Premier League | „Final whistle“: ten Hag muss liefern – die Zeit der Ausreden ist vorbei

Manchester United hat einen historischen Fehlstart in der Premier League hingelegt. In seiner Kolumne „Final Whistle“ erklärt Chris McCarthy, wieso Erik ten Hag nun liefern muss.
Premier League: Manchester United mit Fehlstart – und ten Hag mit vielen Ausreden
Der schlechteste Saisonstart seit 2014 ist perfekt. Erstmals hat Manchester United drei der ersten fünf Spiele in der Premier League verloren. Bei zehn Gegentoren und nur fünf Punkten. Die Gründe? Die sucht Trainer Erik ten Hag mal links, mal rechts, aber viel zu selten bei seiner Mannschaft oder sich selbst.
So wie am Samstag. Da verlor ManUtd mit 1:3 gegen Brighton & Hove Albion. Die Ausrede des Niederländers? „Alle Mannschaften haben viel Geld ausgegeben (um sich zu verstärken; d. Red.). Auch Brighton hat Geld ausgegeben.“ Was der 53-jährige aber nicht erwähnte: Seine Startelf kostete 400 Millionen Euro. Die des Gegners? Knapp 20 Millionen.
Und eben jene war es, die sich mit makellosem Kombinationsfußball und variablen Positionsspiel tief aus dem eigenen bis in den gegnerischen Strafraum durchkombinierte. 54 Prozent Ballbesitz, 602 zu 425 Pässe und 1,7 expected Goals zu 0,96 – Roberto De Zerbi demonstrierte genau die Art Fußball, den Ten Hag eigentlich von Amsterdam nach Manchester bringen wollte. Mit weniger Geld und in kürzerer Zeit.
Zugegeben, De Zerbi erbte eine intakte Mannschaft. Das Resultat einer herausragenden Rekrutierung und eines übergeordneten Konzepts bei den Seagulls. Etwas, das man mit Geld nicht kaufen kann und im Old Trafford seit dem Abgang von Sir Alex Ferguson 2013 vergeblich vermisst wird. Und dennoch: Nach über einem Jahr samt 16 Neuverpflichtungen im Wert von 330 Millionen, viele mit einer Ten-Hag-Vergangenheit, müsste ManUtd schlichtweg weiter sein.
Weiter, als lediglich durch Einzelaktionen, Zufallsmomente und Kontersituationen Torgefahr zu erzeugen. So wie es beim 1:3 gegen den FC Arsenal direkt vor der Länderspielpause der Fall war. Eine 1:3-Niederlage, die in der Entstehung zwar unglücklich (Last-Minute-Gegentor nach Abseitstreffer und ausbleibendem Elfmeterpfiff), aber verdient war. Das zeigten alleine die 168 zu 47 Pässe im letzten Drittel und vor allem die 2,27 zu 0,94 expected Goals zugunsten der Gunners.
Davon war von Ten Hags allerdings nichts zu hören. Weder unmittelbar nach dem Spiel, als er unreflektiert über den Schiedsrichterleistung jammerte und verzweifelt den Blickwinkel der (korrekten) Abseitsentscheidung hinterfragte. Oder nach sorgfältiger Analyse zwei Wochen später, als er von einer Partie sprach, die man hätte gewinnen müssen. Wie er darauf kommt, ist angesichts der Statistiken sein Geheimnis.
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ManUtd: ten Hag muss liefern
Bei aller Kritik: ten Hag fand bei Manchester United erschwerte Bedingungen vor. Trotz Ablenkungen wie Cristiano Ronaldo und desinteressierten Besitzern ist es ihm gelungen, einen dysfunktionalem Kader – sportlich wie mental – zu stabilisieren und ohne spielerischen Glanz in die Champions League zu führen. Das ist eine ordentliche Bilanz für das erste Jahr.
In der zweite Saison liegt die Messlatte jedoch höher. Trotz erneuter Störfeuer, wie etwa das blamable Handling der Causa Mason Greenwood oder die Differenzen mit Jadon Sancho, die bei einem Spitzenklub nunmal dazu gehören. Die Lücke zu Manchester City und Arsenal sollte ungeachtet dessen weiter geschlossen und spielerische Fortschritte gemacht werden. Nach der zweiten Sommervorbereitung, um seine Philosophie zu festigen, und weiteren Ausgaben von 200 Millionen Euro wäre das auch ein realistischer nächster Schritt.
Nach fünf Spieltagen ist davon nichts zu sehen. Im Gegenteil. Leistungsträger der Vorsaison kämpfen mit ihrer Form, Verbesserungen sind nicht vorhanden – weder individuell noch mannschaftlich. Ausreden gibt es dafür keine. Ten Hag und Manchester United müssen liefern.
(Photo by Michael Regan/Getty Images)
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