Serie A Vorschau Teil 3: Atalanta, AS Rom, FC Turin, FC Empoli

18. August 2021 | Trending | BY Yannick Lassmann

Am Wochenende rund um den 21. August startet die neue Saison in der Serie A. Meister Inter will seinen Titel verteidigen, viele Klubs wollen das verhindern. Im dritten Teil unserer großen Saisonvorschau beschäftigen wir uns mit Atalanta BC, der Roma, dem FC Turin und dem FC Empoli. 

  • Führt der Weg von Atalanta weiter nach oben?
  • Mourinho soll aus der Roma wieder eine Spitzenmannschaft formen
  • FC Turin und Empoli wollen Abstiegskampf vermeiden

Atalanta BC (Letzte Saison: 3.Platz )

Atalanta ist längst zu einer Spitzenmannschaft der Serie A aufgestiegen. In der abgelaufenen Spielzeit bestätigten die Bergamasci das Ergebnis aus dem Vorjahr. Sie sammelten erneut 78 Punkte ein, erzielten über 90 Tore und landeten auf Rang drei, womit die dritte Champions-League-Teilnahme am Stück zu zu Buche stand. Diesmal benötigte die Mannschaft von Gian Piero Gasperini (63) etwas Anlaufzeit. Der Saisonstart verlief nämlich kompliziert, doch dann nahm La Dea an Fahrt auf und gewann 19 der letzten 28 Ligaspiele. Die weitreichendste Begegnung ging allerdings verloren. Im Finale der Coppa Italia unterlag Atalanta Rekordmeister Juventus, das man im Serie-A-Betrieb kurz zuvor noch bezwang, mit 1:2. Somit bleibt es beim einzigen Pokalsieg aus dem Jahr 1963. In der Champions League erwies sich Real Madrid im Achtelfinale als eine Nummer zu groß.

Atalanta Roma Torino Empoli

Photo: Imago

Der Transfersommer

Die Atalanta-Verantwortlichen stellten sich bereits frühzeitig auf drohende Abgänge ein. Dabei profitierten sie von der hervorragenden wirtschaftlichen Arbeit aus den vergangenen Jahren. Torwart Juan Musso (27) kam für 20 Millionen Euro aus Udine und gilt als Ersatz für den abgewanderten Pierluigi Gollini (26). Ihn zog es genauso nach Tottenham wie Cristian Romero (23), der Bergamo im nächsten Sommer 55 Millionen Euro einbringen könnte. Die Nachfolge des herausragenden Innenverteidigers wird auf mehrere Schultern verteilt. Matteo Lovato (21, acht Millionen Euro) wechselte aus Verona in die Lombardei. Wenig später folgte der türkische Nationalspieler Merih Demiral (23). In der Offensive könnte sich ebenfalls das Bild des Kaders verändern. Josip Ilicic (33) wird mit der AC Milan in Verbindung gebracht und auch Angreifer Duván Zapata (30) wird auf dem Transfermarkt heiß gehandelt. Dazu kehrten zahlreiche Leihspieler zur Bergamasci zurück. Eine Rolle könnten Arkadiusz Reca (26) sowie Roberto Piccoli (20) spielen.

Ein Kader nach Geschmack von Gasperini – Zapata-Abgang könnte wehtun

Der Spielstil von Atalanta ist sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene hinlänglich bekannt. Dennoch gibt es nur wenige Mannschaften, die dem offensiven Ansatz von Gasperini etwas entgegensetzen können. Die momentan vorhandene Auswahl dürfte den Übungsleiter zufriedenstellen. Im Tor wird wohl Musso starten. Mit Marco Sportiello (29) steht ein kompetenter Ersatzmann bereit, der sich mit Gollini die Minuten aufteilte. Ebenso stehen in der Dreierkette ausreichend Optionen zur Verfügung. An Kapitän Rafael Tolói (30) und José Luis Palomino (31) wird es kein Vorbeikommen geben. Der letzte Platz wird wohl an Berat Djimsiti (28) geben, wobei auch Lovato und Bosko Sutalo (21) Einsatzchancen haben.

