La Liga Vorschau Teil 2: Sevilla, Valencia, Levante, Celta Vigo

8. September 2020 | Vorschau | BY 90PLUS Redaktion

Am Wochenende rollt der Ball in La Liga endlich wieder! Im zweiten Teil der 90PLUS-Saisonvorschau nehmen wir den FC Sevilla, den FC Valencia, UD Levante und Celta Vigo unter die Lupe.

  • FC Sevilla: In den Top-4 etablieren
  • FC Valencia: Das Chaos überwinden
  • Celta Vigo will eine ruhigere Saison spielen

Teil 1: FC Barcelona, Granada, Osasuna, Real Betis

Teil 3: Atletico, Getafe, Real Valladolid, Elche

Teil 4: Villarreal, Real Sociedad, Alaves, Cadiz

Teil 5: Real Madrid, Athletic, Eibar, Huesca

FC Sevilla

Letzte Saison: 4. Platz

Die abgelaufene Saison lief für den FC Sevilla mehr als nur erfolgreich. In La Liga sicherte man sich souverän Platz vier, während man zum wiederholten Male die Europa League gewinnen konnte. Die Andalusier kamen nach dem Corona Re-Start schnell in Fahrt und waren eines der formstärksten Mannschaften in ganz Spanien. Lediglich Atletico Madrid, dem FC Barcelona und Real Madrid musste man den Vortritt lassen.

Die von Julen Lopetegui (54) geführte Mannschaft musste sich zunächst erst finden. Der spanische Cheftrainer steht auf Ballbesitz und kreative Lösungen in der Spitze, insbesondere das Positionsspiel und die Entschlossenheit im letzten Drittel wurde nach und nach verbessert. Die Entwicklung soll nun in der neuen Saison fortgeführt werden.

(Photo by Epsilon/Getty Images)

Rakitic als Banega-Ersatz, Kommt noch ein Linksverteidiger?

Nichtsdestotrotz musste Sevilla den einen oder anderen Leistungsträger der vergangenen Saison abgeben. Der ablösefreie Transfer von Ever Banega (32), den es zu Shabab nach Saudi-Arabien zog, schmerzt besonders. Der Argentinier baute zwar körperlich ab, doch mit seiner Kreativität und seinem Spielverständnis koordinierte der 32-Jährige das Mittelfeld. Trainer Lopetegui hielt große Stücke auf Banega, doch ein Verbleib in Europa schien kein Thema zu sein.

Mit Ivan Rakitic (32) konnte man für die absolut geringe Ablösesumme von 1,5 Millionen Euro den verlorenen Sohn zurück nach Andalusien lotsen. Der Kroate ist ebenso 32 Jahre alt und besitzt ein ähnliches Skillset wie Banega. Mit seiner Erfahrung und seiner andalusischen Vergangenheit ist Rakitic mit Sicherheit ein Gewinn für die Mannschaft.

(Photo by Dan Mullan/Getty Images)

Suso als fester Neuzugang – Rodriguez kommt von Madrid

Mit Suso (26) wurde ein Leihspieler der AC Milan fest verpflichtet. Der Spanier ist auf dem rechten Flügel beheimatet und fand gegen Ende der Saison erst richtig in Form. Seine Stärken im Dribbling und im Abschluss kompensieren seine fehlende Antrittsgeschwindigkeit, zudem ist Suso flexibel einsetzbar und kennt die Mannschaft sowie das System.

Für die satte Ablösesumme von 13,5 Millionen Euro verstärkt Oscar Rodriguez (22, ehemals Real Madrid) das offensive Mittelfeld von Sevilla. Der Spanier war in der vergangenen Saison an CD Leganes ausgeliehen und konnte mit neun Toren und zwei Vorlagen insgesamt elf Torbeteiligungen aufweisen. Spannend wird es sein, wie schnell es dem FC Sevilla gelingt, den Offensivspieler entsprechend einzubinden.

Lopetegui setzte in der vergangenen Saison auf jenes System, welches Real Madrid jahrelang perfektionierte. Vor der Viererkette dient ein defensiver Mittelfeldspieler zur Absicherung, davor agieren zwei kreative Achter, die im Optimalfall drei Anspielstationen in der Spitze vorfinden.

