende mit seinem 2:0 endgültig.

Intuition und Intelligenz zeichnen ihn aus

Es sind noch keine dauerhaft überragenden Leistungen, aber jeder erkennt mittlerweile, warum Arteta so erpicht darauf war, den 24-jährigen Offensivspieler zu den Gunners zu locken. Im Vergleich zu früher nimmt er eine andere Rolle ein, kommt häufiger aus der Tiefe, lässt sich auch einmal in das defensivere Mittelfeldzentrum zurückfallen. Gleichzeitig ermöglicht die flexible Arsenalspielweise ihm auch, immer wieder in die Box zu kommen und dort mit seiner enormen Wucht und Kopfballstärke für Gefahr zu sorgen.

Und der Wert des Spielers Kai Havertz wird nicht nur an Toren gemessen, das ist ganz wichtig. Der Nationalspieler ist ein Instinktfußballer, der intuitiv viele Dinge richtig macht, intelligent auf dem Platz ist und in vielen Situationen die richtige Entscheidung trifft, die aber nicht spektakulär ist. Wenn die letzte Konstanz jetzt auch noch auf den Platz gebracht wird, dürfte der Offensivspieler noch besser werden und Arsenal noch mehr Freude bereiten. Wünschenswert wäre es, die heiße Phase der Saison beginnt nämlich gerade erst.

(Photo by Richard Heathcote/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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