EM 2021 | Tschechien vs. Dänemark: Die goldene Chance
3. Juli 2021 | Vorschau | BY Yannick Lassmann
Vorschau | Tschechien und Dänemark erreichten durchaus unerwartet das Viertelfinale der EM 2021. In Baku besteht die Möglichkeit, den nächsten großen Schritt zu vollbringen.
Anstoß der Partie ist am Samstag, um 18.00 Uhr, Live bei ARD und Magenta TV.
- Tschechien kassierte erst zwei Gegentore
- Dänemark: Die nächste spielerische Offenbarung?
- Die Länder duellierten sich einst im EM-Viertelfinale 2004 (3:0 für Tschechien)
Tschechien: Nicht nur Patrik Schick
Den Deckel drauf setzte in der Runde der letzten 16 selbstverständlich Patrik Schick (25). Nach Zuspiel von Tomas Holes (28), der das 1:0 erzielte, stellte er den 2:0-Endstand her, wodurch Tschechien die zuvor makellose und durch einen Platzverweis geschwächte Niederlande aus dem Turnier nahm. Ohnehin präsentierte sich der Angreifer von Bayer Leverkusen bislang herausragend. Denn er zeigte sich für vier der fünf Treffer der Reprezentace verantwortlich – darunter sein Geniestreich von der Mittellinie gegen Schottland (2:0). Doch die Tschechen haben mehr als Schick zu bieten. Vor allem ihre Defensive um Torhüter Tomas Vaclik (32) wusste auf ganzer Linie zu überzeugen. Sie musste nämlich erst zwei Gegentreffer hinnehmen.
Großen Anteil daran besitzt Trainer Jaroslav Silhavy (59). Er verpasste seiner Mannschaft einen keineswegs abwartenden Spielstil. Im Duell mit der Niederlande ließ er über das gesamte Spielfeld Mann-gegen-Mann spielen, wodurch er der favorisierten Oranje den Rhythmus nahm. Neben Vaclik und Schick kann er zudem auf eine ganze Reihe von Akteuren zurückgreifen, die in internationalen Top-Ligen vertreten sind. Während der EM 2021 hinterließen die West-Ham-Profis Vladimir Coufal (28) sowie Tomas Soucek (26) genauso wie der bei Hellas Verona unter Vertrag stehend Spielgestalter Antonin Barak (26) einen bleibenden Eindruck.
Der Einzug ins Viertelfinale ist dennoch als Überraschung anzusehen. Nach vielen Dürrejahren sorgte Tschechien wieder für Fußballbegeisterung im eigenen Land – wie letztmals 2004, als die „Goldene Generation“ hauchdünn in der Vorschlussrunde scheiterte. Genau dorthin soll der Weg der Reprezentace führen. Personell kann sie aus dem Vollen schöpfen. Lediglich der Einsatz von Vladimir Darida (30) ist aufgrund einer Beinverletzung noch fraglich.
EM 2021: Spielplan und Tabellen
Dänemark: Weiter spielfreudig durchs Turnier
Wer hätte gedacht, dass Dänemark nicht nur wegen des tragischen Kollaps von Christian Eriksen (29), sondern auch dank seiner sportlichen Leistungen eine prägende Rolle bei der Europameisterschaft einnehmen wird? Inzwischen geht es Eriksen den Umständen entsprechend gut, die Mannschaft rückte noch enger zusammen und bot ansehnlichen Fußball. Das Achtelfinale gegen Wales dominierte Danish Dynamite über weite Strecken und gewann letztlich ungefährdet mit 4:0. Die richtungsweisenden Treffer steuerte Kasper Dolberg (23) bei, der für den angeschlagenen Yussuf Poulsen (27) in die Startelf rückte. Mit Joakim Maehle (24) legte ein weiterer enorm auffälliger Akteur nach, ehe in der Nachspielzeit der umtriebige Martin Braithwaite (30) mit seinem ersten EM-Tor den Endstand herstellte.
Allerdings geriet Dänemark in der Anfangsphase in größere Schwierigkeiten. Darauf reagierte Trainer Kasper Hjulmand (49) – jetzt schon einer der großen Gewinner des Turniers – mit einer Umstellung. Er zog Andreas Christensen (25) aus der Innenverteidigung ins Mittelfeld vor, wodurch seine Auswahl das Zentrum kontrollierte – und letztlich auch das Spiel. Dieser Schachzug verdeutliche noch einmal die flexible Vorgehensweise von Hjulmand, der munter hin und her tauscht zwischen Dreier- sowie Viererkette, ohne einen Qualitätsverlust. In den letzten drei Begegnungen erzielte Dänemark neun Tore, wobei sogar noch mehr hätten herausspringen können.
Danish Dynamics: Mehr als eine gute Geschichte
Mit Tschechien wartet nun eine schwer zu knackende Nuss. Doch die Mittel dürften in jedem Fall vorhanden sein auch in dieser Partie ein spielerisches Übergewicht zu schaffen, sich wieder eine Menge an aussichtsreichen Gelegenheiten zu erarbeiten und erstmals seit dem legendären Triumph von 1992 das Halbfinale zu erreichen. Zurück in den Kader kehrt Poulsen. Ob er oder Dolberg das Startrecht erhalten wird, ist noch offen. Angesprochen auf seine Entscheidung ließ sich Hjulmand nicht in die Karten schauen: „Je nachdem, was wir in den Spielen brauchen, haben wir verschiedene Typen, die zu verschiedenen Spielsituationen passen.“ Neben dem bekannten Ausfall von Eriksen steht wohl auch Daniel Wass (32) nicht zur Verfügung.
Prognose:
Beide Mannschaften sind sich der Bedeutung des Spiels und ihrer goldenen Chance bewusst. Leichte Vorteile dürfte das gut gecoachte Dänemark besitzen. Denn im Vergleich zum defensivstarken Tschechien bringt es auch noch die etwas höhere individuelle Qualität – insbesondere im Offensivspiel – mit. Somit könnte am Ende ein knapper Erfolg herausspringen.
Mögliche Aufstellungen:
Tschechien:Vaclik,-Coufal, Celustka, Kalas, Kaderabek,-Holes, Soucek,-Masopust, Barak, Sevcik,-Schick
Dänemark: Schmeichel,-Christensen, Kjaer, Vestergaard,-Stryger Larsen, Höjbjerg, Delaney, Maehle,-Damsgaard, Dolberg (Poulsen), Braithwaite
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(Photo: Imago)
Yannick Lassmann
Rafael van der Vaart begeisterte ihn für den HSV. Durchlebte wenig Höhen sowie zahlreiche Tiefen mit seinem Verein und lernte den internationalen Fußball lieben. Dem VAR steht er mit tiefer Abneigung gegenüber. Seit 2021 bei 90Plus.