Was ist dran? „Leonardo Bonucci zum AC Mailand“

13. Juli 2017 | Was ist dran? | BY Marius Merck

Die Meldung hat am heutigen Mittag eingeschlagen wie eine Bombe: Der AC Milan bemühe sich um Juventus-Abwehrchef Leonardo Bonucci! Wie sieht die aktuelle Lage aus?

 

Gerücht

Laut einem Bericht von Gianluca Di Marzio möchte sich der AC Mailand mit Leonardo Bonucci verstärken. Die beiden Klubs würden bereits Gespräche miteinander führen. Die „Alte Dame“ verlange demnach 40 Millionen Euro für seinen Abwehrchef. Daneben unterhalten sich die beiden Parteien über Mailand-Verteidiger Mattia Di Sciglio – über den Marktwert dieses Spielers soll die größte Uneinigkeit herrschen! Juventus möchte maximal 10 Millionen Euro für das Eigengewächs der „Rossoneri“ zahlen, die Mailänder verlangen jedoch 15 Millionen. Beide Deals seien nicht miteinander verknüpft.

Noch einen Schritt weiter geht „MilanNews.it“: Laut dem Portal hat der AC Mailand bereits Einigkeit mit Bonucci erzielt! Der italienische Nationalspieler soll circa 6 Millionen Euro pro Jahr verdienen.

(Photo by Mike Hewitt/Getty Images)

 

Quelle

Gianluca Di Marzio hat wohl den größten Treffer in der jüngeren Transfergeschichte gelandet: Er deckte Ende Januar 2013 den feststehenden Wechsel von Pep Guardiola zum FC Bayern München auf. Dies hat seiner Reputation allerdings nur kurzfristig genutzt. Der Journalist ist für seine teilweise äußerst wilden Spekulationen bekannt – und landet damit ab und an einen Treffer. Gerade aber bei Gerüchten in der italienischen Liga hat Di Marzio einen besseren Riecher. Dennoch ist die Quelle mit Vorsicht zu genießen.

Etwas anders sieht es „MilanNews.it“ aus. Dieses ausschließlich auf den AC Mailand fokussierte Portal hat enge Verbindungen zu „TuttoMercatoWeb“, welche als weniger seriös einzuordnen sind. Das Milan-Portal selbst hingegen hat in der näheren Vergangenheit einige zutreffende Berichte gehabt. Gerade bei den jüngsten Neuankömmlingen wie Hakan Calhanoglu, Ricardo Rodriguez oder André Silva hatte „MilanNews.it“ vorab einige Informationen. Wäre die behauptete Info von dem Gehalt des Spielers nur reine Spekulation, würde sich dies jedenfalls nicht in die Art und Weise der Berichterstattung aus den letzten Wochen einfügen.

 

 

Analyse

Die Meldung kommt absolut unerwartet. Bonucci war nahezu über den gesamten Frühling vor allem mit Chelsea in Verbindung gebracht worden, gerade wegen seiner Beziehung zu Antonio Conte. Der Verteidiger verwies solche Spekulationen stets in das Reich der Fabeln und bekannte sich zu seinem Verein. Darüber hinaus spielte er eine herausragende starke Rückrunde, sodass die nähere sportliche Zukunft geklärt schien: Juventus wird sein Herzstück in der Abwehr auf keinen Fall hergeben.

Allerdings muss man auch im Hinterkopf behalten, dass Bonucci im März diesen Jahres von Trainer Max Allegri suspendiert wurde, nachdem sich beide während eines Spiel eine hitzige Auseinandersetzung lieferten. Nach Ablauf der vereinsinternen Sperre spielten beide den Vorfall herunter, letzten Endes ist es außenstehend allerdings schwer einzuschätzen, ob beim damaligen Eklat nicht doch etwas in der Beziehung der beiden zerbrochen ist.

Es ist außerdem ein weiterer Punkt zu beachten: Bonucci kommt aus der Jugend von Inter Mailand. Der Italiener wechselte im Jahr 2005 als 18-Jähriger zu den „Nerazzurri“ und wurde nach einige Leihen im Sommer 2009 zum FC Genua transferiert. Von Bari kam er dann ein Jahr später zu Juventus, wo er bis heute unter Vertrag steht. Mit mittlerweile 30 Jahren könnte der Italiener auf dem sportlichen Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit noch einmal eine neue Herausforderung suchen – vielleicht gerade in der Stadt, in welcher er den Sprung in den Profifußball geschafft hat.

(Photo by Tullio M. Puglia/Getty Images)

Der AC Mailand zeigt sich in diesem Sommer äußerst offensiv auf dem Transfermakt, wie die oben erwähnten Transfers schon zeigen. Der wichtigste Schritt gelang zudem gerade erst vor wenigen Tagen: Die Verlängerung mit Eigengewächs und Torwart Gianluigi Donnarumma. Die Ambitionen der Mailänder sind eindeutig: Mit (asiatischer) Kaufkraft will man wieder zurück in die Spitze der Serie A. Der Transfer von Bonucci wäre das absolute Meisterstück in diesem jetzt schon vielversprechenden Sommer der „Rossoneri“.

Eine Sache ist jedoch unklar: Wieso sollte Juventus überhaupt den Spieler abgeben? Der Verteidiger steht noch bis 2021 in Turin unter Vertrag. Seine kongenialen Partner Giorgio Chiellini und Andrea Barzagli aus der berüchtigten Dreierkette der „Alten Dame“ sind deutlich älter als Bonucci und müssten sowieso früher als er ersetzt werden.

Oder ist Juventus zu scharf auf einen Transfer von Di Sciglio? Der 24-Jährige ist auf jeden Fall ein Außenverteidiger von hoher Qualität, er steht außerdem nur noch bis 2018 in der Lombardei unter Vertrag, weswegen ein Verkauf im Sommer Sinn machen würde. Juve braucht zudem nach dem Abgang von Dani Alves auch noch einen Außenverteidiger. Das Interesse an Di Sciglio wirkt damit durchaus begründet.

 

Fazit

Es muss intern irgendetwas vorgefallen sein, wenn der italienische Meister tatsächlich Bonucci an einen Ligakonkurrenten verkaufen würde – vor allem, da der AC Mailand mit einem solchem Deal aus sportlicher zum ärgsten Rivalen der „Alten Dame“ in der nächsten Saison werden könnte. Alleine für Di Sciglio gibt man nicht seinen besten Abwehrspieler ab. Eine andere Theorie könnte eben sein, dass Bonucci tatsächlich noch einmal eine neue Herausforderung in der Serie A selbst sucht – was genauso überraschend ist. Immerhin ist der AC Mailand trotz der vorgenommenen Investitionen sportlich noch nicht auf dem Niveau wie der Dauermeister seit 2012.

Egal wie man das Blatt wendet: Dieser Transfer wäre eine der größten Überraschungen der jüngeren Transfergeschichte und könnte auch den Verlauf der nächsten Jahre in der Serie A massiv beeinflussen.

(Photo by Maurizio Lagana/Getty Images)

Marius Merck

Eine Autogrammstunde von Fritz Walter weckte die Leidenschaft für diese Sportart, die über eine (“herausragende”) Amateurkarriere bis zur Gründung von 90PLUS führte. Bei seinem erklärten Ziel, endlich ein “Erfolgsfan” zu werden, weiter erfolglos.


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