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Ajax Amsterdam unter van Gaal | Wie ein Außenseiter Europa eroberte

27. März 2020 | Spotlight | BY Victor Catalina

Spotlight | Zweimal schwang Ajax Amsterdam in der Philharmonie des europäischen Fußballs den Taktstock. Während sich die Erfolge in den Siebzigern angedeutet hatten, kam der Titel in der Champions League gut zwei Jahrzehnte später umso unerwarteter. Auf den zweiten Blick ist er jedoch die logische Folge der Entwicklung einer Mannschaft, die ihrer Zeit weit voraus war. Eine Entwicklung, die einen ganz bestimmten Namen trägt: Louis van Gaal.

Ajax: Mit jungen Spielern zum Erfolg

Eins der hässlichsten Tore seiner Karriere, aber das mit Abstand Wichtigste: So beschreibt Patrick Kluivert, was sich am Abend des 24. Mai 1995 in der 85. Minute im Wiener Ernst-Happel-Stadion ereignete. Marc Overmars spielte den Ball vom linken Flügel an die Strafraumkante zu Edgar Davids, der wiederum zu Frank Rijkaard. Kluivert lief schon in Position, entledigte sich unterwegs noch zweier Verteidiger und schob im Fallen ins kurze Eck ein. Viel bemerkenswerter als das Tor an sich, waren aber die Geschichten, die damit geschrieben wurden. Kluivert entschied als Einwechselspieler im zarten Alter von 18 Jahren ein Europapokalfinale und die Gegenspieler, die er abschüttelte, waren niemand Geringeres als die italienischen Legenden Franco Baresi und Paolo Maldini.

Ajax vs. Milan: David gegen Goliath?

Allein diese Szene beschreibt das Finale ziemlich gut: Auf der einen Seite der AC Mailand, der Titelverteidiger. Die „Rossoneri“ hatten sich im Vorjahr mit einem furiosen 4:0 gegen Johan Cruijffs Barcelona den Titel gesichert und galten europaweit als State of the Art. Es war ihr vierter Titel, mit einem weiteren Erfolg hätten sie damals mit Real Madrid als Rekordtitelträger gleichziehen können. Milan war eine Mannschaft, die von hinten bis vorne mit Stars bestückt war. Baresi, Maldini und Alessandro Costacurta waren das Beste, was man für die Defensive finden konnte, im Mittelfeld zogen Zvonimir Boban, Marcel Desailly oder Dejan Savicevic die Fäden und vorne sorgte erst Marco van Basten und später Daniele Massaro für die Tore.

An der Seitenlinie: Das italienische Genie Arrigo Sacchi, dem mit Fabio Capello der nächste große Name nachfolgte. Eine Mannschaft, zusammengestellt für den absoluten Erfolg. Bis heute ist der Lack bei Milan größtenteils abgebröckelt, aber sie haben noch immer die meisten Champions League-Titel (7) nach Real Madrid (13).

Auf der anderen Seite Ajax: Eine Mannschaft, die Anfang der Siebzigerjahre nicht zuletzt dank Johan Cruijff große Erfolge feierte. Der damalige Trainer Rinus Michels führte ein System namens Voetbal Totaal ein. Jeder Spieler sollte in der Lage sein, jede Position zu spielen. Das war damals nicht weniger als revolutionär und endete mit dem Titel im Europapokal der Landesmeister 1971. Dieses System wurde vom Rumänen Ștefan Kovács weiter perfektioniert. Er gewann den Wettbewerb auch in den beiden Folgejahren. Es brauchte die goldene Generation des FC Bayern der 1970er Jahre, um Ajax vom Thron zu stoßen. Dennoch hatte Ajax im Finale gegen Milan noch weit mehr, als nur eine glorreiche Vergangenheit zu bieten.

Photo by Central Press/Hulton Archive/Getty Images)

Von der Stange zur Vision

Ajax war das Oxford unter den europäischen Fußballvereinen. Dank Trainer Louis van Gaal lief der niederländische Rekordmeister in allen Vereinsbereichen, von der Jugend bis zu den Profis, wie eine perfekt geölte Maschine. Das war keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis harter Arbeit. 1988 musste Ajax einen personellen Aderlass verkraften. Neben einigen wichtigen Spielern, wie Marco van Basten und Frank Rijkaard verließ auch Johan Cruijff Ajax, um als Trainer in Barcelona anzuheuern. Ein Jahr zuvor hatten sie den Europapokal der Pokalsieger gegen Lokomotive Leipzig gewonnen.