Eine prägende Komponente nehmen im System von La Dea die Schienenspieler ein. Der torgefährliche Robin Gosens (27) zählt durchgängig zu den Wechselkandidaten. Wenn der deutsche Nationalspieler bleibt, ist er unumstritten. Hinter ihm wartet Parma-Leihgabe Guiseppe Pezzella (23). Auf dem rechten Flügel machte der beidfüßige Joakim Maehle (24) während der Europameisterschaft auf sich aufmerksam und könnte Hans Hateboer (27) den Rang ablaufen. Die Qual der Wahl besitzt Gapserini auch im Mittelfeldzentrum. Remo Freuler (29) und Marten de Moon (30) sollen für Kontrolle sorgen. Hinter den Spitzen könnten Mario Pasalic (26), der schussgewaltige Ruslan Malinovskyi (28), Matteo Messina (24) oder Aleksey Miranchuk (25) wirbeln. Nicht zu vergessen: Josip Ilicic, der dieser Tätigkeit aber wohl an einem anderen Ort nachgehen wird.

Problematischer könnte die Situation im Angriff sehen, wo Duván Zapata zumeist das Startrecht erhielt und mit starken Leistungen rechtfertigte. 56 Tore erzielte er in den letzten drei Serie-A-Spieljahren. Das Interesse von finanzkräftigeren Vereinen ist daher kaum verwunderlich. Hinter ihm kam Luis Muriel zum Zug (30). Ihm gelangen eindrucksvolle 22 Saisontreffer, sodass er sofort als Stammspieler fungieren kann. Roberto Piccoli muss dagegen noch herangeführt werden, weshalb bei einem Zapata-Abgang nachgelegt werden müsste.

Player to watch: Matteo Lovato

Atalanta stehen zahlreiche hochinteressante Spieler zur Verfügung. Viele von ihnen hinterließen entweder im Verein oder – wie Maehle – bei der Europameisterschaft schone einen bleibenden Druck. Erst seit wenigen Wochen befindet sich Matteo Lovato in Reihen der Bergamasci. Er hat erst ein Spieljahr in der Serie A hinter sich gebracht. Bei Hellas Verona brachte er es auf insgesamt 24 Einsätze und fuhr anschließend zur U21-Europameisterschaft. Die Verantwortlichen des Tabellendrittel zeigten sich angetan von seinen Vorstellungen, weshalb sie direkt acht Millionen Euro in ihn investierten.

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Photo: Imago/Nicol Campo

Die Summe verdeutlicht, dass Lovato mehr als nur eine Ergänzung für die Innenverteidigung darstellen soll. Er trifft zwar auf hochkarätige, aber auch schon älter werdende Konkurrenz. Darüber hinaus agiert er unter der Leitung von Entwickler Gasperini, der sich nicht scheut junge Spieler auch in richtungsweisenden Partien einzusetzen. Der Italiener bringt das Zeug mit, bei Atalanta große Fortschritte zu schaffen. Ihn zeichnen ein hohes Spielverständnis – verbunden mit einem starken Stellungsspiel – aus, sodass er viele Pässe bereits vorausahnt und viele Ballgewinne auf sein Konto gehen. An der Seite von erfahrenen Akteuren wie Tóloi oder Palomino könnten seine Probleme im Kopfballspiel kaschieren. Auch der Spielaufbau, der in einer kombinationsfreudigen Mannschaft von hoher Bedeutung ist, gilt als verbesserungswürdig. Doch Der erfahrene Gasperini wird sich seinen Schwächen mit Freude widmen. Denn er hat schon viele Spieler auf ein neues Level gehoben.

Prognose:

Atalanta greift weiterhin auf einen richtig gut besetzten Kader sowie exzellenten Trainer zurück. Ein möglicher Abgang von Zapata könnte zwar Probleme bereiten, doch die sportliche Leitung fand auf fast jeden Verlust die richtige Antwort. Daher werden die Bergamasci trotz der aufrüstenden Konkurrenz aus Rom wieder ein kräftiges Wörtchen um den Einzug in die Champions League mitreden.

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AS Rom (Letzte Saison: 7.Platz )

Die Roma schloss die Saison 2020/21 unter den eigenen Erwartungen ab. Dabei befand sie sich nach zwei Dritteln der Spielzeit auf Rang vier. Doch schon damals zeigte die Formkurve nach unten, nachdem die damals von Paulo Fonseca (48) trainierte Giallorossi damals mit gepflegtem Ballbesitzfußball zu punkten wusste. Als besonders eklatant erwies sich die Schwäche in den Duellen mit den anderen Spitzenmannschaften. In Vergleichen mit den Top-Sechs-Vereinen der Serie A sammelten die Hauptstädter acht von möglichen 36 Zählern ein. Der Derbysieg über Lazio versöhnte die eigenen Anhänger – und sicherte letztlich den Einzug in die neugegründete Conference League. Selbst Platz sieben geriet – aufgrund der Verletzungssorgen – zum Saisonende in Gefahr. In der Europa League führte der Weg immerhin ins Halbfinale, wo Manchester United schon im Hinspiel (2:6, 3:2) für klare Verhältnisse sorgte.

