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Serie A | Blick in die Hauptstadt: So wollen Mourinho & Sarri mit der Roma und Lazio angreifen

17. August 2023 | Spotlight | BY Jannek Ringen

Sportlight | In der einen Hälfte der Stadt wurde die Vizemeisterschaft gefeiert, in der anderen erreichte man das Finale in der Europa League. Die beiden Clubs aus der Hauptstadt, AS Rom und Lazio, sind in Italien auf dem Vormarsch. Doch wie sieht es vor der neuen Saison aus?

Rückblick: Lazio holt sich die Vizemeisterschaft, AS Rom im Europa-League-Finale

Blicken die AS Rom und Lazio auf die vergangene Saison zurück, so war es für beide Teams aus der italienischen Hauptstadt eine besondere. Vom Tabellenplatz her spielte Lazio im zweiten Jahr unter Maurizio Sarri die beste Saison seit der Meisterschaft im Jahr 2000. Auf der anderen Seite stand die Roma, die im zweiten Jahr in Folge ein internationales Finale erreichen konnte, sich jedoch gegen den FC Sevilla geschlagen geben musste. Beide Teams konnten im vergangenen Jahr überzeugen, doch in dieser Saison gilt es, sich erneut gegen die starke Konkurrenz aus Mailand, Turin und Neapel zu beweisen, damit man den nächsten Schritt gehen kann.

Die Vizemeisterschaft aus dem vergangenen Jahr ermöglicht Lazio die siebte Teilnahme an der Endrunde der Champions League in der Vereinsgeschichte. Durch das verlorene Finale in der Europa League verpasste die AS Rom die Möglichkeit, dass gleich zwei Römer Vereine im Konzert der ganz großen mitspielen dürfen. Durch den sechsten Platz der vergangenen Saison ist man berechtigt, erneut an der Europa League teilzunehmen. Nachdem man in den letzten beiden Jahren stark auf internationalem Parkett performt hatte, will die Truppe von José Mourinho mehr und sich mit dem Einzug in die Champions League belohnen. Doch wie steht es nach der Sommerpause um die beiden Clubs aus der Hauptstadt?

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Gelingt der Sprung in die Top 4?

Jedes Jahr auf ein Neues findet in der italienischen Serie A ein spannendes Rennen im Kampf um die Champions-League-Plätze statt. In diesem Jahr zogen neben Lazio Rom auch Meister Neapel und die beiden Mailänder Clubs Inter und AC in die Königsklasse ein. Die AS Rom landete auf Platz sechs und verpasste dadurch die Teilnahme am prestigeträchtigsten europäischen Vereinswettbewerb. Allerdings zeigte die Mannschaft von José Mourinho nicht nur in den europäischen Wettbewerben gute Leistungen, sondern auch in der heimischen Liga.

Während Lazio die starke Saison bestätigen möchte, will die AS Rom es auch endlich zurück in die Champions League schaffen. Wie agieren die Teams auf dem Transfermarkt und wo liegen ihre Stärken?

Wie kompensiert Lazio den Abgang von Milinkovic-Savic?

In diesem Transfersommer steht der Abgang von Sergej Milinkovic-Savic (28) über allem bei Lazio. Der Mittelfeldspieler war in den vergangenen Jahren immer wieder einer der Leistungsträger bei den Laziali und sein Abgang wird nur schwer zu kompensieren sein. Neun Treffer und acht Vorlagen steuerte er zur Vizemeisterschaft bei. Sein Ersatz soll der ehemalige Frankfurter Daichi Kamada (27), der ablösefrei in die Hauptstadt kam, werden. Ob es ihm gelingt, in die großen Fußstapfen des Serben zu treten, bleibt fraglich.

Getan hat sich bei Lazio vor allem etwas in der Offensive, die mit zahlreichen jungen Spielern verstärkt wurde. Mit Taty Castellanos (24), Gustav Isaksen (22) und Diego Gonzalez (20) hat man dafür gesorgt, dass man in der Offensive junges Blut von der Bank nachlegen kann. Dies soll insbesondere den verletzungsanfälligen Ciro Immobile (33) entlasten und das Team schwerer ausrechenbar machen. Zudem kam Nicolo Rovella (21) auf Leihbasis von Lazio Rom.

Dass Kamada den Abgang von Milinkovic-Savic eins zu eins kompensieren kann, könnte ein gewagter Plan von Lazio sein. Gut möglich, dass man zum Ende der Transferphase noch einmal zuschlägt und einen Ersatz für den serbischen Leistungsträger holt.

Sergej Milinkovic-Savic hat Lazio Rom verlassen.

(Photo by Marco Rosi – SS Lazio/Getty Images)

Lazio steht für ein gepflegtes Kurzpassspiel und eine starke Defensive

Wie man es von Teams, die von Maurizio Sarri betreut werden, wurde auch bei Lazio ein gepflegtes Kurzpassspiel implementiert. Das 4-3-3, welches fast ausschließlich zum Einsatz kommt, bietet die Möglichkeit, viele Dreiecke zu bilden und den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren zu lassen. Zwar hatte die Mannschaft von Sarri in der vergangenen Saison nur den achtmeisten Ballbesitz, allerdings spielte man nach meister Neapel die zweitmeisten Pässe pro Partie. Der Ball wird deutlich schneller laufen gelassen als bei anderen Teams in der Liga.

