Nations League | Strittiger Mbappé-Treffer bringt Frankreich den Titel

10. Oktober 2021 | Weiteres | BY Victor Catalina

News | Am frühen Sonntagnachmittag hatte sich Italien vor eigenem Publikum bereits mit einem 2:1 über Belgien Platz 3 der Nations League gesichert. Im Finale traf Spanien auf Frankreich. Vor allem nach der Pause entwickelte sich eine spektakuläre Partie, die Frankreich dank eines umstrittenen Treffers von Kylian Mbappé 2:1 gewann.

Viel Intensität, wenig Chancen – keine Tore zur Halbzeit

Für die Spanier war es das zweite Spiel in Folge im San Siro. Am Mittwoch besiegten sie an Ort und Stelle Europameister Italien in einem hochklassigen Spiel 2:1. Frankreich drehte 24 Stunden später einen 0:2-Halbzeitückstand gegen Belgien, dank eines Last-Minute-Treffers von Theo Hernández.

Sowohl Luis Enrique, als auch Didier Deschamps wechselten je zweimal: Auf der einen Seite ersetzten Eric García und Rodri Pau Torres sowie Koke. Beim amtierenden Weltmeister rückten Presnel Kimpembe und Aurelién Tchouameni für Bayerns Lucas Hernández sowie Adrien Rabiot.

 



 

In der ersten halben Stunde präsentierten beide hochklassigen Fußball, wenngleich nicht hocheffizienten. Es war eine Partie, die sich nahezu gänzlich im Maschinenraum abspielte. Spanien hatte das Gros an Ballbesitz, Frankreich begann zwar dominant, beschränkte sich im Anschluss – im Wissen um das eigene Tempo – auf Gegenstöße. Spanien versuchte, den Weltmeister defensiv breitzuziehen. Mit der Körperlichkeit von Pogba, Tchouameni, Kimpembe oder Jules Koundé hatte La Roja sichtlich Schwierigkeiten.

So mussten Versuche aus der Distanz herhalten. In Minute 37 setzte Marcos Alonso einen Freistoß aus gut 25 Metern halbrechter Position knapp am rechten Pfosten vorbei. Zwei Minuten vor der Pause zog sich Raphaël Varane eine Muskelverletzung zu, konnte nicht mehr weitermachen. Für ihn kam ein Münchener. Aber nicht Lucas Hernández, sondern Dayot Upamecano. Didier Deschamps wollte einen Innenverteidigung mit zwei Linksfüßern wohl vermeiden.

Bis zur Pause tat sich nichts mehr, in einem Spiel mit lediglich drei Torschüssen. Das Mailänder Publikum setzte die Akteure auf dem Platz bisweilen über die eigene Langeweile in Kenntnis, immer wieder ging ein leichtes Grummeln durch San Siro. Chancen gab es kaum, dafür viele intensive Zweikämpfe. Es bleibt zu sehen, inwiefern sich das in Halbzeit zwei ändert.

Mehr News und Stories rund um die Nationalmannschaften

Frankreich dreht das Spiel – und holt sich die Nations League

Personell gab es keine Veränderungen. Die ersten zehn Minuten spielten sich daher analog zur ersten Halbzeit ab. Also, dann doch der Griff in die Trickkiste: Nach einer Stunde brachte Luis Enrique Yeremi Pino für Pablo Sarabia. Und siehe da, schon tat sich was – allerdings zuerst zu Ungunsten der Spanier: Links im Strafraum kam Theo Hernández zum Abschluss, den er an die Unterkante des Querbalkens donnerte. Die Torlinientechnik meldete sich nicht, der Ball kam noch vor der Linie auf.

Der direkte Gegenzug, 64. Minute, Sergio Busquets bediente mit einem langen Ball Mikel Oyarzabal. Upamecano stellte sich im Zweikampf ungeschickt an, ließ sich von Sociedads Angreifer abkochen, der flach ins lange Eck vollendete.

Photo by Mike Hewitt/Getty Images

Was macht man als Frankreich? Sich kurz schütteln, die Kugel an den linken Strafraumrand zu Karim Benzema spielen und Real Madrids Stürmer traumhaft ins lange Eck schlenzen lassen. Unai Simón touchierte die Kugel noch leicht, konnte sie allerdings nicht mehr über den Querbalken lenken. 66. Minute, 1:1. In der Folge kam auch Kylian Mbappé zu zwei ordentlichen Abschlüssen, beide parierte Unai Simón ohne Probleme.

Besser machte er es in Minute 80. Nach einem Steilpass von Theo Hernández tauchte Frankreichs Nummer 10 frei vor Unai Simón auf, schlug noch einen Übersteiger und beförderte die Kugel ins kurze Eck – Spiel gedreht! Allerdings mit Fragezeichen. Mbappé stand beim Zuspiel eigentlich abseits, sodass im Vorfeld noch ein Spanier den Pass entscheidend abgefälscht haben muss.

Letztlich half es nichts, Spanien brauchte ein Tor. Die beste Chance zum Ausgleich hatte Mikel Oyarzabal. In Minute 89 landete ein langer Ball bei ihm, den Volley aus gut 14 Metern hatte Hugo Lloris sicher. Eine Chance bot sich den Spaniern noch: 94. Minute, im Anschluss an einen Eckball kam Yeremi Pino zum Abschluss, wieder rettete Lloris herausragend.

Letztlich tat sich am Ergebnis nichts mehr. Es ist ein verdienter Sieg für die Franzosen, die – vor allem im ersten Durchgang – eine taktisch disziplinierte Vorstellung ablieferten, die Spanier an ihrer Körperlichkeit abprallen ließen und auch durch den zwischenzeitlichen Rückstand nicht aus dem Konzept kamen. So reichten ein Traumtor von Karim Benzema sowie ein – etwas umstrittener – Treffer Kylian Mbappés zum ersten Nations-League-Titel für Frankreich.

Der Endstand aus San Siro: Spanien 1, Frankreich 2.

Photo by Mike Hewitt/Getty Images

Victor Catalina

 

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


Ähnliche Artikel