Der Transfersommer

Die auffälligste Personalie nimmt eindeutig auf der Trainerbank Platz. Denn Jose Mourinho (58) kehrt nach elf Jahren Abstinenz in die Serie A zurück. Er ersetzt seinen Landsmann Fonseca, dessen auslaufender Vertrag nicht verlängert wurde. Die Spielstile der beiden Übungsleiter unterscheiden sich deutlich, weshalb am Kader einige Veränderungen vorgenommen wurden. Insgesamt gab die Roma schon über 40 Millionen Euro für Neuzugänge auf. Für Torhüter Rui Patrício (33) flossen 13 Millionen Euro nach Wolverhampton. Ähnlich hohe Summen investierten die Verantwortlichen in Linksverteidiger Matías Vina und Eldor Shomurodov (26), der beim Ligakonkurrenten Genua seine Fähigkeiten unter Beweis stellte.

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Photo: Andrea Staccioli / Insidefoto

Dafür gab die AS gleich drei Torhüter ab. Pau López (26) leihweise nach Marseille, Antonio Mirante (38) sowie Simone Farelli (38) bekamen kein neues Arbeitspapier. Ebenso zu OM verliehen wurde Cengiz Ünder (24), während Justin Kluivert (22) bei Nizza auf sich aufmerksam machen will. Jüngst verließ mit Angreifer Edin Dzeko (35) ein Stammspieler die Giallorossi. Ihn zog es zum amtierenden Meister Inter.

Die Defensive steht – Schlüsselspieler im Mittelfeld und Sturm gesucht

Im letzten Spieljahr kassierte die Roma gleich 58 Gegentore. Die Defensivarbeit im Kollektiv zählt zu den Steckenpferden von Mourinho, sodass die Anzahl fallen dürfte, sollte er seinem gewohnten – zuletzt aber relativ erfolglosen – Spielstil treu blieben. Mit Rui Patrício kann der Hauptstadtklub auf eine gefestigte Nummer eins zurückgreifen. In der Viererkette sollten Gianluca Mancini (25) und Roger Ibanez (22) das Abwehrzentrum bilden. Mit Marsh Kumbulla (21) sowie dem  verletzungsanfälligen aus Manchester-Zeiten Mourinho bekannte Chris Smalling (31) sitzt die Konkurrenz direkt im Nacken. Hinten rechts verteidigt weiterhin Rick Karsdorp (26), wobei Bryan Reynolds (20) näher an die Mannschaft heranrückte. Alessandro Florenzi (30) wird den Verein dagegen noch verlassen. Auf der anderen Seite wäre Leonardo Spinazzola (28) fraglos gesetzt. Allerdings zog er sich bei der Europameisterschaft einen Achillessehnenriss zu. Der aus Brasilien verpflichtete Vina springt somit direkt in die Bresche.

Weniger Klarheit herrscht im Mittelfeldzentrum. Lange Zeit fiel der Name von Granit Xhaka (28), wenn es um die Rolle des Taktgebers ging. Die Roma eiste ihn jedoch nicht von Arsenal los – und auch keinen anderen Akteur. Deshalb wird wohl Amadou Diawara (24) den defensiven Part einnehmen. Neben ihm könnten der fleißige Bryan Cristante (26) oder Jordan Veretout (28) zum Zug kommen. Kapitän Lorenzo Pellegrini (25) würde dann im offensiven Mittelfeld eingesetzt werden, da Topscorer Henrikh Mkhitaryan (32) und der nach ewiger Zwangspause genesene Nicoló Zaniolo (22) auch auf den Flügel ausweichen können, wo ohnehin ein Minderangebot besteht. Ein Pedro (34) kommt immer seltener an seine Glanzleistungen aus vergangenen Jahren heran. Ähnlich ergeht es Stephan El Shaarawy (28).

