Nations League | 3:3! Havertz rettet das Remis bei wildem Spektakel in Wembley!

26. September 2022 | News | BY Victor Catalina

News | Am Montagabend stand der 6. und letzte Spieltag der Nations-League-Gruppenphase an. Das DFB-Team gastierte in Wembley. Vor der Pause tat sich wenig. In der zweiten Hälfte gab Deutschland eine klare Führung her, rettete trotzdem den Punkt, 3:3!

Keine Besserung bei Deutschland, England über Konter gefährlich

Welcome to Wembley! Am heutigen Montagabend empfingen die Three Lions das DFB-Team. Beide gingen mit einer 0:1-Niederlage in die Partie, England in San Siro, Deutschland gegen Ungarn. Das hat zur Folge, dass die Partie sportlich nur noch von überschaubarem Wert ist. Die Mannschaft von Hansi Flick hat in Gruppe A3 das Final Four verpasst (oder den Klassenerhalt gesichert). England hingegen ist mit vier Punkten Rückstand auf den heutigen Gegner bereits sicher in Liga B abgestiegen. Seit einem 3:0 über die Elfenbeinküste im März warten die Gastgeber auf einen Sieg. Die längste Serie in den letzten 30 Jahren. Zudem sind sie die einzige Mannschaft, neben San Marino, die in dieser Nations-League-Saison noch keinen Treffer aus dem Spiel heraus erzielen konnte. Das einzige Tor datiert aus der 88. Minute des Hinspiels in der Allianz Arena.

 



 

Ob des sportlichen Stellenwerts rotierten beide Trainer durch. Bei den Engländern begannen John Stones und Luke Shaw für Kyle Walker sowie Bukayo Saka, die beide auf der Bank saßen.

Viermal wechselte Hansi Flick: Antonio Rüdiger fehlte gelbgesperrt. Serge Gnabry, Thomas Müller und Timo Werner saßen allesamt auf der Bank. Für sie begannen Thilo Kehrer, Nico Schlotterbeck, der in England aufgewachsene Jamal Musiala sowie Kai Havertz. Da auch Manuel Neuer noch immer mit COVID-19 fehlte, führte Joshua Kimmich die Mannschaft als Kapitän aufs Feld.

Deutschland unkreativ, England mit den besseren Chancen

Damit hinein ins Geschehen, das sich alles andere als spektakulär gestalten sollte. England parkte hinten den roten Doppeldeckerbus. Deutschland fiel nichts ein. Auch das Pressing gestaltete sich äußerst zaghaft. 11. Minute, Nick Pope ließ sich unter Druck setzen, sodass Ilkay Gündoğan aus 17 Metern zum Abschluss kam – drüber.

Die besseren Chancen gehörten allerdings den Engländern. 25. Minute, Raheem Sterling wurde steilgeschickt, setzte sich gegen Niklas Süle durch, ließ mit einem Haken auch noch Nico Schlotterbeck aussteigen. Marc-André ter Stegen verhinderte herausragend den Rückstand. Zwei Minuten später brachte Kane den Nachklapp eines Eckballs per Kopf in die Mitte. Den zweiten Versuch trümmerte Englands Kapitän aus spitzem Winkel direkt aufs lange Eck – einen halben Meter vorbei.

Das deutsche Spiel gestaltete sich 1:1 wie die erste Hälfte gegen Ungarn. Willen, koordiniertes Pressing, Kreativität, Präzision. All das ging dem DFB-Team komplett abhanden. Der einzige Unterschied war der Rückstand. Aber daran arbeiteten sie hartnäckig. 44. Minute, Jonas Hofmann lud diesmal mit einem Ballverlust nahe des englischen Strafraums die Gastgeber zum Kontern ein. Kane steckte für Sterling durch, dessen Abschluss ter Stegen aus spitzem Winkel parierte. Phil Foden wäre im Zentrum völlig frei gewesen.

Die beste Offensivaktion des DFB-Teams gab es in der zweiten Minute der Nachspielzeit, als Joshua Kimmich genug vom kaminfeuergleichen Ballbesitzspiel hatte und aus rund 20 Metern selbst draufhielt. Der Ball rauschte knapp am linken Pfosten vorbei. So ging es mit dem verdientesten aller Nullzunulls in die Pause.

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Musialas Duelle gegen Maguire leiten das Spektakel ein

Einmal wechselte Hansi Flick: Timo Werner kam für Jonas Hofmann. Deutschland wurde in den ersten Minuten der zweiten Hälfte etwas druckvoller. In Minute 51 unterlief Harry Maguire zuerst ein hanebüchener Fehlpass vor dem eigenen Strafraum, dem Jamal Musiala nachging, Manchester Uniteds Innenverteidiger zum Tänzchen bot und zu Boden ging. Wenig später schaute sich Danny Makkelie die Szene am Bildschirm zusammen mit Pol van Boekel an – und entschied auf Elfmeter. Maguire traf Musiala klar am Schienbein. Ilkay Gündoğan nahm sich der Sache an. Im Champions-League-Finale 2013 hatte er genau auf der rechten Seite getroffen, genauso wie beim 5:2 gegen Italien. Diesmal entschied er sich fürs rechte Eck. Nick Pope blieb nach seinem Tänzchen in der Mitte stehen. 0:1!

