Was ist dran? – „Conte will Arturo Vidal zum FC Chelsea holen“

26. Januar 2017 | Was ist dran? | BY Christoph Albers

Für den FC Chelsea läuft es momentan richtig gut, die Mannschaft von Antonio Conte ist auf dem besten Wege Richtung Meisterschaft. Trotzdem sollen die „Blues“ ihr bereits prominent besetztes Mittelfeld weiter verstärken wollen, Arturo Vidal soll Medienberichten zufolge dabei im Fokus stehen. Was ist dran?

Gerücht

Antonio Conte soll sich laut „El Mercurio“ telefonisch mit Vidal über einen Wechsel zum FC Chelsea unterhalten haben. Der italienische Trainer wolle ihn im Optimalfall schon im Winter verpflichten, ansonsten aber spätestens im Sommer. Die Chelsea-Führung soll Conte bereits ein ‚Okay‘ gegeben haben, 56 Millionen Pfund werden als mögliche Ablöse bzw. als Forderung gehandelt.

(Photo by Marco Luzzani/Getty Images)

Quelle

Das Gerücht stammt vom chilenischen „El Mercurio“, auch wenn an einigen Stellen der „Daily Express“ als Quelle genannt wird. Der Express bezieht sich aber ganz eindeutig auf „El Mercurio“. Die chilenische Tageszeitung ist erfahrungsgemäß nicht die zuverlässigste Quelle und lag auch in der Vergangenheit des Öfteren daneben. Beispielsweise berichtete das Blatt 2014, dass Vidal sich bei Manchester United bereits zum Medizin-Check angemeldet hätte, was offensichtlich nicht der Fall war. Ganz nebenbei ist auch „Daily Express“ ist nicht gerade für eine hohe Trefferquote und zuverlässige Quellenprüfung bekannt.

 

Analyse

Arturo Vidal ist mit seinen Qualitäten für so ziemlich jeden Verein eine Verstärkung, er hat bereits nachgewiesen, dass er auf höchstem Niveau spielen kann und verfügt über viel Erfahrung, sodass er natürlich auch für einen Verein wie den FC Chelsea ein interessanter Mann ist. Zudem hat Vidal bereits zwischen 2011 und 2014 erfolgreich mit Chelsea-Coach Antonio Conte zusammengearbeitet, damals noch bei Juventus Turin. Beide Seiten würden also wissen, worauf sie sich einlassen.

Der FC Chelsea spielt momentan zumeist in einem 3-4-2-1-System mit zwei zentralen Mittelfeldspielern. Die Plätze werden zumeist von N´Golo Kante und Nemanja Matic besetzt, zudem steht mit Cesc Fabregas eine hochkarätige Alternative bereit. Kante ist bereits jetzt unersetzbar und dürfte seinen Platz mehr als sicher haben, aber auch Nemanja Matic spielt eine gute Rolle bei den „Blues“, er ist zuverlässig und äußerst konstant. Matic wird zwar immer wieder mit anderen Klubs in Verbindung gebracht, aber ein Abgang deutet sich nicht an. Ein Abgang von Fabregas ist da schon eher wahrscheinlich, mit Ruben Loftus-Cheek hat man aber auch noch ein hochgehandeltes Talent in der Hinterhand. Vidal wäre insgesamt zwar definitiv eine Verstärkung, aber der Bedarf ist alles andere als groß. Andere Positionen, z.B. die Innenverteidigung, dürften eigentlich höhere Priorität genießen.

(Photo credit should read KARIM JAAFAR/AFP/Getty Images)

Für den FC Bayern wäre ein Vidal-Abgang natürlich eine herbe Schwächung, gerade angesichts des doch sehr kleinen Kaders, man müsste zwingend einen Ersatz auf Weltklasse-Niveau verpflichten, um die Ziele nicht zu gefährden. Mit Thiago, Alonso, Kimmich und Renato Sanches sind die Alternativen nämlich relativ begrenzt. Zudem hat Vidal bei den Bayern noch einen Vertrag bis 2019, daher wäre man weder jetzt noch im Sommer gezwungen ihn abzugeben.

Für Vidal selbst wäre ein Winterwechsel auch sicherlich nicht erstrebenswert, da er beim FC Bayern beste Chancen auf die Meisterschaft, den Pokal und auch die Champions League, in der der FC Chelsea gar nicht erst vertreten ist. Auch finanziell ist er beim FC Bayern bestens bedient. Insgesamt gibt es nicht allzu viele Gründe den FC Bayern zu verlassen, auch wenn die Premier League sicherlich attraktiv ist und er mit Antonio Conte zusammen arbeiten könnte.

Außerdem erscheint die gehandelte Ablösesumme von 56 Mio. £ unverhältnismäßig hoch zu sein für einen bald 30-jährigen, verletzungsanfälligen Spieler, selbst für englische Verhältnisse. Das schwächt die Glaubwürdigkeit des Gerüchts.

 

Fazit

Ein grundsätzliches Interesse von Conte an seinem ehemaligen Schützling ist absolut vorstellbar, auch ein loses Gespräch wäre sicherlich nicht verwunderlich. Allerdings sprechen Quelle, die unverhältnismäßig hohe Ablöse und die bereits genannten Argumente gegen das Gerücht. Einen Transfer im Winter schließen wir aus, ein Sommertransfer erscheint uns da schon deutlich realistischer zu sein, aber auch dann haben die bereits erwähnten Umstände Gültigkeit – eher unwahrscheinlich.

 

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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