Auf den absteigenden Ast – aber immer noch einem guten Level – stieg ebenfalls Edin Dzeko (35), der bei Inter nochmal ein neues Kapitel aufschlägt. Somit stehen für die Sturmspitze Borja Mayoral (24) und der von Mourinho sehr geschätzte Neuzugang Shmurodov zur Verfügung.

Player to watch: Nicoló Zaniolo

Nicoló Zaniolo setzte bereits Duftmarken im Dress der Roma. 2018 wechselte er aus dem Inter-Nachwuchs in die Hauptstadt und schaffte problemlos den Durchbruch in der Serie A. Der offensive Mittelfeldakteur etablierte sich im Stamm der Giallorossi – darüber hinaus auch noch in der italienischen Nationalmannschaft. Seine Entwicklung lief bestens, bis er zu Beginn der abgelaufenen Saison während einer Länderspielpause einen Kreuzbandriss erlitt. Deshalb absolvierte er kein Pflichtspiel für die AS, verpasste die Europameisterschaft und den damit verbundenen Titelgewinn. Stattdessen arbeitete Zaniolo hart in der Reha, was sich auszahlte. Denn er stieg zum Vorbereitungsbeginn ins Mannschaftstraining ein.

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Photo: Imago/Massimo Insabato

Mourinho gab ihm sofort viel Spielzeit, obwohl der 22-Jährige in der Defensivarbeit teils die höchste Konzentration vermissen lässt. Doch die Stärken überwiegen – auch im oftmals auf Einzelaktionen beruhenden Angriffsspiel. Zaniolo sucht die eins-gegen-eins-Situationen, wodurch er jederzeit Torgefahr kreieren kann. Dabei profitiert er von seinen guten technischen Anlagen, sodass er an Gegenspielern nicht nur durchs Tempo, sondern auch durch verschiedene Finten vorbeiziehen kann. Noch fehlt ihm allerdings die Übersicht, worunter die Effizienz zu leiden hat. Trainer Mourinho gelang es dagegen schon häufig aus wenig Input möglichst viel Output zu erzeugen. Eine Fähigkeit, die er nun an Zaniolo, dem es keineswegs an auffälligen Aktionen mangelt, weitergeben kann.

Prognose:

Noch stehen einige Fragezeichen dahinter, ob Jose Mourinho in der „ewigen Stadt“ alte Erfolge wiederaufleben lassen kann. Die Voraussetzung sind durchaus ordentlich. Ein Vollstrecker vom Dienst sollte allerdings vor Schließung des Transferfensters noch verpflichtet werden, wenn die Roma bis zum letzten Spieltag um die Champions-League-Qualifikation mitmischen möchte.

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FC Turin (Letzte Saison: 17.Platz )

Torino geriet vom Start weg in große Schwierigkeiten. Unter dem frisch engagierten Trainer Marco Giampaolo (54) fand Il Toro nie in die Spur. 13 Punkte aus 18 Spielen standen auf dem Konto, ehe er seinen Posten schon wieder räumen musste. Mit Davide Nicola (48) folgte ein Kenner des Abstiegskampf, der die durchaus mit Potenzial ausgestattete Mannschaft stabilisierte. Zwischenzeitlich blieb der bald 115 Jahre alt werdende Traditionsklub sieben Spiele am Stück ungeschlagen. Das Höchste der Gefühle war allerdings nur Rang 14. Durch einen schwachen Schlussspurt rutschte Torino zum Saisonende wieder auf den 17. Platz ab. Da die Konkurrenz aus Benevento, Parma sowie Crotone aber kaum Punkte einsammelte, sprang der ungefährdete Klassenerhalt heraus. Nicola hatte seine Mission damit erfüllt und übergab an Ivan Juric (45).