Zweiter großer Pluspunkt der Laziali ist die starke Defensive. Die Abwehr der Hauptstädter schaffte es in der vergangenen Saison 21 Mal zu Null zu spielen, was Ligaspitze war. Zudem kassierten sie mit 30 Toren die zweitwenigsten Gegentreffer der Liga, was auch an den starken Leistungen von Ivan Provedel lag. Laut understat hätte man 43 Gegentore bekommen müssen, kassierte jedoch 13 weniger. Im Verbund holte die Defensive also das maximale heraus.

In der Offensive steht die Effizienz und diese lag in der vergangenen Saison erstmals nicht alleine auf den Schultern von Ciro Immobile, der aufgrund von diversen Verletzungen einige Spiele aussetzen musste. So kamen fünf Spieler auf eine zweistellige Anzahl an Scorern, was das Team von Sarri deutlich schwieriger auszurechnen macht. In der Liga befand man sich im unteren Drittel bei den abgegebenen Schüssen, allerdings spricht die Effizienz Bände. Die hohe Verwertungsquote bei den wenigen Chancen sorgte dafür, dass man am Ende sechs Treffer besser als der xG-Wert war und am Ende 15 Punkte über dem xP-Wert war. Achtung: Lazio hat in der vergangenen Saison deutlich überperformt!

AS Rom: Aufrüsten auch ohne großes Geld? Stürmer gesucht

Der Anspruch von José Mourinho ist es, immer in der Champions League zu spielen. Dieses Ziel möchte er auch mit der AS Rom in dieser Saison erreichen. Zwar gab man aktuell nur für Leandro Paredes (29/2,5 Millionen Euro) und Renato Sanches (25/1 Million Euro Leihgebühr) Geld aus, konnte sich dennoch gut verstärken. Zusätzlich zu den beiden kamen Evan Ndicka (23) und Houssem Aour (25) ablösefrei sowie Rasmus Kristensen (26) auf Leihbasis. Die Transfers verbessern die Mannschaft nicht nur quantitativ, sondern haben auch das Potenzial, die Mannschaft auf das nächste Level zu heben.

Auf der Abgangsseite dürfte der Wechsel von Roger Ibanez (24) nach Saudi-Arabien am schweren wiegen. Der Innenverteidiger war unangefochtener Stammspieler und Leistungsträger, wechselte dann aber für 30 Millionen Euro zu Al-Ahli. Dieser kann durch die Ankunft von Ndicka jedoch gut abgefangen werden. Ansonsten verlor man Justin Kluivert (24/AFC Bournemouth) und Nemanja Matic (35/Stade Rennes) zwei weitere Spieler, die in Planungen von Mourinho zwar eine Rolle spielten, allerdings keine Leistungsträger waren.

Aufgrund des Ausfalls von Tammy Abraham (25) ist die größte Baustelle im Kader die Stürmerposition. Sein Ersatz Andrea Belotti (29) enttäuschte auf ganzer Linie, weshalb noch ein Stürmer geholt werden muss. Eigentlich wollte man Gianluca Scamacca (24) von West Ham verpflichten, allerdings schloss sich dieser Konkurrent Atalanta BC an. Der Club braucht dringend einen neuen Angreifer!

Jose Mourinho möchte mit der AS Rom in die Champions League.

(Photo by CHARLY TRIBALLEAU/AFP via Getty Images)

Effizienz und AS Rom – das passt nicht

José Mourinho ist lässt die AS Rom zumeist in einem 3-4-2-1 auflaufen und setzt auf eine gute Defensive. Und das hat sich auch in der vergangenen Saison bemerkbar gemacht. Laut den Auswertungen von Understat hatte man mit knapp unter 33xGA den zweitbesten Wert aller Defensiven und war deutlich besser als der Lokalrivale. Dennoch kassierte man acht Gegentreffer mehr als Lazio, was vor allem den individuellen Fehlern geschuldet war.

Auch offensiv blieb man deutlich hinter den Erwartungen. Am Ende der Saison stellte man mit 50 Treffern die neuntbeste Defensive der Liga, obwohl man an die 64xG hatte. Die Effizienz, die der Nachbar an den Tag legt, geht der Roma komplett abhanden. Man vergab unter anderem die zweitmeisten Großchancen der Liga und traf 17 Mal Aluminium.

Umschaltmomente spielen eine wichtige Rolle, denn die Mannschaft um Paulo Dybala agiert oftmals abwartend und überlässt dem Gegner den Ball. In der kommenden Saison muss man zusehen, dass die Effizienz zurückkehrt, wo wir wieder bei der Stürmer-Thematik wären. Gelingt dies, greift die AS Rom die Top vier an.

Ausblick – überflügelt die Roma Lazio?

Die Effizienz, die Lazio an den Tag legte, ging der AS Rom komplett abhanden. Mit dieser wäre für die Truppe von José Mourinho deutlich mehr drin gewesen. Bei Lazio muss man versuchen Schlüsselspieler Milinkovic-Savic über das Kollektiv zu ersetzen und hoffen dass Ciro Immobile fit bleibt. Der breitere Kader könnte in dieser Saison noch eine wichtige Rolle bei Maurizio Sarri spielen.

Unterdessen wird Mourino alles daran setzen, die AS Rom wieder in die Champions League zu führen. Neben den Neuzugängen setzt er insbesondere auf das Dreieck aus Bryan Cristante, Lorenzo Pellegrini und Paulo Dybala. Ein neuer Stürmer ist ein wichtiges Puzzlestück, damit die Effizienz zurück zu den Giallorossi kehrt und man den ewigen Rivalen wieder einholen kann.

(Photo by Emilio Andreoli/Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


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