Die kommenden Jahre waren nicht einfach. In der Liga tat sich die PSV Eindhoven als neuer Konkurrent auf, zudem wurde Ajax aufgrund des Staafincident zur Saison 1990/91 von allen UEFA-Wettbewerben ausgeschlossen. Beim UEFA-Cup-Spiel zwischen Ajax und Rapid Wien im alten Stadion De Meer wurde Franz Wohlfahrt, der Torhüter der Österreicher, von einer aus dem Fanblock geworfenen Metallstange am Rücken getroffen. Als Übeltäter wurde die „F-side“ ausgemacht, eine niederländische Hooligangruppierung, welche sich dem Klub zuordnet. Das Spiel wurde in der Verlängerung beim Stand von 1:1 abgebrochen und Ajax verlor am grünen Tisch 0:3.

Nachdem man die Sperre abgesessen hatte, stellte Ajax Louis van Gaal als Nachfolger von Leo Beenhakker vor. Seine Verpflichtung sorgte für viel Geraune. Zum einen hatte er kaum Erfahrung vorzuweisen, zum anderen wurde ihm sein etwas steifes Auftreten von den Medien als Arroganz ausgelegt. Es wurden gar Kampagnen gestartet, um Johan Cruijff zurück in die Landeshauptstadt zu holen. Damals ahnten nur die Wenigsten, dass Ajax einen Visionär im Amt hatte.

(Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Van Gaals Vision: Zurück in die Zukunft

Van Gaal besann sich auf die traditionellen Werte des Voetbal Totaal zurück und modernisierte sie. Nach Ballverlusten wurde aggressiv gegengepresst, um diesen schnellstmöglich zurückzuerobern. Das erforderte, dass die Spieler in der Lage sein mussten, die komplette Klaviatur des Fußballs zu bespielen. Und auch im Alltag krempelte van Gaal nicht vieles, sondern alles um.

Das Training wurde grundlegend verändert. Da Ajax nicht über dieselben Mittel wie Real Madrid, geschweige denn Milan verfügte, mussten sie aus dem, was sie hatten, das Meiste machen. Das heißt aber auch, über den Tellerrand hinaus zu denken. Und genau das tat van Gaal. Er versuchte seinen Fußball dadurch einzigartig zu machen, dass seine Mannschaften Elemente aus anderen Sportarten adoptierten.

Dafür bildete van Gaal einen dreiköpfigen Rat bestehend aus Experten aus anderen Sportarten, um zusätzliche Fähigkeiten, die seine Spielphilosophie benötigte, zu entwickeln. Einer davon war Laszlo Jambor. Er kam aus dem Basketball und war dafür zuständig, die Koordination der Spieler zu verbessern. Die Methoden des Physiologen Jos Geysel stammten aus dem Hockey. Er entwarf neue Sprintübungen und beeinflusste maßgeblich die läuferischen Fähigkeiten der Spieler.

„Fußballaerobic“ als neue Trainingsmethode

Der Dritte im Bunde war Rene Wormhoudt. Er war zuvor für die Amsterdam Admirals, ein American Football-Team, tätig und führte in Amsterdam eine neue Methode, das Fußballaerobic, ein.

Was auf den ersten Blick aussieht, wie ein netter Zeitvertreib, war in Wirklichkeit eine Übung, um Geschwindigkeit und Beweglichkeit der Spieler zu verbessern. Diese Methoden implementierte van Gaal nicht nur bei den Profis, sondern im gesamten Verein. Das sollte sich später noch bezahlt machen.

