DFB: Die Lage der Nationalmannschaft – Fragen und Antworten

21. Juni 2023 | News | BY sid

News | Weniger als ein Jahr vor der Heim-EM steckt die DFB-Elf in der Krise. Hier sind Fragen und Antworten zur aktuellen Lage der Nationalmannschaft.

DFB: Alternativen, Hoffnungen, Fahrplan

Wie steht die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ein Jahr vor der Heim-EM da?

Sehr bescheiden: ohne Struktur, Gerüst, funktionierende Taktik. Ohne Begeisterung, die sie Richtung Turnier trägt. Ohne Spieler, die andere mitreißen – aber auch ohne einen Trainer, der alle Spieler mitnimmt. Selbst Rudi Völler spricht inzwischen von einem Problem der Qualität.

Verliert Bundestrainer Hansi Flick jetzt seinen Job?

Nein, das hat DFB-Präsident Bernd Neuendorf am Mittwoch auf SID-Anfrage ausgeschlossen. In einem Telefonat habe Flick ihm versichert, im September werde alles anders. Zurücktreten will Flick auch nicht, er gibt sich stur von seinem Weg überzeugt – obwohl seine Experimente „in die Hose gegangen“ sind, wie er selbst einräumt. Völler wiederum zeigt keine Anzeichen, von seiner Jobgarantie vor dem Kolumbien-Spiel abzurücken. Im Gegenteil, er weist den Spielern die Schuld zu und kündigt Konsequenzen an.

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Gibt es Alternativen?

Die gäbe es wohl, allerdings sind sie sehr kompliziert umzusetzen. Die Wunschlösung Jürgen Klopp steht beim FC Liverpool unter Vertrag, Stefan Kuntz in der Türkei: Beide erscheinen derzeit unrealistisch. Oliver Glasner war bei Eintracht Frankfurt sehr erfolgreich und könnte im Fall der Fälle eine Option werden. Das Problem: Der DFB ächzt unter finanziellen Schwierigkeiten. Andererseits ist ein Übergangstrainer vor einem Heimturnier nicht denkbar. Und: Siehe oben, akut ist es ohnehin nicht.

Welche Konsequenzen meint Völler?

Der Sportdirektor hat angekündigt, dass einige Spieler im September nicht mehr nominiert werden. Dies ist auch ein klarer Auftrag an Flick. Entscheiden muss selbstverständlich der Bundestrainer – aber die beiden sprechen hier wohl mit einer Stimme.

Wen könnte es treffen?

Das ist schwierig zu sagen. Einige seien „an ihre Grenzen gestoßen“, betont Völler, diese Aussage darf nun medial interpretiert werden. Vermeintliche Mitläufer auszutauschen, bringt wahrscheinlich auch nichts für den Kern der Mannschaft, sofern es denn in Zukunft einen geben wird. Ob Flick an gestandene Spieler geht, Leon Goretzka oder Leroy Sane beispielsweise, ist fraglich: Niklas Süle zu beschädigen, war ein Eigentor.



Was macht Hoffnung?

Derzeit: wenig. Vier der vergangenen 16 Länderspiele hat Deutschland gewonnen – gegen eine italienische B-Elf, den Oman, Costa Rica und Peru. Die Bayern-Spieler waren schon gegen Saisonende ausgelaugt, die Dortmunder haben das Titeltrauma in den Knochen. Beides kann sich aber schnell legen. Jamal Musiala und Florian Wirtz könnten bis zur EM den nächsten Schritt gehen – und Flick ist jetzt zu einer Kompromisslosigkeit gezwungen, die er schon vorher hätte zeigen müssen.

Wie geht es weiter?

Mit den nächsten Länderspielen im September, nach zweieinhalb Monaten Sommerpause. Flick verspricht den Fans, dann eine „andere Mannschaft“ aufzubieten – das kann sowohl personell als auch in Bezug auf Fitness, Form und Einstellung verstanden werden. Die Aufgaben sind knackig: Nach der Niederlage bei der WM fordert die deutsche Mannschaft in Wolfsburg am 9. September erneut Japan, drei Tage später wartet in Dortmund der Vize-Weltmeister Frankreich. Im Oktober folgt eine USA-Reise, deren Sinn jetzt schon hinterfragt wird.

Es wird also nicht einfacher?

Nein. Die Maßnahmen und Kader-Streichungen müssen nachvollziehbar kommuniziert werden. Allein schon durch die wahrscheinliche Rückkehr von Manuel Neuer tut sich ein neues potenzielles Problem auf, das Flick zu moderieren hat – obwohl es im Tor noch die geringsten Probleme gibt.

(Photo by Neil Baynes/Getty Images for DFB)


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