Logischerweise musste England nun mehr tun. 56. Minute, Reece James legte zurück zu Jude Bellingham. Der Dortmunder setzte seinen Versuch allerdings zu hoch an. Stattdessen ergaben sich die Kontergelegenheiten für das DFB-Team. In Minute 59 kam Timo Werner über rechts, Dier fiel ohne Kontakt hin, sodass sich dem Leipziger viel Platz ergab. Anstatt für den Abschluss entschied er sich für den Querpass, der komplett ungenau geriet.

Nach gut einer Stunde, in Minute 62 setzte sich Jamal Musiala hervorragend im Dribbling durch und schickte Werner über links. Diesmal kam der Abschluss – knapp vorbei.

Wesentlich besser – und sehenswerter – machte es Kai Havertz in Minute 67. Harry Maguire versuchte sich in der Offensive und bekam von Musiala den Ball abgenommen. Wieder ging es schnell. Havertz schickte Timo Werner, der geschickt verzögerte und erneut seinen Ex-Teamkollegen von Chelsea an der Strafraumkante einsetzte. Vom Innenpfosten prallte sein Schlenzer ins lange Eck. Traumtor und 0:2!

Allerdings hielt die Herrlichkeit für gerade einmal fünf Minuten. England kam über die rechte Seite. James flankte an den zweiten Pfosten, wo sich Luke Shaw den Ball sogar nochmal zurechtlegen durfte und ihn an ter Stegen vorbeimurmelte.

Nations League England Deutschland

Photo by GLYN KIRK/AFP via Getty Images

Gleich im Anschluss gab es eine verletzungsbedingte Unterbrechung, weil Jude Bellingham Joshua Kimmich wegcheckte. Kaum lief die Partie wieder, kombinierten sich die Engländer über die beiden eingewechselten Bukayo Saka, der von Gnabry nur dezent gestört wurde und Mason Mount einsetzen durfte. Seine Direktabnahme landete maßgenau im langen Eck. Ausgleich! Innerhalb von drei Minuten erzielte die Mannschaft, die bisher noch ohne Tor aus dem Spiel in dieser Nations-League-Saison war, gleich deren zwei.

Sieben Minuten vor Schluss wurden daraus drei, weil Nico Schlotterbeck im Strafraum Jude Bellingham traf. Wieder schaute sich Makkelie die Szene an, wieder zeigte er auf den Punkt. Harry Kane, der bereits im Hinspiel getroffen hatte, nagelte die Kugel sicher in den linken Winkel. Spiel gedreht!

Es schien nun, als hätte sich das deutsche Team komplett ergeben. Dann durften sie in Minute 87 kontern und profitierten davon, dass der eingewechselte Robin Gosens im Angriff nachsetzte, aktiv auf den zweiten Ball ging, was an diesem Abend viel zu selten zu sehen war. Links vor dem Strafraum kam Gnabry zum Schlenzer, den Pope eigentlich sicher hätte parieren müssen. Stattdessen ließ er abprallen und Kai Havertz schob gekonnt mit der Außenseite zum Doppelpack ein!

Trotzdem war dieses Remis alles andere als sicher: 90. Minute, Zuerst konnten sich die Three Lions nur mit sehr viel Mühe aus der eigenen Hälfte befreien. Dann lief Bukayo Saka plötzlich glockenfrei auf ter Stegen zu. Ilkay Gündoğan drängte ihn noch entscheidend ab, sodass Barcelonas Schlussmann zum Eckball parieren konnte, den er im Anschluss sicher abfing.

Mit diesem Ergebnis läuft Deutschland auf Platz 3 der Nations-League-Gruppe A3 ein, weil Italien das Parallelspiel in Budapest nach Treffern von Giacomo Raspadori und Federico Dimarco 2:0 gewinnen konnte. Damit zieht der Europameister ins Final Four ein, Ungarn geht trotz vieler couragierter Auftritte – wie das DFB-Team leer aus.

Für beide war diese Partie die letzte Stunde vor der großen Klassenarbeit. Während das DFB-Team eine Woche vor Turnierbeginn noch einen Auffrischungskurs gegen den Oman einschiebt, geht es für England direkt in medias res, am 21. November gegen den Iran. Deutschland startet zwei Tage später gegen Japan.

Der Endstand aus Wembley: England 3, Deutschland 3.

Photo by BEN STANSALL/AFP via Getty Images

Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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