DFB-Team | Die alten Probleme bleiben: Auch Flicks Rotation bringt gegen Belgien keinen Fortschritt

Spotlight | 2:3 unterlag das DFB-Team am Dienstagabend Belgien. Die neuen Erkenntnisse waren dabei die alten: Die Defensive ist weiterhin die größte Problemzone. Von Hansi Flicks Wechseln profitierte einzig Emre Can. Die Analyse.
Tedescos Plan geht auf: Belgien überrollt DFB-Team
Es lief die 78. Minute, als Belgien sich nach vorne kombinierte. Ein bisschen Entlastung in Ballbesitz, nachdem das DFB-Team die zweite Hälfte klar bestimmte. Besonders zielstrebig agierte die Mannschaft von Domenico Tedesco dabei nicht. Trotzdem zeigte sich, wieviel an diesem Dienstagabend Schwarz-Rot-Gold in horizontal und vertikal unterschied: Der eingewechselte Charles De Ketelaere spielte einen messerscharfen Pass links auf Leandro Trossard. Dessen Zuspiel zu Kevin De Bruyne kam nicht minder präzise. 1:3. Belgien hatte durchaus seine Mühe mit den Angriffen des DFB-Teams, schlug allerdings im richtigen Moment mit der Wucht einer Weltklassemannschaft zu.
„Wir wollten sie überraschen und schocken in den ersten Minuten“, verriet Tedesco nach Belgiens erstem Sieg gegen das DFB-Team seit 1954, nur um im gleichen Atemzug zuzugeben: „Wenn es 3:0 oder 4:0 steht, dann ist das Spiel vorbei.“ Gerade in der ersten halben Stunde bekam die deutsche Mannschaft klar die eigenen Grenzen aufgezeigt. Belgien hatte in dieser Phase bis zu 70 Prozent Ballbesitz. Der Wucht von Romelu Lukaku und vor allem Kevin De Bruyne hatte die Nationalelf nichts entgegenzusetzen. „Das war das Schlechteste, was ich in meiner langen, langen Laufbahn gesehen habe“, polterte Lothar Matthäus bei RTL.
Zwar konnte Hansi Flick durch die Einwechslung von Emre Can die belgische Dominanz brechen und Deutschland zurück ins Spiel holen. Der Schaden war zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits angerichtet. Es erinnerte ein wenig an das Viertelfinale des FC Bayern gegen Paris Saint-Germain vor zwei Jahren. In beiden Partien spielte Flicks Elf beherzt, befand sich jedoch, aufgrund eines frühen 0:2-Rückstands, ständig im Aufholmodus und war unter Druck. Sowohl PSG als auch die Belgier wussten genau, wieviel sie sich erlauben dürfen, ohne passiv zu werden und setzten nach der Pause durch Kylian Mbappé, respektive De Bruyne, den entscheidenden Punch. Nicht zufällig ist das Endergebnis dasselbe.
DFB-Team: Die Defensive bleibt das Problem, auch in Bestbesetzung
Beide Male musste Flick allerdings, aufgrund von Verletzungen, mit einer dezimierten Mannschaft antreten. Unter anderem fehlten in den beiden ersten Länderspielen dieses Jahres Jamal Musiala, Kai Havertz oder Nico Schlotterbeck. Im aktuellen Fall entschied sich Flick zudem freiwillig, auf einige namhafte Akteure, wie Antonio Rüdiger, Ilkay Gündoğan oder Thomas Müller, zu verzichten. Bis auf Emre Can wusste sich jedoch kaum einer der Debütanten aufzudrängen. Mehr noch: Die größten Gewinner der beiden Partien gegen Peru und Belgien waren die eigentlichen Stammspieler, da ersichtlich wurde, wie wenig ohne sie geht.
Auch mit sämtlichen Akteuren gilt es jedoch für Flick, ein funktionierendes System zu entwickeln, vor allem in der Defensive. Die Probleme, die gegen Belgien ersichtlich wurden, sind nicht neu, bei Weitem nicht. In der ersten Partie der Weltmeisterschaft überlud Japans Trainer Hajime Moriyasu nach der Pause das Feld mit schnellen, technisch starken Spielern und drehte die Partie verdient. Selbiges gelang zwischenzeitlich auch Costa Rica. England machte, am 6. Spieltag der Nations League, binnen zwölf Minuten aus einem 0:2 ein 3:2 und auch Italiens B-Elf kam, trotz 0:5-Rückstands, noch zu zwei Ehrentreffern.
Deutschland gelang es zwar noch, so druckvoll zu agieren, wie man es eigentlich geplant hatte. Allerdings erst in den letzten zehn Minuten. Über weite Teile der zweiten Hälfte hatte das DFB-Team bestenfalls Halbchancen. Von einer unglücklichen oder gar unverdienten Niederlage zu sprechen, wäre daher vermessen. Im Mittelpunkt muss nun stehen, wie man Phasen, wie in der ersten halben Stunde, konsequent unterbindet. Die nächsten Partien gegen Polen, die Ukraine und einen dritten, noch nicht bestimmten Gegner, sollte das DFB-Team über die individuelle Qualität lösen können. Ende des Jahres steht jedoch ein Spiel gegen Vizeweltmeister Frankreich an. Spätestens hier muss das Grundgerüst für die Heim-EM ersichtlich sein und ein Plan, um auch großen Gegnern beizukommen. Wie es gehen kann, hat Belgien am Dienstagabend gezeigt.
Photo by Alex Grimm/Getty Images
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