Der Turnaround: Wie Klopp den FC Liverpool zum Erfolg führte

14. Mai 2024 | Premier League | BY Simon Seitz

Die Ära von Jürgen Klopp als Trainer des FC Liverpool nähert sich in großen Schritten dem Ende. Einmal wird der Deutsche noch auf der Bank der Reds sitzen. Grund genug, dem 56-Jährigen eine Themenwoche zu widmen. In Teil II der Reihe blicken wir darauf, wie Klopp den Turnaround schaffte und Liverpool zu einem Erfolgsteam entwickelte.

Der Turnaround

Jürgen Klopp hat seine Qualitäten als Toptrainer bereits während seiner Zeit bei Borussia Dortmund über Jahre hinweg bewiesen. Doch der Start beim FC Liverpool gestaltete sich schwieriger als erwartet. In der ersten Saison erreichte das Team lediglich den achten Platz. Aber: Der deutsche Chefcoach schaffte es Jahr für Jahr, die Mannschaft des FC Liverpool zu entwickeln und die Leistung zu steigern.

Nach zwei aufeinanderfolgenden vierten Plätzen folgte in der Saison 2018/19 eine herausragende Leistung, bei der trotz 97 Punkten nur die Vizemeisterschaft heraussprang, da Manchester City unter Pep Guardiola einen Punkt mehr sammelte. In der Saison 2019/20 wurde dann jedoch der große Erfolg erzielt: Das Team von Jürgen Klopp holte 99 Punkte und wurde mit einem Vorsprung von 18 Punkten auf den Verfolger City Meister. Doch wie gelang es dem deutschen Trainer, den LFC zur ersten Meisterschaft nach 30 Jahren zu führen und die Champions League-Titel 2018/19 zu feiern?

Klopps Meistertransfers: Van Dijk und Salah führen LFC zum Ruhm

In der Saison 2015/16 hatte Jürgen Klopp noch Spieler wie beispielsweise Simon Mignolet, Martin Skrtel, Lucas Leiva und Christian Benteke im Kader, die allesamt keine schlechten Fußballer sind, jedoch den Ansprüchen eines Vereins mit der Strahlkraft des FC Liverpool nicht gerecht wurden. Mit Roberto Firmino und Philippe Coutinho hatte Klopp zwei Spieler zur Verfügung, die für die Klopp-Ära wichtig waren oder im Falle von Coutinho hätten sein können. Der Brasilianer entschied sich jedoch im Januar 2018 für einen Wechsel zum FC Barcelona, was sich als schlechter Schritt für seine Karriere erwies, während der FC Liverpool immer stärker wurde. Einen entscheidenden Anteil daran hatte auch der Sportdirektor des Vereins, Michael Edwards.



Dem Duo gelang es, die richtigen Spieler zu verpflichten und eine Mannschaft zusammenzustellen, die perfekt zum Spielstil von Jürgen Klopp passte. In der Saison 2016/17 wurde mit Sadio Mané ein Flügelstürmer verpflichtet, der aufgrund seiner Torgefahr und seines starken Gegenpressings perfekt für den LFC war. Mit Roberto Firmino bildete er in der Offensive ein starkes Duo. Und: Zur neuen Saison wurde ihnen mit Mohamed Salah das fehlende Puzzlestück hinzugefügt. Der Ägypter kostete Liverpool 42 Millionen Euro, eine Summe, die angesichts seiner Leistungen in 347 Spielen mit 211 Toren und 89 Vorlagen und seiner entscheidenden Rolle in der Offensive als günstig erscheint. Mit seinen Leistungen hat sich „the egyptian king“ bereits einen Legendenstatus beim FC Liverpool erspielt.

Jürgen Klopp Königstransfers: Virgil van Dijk und Mo Salah

Jürgen Klopp Königstransfers: Virgil van Dijk und Mo Salah (Photo by GLYN KIRK/AFP via Getty Images)

Auch in der Defensive, die lange Zeit die Problemzone war, fand der deutsche Trainer seinen Schlüsselspieler, musste jedoch dafür tief in die Tasche greifen. Für 85 Millionen Euro, damals die Rekordablösesumme für einen Defensivspieler, kam Virgil van Dijk vom FC Southampton nach Liverpool. Der Niederländer hatte zuvor noch nicht für einen Topklub gespielt, und der Verein ging ein großes Risiko ein, das sich jedoch auszahlte. Van Dijk ist seit Jahren die zentrale Stütze in der Defensive von Jürgen Klopps Mannschaft und gilt für viele als einer, wenn nicht sogar der beste Verteidiger der Premier League. Mit seinem Stellungsspiel, seiner Schnelligkeit und seiner körperlichen Präsenz sorgt er sowohl in der Defensive für Stabilität als auch bei Standardsituationen für Gefahr.

