Europa League Vorschau Gruppe I: FC Villarreal, Qarabag, Maccabi Tel Aviv, Sivasspor

18. Oktober 2020 | Vorschau | BY Manuel Behlert

In Kürze beginnt die neue Saison in der UEFA Europa League. In der Gruppe I treffen der FC Villarreal, Qarabag, Maccabi Tel Aviv und Sivasspor aufeinander. Wir stellen die Teams vor!

  • Villarreal geht als Favorit in die Gruppe
  • Qarabag: Gefährlicher Außenseiter?
  • Dreikampf um Platz zwei

Gruppe A: Roma, Young Boys, Cluj, ZSKA Sofia

Gruppe B: Arsenal, Rapid Wien, Molde FK, Dundalk

Gruppe C: Bayer 04, Slavia Prag, Beer Sheva, OGC Nizza

Gruppe D: Benfica, Lüttich, Rangers, Lech Posen

Gruppe E: PSV, PAOK, FC Granada, Omonia Nikosia

Gruppe F: Neapel, Real Sociedad, Alkmaar, Rijeka

Gruppe G: Braga, Leicester, AEK Athen, Zorya Luhansk

Gruppe H: Celtic, Sparta Prag, Milan, Lille

FC Villarreal: Favorit in dieser Gruppe

Der Villarreal Club de Futbol gehört in den letzten Jahren regelmäßig zu den Teilnehmern an den europäischen Wettbewerben. Insbesondere in der Europa League tauchte diese Mannschaft schon häufig auf. Auch in dieser Saison verfolgt die Mannschaft aus La Liga große Ziele, bis weit in die K.O.-Runden soll vorgedrungen werden.

(Photo by Alex Caparros/Getty Images)

Trainiert wird die Mannschaft von Unai Emery (48), der nach einem eher unglücklichen Engagement beim FC Arsenal wieder nach Spanien zurückkehrte. Dort arbeitete er schon für den FC Valencia und FC Sevilla und machte bereits positive Erfahrungen mit der Europa League. Der Kader von El Submarino Amarillo wurde im Sommer auf mehreren Positionen verstärkt. Profitieren konnte man dabei vor allem vom Chaos beim FC Valencia. So wechselten mit Dani Parejo (31) und Francis Coquelin (29) gleich zwei spannende Spieler aus Valencia nach Villarreal. 

Der junge Takefusa Kubo (19), ein großes Talent von Real Madrid, konnte zudem auf Leihbasis verpflichtet werden. Weitere Ergänzungen wie Pervis Estupiñan (22, FC Watford) sorgen dafür, dass die Breite im Kader sehr ordentlich ist. Der FC Villarreal ist für die vielen Wettbewerbe, die in dieser Saison auf dem Programm stehen, gerüstet.

Villarreal: Rotation und Gruppensieg

Beim FC Villarreal stehen also einige vielversprechende Talente, aber auch erfahrene Akteure im Kader. Das zeigt das Durchschnittsalter, das bei 27,9 Jahren liegt. Eine Kadergröße von 24 Spielern und einige Talente in der Jugend und der 2. Mannschaft bietet Möglichkeit zur Rotation. Und das wird in der Europa League sicher zum Thema, vor allem, weil Villarreal der Favorit in dieser Gruppe ist. Spieler wie Dani Raba (24), Moi Gomez (26) oder aber Talente wie Haissem Hassan (18) oder Fer Niño (19) könnten hier ihre Einsatzminuten erhalten. 

Der Saisonstart des FC Villarreal unter Unai Emery ist durchaus gelungen. Acht Punkte aus fünf Spielen sind eine solide Ausbeute, zuletzt gab es unter anderem ein 0:0 bei Atletico Madrid. Die einzige Niederlage musste die Emery-Elf in Barcelona hinnehmen, beim 0:4 agierte man zu mutlos und sehr zurückhaltend. In der Europa League wird das aber anders aussehen, Villarreal wird die Spiele dominieren und versuchen, sehr geduldig zu Torchancen zu kommen. 

(Photo by David Ramos/Getty Images)

In der Liga spielte Villarreal bisher entweder in einem 4-4-2- oder einem 4-1-4-1-System. Unai Emery wird sich mehrere Optionen offen halten, beide Systeme sind mit dem vorhandenen Personal sehr gut spielbar. Agieren die Spanier selbst mit größeren Rotation auf ihrem gewohnten Level und rufen ihre Leistung ab, steht dem Gruppensieg nicht viel im Weg.

