Hoher Druck, wenig Selbstvertrauen: Manchester-Derby unter besonderen Umständen
15. Dezember 2024 | Featured | BY Manuel Behlert
Am Sonntag findet das Manchester-Derby im Etihad Stadium statt. Manchester City empfängt United, es ist das Duell blau gegen rot, Guardiola gegen Amorim, Unzufriedenheit gegen Unzufriedenheit. Ein Derbysieg ist immer etwas Besonderes. Diesmal aber umso mehr.
Denn obwohl sich beide in ganz anderen Tabellenregionen befinden und beide, was den Zyklus der Entwicklung angeht, an ganz anderen Stellen stehen, haben sie doch vieles gemeinsam. Der Druck, punkten zu müssen, eint beide zum Beispiel. Deswegen ist es ein Derby der ganz besonderen Umstände, das an diesem Wochenende in der Premier League stattfindet.
Manchester City: Krise, Krise, Krise!
Zum Start in die neue Saison sah bei Manchester City noch vieles so aus, wie man es aus den letzten Jahren kannte. Dominanz, Druck, Wucht, Technik, alles war da. Rodri dirigierte, Erling Haaland traf, kleinere Probleme wurden wegmoderiert, die Spiele gewonnen. Doch die Dinge sollten sich erst punktuell, dann mit voller Wucht ändern. Der Kreuzbandriss von Rodri war ein Einschnitt, Kevin de Bruyne und Ruben Dias stolperten auch von einer Blessur in die nächste. Und plötzlich war der komplette Rhythmus weg. Es war, als hätte man von einem Tag auf den anderen den Stecker gezogen.
Zu Beginn der Ergebnismisere waren die Leistungen noch ordentlich, jetzt nicht mal das. Es gab nur einen Sieg in den letzten zehn Spielen. So etwas hat es für Pep Guardiola bei ManCity, nein, in seiner gesamten Karriere noch nicht gegeben. Der Trainer, dessen Vertrag erst kürzlich verlängert wurde, ist sichtlich mitgenommen. In den Interviews wirkte er teilweise ratlos und auch seine Fähigkeit, auftretende Probleme frühzeitig zu erkennen und diese mit taktischen Kniffen zu lösen, ehe sie Auswirkungen haben, scheint nicht vorhanden zu sein – oder die Lösungen eben nicht zu greifen.
City spielt phasenweise extrem fahrig, macht Fehler in der Abwehr, im Ballbesitz, beim Umschalten. Die Dominanz ist nicht mehr da, selbst Haaland wirkt mitunter nicht mehr furchteinflößend. Guardiola betonte, er brauche seine Spieler zurück, um wieder den Fußball zu spielen, den City spielen will. Und klar, einige Ausfälle sind bitter, aber die Probleme tiefgreifender. Klar ist aber auch, dass ein Sieg in diesem Derby für eine ganz spezielle Energie sorgen kann. Das wäre die Basis, auf der danach aufgebaut werden könnte.
Manchester United: Noch keine Aufbruchstimmung
Im Gegensatz zu Manchester City hat Manchester United eine größere Veränderung vorgenommen. Ruben Amorim ersetzte nach der letzten Länderspielphase Trainer Erik ten Hag. Der neue Coach, gekommen von Sporting, sollte eine neue Identität entwickeln. Das benötigt aber viel Geduld. Denn im Kader gibt es eine große Unwucht. Dass zudem auch noch der erst im Sommer neu eingesetzte Sportdirektor Dan Ashworth den Klub kürzlich verließ, macht die Situation noch komplizierter.
Manuel Behlert
Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.