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Photo: Fabio Ferrari/LaPresse

Der Transfersommer

Wie schon bei der Roma stellt der Coach die wohl einschneidendste Personalie dar. Juric baute bei Hellas Verona eine starke Truppe auf, die in direkten Duellen auch mit der Serie-A-Spitze mithielt und zu keiner Phase Abstiegssorgen besaß. Am Bild des Kaders von Torino hat sich kaum etwas verändert. Zwar stoßen viele Leihspieler wieder dazu, doch sie wurden entweder weitergereicht oder haben keine Chancen auf Einsätze. Im Tor ersetzt dagegen der von SPAL verpflichtete Etriet Berisha (32) den bisherigen Stammkeeper Salvatore Sirigu (34). Ebenfalls zur Mannschaft stoßen die offensiven Flügelspieler Magnus Warming (21, Lyngby BK) sowie Dennis Stojkovic (19). Einen weiteren Anlauf nimmt der vom Stadtrivalen Juventus geliehene Marko Pjaca (26). Transfereinnahmen von insgesamt acht Millionen Euro verbuchte Il Toro durch die endgültigen Verkäufe von Soualiho Miete (27) und Lucas Boyé (21). Mit Nicolas N´Nkoulou (31), Nicola Murru (26), Federico Bonazzoli (24) und Amer Gojak (24) gingen zudem vier weitere Akteure.

Dreierkette soll etabliert werden – Was passiert mit Belotti?

Juric wird versuchen bei Torino an seine Hellas-Erfolge anzuknüpfen. Dafür wird wieder ein 3-4-2-1 oder 3-5-2-System implementiert werden. Das eigene Gehäuse wird Berisha bewachen. Vor ihm agiert eine Dreierkette, die aus Bremer (24), Armando Izzo (29) oder dem nach innen rückenden Ricardo Rodríguez (28) gebildet werden könnte. Lyanco (24), Alessandro Bongiorno (22) oder der von seiner Crotone-Leihe wiederkommende Kofi Djidji (28) besitzen allesamt Potenzial, doch zum Stammspieler reicht es noch nicht, sodass Il Toro hier noch nachlegen könnte. In die Mitte kann Rodriguez nur wechseln, da auf dem Flügel reichlich Optionen vorhanden sind. Cristian Ansaldi (34) und der zuvor in der Premier League aktive Ola Aina (24) decken die linke Seite ab. Während rechts wohl Wilfried Singo (20) starten darf, aber auch Mergim Vojvoda (26) wies schon seine Fähigkeiten nach.

Im zentralen Mittelfeld wird weiter Tomás Rincón (33) das Kommando inne haben. An seiner Seite agiert Rolando Mandragora (24), der Juventus gehört und den offensiveren Part einnimmt. Davor könnten zwei Zehner auflaufen. Sasa Lukic (24), der polnische Nationalspieler Karol Linetty (26), Simone Verdi (29) oder Marko Pjaca bringen spielerische Klasse mit. Dem Quartett geht jedoch die Torgefahr etwas ab, weshalb auch nur einer von ihnen beginnen könnten. Dann würde Juric auf zwei Stürmer setzen, was angesichts der Auswahl logisch erscheint, solange Andrea Belotti (27) ein Teil von Torino bleibt. Der Europameister traf seit seinem Wechsel im Sommer 2015 in jeder Saison zweistellig. Neben ihm würde Simone Zaza (30) oder nach seiner Ankunft im Winter direkt produktive Antonio Sanabria (25) antreten.

Player to watch: Wilfried Singo

Wilfried Singo absolvierte seine erstes komplettes Jahr in der Serie A. Nach Einwechslungen zum Anfang rückte er schnell in die Startformation und zählte schließlich zu den Lichtblicken einer verkorksten Saison. Der zuvor im Torino-Nachwuchs sowie in der zweiten Mannschaft auflaufende Rechtsverteidiger ist nahezu ideal geeignet für die Dreierkette. Denn trotz seiner Größe von 1,90 Meter, die ihn auch zur Option für die Innenverteidigung machen, bringt er im jungen Alter von 20 Jahren eine hohe Geschwindigkeit, viel Lauffreude und eine hervorragende Athletik mit.

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Photo: Imago/Giuseppe Maffia

Damit kann er offensichtliche Schwächen beseitigen. Singo leistet sich noch zu viele Abspielfehler und auch Ballan-und mitnahme lassen nicht selten zu wünschen übrig. Da er stets vollen Einsatz von der ersten bis zur letzten Minute zeigt, besitzt er auch in der eigenen Fanszene ein hohe Ansehen. Unter Juric kann er in einer durchaus fußballbejahenden Ausrichtung die nächsten Schritte in seiner Entwicklung begehen, indem er seine Mängel verringert. Damit würde er nach und nach zu einem etablierten Serie-A-Akteur in einer gestandenen Mannschaft aufsteigen.

