Premier League | Drei Spiele, drei Siege: Arsenal gewinnt rauschhaft in Bournemouth

20. August 2022 | Premier League | BY Florian Weber

Spielbericht | Blitzstart, fluider Ballbesitz, ein butterweicher Schlenzer und ein Kapitän, der vor Spielfreude sprühte – der FC Arsenal gewinnt mit 3:0 in Bournemouth und macht den Traumstart perfekt. Der dritte Sieg im dritten Spiel und die offene Frage, wie weit die Euphorie die Gunnars in der Premier League tragen wird.

Am frühen Samstagabend gastierte der FC Arsenal in der Premier League beim AFC Bournemouth. Im Vitality Stadium, dem kleinen Hexenkessel im Süden Englands, hatte Arsenal die Chance, den sensationellen Saisonstart fortzuführen – und taten das. Die Gunnars gewannen jedes ihrer sechs Vorbereitungsspiele und erzielten dabei 25 Tore. Getragen von dieser Euphorie gewannen sie ihre ersten beiden Premier-League-Spiele. Nur dem amtierenden Meister Manchester City gelang dies ebenfalls. Bournemouth wurde nach einem 2:0-Sieg zum Auftakt gegen Aston Villa von ebenjenen Citizens die Euphorie genommen als sie mit 0:4 unterlagen.

Ödegaards Doppelschlag: Arsenal rauscht über Bournemouth hinweg

Die Stimmung im Vitality Stadium war gleich in den ersten Minuten kochend. Die Fans versuchten den heimischen AFC Bournemouth mit unermüdlichen Fangesängen nach vorne zu peitschen, der Ball war aber von Beginn an im Besitz des Teams von Mikel Arteta. Als „Liquid Football“ bezeichneten die englischen Gazette den flexiblen und stets dominanten Stil der Gunnars – und von der ersten Minute an sah man, was die Schreiber damit meinen. Die Grundstruktur mit Ball war die selbe wie in den ersten beiden Ligaspielen: 3-2-2-3. Ben White unterstützte die beiden Innenverteidiger William Saliba und Gabriel im Spielaufbau auf der hintersten Linie. Die drei bildeten eine Dreierkette. Davor positionierte sich Oleksandr Zinchenko als eingerückter Außenverteidiger im Sechserraum neben Thomas Partey. Granit Xhaka und Martin Ödegaard besetzten flexibel die Halbräume in etwas höheren Zonen. Gabriel Martinelli, Bukayo Saka und Gabriel Jesus sorgten für Breite und Tiefe. Und was sich aus dieser Grundordnung entwickelte, war rauschhafter Fußball.



Nach nur fünf Minuten ging Arsenal in Führung. Der in den ersten beiden Spielen überragende Gabriel Jesus spielte Marcos Senesi schwindelig und steckte auf Höhe des Sechzehners auf Gabriel Martinelli durch, der halblinks im Strafraum nicht lange fackelte, allerdings an Mark Travers scheiterte. Dem Torhüter blieb jedoch nichts anderes, als den Ball nach vorne vor die Füße von Kapitän Ödegaard abprallen zu lassen, der unbedrängt aus kurzer Distanz einschieben konnte. (5.)

Gute fünf Minuten später erhöhte Arsenal auf 2:0. Saka verzögerte auf dem rechten Flügel und wartete auf den hinterlaufenden White, den er zur Grundlinie durchschickte. Dieser legte den Ball in den Rückraum des Strafraums ab. Dort kam Gabriel Jesus an den Ball, der aus der Drehung abschließen wollte, Ödegaard klaut ihm jedoch den Schuss und zieht selbst mit links ab – und wuchtete den Ball aus zwölf Metern unhaltbar ins linke Eck. (11.)

(Photo by Alex Davidson/Getty Images)

Arsenal – das lässt sich ohne Übertreibung sagen – überrollte Bournemouth in den ersten Minuten regelrecht. Nach 15 Minuten hatten sie über 80 Prozent Ballbesitz. Bournemouth kam in keiner Zone in die Zweikämpfe, war immer einen Schritt zu spät und kam mit den fluiden Positionswechseln der Gäste überhaupt nicht zurecht. Und wenn sie dann doch mal den Ball hatten, waren es meist nichts weiter als hektische und unstrukturierte Einzelaktionen, die nach wenigen Sekunden versandeten. Nicht nur das Positionsspiel, auch das Gegenpressing von Arsenal funktionierte.