Qarabag: Alter Bekannter mit Fragezeichen

Qarabag Agdam aus der aserbaidschanischen Liga ist in den europäischen Wettbewerben mittlerweile kein völlig unbeschriebenes Blatt mehr. Die Mannschaft hat in den vergangenen jähren mehrfach unter Beweis gestellt, das sie international mithalten kann. In der Qualifikation zur Champions League in dieser Saison schied Qarabag nach zwei erfolgreichen Spielen erst gegen die Norweger von Molde aus – und zwar im Elfmeterschießen. Das Playoff-Spiel gegen Legia Warschau um den Einzug in die Europa League wurde im Anschluss mit 3:0 gewonnen. 

Trainer der Mannschaft ist Qurban Qurbanov (48). Schon seit zwölf Jahren hat er das Amt des Cheftrainers bei Qarabag inne. Die Mannschaft kennt seine Marschrichtung, die Aserbaidschaner wollen nach vorne spielen und ein effektives und aggressives Pressing spielen, sich damit von den Ligakonkurrenten abheben. Zudem gelingt es dem Klub, die größten Talente des eigenen Landes zu verpflichten und auszubilden, wovon der Fußball in ganz Aserbaidschan profitiert.

(Photo by -/AFP via Getty Images)

Die großen Sprünge auf dem Transfermarkt sind natürlich nicht möglich, dafür ist der Klub und auch die Liga zu unattraktiv. In diesem Sommer wurden Patrick Andrade (27, Cherno More) und Kevin Medina (27, GD Chaves) für rund 400.000 Euro verpflichtet, Uros Matic (30) kam aus Kopenhagen und Emil Balayev (26, Zira FK) und Wilde-Donald Guerrier (31, Neftchi Baku) lotste man ablösefrei zu Qarabag. Große Namen sucht man vergeblich, daran wird sich trotz positiver Entwicklung auch in den kommenden Jahren nichts ändern.  

Kein idealer Start für Qarabag

Insgesamt ist der Kader von Qarabag mit gerade einmal 20 Profispielern relativ klein. Viel Möglichkeit zur Rotation gibt es nicht, gleichermaßen bietet das jungen Spielern aus dem Nachwuchs die Chance, sich gelegentlich zu beweisen und Lücken auszufüllen. Dennoch birgt diese Ausrichtung Risiken, denn schon zu Beginn der Saison zeigten sich strukturelle Probleme. Fünf Punkte aus vier Spielen beuteten nur einen Platz im oberen Mittelfeld der heimischen Liga. Das ist weit am eigenen Anspruch vorbei.

Die Schlüsselspieler im Kader sind Innenverteidiger Badavi Hüseynov (29), der die Defensive dirigiert, sowie Kapitän und Rechtsverteidiger Maksim Medvedev (31), Abräumer Qara Qarayev (28) und der offensive Zielspieler Mahir Emreli (23). Mit Abdellah Zoubir (28) steht zudem ein offensiver Außenbahnspieler im Kader, der über viele Qualitäten verfügt. Wenn diese Basis an wichtigen Spielern gemeinsam auf dem Platz steht, hat Qarabag durchaus die Chance, in dieser Gruppe um das Weiterkommen zu kämpfen.

Maccabi Tel Aviv: Die K.O.-Runde im Blick

Der israelische Vertreter Maccabi Tel Aviv will in dieser Gruppe auf sich aufmerksam machen und Platz zwei angreifen. Nach dem FC Villarreal scheint tendenziell alles möglich zu sein, Maccabi will ein Wort mitreden, wenn es um die K.O.-Runde geht. In der Qualifikationsrunde zur Champions League setzte sich Maccabi gegen Riga, Suduva und Dynamo Brest durch, ehe man, in Schach gehalten von zahlreichen Corona-Infektionen in der Mannschaft, gegen RB Salzburg in Hin- und Rückspiel mit 2:5 den Kürzeren zog. 

(Photo by JACK GUEZ/AFP via Getty Images)

Die Auswirkungen der Pandemie machten sich auch bei Maccabi Tel Aviv bemerkbar. Die Mannschaft kann ohnehin schon nicht im oberen Regal fischen. In diesem Sommer musste man aber besonders kreativ sein. Die Folge: Es wurden ablösefrei Spieler verpflichtet. So kamen Luis Hernandez (31, Malaga), Tal Ben Haim (30, Sparta Prag), Aleksandar Pesic (28, Ittihad) und Rowan Human (19, Bidvest Wits) ohne Ablöse nach Tel Aviv. Zudem wurden Dan Biton (25, Ludogorets) und Ben Bitton (29, Beer Sheva) ausgeliehen. 

Auch bei Maccabi Tel Aviv sucht man prominente Namen in der Liste der Neuzugänge vergeblich. Immerhin wurde der Kader in der Breite verstärkt, sodass genügend Material zur Verfügung steht, um zu rotieren. Gegen Salzburg zeigte sich, dass auch der „zweite Anzug“ durchaus über Qualität verfügt.

