Die erste klimaneutrale WM? „Einfach nicht glaubwürdig“

31. Mai 2022 | Weiteres | BY Florian Weber

News | Die Organisatoren der Fußball-Weltmeisterschaft machten ein großes Versprechen: In Katar werde die erste „klimaneutrale“ Weltmeisterschaft stattfinden. Ein Bericht von Carbon Market Watch erhebt nun Zweifel an dieser Aussage. Die Emissionen seien deutlich höher als angegeben.

Die WM in Katar: Doch nicht klimaneutral?

Die Organisatoren der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar haben behauptet, dass Turnier werde die ersten „klimaneutrale“ Weltmeisterschaft werden. Ein Versprechen, was wohl nicht eingehalten wird. Der „Guardian“ berichtet nun von einer Untersuchung von Carbon Market Watch (CMW), einer gemeinnützigen Organisation: Diese haben die Pläne der Organisatoren untersucht und festgestellt, dass die prognostizierten Emissionen wahrscheinlich zu niedrig angegeben wurden. Besonders der Bau sieben neuer Stadien sei mit Blick auf die CO2-Bilanz bedenklich.

Die Organisatoren der Weltmeisterschaft haben die CO2-Bilanz neuerbauter Stadien über deren gesamte Lebensdauer verteilt. Deswegen kommen sie auf erheblich niedrigere Werte als CMW, deren Berechnungen am Ende eine achtmal höhere Kohlendioxidemissionen aufzeigt als die der Gastgeber. Diese Verteilung der Emissionen auf die gesamte Lebensdauer der Stadien bezeichnet CMW als „problematisch“. Dies begründen sie wie folgt: „Diese Stadien wurden speziell für die Weltmeisterschaft gebaut. Die künftige extensive Nutzung so vieler Stadien auf so engem Raum ist ungewiss, vor allem wenn man bedenkt, dass Doha nur ein einziges großes Stadion hatte, bevor es den Zuschlag für die Weltmeisterschaft erhielt.“

Weitere Kritikpunkte betrafen die Pläne zur Absorption von Emissionen durch eine sogenannte Baum- und Rasenzucht. Im CMW-Bericht heißt es, diese Idee sei „nicht glaubwürdig“, da die Absorption „in diesen künstlichen und anfälligen Grünflächen wahrscheinlich nicht dauerhaft“ sein werde. „Es wäre schön, wenn die Klimaauswirkungen von FIFA-Weltmeisterschaften drastisch reduziert werden könnten. Aber die Behauptung der Klimaneutralität ist einfach nicht glaubwürdig“, sagt Gilles Dufrasne von Carbon Market Watch, der Autor des Berichts, zu dem er hier geht. „Trotz mangelnder Transparenz deuten die Beweise darauf hin, dass die Emissionen dieser Weltmeisterschaft wesentlich höher sein werden als von den Organisatoren erwartet, und dass die zum Ausgleich dieser Emissionen gekauften Emissionsgutschriften wahrscheinlich keine ausreichend positiven Auswirkungen auf das Klima haben werden.“



In dem Bericht des „Guardian“ kommt ebenfalls ein Sprecher der katarische Organisatoren der Weltmeisterschaft zu Wort. Das Engagement des Landes für eine klimaneutrale Weltmeisterschaft sollte „anerkannt und nicht kritisiert“ werden und dass die Kritik der CMW sei „spekulativ und unzutreffend“, sagt der Sprecher. Die FIFA bestreitet die CMW-Analyse ebenfalls und erklärt, dass es nicht angemessen sei, die Emissionen der Stadien nur auf der Grundlage ihrer Nutzung während der Weltmeisterschaft zu berechnen und dass es „detaillierte Pläne und Geschäftsmodelle“ für die Nutzung der Stadien nach dem Turnier gebe.

(Photo by GABRIEL BOUYS/AFP via Getty Images)

 


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