Die ersten Früchte der Arbeit

Während die Jugend das kleine Einmaleins des Fußballaerobic gelehrt wurde, trug van Gaals Arbeit bei den Profis erste Früchte. 1991/92, in ihrer ersten Saison nach der Sperre, gewann Ajax gleich den UEFA-Cup. In der Liga mussten sie jedoch der PSV Eindhove, den Vortritt lassen. Der Erfolg blieb nicht unbemerkt. Die Scouts des damals hauptsächlich in Italien angesiedelten Fußballadels lotsten einige der besten Spieler – darunter Dennis Bergkamp und Wim Jonk – von Ajax weg.

Dennoch musste Ajax nicht bei null anfangen, denn van Gaal hatte aus der Vergangenheit gelernt und wusste einen Aderlass wie 1988 abzufedern. Schließlich hatte er seine Philosophie dem gesamten Klub eingetrichtert und nicht nur der Profimannschaft. So konnte er auf einen Schlag Edwin van der Sar, Clarence Seedorf und die seit Kindheitstagen befreundeten Edgar Davids und Patrick Kluivert aus der eigenen Jugend hochziehen.

Allerdings brauchte auch diese Mannschaft Zeit. 1992/93 schied Ajax im Viertelfinale des UEFA-Cups gegen Auxerre aus. Dafür feierten sie ein Schützenfest im Finale des KNVB-Cups, Heerenveen fegten sie mit 6:2 vom Platz. In der darauffolgenden Saison gewannen sie die erste Meisterschaft seit drei Jahren.

Mandatory Credit: Clive Brunskill/ALLSPORT

Die Perfektionierung des Systems

Für van Gaal war das noch nicht genug, weil er wusste, welches Potential in der Mannschaft und dem Verein steckt. Seine Vision war es, eine Mannschaft nach seinen Maßstäben zu kreieren. Deshalb feilte er weiter an seinem System und gab der Mannschaft bestimmte Muster mit, in denen sie sich auf dem Feld zu bewegen hatten. Ließ sich ein Spieler fallen, musste ein anderer einen tiefen Laufweg anbieten.

Eine besondere Bedeutung kam in diesem System den Flügelspielern zu: Ihre Aufgabe war es, konstant Läufe in Richtung gegnerisches Tor zu machen, sodass die Mittelfeldspieler sie mit präzisen, langen Bällen anspielen können. Taktisch bewegte sich dieses Konstrukt entweder im klassisch-holländischen 4-3-3 oder einem 3-4-3. Das Ziel: So unberechenbar wie möglich bleiben.

Jedoch galt auch hier: No pain, no gain. Hinter zum Teil atemberaubend sicher vorgetragenen Ballstafetten steckte: einfache Plackerei. Van Gaal ließ seine Mannschaft einfache Bälle auf den rechten Fuß des Mitspielers spielen. Wieder. Und wieder. Und wieder. Solange, bis jeder Pass und jede Ballannahme sauber ist. Selbiges galt auch für Seitenverlagerungen. Wenn die Übungen einmal saßen, wurde das Tempo sukzessive erhöht. Das Gleiche tat er Jahre später bei den Bayern, was von seinem Nachfolger und Triplesieger, Jupp Heynckes, hoch anerkannt wurde. Auch Pep Guardiola profitierte während seiner Zeit in München von van Gaals einstudierten Spielzügen.

Gerade bei solchen Übungen trennte sich die Spreu vom Weizen. Wer Unzulänglichkeiten zeigte, sei es im technischen oder taktischen Bereich, wurde von van Gaal gnadenlos aussortiert. Über Brian Roy, der das Publikum mit individuellen Kabinettstücken zu verzaubern wusste, sagte er „Es war unmöglich, ihn zu verbessern.“ Roy fehlte es am taktischen Sachverstand, deshalb wurde er 1992 nach Foggia transferiert. Jan Wouters ereilte dasselbe Schicksal. Zumindest lernte er bei Ajax aber noch genug, um in München Trainer Erich Ribbeck den Sachverstand abzusprechen.

Der Beginn der goldenen Ära

Als nur noch die besten der besten übrig blieben – zu Beginn der Saison 1994/95 – tätigte Ajax zwei entscheidende Transfers: Nwankwo Kanu und Finidi George. Der eine kam für den Sturm, der andere für den Flügel. Auch Frank Rijkaard kehrte nach seinen Erfolgen in Mailand nach Amsterdam zurück. Damit war das System komplett. Und das zeigte sich auch. Ajax verarbeitete die Liga zu Kleinholz, sie wurden nach 27 Siegen und sieben Unentschieden ungeschlagen Meister. Dabei erzielten sie 106 Tore, im Schnitt 3,12 pro Spiel!

