DFB-Team | Mehr Schatten als Licht im 1.000. Länderspiel: Nur Kimmich und Havertz ragen heraus

12. Juni 2023 | Spotlight | BY Victor Catalina

Spotlight | 3:3 trennte das DFB-Team im 1.000. Länderspiel von der Ukraine. Dabei standen, einmal mehr, die defensiven Aussetzer im Vordergrund. Die Einzelkritik.

Joshua Kimmich rettet schwaches DFB-Team spät

Die Partie begann eigentlich nach Maß für das DFB-Team. In Minute 6 sorgte Niclas Füllkrug im eigenen Stadion für die Führung. Statt Auftrieb und Sicherheit ließ sich die Mannschaft von Hansi Flick jedoch von der Ukraine düpieren. Binnen vier Minuten stellten Viktor Tsygankov (19′) und Antonio Rüdiger per Eigentor (23′) auf 1:2.

 



 

Als Tsygankov in Minute 56 für die Ukraine erhöhte, schien es, als sei das DFB-Team bereits geschlagen. Hansi Flicks Einwechslungen von Kai Havertz, Jamal Musiala sowie Florian Wirtz belebten jedoch die Partie. Chelseas Angreifer verkürzte sieben Minuten vor Schluss gekonnt auf 2:3. In der Schlussminute holte Havertz im Zweikampf mit Mykola Matviyenko einen Elfmeter heraus, den Joshua Kimmich zum 3:3-Endstand verwandelte. Die Akteure in der Einzelkritik.

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Nur Kimmich und Havertz überzeugen für schwaches DFB-Team

Kevin Trapp: Verhinderte eine Viertelstunde vor Schluss gegen Mkhaylo Mudryk mit dem möglichen 1:4 die ultimative Blamage. Wenig später gelang Kai Havertz der Anschlusstreffer. Ob er den ersten Treffer von Viktor Tsygankov aus spitzem Winkel unbedingt kassieren muss, sei ebenfalls dahingestellt. Note: 3,0.

Antonio Rüdiger: Außergewöhnlich auffällig für einen Innenverteidiger. In Minute zwei führte sein Pressing zur ersten Großchance von Niclas Füllkrug. Anschließend zwang ihn Mykhaylo Mudryk ins Eigentor. Nachdem er vorne, gut eine Viertelstunde vor Schluss noch eine Großchance vergab, chippte er in Minute 83 perfekt auf Kai Havertz zum Anschlusstreffer. Etwas mehr Licht als Schatten. Note: 3,5.

Matthias Ginter: Für ihn gilt das genaue Gegenteil. Tsygankovs Treffer zum 1:3 ging ein technischer Fehler des Freiburgers voraus. Wirkte bei Weitem nicht so sicher, wie Rüdiger. Note: 4,5.

Nico Schlotterbeck: Setzt sein Formtief aus den letzten Wochen bei Borussia Dortmund fort. Sein Zuspiel in Minute 23 brachte David Raum in Bedrängnis, wodurch Antonio Rüdigers Eigentor zum 1:2 entstand. Klärte einige Situationen im letzten Moment, bei denen allerdings nicht viel fehlte, damit sie in die andere Richtung ausgehen. Note: 4,5.

Marius Wolf: Vor allem in den Anfangsminuten präsent. Seinen Schuss fälschte Füllkrug zum 1:0 ab. War auch an einer der wenigen guten Kombinationen beteiligt, als David Raum in Minute elf das Außennetz traf. Ansonsten der gewohnt unermüdliche Antreiber in der Offensivbewegung. Machte nach gut einer Stunde Platz für Jonas Hofmann. Note: 3,5.

Leon Goretzka: Vermochte dem Mittelfeld, an der Seite von Joshua Kimmich erneut keine Stabilität zu geben. Zu oft konnten die Ukrainer ihn locker überspielen. Immerhin mit einer guten Torannäherung kurz nach dem 1:2. Ansonsten aber weit unter seinen Möglichkeiten. Note: 5,0.

David Raum: Wie Wolf auf der anderen Seite eher in der Anfangsphase auffällig. Fand mit einer Flanke in Minute 38 zwar Niclas Füllkrug, der seinen Versuch jedoch über das Tor setzte. Musste in Minute 71 für RB-Teamkollege Benjamin Henrichs weichen. Note: 4,0.

DFB-Team Deutschland Ukraine

Photo by Maja Hitij/Getty Images

Joshua Kimmich: Leitete den Führungstreffer mit einem gekonnten Chip auf Marius Wolf ein. Wenn es gefährlich wurde, war zumeist der Kapitän beteiligt. Wie auch an der Chance von Antonio Rüdiger in Minute 74. Zudem fehlerfrei und maßgenau vom Punkt. Einer der wenigen, denen man an diesem frühen Montagabend ansatzweise Normalform nachsagen kann. Note: 2,5.

Julian Brandt: Hatte einige gute Szenen in der Anfangsphase. Danach sorgte er eher für Gefahr vor dem eigenen Tor, wie in Minute 56, als er mit seinem Zuspiel Matthias Ginter in Bedrängnis brachte. Note: 4,0.

