Weißt du noch..? 26. Mai 2013: Lazio holt die Coppa Italia im Derby gegen die Roma!
22. Januar 2021 | Serie A | BY Manuel Behlert
Das Derby della Capitale in Rom ist ein Duell, auf das eine ganze Stadt Jahr für Jahr hinfiebert. Die Roma-Anhänger in der Curva Sud und die Laziali in der Curva Nord sorgen bei den Spielen im Stadio Olimpico für Spektakel. Nicht nur auf den Rängen geht es heiß her, sondern oft auch auf dem Platz. So auch Ende Mai 2013.
- Lulic sorgt für den Siegtreffer in der Coppa Italia
- Lazio holt den Titel ausgerechnet im Stadtderby
- Das einzige Endspiel zwischen diesen beiden Teams
162 Spiele zwischen der blauen und der roten Seite Roms hat es bisher gegeben. Nur einmal, im Mai 2013, standen sich beide Teams in einem Endspiel gegenüber. Damals ging es um den Gewinn der Coppa Italia in der Saison 2012/13. Ausgetragen wurde dieses Spiel natürlich standesgemäß im Stadio Olimpico zu Rom. Und es sollte ein echter Thriller werden.
Roma gegen Lazio: Die Vorzeichen vor dem Endspiel
Am Ende einer langen Saison stand das Endspiel in der Coppa Italia auf dem Programm. Und beide Teams gingen auf Augenhöhe in diese Partie. In der Serie A trennte beide nur ein einziger Punkt. Die Roma landete auf dem sechsten Platz, konnte 62 Zähler einfahren, während Stadtrivale Lazio mit 61 Punkten Siebter wurde. 25 respektive 26 Punkte Rückstand häufte man im Saisonverlauf auf Branchenprimus Juventus an, doch im Finale der Coppa Italia dominierte die Hauptstadt. Im Saisonverlauf hatte Lazio leichte Vorteile in den Spielen im Derby della Capitale. Das „Heimspiel“ gewannen die Laziali mit 3:2, im Rückspiel trennte man sich 1:1.
Traditionell steigen die Topteams in Italien später in den Wettbewerb ein. Der Weg der Roma war durchaus kompliziert, nachdem man im Achtelfinale Atalanta mit 3:0 schlug. Im Viertelfinale gelang ein mühsamer 1:0-Erfolg nach Verlängerung gegen die Fiorentina, ehe man im Halbfinale beide Spiele gegen Inter knapp für sich entscheiden konnte. Das Hinspiel ging mit 2:1, das Rückspiel mit 3:2 an die Roma.
Nicht weniger aufregend waren die Spiele von Lazio. Im Achtelfinale musste man gegen den AC Siena in das Elfmeterschießen, gewann dort mit 4:1. Die Laziali hatten ihrerseits im Viertelfinale beim 3:0 gegen Catania wenig Mühe, trafen im Halbfinale dann auf Juventus. Das Hinspiel gegen die Vecchia Signora endete 1:1, im Rückspiel reichte dann ein knapper 2:1-Erfolg. Das Traumfinale war also perfekt.
Roma vs. Lazio: Aufstellungen und Statistiken
AS Rom: Lobont – Burdisso, Marquinhos, Castan, Balzaretti (76. Osvaldo) – de Rossi, Bradley – Lamela, Totti, Marquinho (83. Dodo) – Destro
Bank: Goicoechea, Svedkauskas – Romagnoli, Piris, Florenzi, Tachtsidis, Pjanic, Perotta, Taddei, Lopez
Trainer: Aurelio Andreazzoli
Lazio: Marchetti – Konko, Cana, Biava, Radu – Ledesma (54. Mauri), Onazi (90. Ciani), Hernanes (84. Gonzalez), Candreva, Lulic – Klose
Bank: Bizzarri, Strakosha – Dias, Stankevicius, Crecco, Ederson, Pereirinha, Floccari, Kozak
Trainer: Vladimir Petkovic
Schiedsrichter: Daniele Orsato
Gelb: Balzaretti, Marquinho, Burdisso, Totti (Roma) – Ledesma, Hernanes, Klose, Lulic (Lazio)
Rot: Tachtsidis (Roma)
Tor: 0:1 Lulic (71.)
Roma vs. Lazio: Schon zu Beginn herrscht Hektik, Klose scheitert
Das Spiel im Stadio Olimpico war noch keine Minute alt, da sah Gäste-Mittelfeldspieler Ledesma schon die erste gelbe Karte in diesem Spiel. Die Roma und Lazio waren von Beginn an auf Betriebstemperatur. Es ging um viel, das spürte man auf dem Feld und auf den Rängen. Fehler waren in der Anfangsphase an der Tagesordnung. Die Roma versuchte viel, Lazio fand aber insbesondere im Mittelfeld durch viele Zweikämpfe und Körperlichkeit nahezu immer eine Antwort.