Der Plan von Bournemouth war so simpel wie nachvollziehbar. Sie zogen sich sich gegen den Ball in einer 5-3-2 Staffelung tief in die eigene Hälfte zurück und versuchten nach Ballgewinn den Ball so schnell wie möglich zu den bulligen Stürmern Philip Billing und Kieffer Moore zu bringen. Aber: Den beiden Stürmern fehlte immer wieder das Tempo. Die Konter endeten, bevor sie überhaupt in Rollen kommen konnten. Dass Arsenal schon nach elf Minuten mit zwei Toren in Führung lag, durchkreuzte darüber hinaus die Pläne der Hausherren. Arsenal ließ den Ball in aller Seelenruhe zirkulieren, worauf Bournemouth mit einem höheren Verteidigungsblock reagierte, aber ebenso wenig Zugriff bekam wie zuvor.

Bis zur Halbzeit plätscherte das Spiel vor sich hin. Bemerkenswert und verzaubernd wurde es aber immer, wenn ein Spieler am Ball war: Gabriel Jesus. Sein Aktionsradius, seine Beweglichkeit, seine Finesse – der Brasilianer zeigte in jeder Situation, in welch herausragender Form er sich befindet. Er wirkte wie ein Sinnbild der Leichtfüßigkeit der Gunnars.

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Weniger Ballbesitz, genauso viel Kontrolle und ein Beckham-esker Schlenzer

Mikel Arteta sah kein Handlungsbedarf: Der FC Arsenal kam unverändert aus der Halbzeit. Scott Parker hingegen wechselte zweimal. Jaidon Anthony kam für Scott Pearson, Lewis Cook für Marcos Sensi, der aufgrund der zahlreichen Pirouetten, die vor allem Gabriel Jesus um ihn drehte, mit Schwindelprobleme zu kämpfen gehabt haben könnte. Außerdem kam Bournemouth mit einer veränderte Grundordnung aus der Kabine: Die Dreierkette wurde zu einer Viererkette und das Mittelfeld um einen Spieler aufgestockt. Das Ballbesitzspiel wirkte in der Folge zumindest ein wenig kontrollierter. Es wirkte für wenige Minuten, als könnten die Hausherren einen Fuß ins Spiel bekommen.

Aber gleich mit der ersten Chance der zweiten Halbzeit schlug Arsenal diese Tür, die sowieso nur wenige Zentimeter geöffnet war, wieder zu: Nach einem Freistoß aus dem rechten Halbfeld wartet Xhaka am zweiten Pfosten, nahm die Kugel mit der Brust an und legte den Ball auf dem Strafraumrand wartenden Saliba ab. Der Verteidiger schlenzt den Ball von halblinks mit seinem linken Fuß butterweich ins rechte obere Eck. Gefühlvoll und mit einer Schussbewegung, die ein wenig an David Beckham erinnert. Ein wunderbar anzusehender Treffer. (54.)

(Photo by Dan Mullan/Getty Images)

Das Spiel veränderte sich in der Folge ein wenig. Auch Bournemouth durfte sich öfters im Ballbesitz versuchen, brachte aber keine einzige gefährliche Szene zustande. Arsenal zog sich zwar weiter zurück, wirkte aber zu keinen Zeitpunkt, als würden sie die Kontrolle abgeben. Mit Kontern, vor allem über Gabriel Martinelli, setzten sie immer wieder Nadelstiche.

Am Ende einer dieser Konter zappelte der Ball sogar im Netz. Ödegaard steckte den Ball auf Höhe des Strafraums zu Gabriel Jesus durch, der eiskalt abschloss, allerdings wenige Zentimeter im Abseits stand. Die Gunnars jubelten, der Schiedsrichter nahm das Tor nach einem Hinweis des VAR aber zurück. Kurz darauf wechselte Arteta durch: Ödegaard, Gabriel Martinelli und White gingen runter. Emile Smith-Rowe, Edward Nketiah und Takehiro Tomiyasu durften noch für eine Viertelstunde an der Arsenal-Party teilhaben.

In den letzten Minuten war das Spiel highlightarm. Der Traumstart für Arsenal ist dennoch perfekt. Zumindest bis morgen, wenn Manchester City gegen Newcastle United spielen wird, grüßen die Gunnars von der Spitze der Premier League.

(Photo by GLYN KIRK/AFP via Getty Images)

 


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