Mit Sergio Reguilon (23) verliert Sevilla einen weiteren Leistungsträger. Der Linksverteidiger kehrt nach seiner Leihe zu Real Madrid zurück, doch offenbar bemüht sich der Klub um eine Rückkehr. Eine feste Verpflichtung ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht ganz ausgeschlossen. Sollte Reguilon sich gegen Sevilla entscheiden, könnte eine Alternative für die Linksverteidiger-Position verpflichtet werden.

(Photo by Fran Santiago/Getty Images)

Wer setzt sich in der Sturmspitze durch?

Das einzige große Fragezeichen bleibt weiterhin die Position des Mittelstürmers. Mit Luuk de Jong (30) und Yussuf En-Nesyri (23) findet Lopetegui zwei unterschiedliche Spielertypen vor, die je nach Gegner rotieren könnten. Der Doppeltorschütze im Europa-League-Finale de Jong zeichnet sich durch seine Physis und seine Qualitäten in der Verwertung aus. Der 30-Jährige ist insbesondere bei Standards eine echte Waffe, hat im Kombinationsspiel aber seine Probleme.

En-Nesyri kam letzten Winter für satte 20 Millionen Euro aus Leganes nach Sevilla. Der Marokkaner ist ein teamdienlicher und mitspielender Stürmer, der sich die Bälle aus der Tiefe abholt und sich immer wieder ins Kombinationsspiel integriert. In der vergangenen Saison fand er sich im System von Lopetegui nicht unbedingt wieder, doch der 23-Jährige bringt unheimlich viel Potenzial mit und kann bei besserer Integrierung eine neue Facette ins Spiel integrieren.

Mit Juan Soriano, Bryan Gil, Ibrahim Amadou und Roque Mesa kehrten vier Leispieler aus Leganes zurück. Mit Pozo, Corchia und Aleix Vidal besitzt Lopetegui weitere Kandidaten für die Flügelpositionen, Abgänge der genannten Rückkehrer sind aber weiterhin möglich.

Simon Kjaer (31) schloss sich nach seiner Leihe der AC Milan fest an, Rony Lopes (24) kehrte zur OGC Nizza zurück, Bono (29) zu Girona.

(Photo by Ina Fassbender/Pool via Getty Images)

Im Fokus: Lucas Ocampos

Ein besonderes Augenmerk sollte in der kommenden Saison mit Sicherheit auf Lucas Ocampos (26) gelegt werden. Der Argentinier ist wohl der wertvollste Spieler im Kader. Seit seinem Wechsel aus Marseille konnte er mit 14 Toren und drei Vorlagen in 33 Spielen gleich überzeugen. Der 26-Jährige bringt eine immense Dynamik mit und war im letzten Drittel unheimlich effizient. Die kommende Saison könnte endgültig seinen Status verändern, Ocampos ist auf dem Weg zur Weltklasse.

(Photo by CRISTINA QUICLER / AFP)

Prognose

Die kommende Saison wird für viele Vereine aufgrund der Mehrfachbelastung zu einem echten Härtetest. Sevilla ist zwar noch nicht sonderlich breit aufgestellt, doch in der Endphase der letzten Saison kam man in den englischen Wochen erst richtig in Form. Die Abgänge von Reguilon und Banega schmerzen, doch mit Kounde, Ocampos und Diego Carlos blieben weitere Eckpfeiler der letzten Saison, die das Team in diesem Jahr leiten müssen.

Mit Rakitic und Oscar Rodriguez kommen zwei spannende Neuzugänge, dessen Entwicklung die Leistungen Sevillas maßgeblich beeinflussen werden. Ein Platz unter den ersten vier Mannschaften ist auf jeden Fall möglich.

(Photo by Friedemann Vogel / POOL / AFP)

Hendrik Wiese

FC Valencia

Letzte Saison: 9. Platz

Das Chaos ist zurück in Valencia. Nach zwei erfolgreichen Saisons unter Marcelino García Toral (55) mit zwei vierten Plätzen sowie dem Gewinn der Copa del Rey im vergangenen Jahr, glich diese Spielzeit einer einzigen Achterbahnfahrt.

