Fragen und Antworten zur Mislintat-Entlassung und dem Chaos bei Ajax

25. September 2023 | Global News | BY Manuel Behlert

Sven Mislintat wurde bei Ajax am Sonntagabend entlassen. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer Zusammenarbeit voller Missverständnisse. Das Chaos beim niederländischen Topklub geht indes weiter, die Lage spitzt sich sogar zu. 

Warum kam es zur Trennung von Mislintat?

Im Sommer wurde die Verpflichtung von Sven Mislintat (50) seitens Ajax noch als Coup gefeiert. Nicht überraschend, denn er galt und gilt noch immer als gut vernetzt, mit einem Weitblick für Transfers ausgestattet. Er sollte den Umbruch bei Ajax moderieren und junge, spannende Spieler verpflichten, die über Jahre zum Gesicht des Klubs werden können. Doch zum aktuellen Zeitpunkt muss konstatiert werden, dass es Zweifel gibt, die berechtigt sind. Viele Spieler hatten noch keinen allzu großen Einfluss, die Homogenität im Kader stimmt nicht zu 100 %.



Noch dazu wurde ihm vorgeworfen, bei der Trainersuche den durchaus motivierten Peter Bosz (59) nahezu ignoriert zu haben, um sich am Ende auf Maurice Steijn (43) festzulegen. Experten waren sich bei der Verpflichtung schon einig, dass die Möglichkeit einer Fehleinschätzung besteht. Und in der Tat startete Ajax sportlich alles andere als gut, auf dem Platz war die typische Struktur der Niederländer nur schwer sichtbar. Zudem wurden dem neuen Trainer offenbar einige Wünsche verweigert. All das sorgte natürlich für Unruhe. Intern eckte Mislintat an, vertrat seine Meinung stur.

Ajax Mislintat

(Photo by OLAF KRAAK/ANP/AFP via Getty Images)

Das war auch der Pressemitteilung zur Entlassung zu entnehmen. „Verschiedene Versuche, eine breitere Basis herzustellen, haben nicht zu dem gewünschten Effekt geführt, und das führt zu Unruhe in und um den Klub herum. Das kommt auch durch die enttäuschenden Leistungen“, heißt es dort. Kurzum: Man hatte sich beim niederländischen Klub quasi alles anders vorgestellt.

Wird weiterhin gegen den 50-Jährigen ermittelt?

Und ein Punkt wurde noch außer Acht gelassen: Zuletzt wurde publik, dass es Untersuchungen bezüglich des Transfers von Borna Sosa vom VfB Stuttgart zu Ajax geben soll, auch in Richtung Mislintat werde ermittelt. Die Untersuchung, die von einem Wirtschaftsprüfer durchgeführt wird, wird laut Klubangaben fortgesetzt. Dennoch sei zu trennen: Die Vorwürfe gegen den 50-Jährigen haben nichts mit der endgültigen Entscheidung zur Trennung zu tun.

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Der Vorwurf: Mislintat soll in diesem Sommer über einen Geschäftspartner mit Spielern verhandelt und diese gekauft haben. Dies ist bei an der Börse notierten Unternehmen wie Ajax nicht erlaubt. Es liegt also theoretisch ein Interessenkonflikt vor, für den der 50-Jährige belangt werden kann. Ein solcher Konflikt müsste nämlich dem Aufsichtsrat gemeldet werden. Dies ist im Fall Mislintat allerdings nicht geschehen. Sportliche Konsequenzen bei Ajax hat er nun zwar nicht mehr zu befürchten, aber auch die UEFA könnte einschreiten.

Warum herrscht Chaos bei Ajax und wie geht es weiter?

Warum beim niederländischen Topklub Chaos herrscht ist bereits zum Teil beantwortet. Aber die Geschichte rund um Mislintat ist nicht das einzige Problem. Auch Trainer Steijn steht in der Kritik. Denn trotz eines Kaders. dem es an der perfekten Struktur fehlt, müsste mehr möglich sein, als er aktuell herausholt. Ajax zeigt sich vor allem in der Defensive katastrophal, muss immer wieder leichte Gegentore hinnehmen. Der Höhepunkt diesbezüglich war der 0:3-Rückstand nach 37 Minuten im „Klassieker“ gegen Feyenoord – im heimischen Stadion.

Dieses Spiel verschärfte das Chaos noch einmal. Aus zweierlei Gründen. Einerseits, weil zu erkennen war, wie weit Ajax vom aktuell besten Team in den Niederlanden entfernt ist und andererseits, weil aufgrund von auf den Platz geworfenen Feuerwerkskörpern ein Spielabbruch notwendig war. Das Spiel wird nun wohl am „Grünen Tisch“ gegen Ajax gewertet, das Image des Klubs hat massiven Schaden genommen und auch eine Geldstrafe wird folgen. Ajax im Jahr 2023: Es ist kein Vergnügen für die Fans des Klubs.

(Photo by PHIL NIJHUIS/ANP/AFP via Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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