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Wird das Derby wieder zum Schicksalsspiel? Arsenal und Tottenham zum Siegen verdammt

28. April 2024 | Spotlight | BY Till Gabriel

Während sich Arsenal im spannenden Titelrennen keine Fehler erlauben darf, will Tottenham noch auf den Champions-League-Zug aufspringen. Das North London Derby hat schon so manche Saison entschieden.

Spurs empfangen Arsenal: Erinnerungen an 2004

Wenn sich die Spurs und Arsenal am Sonntag (15 Uhr, Sky) im Tottenham Hotspur Stadium gegenüberstehen, geht es bereits zum 195. Mal um die Vorherrschaft im Norden Londons. Im Hinspiel der laufenden Saison trennten sich die ewigen Rivalen 2:2, ein Doppelpack von Heung-Min Son konterte beide Arsenal-Führungen. Das Aufeinandertreffen am 35. Spieltag der Premier League dürfte eines der brisantesten der letzten Jahre werden. Einmal mehr kann das North London Derby über den Ausgang einer Saison entscheiden.



Auf der einen Seite stehen die Gastgeber, die unter dem Australier Ange Postecoglou furios in die Saison starteten. Mit dem Spitzentrio konnten die Spurs zwar nicht lange Schritt halten, doch die Rückkehr in die Champions League ist für den zweimaligen Meister weiterhin möglich. Platz vier garantiert die Teilnahme an der Königsklasse, aktuell nimmt den Aston Villa ein. Sechs Punkte trennten die Villains vor diesem Wochenende von Tottenham, das jedoch noch zwei Spiele in der Hinterhand hat.

Durch das reihenweise Ausscheiden der englischen Teams aus der Champions League wird der fünfte Platz wohl nicht für die Qualifikation reichen. Die Postecoglou-Elf ist im North London Derby quasi zum Siegen verdammt. Das ist Lokalrivale Arsenal ohnehin. Schon in der Vorsaison kämpften die Gunners um den Titel, mussten aber am Ende Manchester City den Vortritt lassen. Das Team von Mikel Arteta machte in diesem Jahr jedoch einen weiteren Schritt nach vorne und leistet sich mit den Cityzens und Liverpool einen Dreikampf um die Krone, wobei sich die Klopp-Elf nach der Niederlage gegen Everton auch eher aus dem Titelrennen verabschiedet zu haben scheint.

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Zuletzt setzte Arsenal beim 5:0 gegen Chelsea ein Statement und zeigte, dass die junge Mannschaft die Rückschläge gegen Aston Villa und den FC Bayern gut weggesteckt hat. Der FA-Cup-Rekordsieger darf sich aller Voraussicht nach keine Punktverluste mehr erlauben, muss zudem hoffen, dass ManCity Federn lässt. Eine Niederlage gegen Tottenham würde den Traum von der ersten Meisterschaft seit den Invincibles vor 20 Jahren platzen lassen. Auch damals spielte das North London Derby eine ganz besondere Rolle.

Meisterschaft beim Erzrivalen: Patrick Vieira und Thierry Henry jubeln an der White Hart Lane. (Photo by Shaun Botterill/Getty Images)

Beinahe auf den Tag genau vor zwei Jahrzehnten, am 25. April 2004, war Tabellenführer Arsenal bei Tottenham zu Gast. Ähnliche Vorzeichen, anderes Stadion. An der altehrwürdigen White Hart Lane erkämpften sich die Spurs zwar spät ein 2:2, erlebten jedoch die ultimative Demütigung. Denn der Punkt reichte den Gunners um Thierry Henry, Dennis Bergkamp und Co. zum vorzeitigen Titelgewinn im Wohnzimmer des Erzrivalen. Auch in den übrigen drei Spielen blieb die Elf von Arsène Wenger ungeschlagen und setzte sich so ein Denkmal.

Im Saisonendspurt 2022 jubelten dagegen die Lilywhites. Ein ungefährdetes 3:0 ließ Tottenham am 12. Mai bis auf einen Punkt an Arsenal heranrücken, der Arteta-Truppe ging zum Finish merklich die Puste aus. Rob Holding flog schon in der ersten Halbzeit mit Gelb-Rot vom Platz, Harry Kane traf doppelt. In der Abschlusstabelle wurden die Spurs Vierter, Arsenal musste ein weiteres Jahr auf die Rückkehr in die Champions League warten. Mittlerweile ist Arsenal längst wieder in der Königsklasse angekommen und hat größere Ziele.

Son und Havertz: Ex-Bayer-Stars im Fokus

Eine Schlüsselrolle kommt dabei Kai Havertz zu. Der deutsche Nationalspieler, zu Saisonbeginn vorschnell als Transferflop verspottet, ist beim Spitzenreiter nicht mehr wegzudenken. Ursprünglich für die linke Acht in Artetas 4-3-3 verpflichtet, überzeugt der frühere Leverkusener vor allem als Mittelstürmer. Elf Tore und fünf Vorlagen sind eine starke Quote, dazu bringt Havertz eine physische Komponente ins Spiel, die Arsenal zuvor fehlte. Auch gegen Tottenham dürfte Mikel Arteta auf den 24-Jährigen bauen, den er über alles schätzt: „Ein Spieler, der dieses Herz und diese Entschlossenheit hat, dafür lieben ihn alle.“

Auch beim Gegner hängt in der Offensive viel an einem ehemaligem Leverkusener. Heung-Min Son ist seit jeher absoluter Leistungsträger bei Tottenham und steht seit dem Abgang von Harry Kane noch mehr im Fokus. Mit 15 Toren wird der Südkoreaner den hohen Erwartungen gerecht, dabei fehlte er zwischenzeitlich wegen des Asien Cups. „Bevor er uns verlassen hat, war er vielleicht der beste Offensivspieler im Wettbewerb, das ist natürlich nur meine Meinung. Er ist ein Weltklassespieler“, adelte Postecoglou seinen Kapitän.

Vor dem 195. North London Derby steht eines fest: Der Gewinner kann sich gleich doppelt freuen. Siegt das Team von Postecoglou, eröffnen die Spurs das Rennen um Platz vier und kicken den Lokalrivalen aus dem Titelkampf. Halten die Gunners ihre Meisterschaftsträume mit einem Derbysieg am Leben, muss sich Tottenham wohl auch in der kommenden Saison mit der Europa League anfreunden. Für einen wird das Derby zum Schicksalsspiel – oder für beide: Ein Remis hilft weder Rot noch Weiß weiter.

(Photo by Alex Pantling/Getty Images)


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