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

So absurd es klingen mag, aber verantwortlich dafür waren ausgerechnet die beiden erfolgreichen Jahre 2018 und 2019. In diesen hatte Valencias Eigentümer Peter Lim (66) erstmals die sportlichen Geschicke des Vereins abgegeben – in die Hände von Marcelino und Sportdirektor Mateu Alemany (57). Wenn diese etwas gezeigt hatten, dann, dass ihr Ansatz der wesentlich stimmigere ist, verglichen mit Lims „Hire and Fire“-Politik der vorangegangenen Jahre. Für den Singapurer war das ein Wirkungstreffer.

Als es in Transferfragen zu weiteren Uneinigkeiten zwischen der sportlichen Seite und der Vereinsführung kam und Lim drohte, demaskiert zu werden und als großer Verlierer dazustehen, zog er die Notbremse und entließ Marcelino und Alemany zum Entsetzen von Mannschaft und Fans, wohl wissend, dass der Verein Schaden nehmen wird.

(Photo by Alex Caparros/Getty Images)

Unter Nachfolger Albert Celades (44) ächzte sich die Mannschaft durch das Mittelfeld der Liga und schied in der Champions League sang- und klanglos gegen Atalanta Bergamo (1:4/3:4) aus. Nach einem 0:2 in Villarreal am 32. Spieltag musste auch Celades die Koffer packen und Vereinslegende „Voro“ González (56) durfte retten, was eigentlich nicht mehr zu retten war. Ende Juli wurde bekannt, dass Javi Gracia (50) die Geschicke in Valencia übernehmen wird.

Sommerschlussverkauf im Mestalla

Von Marcelino García zu Javi Gracia. Rein orthographisch mag der Unterschied zwar gering sein, trotzdem liegt für den FC Valencia zwischen beiden ein langer Weg – der hier noch nicht zu Ende ist.

Denn das Verpassen des europäischen Wettbewerbs bedeutete auch, dass entscheidende Einnahmen fehlen werden. Dazu kommen noch die Verluste, die die Coronakrise, beziehungsweise die Geisterspiele verursachen. Um das auszugleichen, entschloss sich der Verein zu einer radikalen Maßnahme.

(Photo by Manuel Queimadelos Alonso/Getty Images)

Alle Spieler – mit Ausnahme von José Gayà (25), der das Team in Zukunft anführen soll – wurden zu Verkaufskandidaten erklärt. Alle. Villarreal sicherte sich Valencias langjährigen Kapitän Dani Parejo (31/ablösefrei) sowie den Ex-Freiburger Francis Coquelin (29/6,5 Millionen Euro), Stürmer Rodrigo Moreno (29) ging für 30 Millionen Euro nach Leeds und Manchester City legte für Valencias Toptalent Ferran Torres (20) weitere 23 Millionen Euro auf den Tisch. Fortsetzung nicht ausgeschlossen.

Dementsprechend ist die Liste an Zugängen relativ überschaubar. Einige Leihspieler, darunter Toni Lato (22), Uros Racic (22) oder Álex Centelles (20) kehrten nach Valencia zurück, die klamme Geldbörse musste der Verein aber bislang noch nicht öffnen. Ansonsten werden gerüchteweise die Namen Mattéo Guendouzi (21/Arsenal) oder Andreas Pereira (24/Manchester United) genannt.

Marcelino musste gehen – seine Grundtugenden bleiben

Marcelino hatte dem FC Valencia eine ganz klare Handschrift verpasst: 4-4-2, ein extrem kompaktes Mittelfeld mit Coquelin und Parejo und dazu ein brandgefährliches Umschaltspiel mit einer wunderbar harmonierenden Doppelspitze aus Rodrigo Moreno und Kevin Gameiro (33).

Nach den Abgängen der Schlüsselspieler muss sich das Mannschaftsgefüge allerdings neu finden. An Marcelinos Grundtugenden dürfte sich nicht viel ändern. Dazu kommt, dass auch Javi Gracia ein 4-4-2 mit Doppelsechs bevorzugt.