Maccabi benötigt Schlüsselspieler in Topform

Für Trainer Georgios Donis (50), der erst seit dem Sommer im Amt ist, waren die ersten Wochen aufgrund der Infektionen sehr schwierig. Er konnte nicht den Fußball spielen lassen, den er eigentlich spielen wollte. Durch die personellen Schwierigkeiten wurde in der Qualifikation zur Champions League auf die Fünferkette gesetzt, auch in der Liga war der Start mit nur einem Punkt aus zwei Spielen sehr kompliziert. Immerhin stehen alle Spieler wieder zur Verfügung und haben sich erholt. 

Auch wenn der Kader von Maccabi mit 31 Spielern groß ist, ist man auf die Schlüsselspieler angewiesen. Die Defensive wird von Sheran Yeini (33), der überdies Kapitän der Mannschaft ist, zusammengehalten. Als Organisator übernimmt er einen wichtigen Part in der Abwehr. Zudem ist das Mittelfeldzentrum sehr gut besetzt. Mit Eyal Golasa (29), Dan Biton, Dan Glazer (24) und Dor Peretz (25) stehen zahlreiche, vor allem technisch versierte Spieler im Aufgebot. 

(Photo by JACK GUEZ/AFP via Getty Images)

Doch diese Spieler müssen zwingend ein gutes Niveau an den Tag legen, wenn das Weiterkommen nicht nur ein Traum, sondern Realität werden soll. Maccabi ist abhängig von den zentralen Säulen im Spiel.

Sivasspor: Was ist möglich?

Komplettiert wird diese Gruppe vom türkischen Vertreter Sivasspor. Die Mannschaft spielte eine sehr gute Saison 2019/20 und landete in der Süperlig am Ende auf dem vierten Platz. Die Teilnahme an der Europa League ist ein großer Erfolg und nun will die Mannschaft von Trainer Riza Calimbay (57) natürlich dafür sorgen, dass der Sprung in die K.O.-Runde gelingt. Dass das kein utopisches Unterfangen ist, zeigt die Auslosung. Die Gegner in dieser Gruppe scheinen zumindest machbar zu sein.

Im Sommer beförderte Sivasspor einige Spieler aus der eigenen Jugend zu den Profis, zudem wurden Casimir Ninga (27, Angers) und Olarenwaju Kayode (27, Shakhtar) ausgeliehen. Faycal Fajr (32) kam aus Getafe, der erfahrene Max Gradel (32) aus Toulouse. Zudem wurden Robin Yalcin (26, Malatyaspor), Kerem Kesgin (19, Göztepe) und Jorge Felix (28, Piast Gliwice) neu hinzugeholt. Für diese Spieler zahlte Sivasspor keine Ablöse, der Kader wurde aber dennoch in der Spitze und der Breite verstärkt. 

Sivasspor setzt auf Erfahrung

Das ist auch wichtig, denn der Terminkalender sieht kaum eine Pause vor. Zudem stehen viele erfahrene Spieler im Aufgebot, die es nicht schaffen können, vier oder fünf Wochen am Stück permanent im Dreitagesrhythmus zu spielen. Das Durchschnittsalter ist mit 29,5 Jahren entsprechend hoch.

Photo: Imago

Auf Erfahrung wird aber bewusst gesetzt. Viele wichtige Positionen sind mit Spielern besetzt, die schon einiges erlebt haben. Ziya Erdal (32) ist der Kapitän und Linksverteidiger der Mannschaft, Hakan Arslan (32) ein Ballverteiler im Mittelfeld, der angesprochene Gradel ein Antreiber auf der Außenbahn. Ebenfalls im Fokus steht Arouna Koné (36), der in seiner Karriere unter anderem für Sevilla, Hannover und Everton auflief. Er ist zwar nicht mehr derart spritzig wie zu besten Zeiten, seinen Torriecher hat er aber nicht verloren. 

In der aktuellen Saison kommt Sivasspor allerdings noch nicht allzu gut in Tritt. Gegen Alanyaspor gab es zum Auftakt eine 0:2-Niederlage, anschließend wurde es zumindest etwas besser. Sowohl ein 4-4-2- als auch ein 4-2-3-1-System wurde bereits gespielt, angesichts des Kaders sollte der Mannschaft die Ausrichtung mit nur einer echten Spitze deutlich eher liegen.

Prognose

Der FC Villarreal ist der klare Favorit und wird sich in dieser Gruppe durchsetzen. Dahinter ist hingegen alles offen. Viele enge Duelle stehen auf dem Programm. Möglicherweise könnte entscheidend sein, wer es schafft, den Spaniern ein Bein zu stellen. Der Kampf um Platz zwei ist jedenfalls komplett offen.

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Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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