EM-Zuschauerpläne der UEFA: Denn sie wissen, was sie tun

16. März 2021 | Trending | BY Julius Eid

Spotlight | UEFA-Präsident Aleksander Ceferin schließt aus, dass EM-Spiele vor leeren Rängen stattfinden werden. Ein absurdes und ungebührliches Vorgehen des Verbandes.

Ein Fußball-Fest und niemand will Feiern

Die Euro 2020 findet 2021 statt. Schon an sich eine Tatsache, die so ausformuliert mehr als komisch klingt. Doch die Verschiebung der Europameisterschaft in dieses Jahr war an sich ein sinniger Vorgang und aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie alternativlos. Anders gesagt: Die UEFA hatte keine andere Wahl, als ihr Prestigeprojekt des europaweiten Wettbewerbs erst einmal aufzuschieben. Nun, 2021, ist der Zwang zur Rationalität nicht mehr unausweichlich und der Verband scheint auch keinerlei Eigeninteresse daran zu haben, schlaue Entscheidungen zu treffen. Neben der weiterhin klar formulierten Zielsetzung, den Wettbewerb in 12 Ländern inmitten einer Pandemie austragen zu wollen, gab Aleksander Ceferin nun auch noch bekannt, dass „EM-Spiele in leeren Stadien keine Option“ sind.

Diese Zielsetzung ist nicht nur anmaßend, sie ist auch für die Pläne des Verbandes selber kontraproduktiv. Denn aus den Aussagen des UEFA-Präsidenten geht nun hervor, dass die gefüllten Stadien noch wichtiger sind als die geplante Austragung in 12 Ländern. Sollten Ausrichter keine Zuschauer garantieren können, werden diese wohl doch keine Ausrichter sein dürfen. Der Verband selber verschiebt ohne Not seine eigenen Prioritäten. Was ist denn nun das große Ziel? Eine Europameisterschaft vor Zuschauern? Dann ist die Ausrichtung in verschiedenen Ländern ein unnötiges Hemmnis. Die Ausrichtung in verschiedenen Ländern? Dann ist die Ausrichtung vor Fans ein unnötiges Hemmnis. Aber Ceferin will beides und geht dafür ins Risiko, erhöht den Druck.

Eine Forderung, die der UEFA nicht zusteht

Darüber hinaus ist die Maßgabe Ceferins eine Kompetenzüberschreitung, die dem Turnier und dem gesamten Profifußball einen Bärendienst erweist. Sind die andauernden Diskussionen über die Privilegien für den Profibereich nie beim Präsidenten des europäischen Fußballverbandes angekommen? Wenn doch, ist es in höchstem Maße unverständlich, dass er sich dem Effekt seiner Aussagen nicht bewusst zu sein scheint. Denn am Ende steht es weder der UEFA, noch den Länderverbänden oder den Ausrichtungsorten zu, eine Garantie für Zuschauer vor Ort in einem dynamischen Pandemie-Geschehen auszusprechen. Wenn man eines im vergangenen Jahr gelernt hat, dann dass Garantien über mehrere Monate keinerlei Wert haben und haben können.

Der Druck, den Ceferin nun im Endeffekt auch auf die politischen Entscheidungsträger in den Ausrichterländern legt ist ungebührlich. Wollt ihr, dass euer Land weiterhin Austragungsort eines prestigeträchtigen Großereignisses ist? Dann sprecht bis spätestens zum 7. April (die Deadline für die Konzepte der Austragungsorte) Garantien wider der Vernunft und Erfahrungswerte der Pandemiezeit aus. Das man bei der UEFA einfach nicht versteht, was man da gerade fordert, wäre noch die versöhnlichere Schlussfolgerung aus den Vorgängen. Doch leider steht am Ende ein Gefühl, welches alles nur noch trauriger macht: Sie wissen genau, was sie tun.

Mehr News und Stories rund um den internationalen Fußball

Photo by Imago

Julius Eid

Seit 2018 bei 90PLUS, seit Riquelme Fußballfan. Gerade die emotionale Seite des Sports und Fan-Themen sind Julius‘ Steckenpferd. Alleine deshalb gilt: Klopp vor Guardiola.


Ähnliche Artikel