(Photo by Alex Broadway/Getty Images)

So der Kader weiterhin zusammen bleiben sollte, könnten Geoffrey Kondogbia (27) und Daniel Wass (31), der in Valencia auch des Öfteren als Außenverteidiger aushelfen musste, die Rollen von Parejo und Coquelin übernehmen. Gameiro ist weiterhin im Klub, den Part neben ihm könnte in Zukuft Maxi Gómez (24) spielen. Der Uruguayer kam schon vor der abgelaufenen Saison von Celta Vigo.

Denkbar wäre auch, dass Valencia dieses 4-4-2 unter den neuen Bedingungen noch einen Tick defensiver interpretiert – zumindest, bis die neue Mannschaft einigermaßen zusammengewachsen ist. Das Ganze auch eingedenk von 53 Gegentoren in der abgelaufenen Saison. Zum Vergleich: Unter Marcelino stellte Valencia regelmäßig eine der besten Defensiven der Liga.

Im Fokus: Kang-In Lee

Noch bekannter ist Valencia allerdings für die seit Jahren erfolgreiche Jugendarbeit, die bereits Namen wie David Villa, David Silva, Juan Mata, Isco und zuletzt Ferran Torres einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat.

(Photo by Eric Alonso/Getty Images)

Kang-In Lee ist der Nächste auf dieser Liste. Der 19-jährige Südkoreaner spielt bevorzugt im offensiven Mittelfeld und wurde bereits mit David Silva (34) verglichen. Schon 2011 kam er in die Jugend des FC Valencia und durchlief dort alle Altersstufen.

In der abgelaufenen Saison absolvierte Lee 17 Spiele in La Liga, davon allerdings nur drei in der Startelf. Dabei traf er zweimal. So unbestritten wie sein Talent, ist allerdings auch sein Temperament. Zweimal musste er während der vergangenen Spielzeit das Feld vorzeitig verlassen.

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

Neben dem offensiven Mittelfeld kann Kang-In Lee auch auf den Außenbahnen spielen, beim 0:3 im Alfredo Di Stefano gegen Real Madrid kam er für die letzten Minuten sogar als Mittelstürmer zum Einsatz. Aber auch für ihn gilt: Da er nicht auf den Namen José Gayà hört, könnte er notfalls veräußert werden.

Prognose

Es wird keine einfache Saison für den FC Valencia. Bei der jetzigen Qualität des Kaders sollte die Mannschaft eigentlich nichts mit dem Abstieg zu tun bekommen. Am Ende wird Valencia wohl einmal mehr auf den Europapokal verzichten müssen, dafür aber einen sicheren Mittelfeldplatz belegen. Für „Los Che“ geht es jetzt darum, wie einst unter Marcelino, eine neue, stabile Mannschaft zu formen.

Victor Catalina

UD Levante

Letzte Saison: 12. Platz

UD Levante spielte eine grundsolide Saison 2019/20 und landete am Ende auf Platz zwölf in La Liga. Auffallend war insbesondere die gute Offensive, denn der Klub aus Valencia erzielte 47 Tore – nur Real Betis hatte aus der unteren Tabellenhälfte mehr. Trainiert wird der Klub von Paco Lopez (52), der das Amt des Cheftrainers seit Sommer 2018 inne hat. Unter ihm spielt Levante sehr soliden Fußball und verlebte eine ruhige Zeit.

(Photo by Alex Caparros/Getty Images)

Der Schlüssel zur Platzierung im sicheren Mittelfeld war in der Saison 2019/20 vor allem die Heimbilanz. Neun Spiele konnten im Estadio Ciudad de Valencia gewonnen werden, fünfmal teilte man sich die Punkte mit dem Gast. Der FC Barcelona wurde zuhause mit 3:1 bezwungen, auch gegen Real Madrid gewann Levante. Für die neue Saison ist die Zielsetzung klar: Auch diesmal soll der Klassenerhalt so schnell wie möglich in trockenen Tüchern sein. 

UD Levante: Kreativ auf dem Transfermarkt

Dabei setzt man vor allem auf die eingespielte Mannschaft aus der Vorsaison. Eine große Fluktuation im Kader ist nicht zu beobachten, nur wenige Spieler haben den Verein verlassen. Die Leihe von Stürmer Borja Mayoral (23, Real Madrid) endete, Moses Simon (24) wechselte nach Nantes, war aber schon zuvor an die Franzosen verliehen. Auf der Zugangsseite übte sich UD Levante indes in Zurückhaltung. Drei Spieler wurden aus der zweiten Mannschaft befördert. Son (26, Ponferradina) und Michael Malsa (24, Mirandes) kamen ablösefrei.