Die erste ganz große Chance hatte Lazio. Lulic setzte sich auf der linken Seite durch, zog in die Mitte und schloss mit einem sehr guten Flachschuss auf das lange Eck ab. Roma-Torhüter Lobont konnte den Ball zwar abwehren, aber nur zu kurz. Miroslav Klose, selbst schon als Derbyheld in Erscheinung getreten, setzte sich von seinem Gegenspieler ab, konnte den Ball aus spitzem Winkel aber nicht im Tor unterbringen.
Auch die Roma kam zunächst nur aus der Distanz zum Abschluss, so auch in der 9. Minute, als Francesco Totti mit einem Schuss aus gut 20 Metern scheiterte. Nur wenig später hatte Michael Bradley eine gute Möglichkeit für die Giallorossi, konnte den Ball aus spitzem Winkel nach einem sehr dynamischen Vorstoß aber nicht mehr gefährlich in Richtung Tor befördern. Nach wilden, teils hektischen Anfangsminuten verflachte die Partie zunehmend.
Coppa Italia 2013: 0:0 zur Halbzeit, Spannung in Durchgang zwei
Eine Flanke von der linken Seite sorgte in der 35. Minute für Gefahr vor dem Tor der Roma. Klose kam zum Kopfball, wurde aber noch entscheidend von einem Gegenspieler bedrängt. Das hatte zur Folge, dass der Abschluss unplatziert war. Lobont wehrte das Spielgerät ab und konnte im Nachfassen klären. Auffällig war, dass beide in ihrem Tempo variierten. Sowohl die Roma als auch Lazio ließen schnelle Angriffe nach vorne auf Ballbesitz- und Ruhephasen folgen. Ein abwechslungsreiches, aber nicht permanent unterhaltsames Spiel war die Folge. Unmittelbar vor der Halbzeit kam Mattia Destro, Stürmer der Roma, nach einer Flanke zum Kopfball, verfehlte das Tor letztlich aber deutlich. Mit dem 0:0 ging es schließlich auch in die Kabine.
In der Pause sammelten sich beide Mannschaften, ehe die Roma besser aus der Kabine kam. Nach einem Vorstoß hatte Marquinho einen Abschluss, der aber kein Problem für Lazio-Torhüter Marchetti war. Auf der Gegenseite verpasste Lulic, der später noch im Mittelpunkt stehen sollte, eine gefährliche Candreva-Hereingabe nur knapp. Eine gute Stunde war gespielt, als ein Distanzschuss der Roma noch einmal für Gefahr sorgte. Viele Angriffe waren ungenau oder wurden im letzten Drittel schlampig zu Ende gespielt. Sinnbildlich dafür war eine Aktion von Lazio, als ein Schuss von Hernanes fast zur Vorlage von Klose wurde. Allerdings nur, weil er den Ball nicht richtig traf. Klose rutschte in der Folge am Ball vorbei.
Lulic wird zum Pokalhelden, Lazio holt den Titel
Lazio erhöhte den Druck, die Partie war mittlerweile ein reines Nervenspiel. Viele Spieler hatten mittlerweile die gelbe Karte gesehen, mussten in der ein oder anderen Situation überlegen, ob sie tatsächlich zum Ball gehen sollen oder nicht. 67 Minuten waren gespielt, als der sehr fleißige Lulic von links auf das lange Eck flankte. Mauri nahm die Flanke direkt und spielte sie in die Mitte, wo Klose erneut nur um Zentimeter verpasste. Quasi im Gegenzug scheiterte Destro an Marchetti, zuvor wollten die Roma-Offensivspieler ein Handspiel von Rechtsverteidiger Konko gesehen haben.
20 Minuten vor dem Ende fiel dann das entscheidende Tor in diesem Spiel. Auf der rechten Seite spielte sich Lazio nach vorne, ehe Candreva zur Flanke bereit war. Der rechte Mittelfeldspieler brachte den Ball in die Mitte, wo ihn Lobont nicht kontrollieren konnte. Der in den Strafraum gesprintete Lulic ließ sich nicht zweimal bitten und staubte ab. Das Stadio Olimpico explodierte.
Die Schlussphase wurde turbulent. Die Roma antwortete wütend, hatte nach einem Freistoß eine große Möglichkeit, doch Marchetti zeigte einen unfassbaren Reflex und lenkte den Ball, der sehr gefährlich vor das Tor kam, noch irgendwie an die Latte. Im Anschluss gab es keine klaren Torchancen mehr, aber noch ordentlich Zoff an der Seitenlinie. Roma-Legende Totti sah die gelbe, Einwechselspieler Tachtsidis gar die rote Karte. Am Ende brachte Lazio die knappe, aber keinesfalls unverdiente Führung über die Zeit und konnte den Titel in der Coppa Italia feiern. Dieser tat aufgrund des Triumphes im Derby della Capitale doppelt gut.
(Photo by Giuseppe Bellini/Getty Images)
Manuel Behlert
Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.