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Manchester United sperrt Journalisten aus: Unnötig dünnhäutig

6. Dezember 2023 | Spotlight | BY Manuel Behlert

In den letzten Jahren wechselten sich bei Manchester United bessere und schlechtere Phasen ab. Was es nicht gab, war eine Episode voller Ruhe und Harmonie im Klub. Zu einem guten Teil auch selbstverschuldet. So wie aktuell, denn das Aussperren von einigen Medienvertretern wirft kein gutes Licht auf die Red Devils. Ein Kommentar. 

Manchester United: Journalisten werden ausgesperrt

Für Sportjournalisten auf der gesamten Welt gehört es zum täglich Brot, an einer Pressekonferenz teilzunehmen, Fragen zu stellen, vom Austausch mit dem Cheftrainer eines Klubs oder mit einem Spieler zu berichten. Nicht allen wurde dieses Vergnügen bei Manchester United vor dem Spiel gegen den FC Chelsea ermöglicht. Einige Journalisten wurde die Teilnahme an der Pressekonferenz verweigert, darunter auch renommierten Kollegen von ESPN oder den Manchester Evening News. Der Verein reagierte damit auf eine – aus seiner Sicht – unsachgemäße Berichterstattung in den Medien, bei der United keine Möglichkeit zu einer entsprechenden Stellungnahme eingeräumt wurde. Doch was war eigentlich passiert?



Dieser Tage herrscht bei Manchester United eine große Anspannung. In der Champions League droht das Aus, viele Spieler laufen ihrer Topform hinterher, die Körpersprache auf dem Feld wirkt selten bei allen Akteuren positiv. Spieler wie Marcus Rashford lassen mitunter die Schultern hängen, raffen sich bei Rückstand nicht auf. Noch dazu gab es schon zehn Pflichtspielniederlagen. Krisen sind ein gefundenes Fressen für Medien, darüber lässt sich nicht streiten. Und auch nicht, dass der ein oder andere Bericht ein bisschen zu tendenziös ist.

Aber von einer exorbitanten Kampagne gegen die Red Devils ist derzeit nicht viel zu lesen. Es wird angesprochen, was auf dem Platz zu sehen und drumherum zu hören ist. Dass eine große Unzufriedenheit herrscht und die Leistungen sowie Resultate nicht den Anforderungen entsprechen, ist nun einmal ein Fakt. Darüber hinaus berichteten diverse Medien, dass es intern rumort, einige Spieler unzufrieden seien und der Trainer keinen hunderprozentigen Rückhalt mehr in der Mannschaft hat. Selbst wenn das, entgegen einiger Eindrücke, nicht der Fall ist: Wenn es Quellen gibt, die das belegen, ist es legitim, auch darüber zu berichten.

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Die Dünnhäutigkeit entlarvt zentrale Probleme

Kurios ist auch, dass Erik ten Hag, Trainer der Red Devils, in einem Satz betonte, dass er den vollen Rückhalt hat, aber kurz danach darauf hinwies, dass der ein oder andere Spieler mit ihm über seinen Ansatz gesprochen hat. Das passiert selten, wenn alle Spieler zufrieden sind. Und wenn selbst Ex-Spieler wie Nemanja Matic, der zwar nicht unter ten Hag gearbeitet, aber mit einigen Spielern aus dem aktuellen Kader bei United spielte, betont, dass die Kabine schwierig ist und es Disziplinlosigkeiten gibt, erscheinen die aktuellen Berichte nicht aus der Luft gegriffen. 

Und überhaupt: Welchen Effekt erhofft man sich bei United mit der Maßnahme, einige Journalisten auszusperren? Glaubt man, diese berichten ab sofort unkritisch? In einem Statement zu behaupten, man könne sich ja vorher an den Klub wenden und auf einen Kommentar zu bestimmten Themen warten, trägt auch nicht zur Lösung bei. Mehr als ein Dementi wäre nicht zu holen. Denn welcher Klub würde gerade heraus herumerzählen, wo es intern überall drückt? Manchester United macht es sich zu einfach. Und das in vielerlei Hinsicht.

ten Hag Manchester United

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Vielmehr scheint es derzeit so, als würde der Klub in der aktuellen Krise auf die letzten zur Verfügung stehenden Patronen zurückgreifen. Sportliche Fehler gab es in den letzten Jahren zahlreiche, der Kader ist nicht homogen zusammengestellt, viel Geld wurde für gehobenen Durchschnitt verpulvert. Dass sich nicht darauf konzentriert wird, ein nachhaltiges sportliches Konzept zu etablieren, sondern der Ausweg gewählt wird, bei dem der Eindruck entsteht, alle anderen seien gegen United, spricht nicht für eine durchdringende Erkenntnis.

Im Gegenteil: Manchester United hat nicht nur das Problem nicht erkannt, sondern hat sich mit dieser Maßnahme ein neues geschaffen. Medial ist der Klub ein noch größeres Thema, die Kritiker werden sicher nicht weniger. Die Dünnhäutigkeit wurde offen nach außen getragen. Auch ein Fußballverein muss sich nicht alles gefallen lassen, das ist richtig. Von einer unfairen und unsachgemäßen Berichterstattung, die den Ruf zerstören will, kann aber keine Rede sein. Die kindische, trotzige Reaktion ist eines solchen Traditionsklubs nicht würdig. Und es wäre nicht überraschend, wenn sie den gegenteiligen Effekt hat, den sich die Verantwortlichen erhofft haben.

(Photo by DARREN STAPLES/AFP via Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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