Dass sich Klubs wie Levante immer gerne bei den Topklubs bedienen und junge Spieler, die dort keine allzu große Perspektive haben, verpflichten, ist kein Geheimnis. Mit Dani Gomez (22) und Jorge de Frutos (23) wechselten zwei talentierte Offensivspieler von Real Madrid nach Levante, kosteten zusammen rund fünf Millionen Euro. Solche kreativen Transfers sind notwendig, insbesondere in einem komplizierten Transfersommer wie diesem. 

Fragezeichen in der Defensive

Der Kader ist mit derzeit 31 Spielern sehr groß und definitiv gut gerüstet für eine Saison, in der mit einem sehr engen Terminplan umgegangen werden muss. Eckpfeiler des Teams sind erfahrene Spieler wie Coke (33) oder Kapitän José Luis Morales (33). Das Prunkstück der Mannschaft ist aber das Mittelfeldzentrum. Enis Bardhi (25) und José Campaña (27) dirigieren das Spiel von Levante, sorgen für die nötige Balance, laufen Lücken zu und initiieren aus der Tiefe Angriffe. Diese beiden Spieler zu halten, war und ist ein wichtiger Schritt für den Klub.

 (Photo by Eric Alonso/Getty Images)

Fragezeichen bestehen allerdings noch im Defensivbereich. 53 Gegentore in der vergangenen Saison waren zu viel und resultierten oft aus individuellen Fehlern. Ruben Vezo (26) benötigt einen zuverlässigen Partner in der Innenverteidigung, bisher wurde auf dieser Position aber noch nicht reagiert. Die Außenverteidiger sind bemüht, die Balance herzustellen und eine gute Mischung aus Offensivakzenten und defensiver Absicherung zu finden. Das gelingt aber ebenfalls nicht oft. 

Levante: Das 4-4-2 ist eingespielt 

Die Defensive dürfte im Kader die einzige signifikante Baustelle sein, abgesehen von den Flügelpositionen, die in der Breite noch verstärkt werden könnten. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass Levante-Trainer Paco Lopez auch in der kommenden Saison auf das eingespielte 4-4-2-System setzen wird. Dieses System wurde in fast jedem Spiel der letzten Saison gespielt, zu Beginn der Spielzeit setzte man phasenweise aber auch auf ein 4-3-3. 

Eingespieltheit ist eine wichtiger Faktor, wenn die Qualität durch Neuzugänge nicht deutlich erhöht werden kann. Denn hinter den neuen Spielern stehen Fragezeichen. De Frutos und Gomez, die beiden Neuverpflichtungen von Real Madrid, bringen zwar viel Talent, aber nur wenig Erfahrung in La Liga mit. Zudem verpasste Angreifer Roger Marti (29) die Vorbereitung mit einer Knöchelverletzung.

Es wäre also keine Überraschung, wenn zum Saisonstart eine Mannschaft aufläuft, die so auch in der letzten Saison hätte auf dem Platz stehen können. Der Saisonstart ist ohnehin immer wichtig, in dieser Spielzeit umso mehr. Denn schon am ersten Spieltag steht das Derby gegen den Stadtrivalen FC Valencia auf dem Programm. Motivationsprobleme wird Levante vor diesem Spiel sicher nicht haben. 

Im Fokus: Enis Bardhi

Dass ein Spieler mit der Qualität von Enis Bardhi noch immer bei einem Klub wie Levante spielt, überrascht. 2017 wechselte der Mazedonier von Ujpest aus Ungarn nach Levante, nachdem er vorher in Dänemark und Schweden spielte. Mittlerweile ist der Rechtsfuß ein elementarer Bestandteil des Spiels von Levante. Der Techniker mit der Nummer zehn auf dem Rücken ist Spielgestalter, initiiert viele Angriffe, schaltet sich in die Offensive ein und gibt das Tempo vor.

