Schalke vs. Leverkusen: Ein Topspiel der Gegensätze

14. Juni 2020 | Vorschau | BY Victor Catalina

Vorschau | Es klingt nach Topspiel, nach Augenhöhe. Formtechnisch könnten Schalke und Leverkusen aber nicht weiter auseinander liegen. Die einen kämpfen um die Champions League, die anderen darum, dem ersten Punkt nach der Coronapause noch weitere folgen zu lassen.

Anpfiff der Partie ist am Sonntag, 18:00 Uhr, Live bei Sky.

FC Schalke 04: Mit „Spielern wie Sand am Meer“ aus der „unbefriedigenden“ Situation kommen

Wenn schon nichts läuft, hilft manchmal nur (Galgen-)Humor. So auch auf Schalkes virtueller Pressekonferenz. Gleich zu Beginn bekam Trainer David Wagner die Frage nach dem Personal gestellt. „Herr Wagner […], Sie haben ja im Moment Spieler wie Sand am Meer.“ Wagner war der ironische Unterton dieses Satzes nicht entgangen. Die Personallage auf Schalke ist nämlich im Moment angespannter als jeder Student vor der Abschlussprüfung.

(Photo by MICHAEL SOHN/POOL/AFP via Getty Images)

Salif Sané, Matija Nastasic, Jean-Clair Todibo, Benjamin Stambouli, Suat Serdar, Amine Harit, Guido Burgstaller und Omar Mascarell fallen für das Spiel gegen Leverkusen definitiv aus, hinter dem Einsatz von Rabbi Matondo steht ein dickes Fragezeichen.

Also muss Wagner aus der Not eine Tugend machen und den Talenten der Knappenschmiede zu Einsätzen verhelfen. Ahmed Kutucu und Nassim Boujellab sind schon länger bei den Profis dabei, seit dieser Saison auch Levent Mercan, Malick Thiaw und Can Bozdogan. „Die Jungs sind sehr engagiert im Training“, lobte Wagner und versicherte zudem, dass Einsätze in den nächsten Spielen nicht unwahrscheinlich seien.

Nichtsdestotrotz konnte S04 seit Beginn der Rückrunde erst
einen (!) Sieg verbuchen – ein 2:0 gegen Borussia Mönchengladbach an eben jenem 18. Spieltag. Seitdem waren Unentschieden gegen Paderborn (1:1), Mainz (0:0),
Hoffenheim (1:1) und Union Berlin (1:1) das höchste der Gefühle. Dementsprechend wurde Schalke in der Tabelle durchgereicht. Rein rechnerisch wäre Hoffenheim auf Platz 7 – und damit auch das europäische Geschäft – nur fünf Punkte entfernt, daran denkt Wagner im Moment aber nicht: „Ich bin ganz ehrlich, ich schaue schon relativ lange gar nicht mehr auf die Tabelle. Für mich ist schon seit vielen Spielen der nächste Gegner interessant und wie wir in diesen Spielen den ein oder anderen Punkt mitnehmen können, beziehungsweise uns konkurrenzfähig präsentieren können.“

(Photo by MICHAEL SOHN/POOL/AFP via Getty Images)

„Darüber, worum man sich in der letzten Saison sehr, sehr viele Gedanken machen musste“, also den Abstiegskampf, daran denkt Wagner allerdings auch nicht. Schalkes Auftritte mögen zwar denen einer Mannschaft gleichen, die unten feststeckt, der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt allerdings zehn Punkte. Die aktuelle Situation bezeichnet Wagner jedoch trotzdem als „extrem unbefriedigend“.

Daran dürften nur drei Punkte gegen Bayer Leverkusen etwas ändern.

Bayer Leverkusen: Formstarke Werkself mit Chance zum Big-Point

Das mit den drei Punkten gegen Leverkusen ist dieser Tage aber leichter gesagt als getan. Von den letzten zehn Bundesligaspielen gewann Bayer sieben. Zudem gab es unter der Woche dank eines 3:0 gegen Saarbrücken den ersten Einzug in ein Pokalfinale seit 2009. Die Mannschaft von Peter Bosz reitet im Moment auf einer Erfolgswelle.

(Photo by Ronald Wittek/Pool via Getty Images)

Noch dazu haben sie im Topspiel einen Heißmacher aus München bekommen. Denn durch den späten Sieg des FC Bayern gegen Borussia Mönchengladbach kann Leverkusen mit drei Punkten auf Schalke Platz vier erobern und sich von den bisher punktgleichen Gladbachern distanzieren. Aber auch Bosz betonte nochmal eindringlich: „Es macht aber keinen Sinn auf sie zu gucken, wenn wir nicht selbst gegen Schalke gewinnen“.

Trotz der anhaltenden Negativserie wird Bosz die Schalker aber nicht unterschätzen: „Es ist schwierig zu sagen, was auf uns zukommt. Das Schalke in der Rückrunde ist ein großer Unterschied zum Schalke aus der Hinrunde. Es ist deutlich, dass das Selbstvertrauen zurzeit nicht da ist. Aber sie haben auch nicht mehr viel zu verlieren.“ Noch zu Beginn der Rückrunde lag Bayer zwei Zähler hinter Schalke, inzwischen haben sie 18 Punkte Vorsprung.

Personell muss auch Bosz einige Ausfälle kompensieren, wenngleich nicht in dem epischen Ausmaß wie sein königsblaues Pendant Wagner. Lars Bender wird weiterhin fehlen, zudem zog sich Karim Bellarabi beim 3:0 in Völklingen eine Oberschenkelverletzung zu. Auch den Worst Case schließt Bosz hier nicht aus: „Eine genaue Diagnose habe ich noch nicht. Im Pokalspiel hat sein Oberschenkel zugemacht. Ich kann aktuell nicht sagen, ob er in den kommenden drei Wochen noch zum Einsatz kommen kann“. Damit steht für Bellarabi auch das Pokalfinale gegen den FC Bayern am 4. Juli auf der Kippe.

(Photo by Ronald Wittek/Pool via Getty Images)

Exequiel Palacios musste unter der Woche krankheitsbedingt passen und ist für das Spiel gegen Schalke fraglich, bei Kai Havertz ist Bosz noch vorsichtig. Zwar stand er wieder auf dem Rasen, aber „wir haben heute nur leicht trainiert. Wir müssen noch vorsichtig sein, ich kann bei Kai nichts Definitives sagen“.

Definitiv aber könnte Leverkusen mit drei Punkten auf Schalke einen großen Schritt in Richtung erneute Champions League-Qualifikation machen.

Prognose

Die Amtszeit von David Wagner begann vielversprechend, seit dem 2:0 gegen Gladbach präsentierte sich die Mannschaft aber phasenweise wie ein Absteiger. An der alten Försterei kamen sie nicht über einen Team-xG von 0,15 (0,05 zur Pause) hinaus – ein Armutszeugnis. Nun geht es gegen die spiel- und formstarken Leverkusener. Sollte sich der Trend beider Mannschaften bestätigen, wäre alles andere als ein Auswärtssieg – auch eingedenk der Schalker Personallage – als Überraschung zu werten.

Mögliche Aufstellungen:

FC Schalke 04: Nübel – Oczipka, Kabak, Kenny – Miranda, Schöpf, McKennie, Boujellab, Caligiuri – Raman – Gregoritsch

Bayer Leverkusen: Hradecky – Dragovic, S. Bender, Tapsoba – Amiri, Aranguiz, Baumgartlinger, Sinkgraven – Bailey, Diaby, Alario

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Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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