Was wurde eigentlich aus..? Teil 19: Javier Pinola

15. Januar 2021 | Was wurde aus...? | BY Manuel Behlert

Spotlight | Eine Karriere wie eine Achterbahnfahrt. Als großes Talent nach Europa gekommen, als Aussortierter zum Publikumsliebling in Nürnberg geworden, als Für-zu-Alt-Befundener in der Heimat zur Legende geworden.

  • Javier Pinola (heute 37): Immer noch aktiv
  • Bei Nürnberg noch heute Publikumsliebling
  • Argentinischer Nationalspieler

Vielversprechender Karrierestart

Der Start seiner Karriere verlief für den in Olivs geborenen Javier Pinola wie gemalt. Mit 17 Jahren spielte er bereits in der höchsten argentinischen Spielklasse. Zwei Jahre später, 2002, verpflichtete Atletico Madrid, gerade wieder in die erste spanische Liga aufgestiegen, den Verteidiger für 800.000 €. Im Sommer 2003 gewann Pinola zudem mit der argentinischen U-20-Nationalmannschaft die Südamerikameisterschaft.

Diesen Triumph feierte er mit Spielern, die später teilweise eine herausragende Karriere hinlegten. Zu den Teamkollegen gehörten Akteure wie Carlos Tevez (36), Javier Mascherano (36) oder Pablo Zabaleta (35).Die Karriere von Javier Pinola verlief aber etwas anders als die der anderen drei genannten.

Bei Atletico nicht angekommen, in Nürnberg umso mehr

Doch zurück zu Pinola. Wirklich durchsetzen konnte sich der Defensivspieler bei Atletico nicht. Lediglich zwei Einsätze in eineinhalb Jahren konnte er verbuchen. So ging es für 18 Monate per Leihe zurück in die Heimat zum Racing Club. In dieser Zeit wurde der 1. FC Nürnberg auf den Argentinier aufmerksam. Nach der Zeit in Argentinien liehen die Franken Pinola für zwei Jahre aus. In dieser Zeit stieg er direkt zum Stammspieler auf, machte 57 der 68 möglichen Ligaspiele, gewann den DFB-Pokal und zog mit Nürnberg in den UEFA-Cup ein. Im Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart (3:2 n.V.) bereitete Pinola sogar das zwischenzeitliche 2:1 für Nürnberg vor. Er konnte in den zwei Jahren derart überzeugen, dass der FCN ihn 2007 für 1,2 Millionen Euro fest verpflichtete.

In den folgenden acht Jahren war Pinola – sofern nicht verletzt – Stammspieler und aufgrund seiner positiven, etwas verrückten Art und seiner Spielweise auch Publikumsliebling in Nürnberg. Und auch der Argentinier verliebte sich in die Stadt und den Verein. Er musste zwei Abstiege miterleben, blieb dem Verein aber dennoch immer treu. Gegen Ende seiner Zeit in Nürnberg wurde der Linksverteidiger immer öfter auch im Zentrum der Abwehr eingesetzt. Grund war vor allem die zunehmend geringer werdende Athletik, mit dem Tempo der meisten Außenbahnspielern konnte Pinola nicht mehr mithalten.

Rückkehr nach Argentinien

Im Sommer 2015 erhielt Pinola dann schließlich keinen neuen Vertrag mehr in Nürnberg. Für ihn selbst und auch die Fans war diese Entscheidung nur schwer zu akzeptieren. Die Fans sorgten unter anderem dafür, dass im Dezember des selben Jahres ein Block im Stadion in Javier-Pinola-Block umgetauft wurde. Viele rechneten mit dem Karriereende, doch Pinola hatte noch nicht genug vom Fußball. Er ging zurück in die Heimat zu CA Rosario.

Dort spielte Pinola auf seiner neuen Position in der Innenverteidigung derart gut, dass er im März 2016 mit 33 Jahren sogar fast zehn Jahre nach seiner bis dato einzigen Einladung nochmals für die Nationalmannschaft berufen wurde. Gegen Bolivien (2:0) stand er in der WM-Qualifikation 90 Minuten auf dem Feld. Die starken Leistungen bei Rosario veranlassten einen der größten Vereine des Landes, River Plate, Pinola im Sommer 2017 für 1,35 Millionen Euro zu verpflichten. Bei Los Millonarios war Pinola in den letzten drei Jahre Stammspieler.

Den größten Erfolg feierte die Mannschaft mit dem Gewinn der Copa Libertadores, dem südamerikanischen Pendant zur Champions League, im Jahr 2018. Im Finale schlug man den Erzrivalen Boca Juniors nach einem 2:2 auswärts im Rückspiel mit 3:1 nach Verlängerung. Das Rückspiel fand aufgrund von Ausschreitungen vor dem Spiel erst einige Wochen nach der ursprünglichen Ansetzung in Madrid statt. Daneben gewann Pinola mit River Plate 2019 den südamerikanischen Supercup gegen Athletico Paranaense (0:1, 3:0), den argentinischen Pokal und den argentinischen Supercup. Für den Pokalsieg hatte er nicht nur defensiv großen Einfluss, im Halbfinale (2:0 gegen CA Estudiantes) traf Pinola auch zum richtungsweisenden 1:0.

Nürnberg im Herzen und bald auch wieder als Arbeitgeber?

Dass Pinola sein Herz an Nürnberg verloren hat zeigt sich auch daran, dass vor allem in der letzten, sehr schweren Saison für die Nürnberger immer wieder Gerüchte über eine mögliche Rückkehr aufkamen. Sein Berater Marcelo Carracedo sagte im Juni 2020 beispielsweise: „Javier hat viel Zuneigung zu Nürnberg, er hat dort viele Jahre gespielt und ist ein Idol. Vielleicht geht er noch für sechs Monate zurück, um ein paar Spiele zu spielen und nach dem Karriereende dort zu arbeiten. Javier und seine Familie haben darüber nachgedacht, aber es ist keine getroffene Entscheidung.“

Dass Pinola nochmals für den 1. FC Nürnberg aufläuft gilt inzwischen als ausgeschlossen. Dass er eine Position innerhalb des Vereins übernimmt, kann jedoch in den nächsten Jahren durchaus passieren.

 (Photo by Alexis Lloret/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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