(Photo by Alex Caparros/Getty Images)

Er ist also gleichzeitig Ruhepol und Offensivmotor, sucht gerne selbst den Abschluss, vor allem aus der Distanz. In der Vorsaison war er mit sieben Toren und drei Vorlagen in 30 Spielen in La Liga der überragende Mann im Mittelfeld. Auf ihn wird es – im Zusammenspiel mit Campaña – auch in der kommenden Saison ankommen. 

Prognose

Levante ist eingespielt, verfügt über einen breiten Kader und hat einen guten Cheftrainer an der  Seitenlinie stehen. Die Ausgangslage ist gut, was einen frühzeitigen Klassenerhalt angeht. Allerdings stellt man beim Blick auf den Kader auch noch die ein oder andere Baustelle fest. Werden diese nicht behoben, drohen Probleme, falls es zu mehreren Ausfällen kommt. 

Manuel Behlert

Celta Vigo

Letzte Saison: 17. Platz

Celta Vigo blickt auf eine lange und vor allem extrem kräftezehrende Saison 2019/20 zurück und dürfte einmal mehr sehr glücklich darüber sein die Klasse gehalten zu haben. Die Galizier landeten bereits zum zweiten Mal in Folge auf dem ersten Nicht-Abstiegsplatz und wieder einmal mussten sie bis zum letzten Spieltag auf die Rettung warten. Am Ende musste sich Celta sogar Real Madrid, das nur wenige Tage zuvor Meister geworden war, bedanken, da man selbst nicht über ein 0:0 beim Espanyol Barcelona, das bereits als Absteiger feststand, hinauskam.

Da Celta 15 von 38 Spieltagen auf einem Abstiegsplatz und weitere elf Spieltage auf dem 17. Platz verbrachte, könnte man annehmen, dass ein Abstieg auch durchaus verdient gewesen wäre. Das lässt sich zwar nicht völlig von der Hand weisen, doch man würde der Mannschaft damit trotzdem Unrecht tun, da sie fußballerisch sicherlich deutlich besser einzuschätzen ist.

Die xP-Statistik von understat.com weist Vigo beispielweise als Tabellenzwölften aus, der eigentlich zehn Punkte mehr erwarten durfte, als er tatsächlich erzielte. Vor diesem Hintergrund kommt man vielleicht zu einer anderen Einschätzung. 

(Photo by Octavio Passos/Getty Images)

Offensive Schwierigkeiten

Nichtsdestotrotz muss man von einer Mannschaft, die über so gute Einzelspieler wie Iago Aspas (33), Santi Mina (24), Brais Mendez (23), Fran Beltran (21) oder auch Denis Suarez (26) verfügt, sicherlich mehr erwarten als Platz 17. 

In diesem Zusammenhang dürfte es überraschen, dass Vigos größtes Problem in der Offensive zu verorten ist. Mit nur 49 Gegentoren stellte man die zehntbeste Verteidigung der Liga (nach xGA sogar die achtbeste), während die Offensive die fünftschlechteste der Liga ist (nach xG ebenfalls). 

Ein wesentlicher Grund für die offensive Schwäche ist sicherlich die enorme Abhängigkeit von Aspas, der mit 14 Toren und drei Assists an knapp 46% der Tore direkt beteiligt war. Mina, der im vergangenen Sommer mit großer Hoffnung aus Valencia zurückkam, konnte in dieser Hinsicht nur bedingt Abhilfe schaffen, mit seinen sechs Toren und vier Assists blieb er deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Ein weiterer Rückkehrer macht dagegen mehr Mut. Nolito (33), der Mitte Juni durch eine Sonderregel aus Sevilla verpflichtet wurde, kam im Saisonendspurt in 318 Einsatzminuten auf immerhin zwei Tore sowie einen Assist und überzeugte zudem mit seiner Präsenz und Ausstrahlung. Seine Verpflichtung könnte allerdings auch durchaus als Vorgriff auf diesen Transfersommer verstanden werden. Er dürfte auch in der kommenden Saison eine wertvolle Alternative für den linken Flügel in Oscar Garcias (47) offensiven 4-3-3-System sein.