Leroy Sané: Hatte Pech, dass sein gekonnter Freistoß in der Nachspielzeit der ersten Hälfte am Querbalken landete. Rieb sich immer wieder auf und versuchte, für Gefahr zu sorgen. Kurz nach dem Anschlusstreffer setzte sich der Münchener stark gegen zwei Mann durch und fand beinahe Jonas Hofmann. Note: 3,0.

Niclas Füllkrug: Im eigenen Stadion schlug der Bremer bereits früh zu – und hätte es noch früher bereits tun können, wenn nicht müssen. Ansonsten tat er sich schwer, was auch damit zu tun hatte, dass seine Teamkollegen Schwierigkeiten hatten, ihn angemessen ins Spiel einzubinden. Note: 3,5.

Einwechslungen des DFB-Teams

Kai Havertz: Vielleicht die beste Idee von Hansi Flick in der gesamten Partie. Havertz bewies erneut, dass er über ein unfassbares Momentum und Ruhe vor dem Tor verfügt. Brachte das DFB-Team in Minute 83 per gekonnter Drehung um Mykola Matviyenko herum zurück ins Spiel und holte dann noch den Elfmeter zum 3:3 heraus. Bei der Heim-EM im kommenden Jahr sind genau diese Fähigkeiten unverzichtbar. Note: 2,0.

Lukas Klostermann: Kam ebenfalls zur Pause für Nico Schlotterbeck, tat sich allerdings vor allem in der Vorwärtsbewegung schwer. Defensiv kommt ihm seine enorme Athletizität und Schnelligkeit zugute. Note: 4,0.

Jamal Musiala: Mit seiner Einwechslung begann das Spiel stückweise zugunsten des DFB-Teams zu kippen. Machte einige Bälle gut fest und riss seine Teamkollegen dadurch nochmal für die Schlussoffensive mit. Als auch noch Florian Wirtz in der Partie war, wirkte das deutsche Spiel wesentlich flüssiger und sicherer. Note: 3,0.

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Jonas Hofmann: Direkt im Anschluss an das 2:3 legte Leroy Sané dem Gladbacher eine gute Chance auf, die die Ukrainer zur Ecke blockten. In der Nachspielzeit kombinierte er sich, zusammen mit Benjamin Henrichs, zu einer guten Chance auf das 4:3, die allerdings versandete. Bewies in Ansätzen, dass er eine Verstärkung sein kann und auch, wie. Note: 3,5.

Florian Wirtz: Kam gut 20 Minuten vor Schluss für Julian Brandt und gab dem deutschen Spiel etwas mehr Ballsicherheit. Zu vielen nennenswerten Szenen kam der Leverkusener allerdings nicht. Note: ohne Bewertung.

Benjamin Henrichs: Ersetzte Teamkollege David Raum und kombinierte sich, zusammen mit Jonas Hofmann, gegen Ende der Partie zu einer weiteren guten Gelegenheit. Ansonsten nicht lange auf dem Platz, um angemessen bewertet zu werden. Note: ohne Bewertung.

 

Hansi Flick: Seit mittlerweile gut zwei Jahren Bundestrainer. Das 5:2 in der Nations League gegen eine italienische B-Elf ist jedoch weiterhin der einzige positive Ausreißer seiner Amtszeit. Auf der Gegenseite stehen der 3. Platz in selbigem Wettbewerb, das Verspielen des Final Four sowie das Aus in der Gruppenphase der WM. Gegen die Ukraine stimmte das Defensivkonzept einmal mehr nicht. Einerseits stand die letzte Linie erneut zu hoch. Das Ganze paarte sich mit unerklärlichen individuellen Aussetzern.

DFB-Team Deutschland Ukraine

Photo by Maja Hitij/Getty Images

Hinten fehlte es an Zuordnung, vorne entstand einzig durch individuelle Qualität Torgefahr, vor allem durch Kai Havertz. Wirkte an der Seitenlinie bisweilen ratlos. Mit nur einem Jahr und einer überschaubaren Anzahl von Partien bis zur Heim-EM wird es auch für Hansi Flick zunehmend schwer, für Aufbruchstimmung zu sorgen. Einzig die Einwechslungen von Kai Havertz, Jamal Musiala und Florian Wirtz bewahren Flick in dieser Bewertung vor dem Worst Case. Note: 5,0.

Anastasios Sidiropoulos: Souveräne Partie. Beide Teams machten es dem Griechen allerdings auch nicht allzu schwer. Nachvollziehbar in der Zweikampfbewertung. Auch seine Entscheidung, den zwischenzeitlichen Ausgleich der Ukraine abzuerkennen, korrigierte er schnell. Seine Elfmeterentscheidung in der Schlussminute war ebenfalls korrekt. Note: 2,0.

Spielnote: Sechs Tore, aber nicht immer auf allerhöchstem Niveau. Das DFB-Team begann ordentlich und vielversprechend, bevor die Ukraine phasenweise zum Toreschießen eingeladen wurde. Dadurch, dass sie die Partie defensiv gestalteten, vermochte nur selten Spannung aufzukommen. Immerhin geriet die Schlussphase, nach dem Anschlusstreffer noch einigermaßen unterhaltsam. Note: 3,5.

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Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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