Prognose:

Ivan Juric soll Torino zurück in sichere Gefilde führen. Dies wird dem Trainer unter normalen Umständen auch gelingen. Einen Strich durch die Rechnung könnte ihm der drohende Verlust von Torjäger Belotti machen. Sollten die Transfereinnahmen anschließend sinnvoll in den noch nicht vollends ausbalancierten Kader investiert werden, muss sich Il Toro nicht mit dem Abstiegskampf auseinandersetzen, sondern kann sich auf eine ruhige Spielzeit im Tabellenmittelfeld freuen.

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FC Empoli (Letzte Saison: Aufstieg )

Der FC Empoli erarbeitete sich den Ruf als Fahrstuhlmannschaft. Die letzten beiden Spielzeiten verbrachte er in der torarmen Serie B. Im zweiten Anlauf sprang letztlich der souveräne Wiederaufstieg ins italienische Oberhaus heraus. Von Anfang an mischte Gli Azzurri in der Tabellenspitze mit. Die schlechteste Platzierung stellte Rang vier nach zehn Spieltagen dar. Sechs Wochen später eroberte der kleine Verein aus der Toskana den Platz an der Sonne – und gab ihn nicht mehr. Die Resultate stimmten konstant. Bis zum Aufstieg am 35. Spieltag musste Empoli nur eine Niederlage einstecken. Erst danach ging es noch zweimal als Verlier vom Platz. Dem gegenüber standen 19 Siege sowie 16 Unentschieden, die zur ungefährdeten Meisterschaft ausreichten.

Atalanta Roma Torino Empoli

Photo: Imago/Giovanni Crociata

Der Transfersommer

Mit Alessio Dionisi (41) verließ der Architekt des Erfolgs den Verein nach nur einem Jahr in Richtung Sassuolo. Bei der Nachfolge einigte sich die Vereinsführung auf einen alten Bekannten. Aurelio Andreazzoli (67) kehrt auf den Trainerstuhl von Empoli zurück. Er kennt sich dort bereits bestens aus, da er schon zwischen 2017 und 2019 die Geschicke lenkte. Auch am Kader wurde fleißig gebastelt. Immerhin ging mit Dimitrios Nikolaou (23) nur ein Stammspieler aus der vorherigen Saison. Ihn zog es gemeinsam mit Samuel Mraz (24) zu Spezia. Dafür kam im Tausch Innenverteidiger Adrian Ismajli (24). Zudem schloss sich auch der zuletzt nach Spezia verliehene Linksverteidiger Riccardo Marchizza (23) dem Aufsteiger an. Auf seiner Position stieß mit Petar Stojanovic (25) noch ein weiterer – international durchaus erfahrener – Akteur hinzu.

Außerdem durfte sich Empoli über satte Transfereinnahmen freuen. Hamed Junior Traoré (21) wechselte fest für 16 Millionen Euro nach Sassuolo, Antonio La Gumina (25) für rund ein Drittel der Summe zu Sampdoria. Die Gelder reinvestierte die sportliche Leitung zumindest in Teilen. Die zentralen Mittelfeldspieler Nicolas Haas (25) und Giovanni Crociata (24) stehen nun komplett in Diensten von Gli Azzurri. Dazu bediente sie sich gleich doppelt in Lecce. Liam Henderson (25) soll ebenfalls das Zentrum verstärken, Riccardo Fiamozzi (28) auf der rechten Seite agieren. Als Soforthilfen gelten Torhüter Guglielmo Vicario (24) sowie die frisch ausgeliehenen Sebastiano Luperto (24) und Patrick Cutrone (23), der nach einigen unglücklichen Stationen wieder in die Spur finden will.

Aufrüsten auf allen Positionen – Mit der Raute zum Klassenerhalt?

Coach Dionisi setzte erfolgreich auf ein 4-4-2-System mit einer Raute im Mittelfeld. Der Kader ist weiterhin mit Spielertypen bestückt, die diese Ausrichtung umsetzen können. Doch er hat in nahezu sämtlichen Mannschaftsteilen eine Auffrischung erhalten. Im Tor wird wohl Alberto Brignoli (29) durch den aus Cagliari kommenden Vicario abgelöst werden. Davor kämpfen Kapitän Simone Romagnoli (31), Luperto und Ismaili um zwei freie Plätze. Die beiden Erstgenannten dürften vorerst die Nase vorn haben. Dahinter sollen Talente wie Matthias Viti (19), Simone Canestrelli (20) Fortschritte erzielen. Für die Außenverteidigerpositionen stehen exakt vier Akteure zur Verfügung. Die Neuzugänge Marchizza sowie Stojanovic erhielten in der Coppa Italia das Startrecht, da Fabiano Parisi (20) und Riccardo Fiamozzi (28) noch die Erfahrung auf höchstem Level fehlt.