(Photo by MIGUEL RIOPA/AFP via Getty Images)

Viele ausgelaufene Leihen dünnen den Kader aus

Dort bekommt er allerdings auch Konkurrenz von Alvaro Vadillo (25), der ablösefrei vom FC Granada verpflichtet wurde. Vadillo dürfte aber zunächst eine Rolle als Herausforderer einnehmen, wie auch zuletzt in Granada, wo er nicht unbedingt zum Stammpersonal gehörte und auch nicht wirklich als Torjäger in Erscheinung trat (nur drei Tore). Auch Rento Tapia (25), der ablösefrei von Feyenoord Rotterdam kam, war bei seinem alten Klub nicht mehr Stammspieler. Trotzdem genießt der 53-malige peruanische Nationalspieler einen guten Ruf und wird auch mit seiner Physis (1,85m) eine gute Ergänzung zum eher kleingewachsenen Kader der Galizier darstellen. 

Der dritte und bislang letzte Neuzugang des Sommers hört auf den Namen Miguel Baeza (20). Er wurde für eine Ablöse von 2,5 Millionen Euro aus dem Nachwuchs Real Madrids geholt und soll zunächst behutsam an das La Liga Niveau herangeführt werden. Er spielte in der abgelaufenen Saison zumeist für Reals B-Mannschaft in der dritten Liga und wusste dort mit neun Toren und vier Assists in 26 Einsätzen zu gefallen. Baeza spielt vornehmlich als „Zehner“ und dürfte damit als Backup für Mendez eingeplant sein. Ähnlich wie Mendez kann auch er auf die Flügel ausweichen oder ein Stückchen tiefer spielen. 

Auf der Abgangsseite sind dagegen im Grunde nur die ausgelaufenen Leihen von Jeison Murillo (28), Pape Cheikh (23), Rafinha (27), Filip Bradaric (28) und Fedor Smolov (30) erwähnenswert. Angesichts dieser vielen „Abgänge“ ist zu erwarten, dass Vigo noch weitere Spieler verpflichten wird, vornehmlich in der Innenverteidigung, im zentralen Mittelfeld und ggf. im Tor, da Ruben Blanco (25) und Sergio Alvarez (34) noch verletzt ausfallen. 

Dabei dürfte Vigo vor allem nach Spielern Ausschau halten, die technisch stark sind und über ein gutes Passspiel verfügen. Celtas Spiel beruht auf vielen kurzen Pässen (ligaweit den siebthöchsten Anteil kurzer Pässe und den drittkleinsten Anteil langer Pässe). Gerade in Sachen Physis, Effizienz und auch bei Standards ist aber noch reichlich Luft nach oben.

Im Fokus: Fran Beltran (21)

Fran Beltran, seines Zeichens spanischer U21-Nationalspieler, geht in seine bereits fünfte Spielzeit als Profi-Fußballer und war bisher immer im erweiterten Kreis der Stammspieler. Sein ganz großer Durchbruch steht allerdings noch aus, was auch daran liegt, dass er, seit seinem Wechsel zu Celta im Sommer 2018, stets in einem Team spielte, das gegen den Abstieg kämpfte.

(Photo by Octavio Passos/Getty Images)

Umstände, die so gar nicht zum feinen Techniker passen, der von seiner Statur und seinen Bewegungsabläufen her ein wenig an den legendären Xavi Hernandez erinnert und seine Stärken klar im Spiel mit dem Ball hat. Er ein Spielmacher, der mit einem sauberen Kurzpassspiel und guten Verlagerungen glänzt und auch gerne mal aus der Distanz schießt. Eine bessere Gesamtleistung seines Teams würde ihm sicherlich helfen, der Mannschaft besser helfen zu können – ein sich selbst positiv verstärkender Effekt. 

Prognose

Ob es dazu kommen wird, ist schwer zu prognostizieren, da es bei Celta stets sehr um die Dynamik geht. Bei einer guten Dynamik ist ihnen sicherlich ein Platz im gesicherten Mittelfeld, womöglich sogar in der oberen Tabellenhälfte, zuzutrauen, während eine schlechte Dynamik auch eine weitere Saison im Tabellenkeller bedeuten könnte. Die individuelle Qualität ist aber eigentlich hoch genug, um das umgehen zu können. Am Ende wird man wahrscheinlich zwischen den Plätzen 10-14 landen.

Christoph Albers

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(Photo by Lars Baron/Getty Images)


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