Auch in der Champions League lief es wie geschmiert. Titelverteidiger AC Mailand – jene Mannschaft, die für den absoluten Erfolg ausgelegt war – sah gegen van Gaals junge Wilde kein Land. Beide Spiele in der Gruppenphase gewann Ajax mit 2:0. Es waren genau diese Partien, die Ajax den entscheidenden Tick an Selbstsicherheit gaben. Sie wussten, dass sie in der Lage sind, sich mit der besten Mannschaft Europas auf Augenhöhe zu unterhalten. Was sollte dann noch schiefgehen?

Die Antwort: Gar nichts. Im Viertelfinale gab es ein souveränes 3:0 gegen Hajduk Split, im Halbfinale ein nicht minder souveränes 5:2 gegen Giovanni Trapattonis FC Bayern. Kurios: Die Hinspiele in Split und dem Münchener Olympiastadion endeten jeweils torlos. Im Finale trafen sie dann zum dritten Mal auf ihre guten Freunde aus der Lombardei.

Van Gaals Geniestreiche kontern Capellos Idee

Milans Trainer Fabio Capello war fest entschlossen, sich nicht noch einmal von Ajax düpieren zu lassen. Er spielte mit einer Raute im Mittelfeld und stellte Jari Litmanen Marcel Desailly als Bewacher zur Seite, auch Frank de Boer, der maßgeblich am Spielaufbau beteiligt war, ließ er von Stürmer Daniele Massaro ständig anlaufen. Die Idee war, Rechtsverteidiger Michael Reiziger in de Boers Rolle zu zwingen. Er sollte dann aggressiv gegengepresst werden, um Ajax keine Ruhe in Ballbesitz zu geben. Und siehe da: Es funktionierte. In der ersten Halbzeit bekam Ajax den Stresstest verpasst. Jedoch konnte Milan kein Kapital aus Ajax‘ Unsicherheit schlagen. Zur Pause stand es torlos.

Mandatory Credit: Allsport UK /Allsport

Bei Ajax herrschte in der Kabine ob der schwachen ersten Hälfte dicke Luft. Nachdem sich die Gemüter beruhigt hatten, zog van Gaal Rijkaard einen Halbtonschritt zurück, um ihm mehr Platz für entscheidende Pässe zu geben – Geniestreich Nummer eins.

Ajax gewann an Dominanz und van Gaal entschloss, Milans Hintermannschaft auf ihre Schnelligkeit zu überprüfen. Fünf Minuten nach der Pause brachte er Kanu für Seedorf. Auch der Griff saß. Milans Viererkette um Baresi und Maldini war gezwungen, tiefer zu stehen, denn die Gefahr ausgekontert zu werden, war zu groß – Geniestreich Nummer zwei.

Milan war am Taumeln. Es brauchte jetzt nur noch jemanden, der so frei war, ihnen den Knockout zu verpassen. Jetzt schlug die große Stunde des Patrick Kluivert. In Minute 70 kam er für Litmanen ins Spiel und eine Viertelstunde später nahm die Geschichte ihren Lauf: Overmars auf Davids, der auf Rijkaard – und Kluivert vollstreckte in der 85. Minute vor Sebastiano Rossi zum entscheidenden 1:0 – Geniestreich Nummer drei.

Game, Set and Match. 23 Jahre nach dem letzten Triumph stand Ajax wieder an Europas Spitze.

Die Nachwirkungen der Märchensaison

Die logische Konsequenz wäre der nächste Ausverkauf. Den konnte Ajax aber diesmal verhindern. Lediglich Seedorf zog es zu Sampdoria. Der Rest erkannte die Chance, mit Ajax etwas Einzigartiges zu erreichen. Aus den Youngstern, die in ihrem Finalgegner Idole sahen, wurden selbst Idole. Nur hat Bekanntheit den Nachteil, dass auch negative Dinge an die Öffentlichkeit geraten. Genau das sollte die jungen Spieler von Ajax noch heimsuchen. Infolge eines Unfalls nahm nicht nur das Auto von Kluivert Schaden, sondern auch sein Ruf. Er fühlte sich schuldig und litt an Depressionen. George durchlebte ebenfalls eine schwere Zeit, als sein Bruder in Nigeria erschossen wurde.

