Was ist dran? | Naby Keïta zum FC Liverpool?

30. Juni 2017 | Was ist dran? | BY Chris McCarthy

RB Leipzig möchte Naby Keïta um jeden Preis halten, doch nun ist der FC Liverpool scheinbar wirklich bereit,die Standfestigkeit des Vizemeisters zu testen. Die Reds wollen den Mittelfeldspieler nämlich zum teuersten Spieler der Vereinsgeschichte machen! Ist der Transfer realistisch? 

 

Gerücht

Laut Times möchte der FC Liverpool die Standfestigkeit von RB Leipzig bezüglich Naby Keïta (22) durch eine vereinsinterne Rekord-Offerte auf die Probe stellen. Selbst die Annahme, dass der Bundesliga-Neuling seinen Mittelfeldspieler nicht für unter 80 Millionen Euro gehen lassen möchte, schrecke die Reds nicht ab.

 

Quelle

Die Times gehört zu den zuverlässigsten, aber vor allem seriösesten Quellen Großbritanniens. Die Journalisten der Tageszeitung gelten als gut informiert und lassen sich in der Regel nicht zu Sensationsmeldungen hinreißen. Meldungen des Blattes sind daher stets ernst zu nehmen.

(Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

 

Analyse

In der vergangenen Spielzeit war Naby Keïta der Dreh- und Angelpunkt der Leipziger und ausschlaggebend für die herausragende Saison des Vizemeisters. Seine Ausdauer, Technik, Pass- und Ballsicherheit verliehen dem Team in der Schaltzentrale Struktur und belebten den Spielaufbau. Dies sind alles Eigenschaften, die beim FC Liverpool derzeit schmerzlich vermisst werden. Folglich ist es keine Überraschung, dass der Mittelfeldspieler auch in das Visier von Jürgen Klopp gerückt ist.

Die Reds offenbarten nämlich auch im vergangenen Jahr durchaus taktische und spielerische Defizite. Das lag wohl zu einem Großteil an dem insgesamt eher durchschnittlichen Mittelfeldpersonal. Oftmals versuchte Klopp diese Schwächen zu kaschieren, indem er seinen Gegner überrannte und stark presste. Zwischenzeitlich war dies zugegebenermaßen von Erfolg gekrönt, gerade gegen die Top-Teams. Gegen die vermeidlich „Kleinen“, also in den Partien, in denen man das Spiel selbst gestalten musste, tat man sich, auch aufgrund der Probleme im Spielaufbau, oft schwer.

(Photo by Johannes Simon/Getty Images)

Darüber hinaus ist die Defensive weiterhin ein großes Problem für die Mannschaft von der Anfield Road. Auch hier würde Keïta durch sein exzellentes Timing beim Herausrücken, seine Zweikampfstärke und den außergewöhnlichen Riecher für den gegnerischen Pass die oft so wackelige Abwehr enorm entlasten! Alles in allem wäre der Nationalspieler Guineas also der ideale Spieler für den FC Liverpool!

Ein Transfer wird jedoch äußerst kompliziert, wenn man den Worten von RB-Sportdirektor Ralf Rangnick glauben schenken will:

„Es ist ganz klar: Naby spielt nächste Saison bei uns. Es gibt keine Schmerzgrenze. Sein Weggang würde uns viel mehr Schmerzen bereiten“ [Sportbild]

An der Aussage gibt es wenig zu rütteln. RB verfügt zweifelsohne über den Luxus, Rekord-Offerten von potentiellen Interessenten ablehnen zu können. Erst ab einer Summe von 80 Millionen Euro, so spekuliert die Bild, würde man über einen Verkauf nachdenken. Ein Gebot in dieser Region wäre vielleicht eine einmalige Gelegenheit, denn laut Kicker darf Keïta 2018 für festgeschriebene 55 Millionen Euro gehen!

Übrigens, Gerüchten zufolge möchte der Spieler in Anbetracht des internationalen Interesses an seiner Person Leipzig nur ein Jahr nach seinem 15-Millionen-Transfer von RB Salzburg verlassen. Der Verdacht liegt allerdings nahe, dass sich der Klub um Trainer Ralph Hasenhüttl generell auch davon nicht beirren lässt und seiner Devise treu und damit standhaft bleiben wird…vorerst?

 

Fazit

Ganz unabhängig davon, dass das Interesse des FC Liverpool sportlich extrem logisch ist, spricht die Vielzahl der übereinstimmend berichtenden Medien aus dem In- und Ausland dafür, dass das Gerücht Substanz hat.

Ob ein Transfer dagegen realistisch ist, hängt von gleich mehreren Faktoren ab:

– Wieso könnte sich RB Leipzig zu einem Verkauf verleiten lassen?

Ob die oftmals zitierten 80 Millionen Euro eine tatsächliche Forderung sind, ist jedenfalls anzuzweifeln. Womöglich wollte man potentielle Interessenten dadurch abschrecken. Da Liverpool jedoch weiterhin hartnäckig bleibt, Keïta anscheinend gehen möchte und dies dank seiner Ausstiegsklausel 2018 auch darf, könnte diese Geschichte interessant werden.

Sollte der Mittelfeld-Dynamo beispielsweise seinen Wechselwunsch mit Druck kommunizieren und dadurch für Unruhe sorgen, könnten Rangnick und Co. bei einem Gebot, das deutlich über der Ausstiegsklausel von 55 Millionen Euro liegt, vielleicht sogar weich werden. Dies ist natürlich reine Spekulation, allerdings auch kein unrealistisches Szenario.

– Wie ernst meint es Liverpool?

Auf der anderen Seite bleibt abzuwarten, wie ernst es der letztjährige Viertplatzierte der Premier League wirklich meint. Ein vereinsinterner Ablöserekord wäre für Liverpool derzeit alles über der jüngst ausgegebenen 42 Millionen Euro für Mohamed Salah. Sollten die Reds also einen Bluff der Leipziger vermuten und lediglich einen Betrag in der Region von 50 Millionen Euro auf den Tisch legen, wäre das eher Zeitverschwendung.

 

So oder so, die Verhandlungen mit Rangnick werden zweifelsohne intensiv und zäh. Leipzig hat keinen Zugzwang und wird nicht verkaufen, solange Keïta keinen Druck macht, sie keinen potentiellen Nachfolger in Sicht haben und ihre Forderungen nicht erfüllt werden. Ein Transfer könnte nur zustande kommen, wenn gleich all diese elementaren Punkte gleichzeitig erfüllt werden. Der Verhandlungsvorteil liegt eindeutig auf der Seite des Bundesligisten.

 

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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