Die entscheidende Rolle für einen ansprechenden Saisonverlauf spielt das Mittelfeld. Denn die Raute muss ihre Tauglichkeit nun in der Serie A unter Beweis stellen. Als alleiniger Sechser fungiert Leo Stulac (26). Sein Stammplatz ist genauso unumstritten wie der von Samuel Ricci (19) – dem wohl talentiertesten Kicker von Empoli. Bei offensiver Ausführung würde Andreazzoli auf Haas und den umtriebigen Nedim Bajrami (22) zurückgreifen. Mit Szymon Zurkowski (23), Filippo Bandinelli (26) und dem frisch erworbenen Henderson stehen ordentliche Alternativen zur Verfügung, wobei der Schotte definitiv das Potenzial für die Startelf bringt. Größere Zweifel herrschen dagegen im Sturm, auch wenn die Ankunft von Cutrone für etwas Beruhigung sorgte. Der 23-Jährige wird zunächst gesetzt sein. Neben agiert Leonardo Mancuso (29), der 20 Tore zum Aufstieg beisteuerte, aber noch kein Serie-A-Spiel absolvierte. Andrea La Mantia (30) ebenfalls im letzten Spieljahr zweistellig, sodass er ein intern durchaus Ansehen genießt.

Player to watch: Samuele Ricci

Samuele Ricci ist 19 Jahre jung und hat schon zwei vollständige Spielzeiten im Profifußball hinter sich gebracht. Aus dem eigenen Nachwuchs zog der FC Empoli den begabten Mittelfeldspieler direkt in die erste Mannschaft. Dort entwickelte er sich zu einer Art Schlüsselspieler. Denn er besitzt eine sehr saubere Technik sowie ein gepflegtes Passspiel. Damit garantiert er eine gewisse Ballsicherheit. Auch unter Druck findet der nur 1,74 Meter groß gewachsene Ricci stets eine Lösung. Doch er stellte nicht nur seine fußballerischen Fähigkeiten unter Beweis, sondern zeigte stets eine hohe Bereitschaft und riss viele Kilometer ab.

Atalanta Roma Torino Empoli

(Photo: Imago)

Die Qualitäten von Ricci sind schon längst über die Toskana. So nominierte ihn der italienische U21-Nationaltrainer Paolo Nicolato (54) für die U21-Europameisterschaft, wo er im Viertelfinale gegen Portugal zum Einsatz kam. Der Marktwert des Rechtsfuß´ stieg bereits auf neun Millionen Euro an (via Transfermarkt.de). Das Limit sollte allerdings noch nicht erreicht sein. In der Serie A dürfte der schmächtige Ricci zwar vor allem physisch – gelegentlich – an seine Grenzen stoßen, doch die Stärken überwiegen deutlich, weshalb er weiterhin ein Schlüsselspieler für Gli Azzurri bleiben wird und am Saisonende mit Angeboten von finanziell potenteren Klubs rechnen darf.

Prognose:

Den Verantwortungsträgern des FC Empoli war frühzeitig bewusst, dass der Aufstiegskader in der Serie A nicht ausreichen dürfte. Dementsprechend zogen sie reichlich Neuverpflichtungen an Land und verstärkten die Mannschaft auf sämtlichen Positionen. Ob die Transferoffensive – trotz schmalem Budgets – ausreichen wird, steht jedoch in Frage. Denn viele Mannschaften sind individuell immer noch klar überlegen. Wenn das Kollektiv über die gesamte Spielzeit zusammensteht, könnte es der Gli Azzurri gelingen, drei Vereine hinter sich zu lassen, was gleichbedeutend mit dem Ligaverbleib wäre.

(Photo: Giampiero Sposito/Penta Press)

Yannick Lassmann

Rafael van der Vaart begeisterte ihn für den HSV. Durchlebte wenig Höhen sowie zahlreiche Tiefen mit seinem Verein und lernte den internationalen Fußball lieben. Dem VAR steht er mit tiefer Abneigung gegenüber. Seit 2021 bei 90Plus.


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