Das alles und der schnelle Ruhm machten der Mannschaft zu schaffen. Obwohl sie sich auch den europäischen Supercup sicherten, schien das Team angeknockt. Dazu verletzte sich Overmars im Intercontinental Cup in Tokio schwer. Trotzdem gewann Ajax diesen Titel und eine weitere souveräne Meisterschaft.

(Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Auch in der Champions League sorgten sie weiter für Schlagzeilen. Das Duell der zukünftigen Bayerntrainer gewann van Gaal gegen Ottmar Hitzfelds BVB mit 2:0 und 1:0. Im Halbfinale unterlag Ajax zuhause Panathinaikos überraschend 0:1, aber durch ein 3:0 im Rückspiel zogen sie erneut ins Finale ein. Dort trafen sie wieder auf eine italienische Mannschaft, diesmal Juventus. Ihr einziger Titel war einer mit bitterem Nebengeschmack. 1985 triumphierte die „Alte Dame“ in der Königsklasse unter Giovanni Trapattoni gegen den FC Liverpool. Ein Erfolg, der allerdings durch die Heysel-Katastrophe überschattet wurde. Nun der nächste Versuch mit Marcello Lippi an der Seitenlinie. Und, soviel sei gesagt, diesmal blieb die Katastrophe aus.

Der Untergang der jungen Wilden

Im Gegenteil: Es sah sogar richtig gut für Juventus aus. Weil Ajax nämlich zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt einen Tag zum Vergessen erwischte. Sie hatten schwer an ihrer Rolle als Titelverteidiger zu tragen, dazu kamen die negativen Vorfälle in der jüngeren Vergangenheit. So kam es in Minute 13 zu einem kapitalen Abwehrfehler, der Fabrizio Ravanelli ein leeres Tor und damit die Führung schenkte. Der Italiener schob aus spitzem Winkel dankend ein. Litmanen glich zwar kurz vor der Pause aus. Dennoch lieferte Ajax eine enttäuschende Vorstellung ab. Trotzdem gelang es ihnen, sich ins Elfmeterschießen zu retten.

Ajax, in persona Edgar Davids, vergab gleich den ersten und als auch Sonny Silooy Elfmeter Nummer vier verschoss, gab es Matchball für Juventus. Dessen nahm sich Vladimir Jugovic an. Juventus‘ Nummer 14 konnte jetzt Ajax‘ Schicksal besiegeln. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass es gegen Ajax ausgerechnet die Nummer 14 war. Jugovic lief an – und versenkte den Ball hart wie platziert im linken unteren Eck. So wurde binnen eines Jahres aus Game, Set and Match, Game Over.

Denn von dieser Niederlage erholte sich Ajax nicht mehr. Und den personellen Aderlass konnten sie diesmal auch nicht abwenden. Durch das 1995 beschlossene Bosman-Urteil durften Davids und Reiziger Ajax ablösefrei in Richtung Milan verlassen. George und Kanu wurden an Betis beziehungsweise Inter verkauft.

Das Ende nach der Horrorsaison

Kluivert blieb zwar noch ein Jahr, doch Ajax spielte 1996/97 eine Katastrophensaison, blieb ohne Titel und landete in der Liga nur auf Platz 4. Daraufhin zog es auch den einstigen Siegtorschützen nach Barcelona. Fast gleichzeitig beendete van Gaal seine erfolgreiche Zeit in Amsterdam und folgte Kluivert als Trainer nach Katalonien. Der Chef ging von Bord und Ajax‘ junge Wilde waren dort angekommen, wo es jede große Mannschaft irgendwann hinzieht: In den Geschichtsbüchern.

Was aber bleibt, ist, dass Ajax unter Louis van Gaal gezeigt hat, dass man auch ohne große Mittel große Dinge erreichen kann.

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(Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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