Vor der Saison 2018/19 tätigten Klopp und Edwards noch zwei weitere Transfers, die für den FC Liverpool von entscheidender Bedeutung für die Meisterschaft 2019/20 waren: Mit Alisson Becker kam ein zuverlässiger Torhüter, der Loris Karius ersetzte und mit Fabinho wurde der zentrale Anker im defensiven Mittelfeld verpflichtet. Mit diesen beiden zentralen Bausteinen gelang es Jürgen Klopp, ein Team zu formen, das seine Spielidee perfekt umsetzen konnte.

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Das Spielsystem: Gegenpressing = Klopp-Fußball

Jürgen Klopp ließ sein Liverpool-Team bereits zu Beginn im 4-3-3-System auflaufen. Mit Fabinho war nun wie angesprochen der perfekte Abräumer vor der Defensive gefunden, vor dem Brasilianer agierten zumeist Jordan Henderson und Georginio Wijnaldum. Auf den Außenverteidigerpositionen hatte Klopp mit Trent Alexander-Arnold und Andrew Robertson zwei sehr spielstarke und offensiv gefährliche Außenverteidiger. Das Prunkstück war jedoch die starke Offensive mit den beiden treffsicheren Sadio Mané und Mo Salah. Diese beiden profitierten jedoch sehr von der oft nicht genug gewürdigten Rolle von Roberto Firmino. Der Brasilianer ließ sich immer wieder ins Mittelfeld fallen, um die gegnerischen Innenverteidiger zu locken und Raum für seine Mitspieler zu schaffen.

Eine der Kerneigenschaften des Spielsystems von Jürgen Klopp war das frühe Gegenpressing, um Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte zu provozieren. Dieses laufintensive Spiel brachte natürlich auch Gefahren mit sich, da für die Gegner bei einer überspielten ersten Kette viel Raum entstand. Doch es gelang Jürgen Klopp und seiner Mannschaft, diese Gefahren zu minimieren, und mit Van Dijk und Fabinho hatte er zudem zwei wichtige Anker für die nötige Absicherung in der Defensive. Dieser Spielstil, den der 56-Jährige oft als „Heavy Metal“ bezeichnet, ist ein charakteristisches Merkmal des Klopp-Fußballs und begeistert nicht nur die englischen Medien, sondern auch die Fans.

Klopp erweckt den Mythos Anfield aufs Neue

Der Mythos Anfield

Der Mythos Anfield (Photo by Clive Brunskill/Getty Images)

Über Anfield gibt es viele Geschichten. Dieses Stadion mit seinen Fans und der Hymne „You’ll Never Walk Alone“ ist etwas Besonderes. Die Anhänger blieben dem Verein treu, auch als es einige Jahre nicht so gut lief und der FC Liverpool ins Mittelfeld der Premier League abrutschte. Doch mit der Ankunft von Jürgen Klopp änderte sich auch bei den Fans der Reds etwas. Der deutsche Trainer brachte im Verein und bei den Fans den Glauben zurück, Titel zu gewinnen und wieder an die Spitze zurückzukehren.

Das Stadion war oft auch in den knappen Spielen der elfte Mann. Im Mai 2019 stand der FC Liverpool nach der 0:3 Niederlage im Hinspiel gegen den FC Barcelona vor dem Aus. Aber dank einer herausragenden Leistung der Mannschaft und der überragenden Unterstützung der Fans und Atmosphäre in Anfield  gelang es den Reds, das Spiel zu drehen und ins Finale der Champions League einzuziehen. Spätestens nach der 2:0-Führung verwandelten die Fans Anfield in ein Tollhaus und schüchterten den großen FC Barcelona um Lionel Messi ein, um ihr eigenes Team anzufeuern.

(Photo by Michael Regan/Getty Images)


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